Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW Bachelor-Studium in Sozialer Arbeit Olten, Herbstsemester 2019 Herausforderung: Jung, Mutter und Schulden Eine Auseinandersetzung mit der Lebenslage junger Mütter mit Schulden und dem daraus resultierenden Handlungsbedarf für die Soziale Arbeit Abb 1: Wilfried Glienke / dpa Picture Alliance / picturedesk.com Eingereicht bei: MA, Frau Sarah Bestgen, Olten im Januar 2020 Verfasserin: Rahel Schwarz, 16-649-311 Abstract Die vorliegende Bachelor-Thesis behandelt die Lebenslage von jungen Müttern im Alter zwischen 18 und 25 Jahren mit Schulden. Anhand der Lebenslagendimensionen Bildung, Einkommen, Arbeit, Gesundheit, Soziale Netzwerke und Wohnen wird die Spezifik der Lebenslage junger Mütter beleuchtet und damit einhergehende mögliche Herausforderungen herausgearbeitet. Strukturelle sowie individuelle Barrieren werden diskutiert. Die Schuldenthematik in der Schweiz wird erörtert, ihre Bedeutung und Verbindung mit der Lebenslage „Junge Mutter“ erarbeitet. Das methodische Vorgehen mittels Literaturrecherche widmet sich der Fragestellung, welche Herausforderungen die Lebenslage von verschuldeten jungen Müttern schafft. Abschliessend wird erörtert, welche Folgerungen sich daraus für die Soziale Arbeit ergeben und konkrete Handlungsmöglichkeiten der Sozialen Arbeit werden vorgestellt. 1 Einleitung ................................................................................................................................. 1 1.1 Ausgangslage ..................................................................................................................... 1 1.2 Fragestellung ...................................................................................................................... 3 1.2.1 Begriffserklärung .......................................................................................................... 3 1.2.1 Fragestellung in Bezug zur Sozialen Arbeit ................................................................. 5 1.3 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit ................................................................. 5 2 Das Lebenslagenkonzept – Theoretische Grundlegung und Bezug zur Sozialen Arbeit . 6 2.1 Die Lebenslagen ................................................................................................................. 6 2.2 Begriffsgeschichte ............................................................................................................... 7 2.3 Lebenslagendimensionen ................................................................................................... 9 2.4 Kritik am Lebenslagenkonzept .......................................................................................... 12 2.5 Weiterentwicklung des Konzepts ...................................................................................... 13 2.6 Nutzen des Lebenslagenkonzepts für die Soziale Arbeit .................................................. 14 3 Lebenslage „Junge Mutter“ .................................................................................................. 15 3.1 Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz ........................................................................ 15 3.1.1 Kritische Lebensereignisse und Alltagsprobleme ...................................................... 16 3.1.2 Ressourcen und Schutzfaktoren ................................................................................ 17 3.1.3 Bezug zur Lebenslage „Junge Mutter“ ....................................................................... 17 3.2 Lebenslage junge Mutterschaft ......................................................................................... 18 3.3 Lebenslage Alleinerziehend .............................................................................................. 20 3.4 Herausforderungen von jungen Müttern nach Lebenslagendimensionen ........................ 21 3.4.1 Bildung ....................................................................................................................... 21 3.4.2 Einkommen und Sozialhilfeunterstützung junger Mütter ........................................... 23 3.4.3 Erwerbstätigkeit ......................................................................................................... 24 3.4.4 Gesundheit ................................................................................................................ 26 3.4.5 Soziale Netzwerke ..................................................................................................... 27 3.4.6 Wohnen ..................................................................................................................... 28 3.5 Zusammenfassung ........................................................................................................... 31 4 Schuldenproblematik in der Schweiz .................................................................................. 31 4.1 Verschuldung, Überschuldung und existenzielle Verschuldung ....................................... 32 4.2 Verschuldungsarten .......................................................................................................... 