Durchblick: Soziale Arbeit international. . . . . . . . . . Daniel Gredig1, Albert Scherr2 1Olten, Schweiz 2 Pädagogische Hochschule Freiburg, Freiburg, Deutschland Professionalisierung Sozialer Arbeit – internationale Perspektiven Eine Einleitung in den Schwerpunkt Theorie und Forschung in der Sozialen Arbeit bewegen sich gewöhnlich in einem nationalgesellschaftlichen Rahmen, ohne dass dieser expliziert und reflektiert wird. In der deutschen Fachdiskussion wird als Soziale Arbeit gewöhnlich das in den Blick genommen, was unter Bedingungen des deutschen Sozialstaats, des deutschen Rechts und der deutschen Ökonomie geschieht. Dieser Schwerpunkt zielt mit dem Schwerpunkt auf Professionalisierung darauf, diese Blickverengung aufzubrechen. Die Beiträge geben Einblicke in die Geschichte und Gegenwart Sozialer Arbeit in Australien, Costa Rica, Kanada, Nigeria und Thailand. Bereits ein Gang um den Bodensee würde uns deutlich vor Au- gen führen, dass Soziale Arbeit bei allen Gemeinsamkeiten der drei Länder im deutschsprachigen Raum in einigen Hinsichten eine unterschiedliche Ausgestaltung gefunden hat. Begegnun- gen von Sozialarbeitenden aus Deutschland, Österreich und der Schweiz, wie sie etwa an Tagungen stattfinden, lassen die Un- terschiede jeweils rasch aufspringen: Wenn auch an denselben Werten orientiert und weitgehend dieselben theoretischen Dis- kurse verfolgend, pflegen sich die einen in aller Selbstverständ- lichkeit auf ihr nationales Sozialgesetzbuch zu beziehen – so, als wäre das deutsche Sozialgesetzbuch quasi universell gültig und in Absehung davon, dass Soziale Arbeit nur in einigen wenigen Ländern der Welt über ein derartige rechtliche Verankerung verfügt –, während die anderen rasch von der Selbstmanda- tierung der Sozialen Arbeit und der Bedeutung von kleinen Nichtregierungsorganisationen zu sprechen beginnen. Und nie bleibt der Hinweis aus, dass in den föderalen Staaten auch die Bundesländer, Kantone und Kommunen wichtige Ebenen der Gestaltung Sozialer Arbeit darstellen. Denn bedeutsame Unter- schiede in der Ausgestaltung der Sozialen Arbeit werden nicht nur im Vergleich der Nationalgesellschaften deutlich, sondern sind auch innerhalb dieser festzustellen. Am Bodensee oder am Basler Dreiländereck wird insofern im Kleinen konkret greifbar, was mit Blick auf Europa und darüber hinaus weltweit gilt: Die sozialen, politischen, rechtli- chen, ökonomischen und soziokulturellen Unterschiede zwi- Sozial Extra 2023 · 47 (4): 215–218 https://doi.org/10.1007/s12054-023-00604-5 Eingegangen: 1. Juli 2023 Angenommen: 1. Juli 2023 Online publiziert: 17. August 2023 © The Author(s) 2023, korrigierte Publikation 2023 schen Nationalgesellschaften und ihrer wohlfahrtsstaatlichen Verfassung sind auch für die Soziale Arbeit, ihre nationalgesell- schaftlichen Ausprägungen, folgenreich (Lorenz 2006)1. Denn bereits das Ausmaß der Problemlagen, mit denen Soziale Arbeit befasst ist, unterscheidet sich erheblich, wie schon ein ober- flächlicher Vergleich, z.B. zu nationalen Armuts- und Arbeits- losenraten (UNDP 2022), zu Vernachlässigung von Kindern (Kobulsky et al. 2019) und zu Kinderarbeit (ILO und UNICEF 2021), zur Betroffenheit von Krankheiten, wie HIV und AIDS (UNAIDS 2022), zu Inhaftiertenraten2 oder den Opfern von Gewalt3, zeigt. Nicht zuletzt die (Nicht-)Verankerung sozial- staatlicher Prinzipien im jeweiligen nationalen Recht sowie die Leistungsfähigkeit und die Qualität der sozialstaatlichen Infra- struktur haben Auswirkungen auf die Anforderungen an die Soziale Arbeit und ihre Möglichkeiten (Lorenz 2004). Wie in den Beiträgen dieses Schwerpunkts deutlich wird, unterscheidet sich die Soziale Arbeit in nationalstaatlichen Kontexten auch im Hinblick darauf, wie das Selbstverständnis Sozialer Arbeit als Profession ausgeprägt ist sowie ob bzw. wie Professionalisierung tatsächlich durch die Ausbildung und die Organisationsformen Sozialer Arbeit gewährleistet ist. Die Beiträge von Solomon Amadasun und Mel Gray zu Nigeria, Leanne Schubert zu Australien, Itzel Granados Valverde zu Costa Rica und Susan Preston zu Kanada geben dazu exem- plarische Einblicke in die in vieler Hinsicht unterschiedlichen Bedingungen und Formen von Professionalisierung Sozialer Arbeit. In diesem Schwerpunkt sollte zudem – um alle Kontinente zu berücksichtigen – ein Beitrag von Kitipat Nontapattamadul zur Sozialen Arbeit in Thailand erscheinen, der uns bereits in übersetzter Form vorlag. Aus Gründen, die wir nicht abschlie- ßend nachvollziehen können, hat der Autor dann jedoch die rechtlich erforderliche Zustimmung zur Veröffentlichung sei- nes Beitrags nicht erteilt. Wir bedauern dies, da dadurch eine wichtige Perspektive auf die Entwicklung und Professionalisie- rung Sozialer Arbeit hier nicht repräsentiert werden kann. 1 Ein eindrückliches Beispiel für eine „nationale Manifestation Sozialer Arbeit“ (Lorenz 2004), die so weit gehen kann, dass sie mit den international anerkannten Wertender SozialenArbeit konfligiert, wird inder ReaktiondesNationalenVerbands der Sozialarbeiter Ugandas von 2010 ersichtlich, in der die Androhung massiver Repression vonMenschen mit gleichgeschlechtlicher sexueller Orientierung durch strafrechtlichenBestimmungen, diemassloseBestrafungenvorsehen, gutgeheißen wird.(DieStellungnahmekannaktuellnichtmehrimNetzgefundenwerden.). 2 Siehe etwa https://worldpopulationreview.com/country-rankings/incarceration- rates-by-country. 3 Siehe etwa https://worldpopulationreview.com/country-rankings/murder-rate- by-country.Nicht. 4 · 2023 Sozial Extra 215 https://doi.org/10.1007/s12054-023-00604-5 https://worldpopulationreview.com/country-rankings/incarceration-rates-by-country https://worldpopulationreview.com/country-rankings/incarceration-rates-by-country https://worldpopulationreview.com/country-rankings/murder-rate-by-country.Nicht https://worldpopulationreview.com/country-rankings/murder-rate-by-country.Nicht Durchblick: Soziale Arbeit international. . . . . . . . . . . . . Zusammenfassung · Abstract D. Gredig · A. Scherr Professionalisierung Sozialer Arbeit – internationale Perspektiven. Eine Einleitung in den Schwerpunkt Zusammenfassung Die Diskussion um Professionalität und Professionalisierung Sozialer Arbeit ist im deutschen Sprachraummit einem Fokus auf Merkmale professionellen Handelns geführt worden. In international verglei- chender Perspektive wird dagegen deutlich, dass Möglichkeiten und Schwierigkeiten von Professionalisierung von gesellschaftlichen Rahmenbedingungen sowie davon abhängig sind, welchen Einfluss die Selbstorganisationsstrukturen der Sozialen Arbeit auf Ausbildung, Zulassung zum Beruf und die Einhaltung fachlicher Standards haben. Schlüsselwörter Professionalisierung · Organisationsformen · Berufsverbände · Ausbildung · Internationaler Vergleich Professionalization of Social Work—International Perspectives. An Introduction to the Focus Abstract The discussion about professionalism and professionalization of social work has been conducted in the German-speaking world with a focus on characteristics of professional action. In an international comparative