34 4.3 Ursachen für Verschuldung und Verschuldungstypen ...................................................... 34 4.4 Armut und Schulden ......................................................................................................... 36 4.5 Sozialhilfe und Schulden ................................................................................................... 37 4.6 Rechtliche Rahmenbedingungen von Verschuldung in der Schweiz ................................ 38 4.7 Verschuldung von jungen Erwachsenen ........................................................................... 39 4.8 Auswirkungen von Schulden auf die Lebenslage junger Erwachsener ............................ 41 5 Diskussion und Erkenntnisse .............................................................................................. 43 5.1 Zusammenhang und Herausforderungen ......................................................................... 43 5.2 Folgerungen zum Handlungsbedarf für die Soziale Arbeit ............................................... 47 5.3 Ausblick ............................................................................................................................. 49 5.4 Reflexion ........................................................................................................................... 52 6 Literaturverzeichnis .............................................................................................................. 54 7 Abbildungsverzeichnis ......................................................................................................... 68 8 Anhang ................................................................................................................................... 68 1 Einleitung Einleitend wird die Thematik, die Ausgangslage und die betroffene Zielgruppe dargestellt. Daran anschliessend wird das Forschungsinteresse der vorliegenden Bachelor Arbeit beschrieben und die daraus resultierende Fragestellung mit Relevanz für die Profession Soziale Arbeit hergeleitet. Das Kapitel abschliessend, wird das methodisch Vorgehen und der Aufbau der Arbeit dargelegt. 1.1 Ausgangslage Das gesellschaftliche Verständnis bezüglich Jugend und Mutterschaft hat sich in den letzten vierzig Jahren stark verändert. Es gab Zeiten (und gibt Orte), da war (und ist) im Alter von zwanzig Jahren Mutter zu sein eine Normalität. Niemand wäre auf die Idee gekommen, diese Frauen als junge Mütter zu bezeichnen. Heute werden Frauen im Alter zwischen 18 und 25 Jahren welche bereits Kinder haben, hierzulande als junge Mütter angesehen. Vor dem Gesetz ist eine Person mit achtzehn Jahren volljährig und damit eine erwachsene Person. Martina Fink, Psychologin in der Landes-Frauen- und Kinderklinik Linz erklärt, dass dies bezüglich der körperlichen Entwicklung stimmt, jedoch aus psychologischer Sicht die Persönlichkeitsentwicklung hin zum Erwachsen-Sein in diesem Alter noch nicht abgeschlossen ist (vgl. Forum Gesundheit 2015). Die Umwelt behandelt Menschen im Alter zwischen fünfzehn und achtzehn Jahren oft noch als Kinder, da sie aufgrund des Andauerns der Ausbildung finanziell noch von den Eltern abhängig sind. Der Eintritt in die Welt der Erwachsenen, welche durch finanzielle und soziale Stabilität und Sicherheit geprägt ist, verschiebt sich nach hinten – und somit auch das Alter von Müttern (vgl. Forum Gesundheit 2015). Das Durchschnittsalter bei der Erstgeburt ist in der Schweiz angestiegen und liegt bei 30.7 Jahren. In Österreich liegt der entsprechende Wert bei 29.2, in Deutschland bei 29.4 Jahren. (vgl. Bundesamt für Statistik: 2019a). Währenddessen besagt eine andere Statistik über Lebendgeburten bezüglich dem Alter der Mutter, dass im Jahr 1970, 33.1 Prozent der Frauen ihr Kind mit 25 Jahren oder jünger geboren haben und dieser Anteil bis heute abnahm. Im Jahr 2018 waren es nur noch 5.9 Prozent (vgl. Bundesamt für Statistik: 2019a). Somit liegt es auf der Hand, dass Frauen, die heute mit 20 Jahren ihr erstes Kind zur Welt bringen, in der Gesellschaft als jung gelten (vgl. Chamakalayil 2018: 221). 1 Die Schwangerschaft im Jugend- und jungen Erwachsenenalter verändert die Lebenssituation der werdenden Mütter. Die junge Mutter muss sich einerseits mit dem eigenen Erwachsen-Werden und damit einhergehenden Entwicklungsaufgaben beschäftigen, anderseits mit der Mutterschaft und diesbezüglichen Verantwortlichkeiten (vgl. Biegala 2013: 1). Hinzu kommt, dass laut Bundesamt für Statistik (BFS) immer mehr Kinder alleinerziehend aufwachsen, wobei knapp 86 Prozent dieser Kinder bei den Müttern leben (vgl. Amacker/Funke/Wenger 2017: 1). Zu einer der zentralen Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz gehört der Übergang in die Ausbildungs- und Berufswelt. Die selbstverantwortliche Bewältigung der schulischen und beruflichen Herausforderungen hat zum Ziel, dass eine Person einen Beruf ausüben und sich ökonomisch und sozial absichern kann (vgl. Stangl 2019a). Die jungen Erwachsenen lernen in dieser Phase also auch den Umgang mit Geld kennen. Laut einer Untersuchung zu jungen Erwachsenen und deren