perspective, on the other hand, it becomes clear that the possibilities and difficulties of professionalization depend on societal framework conditions as well as on the influence that the self-organizing structures of social work have on training, admission to the profession, and compliancewith professional standards. Keywords Professionalization · Professional associations · Types of organizations · Professional training · International comparison Dimensionen von Professionalität Ein Blick über den Tellerrand der deutschsprachigen Diskus- sion hinaus zeigt zudem: Dass Soziale Arbeit eine Profession ist oder jedenfalls sein soll, gilt in der internationalen Diskus- sion als unstrittig. Dies kommt exemplarisch in der „Global Definition of Social Work“ zum Ausdruck, die von der „In- ternational Association of Schools of Social Work“ (IASSW) und der „International Federation of Social Workers“ (IFSW) 2014 verabschiedet wurde. Soziale Arbeit wird dort als eine „practice-based profession and an academic discipline“4, also als eine praxisbezogene Profession und eine eigenständige wis- senschaftliche Disziplin verstanden.5 Für die wissenschaftliche Diskussion über die Soziale Ar- beit als Profession ist dabei – und dies nicht nur im deutschen Sprachraum – ausschlaggebend, dass Professionen als ein be- sonderer Typus von Berufen verstanden werden. So formuliert z.B. der „Australian Council of Professions“ wie folgt: „Eine Profession ist eine bestimmte Regeln anerkennende Gruppe von Individuen, die sich an ethische Standards halten und die von der Öffentlichkeit als Personen akzeptiert werden, die über besondere Kenntnisse und Fähigkeiten in einem weithin aner- kannten Wissensgebiet verfügen, das auf Forschung, Bildung und Ausbildung auf hohem Niveau beruht, und die bereit sind, diese Kenntnisse und Fähigkeiten im Interesse anderer anzu- wenden.“ (Übersetzung D.G./A.S.)6. 4 https://www.iassw-aiets.org/global-definition-of-social-work-review-of-the- global-definition/. 5 Eine deutsche Fassung der internationalen Definition ist hier zu finden: https:// www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit/deutsche-fassung.html. 6 Im Original: „A Profession is a disciplined group of individuals who adhere to ethical standards and who hold themselves out as, and are accepted by the public as possessing special knowledge and skills in a widely recognised body of learning derived fromresearch,educationandtrainingatahigh level, andwhoarepreparedto apply this knowledgeandexercise these skills in the interestofothers.“ (https://www. professions.org.au/what-is-a-professional). Professionen sind – und diesbezüglich stimmen unter- schiedliche professionstheoretische Zugänge im Kern überein (s. als Überblick etwa Combe und Helsper 1996) – solche Berufe, die Entscheidungen auf der Grundlage wissenschaft- lichen Wissens und ethischer Grundsätze treffen und dabei über ein hohes Maß an Verantwortlichkeit für schwierige und folgenreiche Entscheidungen sowie an Entscheidungsautono- mie verfügen. Ob und wie der so bestimmte Anspruch auf Professionalität auch realisiert werden kann, hängt mit der Stellung von Professionen in den Entscheidungshierarchien von Organisationen sowie mit der institutionellen Selbstkon- trolle von Professionen zusammen (vgl. Bommes und Scherr 2012, S. 279ff.): Im Fall der klassischen Professionen gilt diesbezüglich idealiter: Nur Ärzte sind z.B. kompetent zu ent- scheiden, welche Krankheit vorliegt und was die angemessene Therapie ist, und diese Entscheidung kann nicht durch An- gehörige anderer Berufsgruppen außer Kraft gesetzt werden. Und die Überprüfung der Frage, ob Professionelle tatsächlich den fachlichen und ethischen Standards ihrer Profession ge- recht werden, obliegt im Fall der klassischen Professionen den Standesorganisationen der jeweiligen Berufsgruppe, also z.B. der Ärztekammer. Ein hohes Maß an Entscheidungsautonomie kennzeichnet also einerseits das Verhältnis des Professionellen zu seinen Klient_innen, andererseits die Festlegung profes- sioneller Standards und die Kontrolle ihrer Einhaltung durch eigenständige Organisationen der jeweiligen Profession. Dass professionell gehandelt wird, wird demnach nicht allein durch die individuelle Kompetenz der Fachkräfte gewährleistet, son- dern auch durch institutionelle Regulierungen. Perspektiven des internationalen Vergleichs Auf Grundlage der skizzierten Überlegungen kann eine Rei- he von Leitfragen genannt werden, die für eine international vergleichende Betrachtung von Professionalisierung bedeutsam sind: 216 Sozial Extra 4 · 2023 https://www.iassw-aiets.org/global-definition-of-social-work-review-of-the-global-definition/ https://www.iassw-aiets.org/global-definition-of-social-work-review-of-the-global-definition/ https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit/deutsche-fassung.html https://www.dbsh.de/profession/definition-der-sozialen-arbeit/deutsche-fassung.html https://www.professions.org.au/what-is-a-professional https://www.professions.org.au/what-is-a-professional Durchblick: Soziale Arbeit international. . . . . . . . . . • Besteht im nationalen Kontext innerhalb der Berufsgruppe ein Konsens darüber, welchesWissen und welche Fertigkeiten notwendige Bedingungen einer kompetentenBerufsausübung sind? • Ist dieser Konsens durch wissenschaftliche Theoriebildung und Forschung fundiert und schließt er gut begründete ethi- sche Prinzipien ein? • Sind Ausbildungsgänge etabliert, die eine Vermittlung der für die Profession zentralen Kenntnisse und Fertigkeiten tatsäch- lich gewährleisten? • Wie sind Forschung undTheorieentwicklung, die auf dieWei- terentwicklung professionellen Wissens ausgerichtet sind, an Hochschulen verankert? • Setzt die Berufsübung einschlägige Abschlüsse tatsächlich vo- raus, ist die Berufsbezeichnung geschützt und wer entscheidet über die Zulassung zur Berufsausübung? • Wie stellt sich gesellschaftliche Wertschätzung (Reputation, Bezahlung) in den nationalen beruflichen Prestigehierarchien dar? • Wird die Einhaltung fachlicher und ethnischer Standards während der Berufsausübung überprüft und wenn ja, durch wen? • Können Klient_innen Rechtsmittel gegen Entscheidungen der Professionellen ergreifen? • Besteht eine Pflicht der beruflichen Fort- und Weiterbildung, und wenn ja, durch wen wird diese gewährleistet? • Welche Tätigkeitsfelder werden als Handlungsfelder der Pro- fession Soziale Arbeit verstanden, und wir werden die Tä- tigkeiten von Sozialarbeitenden von den Tätigkeiten der An- gehörigen anderer, z.B. zu psychotherapeutischer, pädagogi- scher und juristischer Berufe abgegrenzt? Die Beiträge dieses Schwerpunktes lenken den Blick über den deutschsprachigen Raum hinaus und auf jene Aspekte von Professionalität und Professionalisierung, die in der gängigen deutschsprachigen Diskussion zum Thema Professionsentwick- lung bislang weniger Beachtung gefunden haben. Sie können selbstverständlich keine umfassende Bearbeitung der oben auf- geführten Gesichtspunkte vornehmen, sondern greifen einzelne Aspekte auf. Kontextualisierung Der Präsenz von Sozialer Arbeit auf fünf Kontinenten entspre- chend baten wir Vertreter_innen der Sozialen Arbeit aus Afri- ka, Asien, Australien, Lateinamerika und Nordamerika – und damit bewusst aus Ländern außerhalb Europas – einen Ein- blick in den Stand der Entwicklung der Profession in ihren Wohnsitzländern zu geben. Die Auswahl der Beiträge folgte drei nicht ganz systematischen Kriterien: Von jedem Kontinent, und damit aus jeder Länderregion der International Federation of Social Workers, sollte ein Land vertreten sein. Auf unseren Vorkenntnissen basierend sollten sich die Länder hinsichtlich der oben erwähnten Aspekte der Professionalisierung von So- zialer Arbeit unterscheiden. Und nicht zuletzt berücksichtigen wir Autor_innen, die zu diesen Fragen schon publiziert hatten oder von denen wir wussten, dass sie aufgrund ihres verbandli- chen Engagements oder ihrer Spezialisierung auf internationale Fragen in der Position waren, einen Betrag zu „ihrem Land“ zu verfassen. Wir baten die Autor_innen, auf vier Aspekte einzugehen: • Die Soziale Arbeit im betreffenden Land kurz zu kontextuali- sieren; • den Anteil der Professionellen an den Arbeitstätigen im Land zu ermitteln; • die Angehörigen der Profession hinsichtlich demografischer Merkmale und Ausbildungswege zu beschreiben und • auf Fragen der Regulierung der Profession einzugehen. Dennoch sind die Beiträge in erwartbarer Weise unterschied- lich geworden: Sie lassen deutlich werden, mit welchen Lücken und Ungenauigkeiten schon die Quantifizierung und Beschrei- bung der Profession jeweils zu kämpfen hat. Die Autor_innen setzen zudem unterschiedliche Akzente. Wir schlagen vor, dies als einen Teil der Botschaft zu interpretieren: Worauf sie jeweils eingehen und was sie in den Vordergrund rücken verdeutlicht, wo die Aufmerksamkeit der Berichterstatter_innen liegt, was aus ihrem Verständnis heraus thematisiert gehört oder bedeut- sam ist, weil es sie in ihrem nationalgesellschaftlichen Kontext besonders beschäftigt oder herausfordert. Die Ausführungen sind auf unseren Wunsch hin an jenen Stellen ausführlicher, die im Kontrast zur Sozialen Arbeit im deutschsprachigen Raum stehen. Der Schwerpunkt kann nicht beanspruchen, einen systema- tischen Vergleich zu ermöglichen. Er bietet aber eine Gele- genheit, sich anhand von Einblicken in fünf Länder über den gewohnten Rahmen hinaus mit dem Entwicklungsstand der Sozialen Arbeit zu befassen. Er eröffnet eine Chance zu einem komplexeren Verständnis von Sozialer Arbeit, zu einer Relati- vierung der nationalstaatlich geformten Selbstverständlichkei- ten und einer Perspektivenerweiterung, die – wie Internatio- nalität generell – dazu verhelfen soll, eine mögliche „Begrenzt- heit und Borniertheit der eigenen kulturellen, sozialen und ge- sellschaftlichen Hintergründe zu überwinden“ (Schweppe 2005, S. 585 f.). Vergleicht man die Befunde zu den ausgewählten Ländern mit der Situation in Deutschland, Österreich und der Schweiz, scheint uns besonders bemerkenswert, dass fast durchgängig die Kolonialisierungserfahrungen der Bevölkerung in diesen Ländern zur Kontextualisierung von Sozialer Arbeit heute her- angezogen werden, wie klar die Verstrickung der Sozialen Ar- beit mit kolonialisierenden Praxen, aber auch mit dem darauf reagierenden „nation building“ benannt wird, und wie deutlich eine Umorientierung der Sozialen Arbeit in den letzten fünf- zig Jahren fassbar wird. Darüber hinaus wird in eindrücklicher Weise deutlich, wie stark unterschiedlich die Selbstregulation der Sozialen Arbeit als Profession in diesen Ländern ausgestal- tet ist und es durchaus diskussionswürdig ist, ob und in welcher Weise diese Formen der Selbstregulierung dazu geeignet sind, der Entwicklung im deutschsprachigen Raum als Vorbild zu dienen. Literatur Combe, A. & Helsper, W. (Hrsg.) (1996). Pädagogische Professionalität. Frankfurt a.M.: Suhrkamp. International Labour Office, & UNICEF(2021). Global estimates 2020, trends and the road forward. New York: ILO and UNICEF. Kobulsky, J., Dubowitz, H., & Xu, Y. (2019). The global challenge of the neglect of children. Child Abuse Neglect. https://doi.org/10.1016/ j.chiabu.2019.104296. 4 · 2023 Sozial Extra 217 https://doi.org/10.1016/j.chiabu.2019.104296 Durchblick: Soziale Arbeit international. . . . . . . . . . . . . Lorenz, W. (2004). Soziale Arbeit und der Umgang mit Grenzen – Globalisierung als Herausforderung für sozialpolitisch bewusstes Handeln. In H.G. Homfeldt & K. Brandhorst (Hrsg.), International vergleichende Soziale Arbeit. Sozialpolitik – Kooperation – Forschung. Grundlagen der Sozialen Arbeit, (Bd. 10, S. 40–51). Lorenz, W. (2006). Perspectives on European social work. From the birth of the nation state to the impact of globalisation. Opladen, Farmington Hills: Barbara Budrich. Bommes, M. & A. Scherr (2012). Soziologie der Sozialen Arbeit: Eine Einführung in Formen und Funktionen organisierter Hilfe (2. Aufl.). Weinheim: Beltz Juventa. Schweppe, C. (2005). Internationalität als Erkenntnispotenzial in der Sozialen Arbeit. Neue Praxis, 6, 575–587. UNAIDS (2022). In danger: UNAIDS global AIDS update 2022. Geneva: UNO. UNDP (2022). Global multidimensional poverty index 2022. https://hdr.undp.org/ system/files/documents/hdp-document/2022mpireportenpdf.pdf. Zugegriffen: 17.07.2023. Korrespondenzadresse Albert Scherr Pädagogische Hochschule Freiburg Freiburg, Deutschland scherr@ph-freiburg.de *1958,Dr. phil., Soziologe. Seniorprofessor am Institut für Soziolo- gie der PädagogischenHochschule Freiburg, Research Fellowan derUniversity of the Free State, QwaQwaCampus, SouthAfrica. Funding. Open Access funding enabled and organized by Projekt DEAL. Open Access.Dieser Artikel wird unter der Creative Commons Namensnen- nung 4.0 International Lizenz veröffentlicht, welche dieNutzung, Verviel- fältigung, Bearbeitung, Verbreitung undWiedergabe in jeglichemMedium und Format erlaubt, sofern Sie den/die ursprünglichen Autor(en) und die Quelle ordnungsgemäßnennen, einen Link zur Creative Commons Lizenz beifügen und angeben, ob Änderungen vorgenommenwurden. Die in diesemArtikel enthaltenen Bilder und sonstiges Drittmaterial un- terliegen ebenfalls der genannten Creative Commons Lizenz, sofern sich aus der Abbildungslegende nichts anderes ergibt. Sofern das betreffende Material nicht unter der genannten Creative Commons Lizenz steht und die betreffendeHandlungnichtnachgesetzlichenVorschriftenerlaubt ist, ist für die oben aufgeführtenWeiterverwendungendesMaterials die Einwilligung des jeweiligen Rechteinhabers einzuholen. WeitereDetails zur Lizenz entnehmen Sie bitte der Lizenzinformation auf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de. 218 Sozial Extra 4 · 2023 https://hdr.undp.org/system/files/documents/hdp-document/2022mpireportenpdf.pdf https://hdr.undp.org/system/files/documents/hdp-document/2022mpireportenpdf.pdf http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/deed.de Professionalisierung Sozialer Arbeit – internationale Perspektiven Zusammenfassung Abstract Dimensionen von Professionalität Perspektiven des internationalen Vergleichs Kontextualisierung Literatur