Umgang mit finanziellen Mitteln, wollen die Befragten einerseits „erwachsen“ und unabhängig sein, anderseits aber das Leben geniessen und Spass haben. Dazu benutzen sie das Mittel Geld, welches ihnen Genuss, Zugehörigkeit und Autonomie verschafft. Der Umgang mit Geld muss wie jede andere Kompetenz erstmal erlernt werden (vgl. Streuli o.J.: 4). Untersuchungen in Deutschland und in der Schweiz haben gezeigt, dass ökonomische Kenntnisse die Wahrscheinlichkeit sich zu verschulden senken (vgl. Costantino/Zurn-Vulliamoz 2009: 8). Die Finanzkompetenz ist eine Fähigkeit, deren Erwerb bereits in der Kindheit beginnt (vgl. Costantino/Zurn-Vulliamoz 2009: 9). Fehlt die Vermittlung dieser Kompetenz, kann dies zu Schulden führen. Doch nicht nur die fehlende Kompetenz kann zu einer Schuldenproblematik führen, meistens kumulieren sich die Schwierigkeiten der Lebenslage bereits vor der Verschuldungssituation. Auslöser können u.a. auch Lebenskrisen und Schicksalsschläge sein (vgl. Mattes et. al 2008: 147). Laut den Erhebungen SILC (Statistics on Income and Living Conditions) 2013 lebten 40 Prozent der Schweizer Bevölkerung in einem Haushalt mit mindestens einer Art von Schulden und 8 Prozent mit mindestens drei Schuldenarten1. Interessant ist, dass die Bevölkerungsgruppen, die mit drei Schuldenarten leben, zu 13.6 Prozent davon Personen zwischen 18 und 24 Jahren sind und zu 12.9 Prozent Familien mit einem Kind (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Diese Zahlen legen eine Betroffenheit von jungen Müttern nahe. Weitere Zahlen konnten durch die Betreibungs- und Konkursämter zusammengetragen werden: Im Jahr 2016 wurde an 2'938’650 Personen ein Zahlungsbefehl zugestellt. Ob es sich hier nur um natürliche Personen handelt, kann aus der Statistik zwar nicht entnommen werden (vgl. Bundesrat 2018a: 7). Dennoch ist es ein starkes Indiz, dass sich zahlreiche Privatpersonen und Privathaushalte in der 1 Beispiele von Schuldenarten in der Schweiz: Fahrzeug-Leasings, Kleinkredite/Konsumkredite, Ratenzahlung, Verschuldung bei Familie oder Freunden, Zahlungsrückstand, Kontoüberziehung, Kreditkartenrechnungen (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Vgl. Kapitel Verschuldungsarten 4.2. 2 Schweiz verschuldet haben. Umgekehrt, und die Problematik verschärfend, ist die Chance aus den Schulden herauszukommen gering (vgl. Hamburger/Meier 2015: 1). Die vorliegende Arbeit will sich einerseits mit der Lebenslage junger Mütter anderseits mit der Problematik von Schulden auseinandersetzen und die daraus resultierenden Herausforderungen der Betroffenen darlegen. Die Erkenntnisse der Arbeit nutzen der Autorin bei der beruflichen Bearbeitung zur Schuldenproblematik, indem sie hilft, die Lebenslage von jungen Müttern besser zu erfassen. Des Weiteren, kann die Arbeit aufzeigen, dass Schulden und finanzielle Schwierigkeiten ein wichtiges und aktuelles Thema für die Soziale Arbeit sind, und welcher Handlungsbedarf besteht. Das Lebenslagekonzept dient in dieser Arbeit als Instrument um die Lebenslage von jungen Müttern strukturiert herauszuarbeiten um anschliessend den Zusammenhang mit Verschuldung besser zu verstehen. 1.2 Fragestellung Die Ausgangslage zeigt, dass sich junge Mütter verschiedenen Herausforderungen stellen müssen. Kommen noch finanzielle Schulden hinzu, steigt die Belastung. Die Verschuldung entsteht sehr oft in persönlichen Krisen und ist häufig mit Überforderung durch administrativen Anforderungen verbunden (vgl. Schwarz 2019: 16). Die Studie „Armut und Schulden in der Schweiz“ konnte belegen, dass besonders Familien mit Kindern von Zahlungsrückständen und daraus resultierenden Schulden betroffen sind (vgl. Netzwerk Kinderbetreuung 2018). Um die Fragestellung präzise formulieren zu können, müssen erst die Begriffe „Junge Erwachsene“, „Adoleszenz“ und „Verschuldung“ definiert werden. 1.2.1 Begriffserklärung Junge Erwachsene Eine eindeutige Begriffserklärung zu „junge Erwachsene“ gibt es nicht. Laut United Nations (UN) (2010) werden 13-19-Jährige als Teenager und 20-24-Jährige als junge Erwachsene bezeichnet (vgl. Gerlich/Liersch/Walter 2011: 4). Die Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) definiert junge Erwachsene als Personen zwischen dem 18. und 25. Altersjahr (vgl. SKOS o.J.a). Der Begriff „Junge Erwachsene“ kommt aus der Jugendforschung der 1990er-Jahre und besagt, dass die Jugendphase und der Übertritt ins erwachsene Alter schwer abzugrenzen seien (vgl. Bundesamt für Statistik 2009a: 8). Zu den wichtigen Statuspassagen, welche junge Erwachsene durchleben, gehören u.a. das Abschliessen einer Ausbildung, der Eintritt ins Erwerbsleben, der Auszug in eine eigene Wohnung, sowie die Gründung einer eigenen Familie (vgl. Bundesamt für 3 Statistik 2009a: 8). Die Zielgruppe, welche in dieser Arbeit untersucht werden soll, sind junge erwachsene Mütter im Alter zwischen 18 und 25 Jahren. Adoleszenz In der Adoleszenz erfolgen wesentliche mentale und soziale Entwicklungsschritte. Häufig wird die Adoleszenz in drei Phasen gegliedert. Die frühe Adoleszenz (11-14 Jahre), die mittlere Adoleszenz (15-17 Jahre) und späte Adoleszenz (18-21 Jahre). Der Abschluss der Adoleszenz wird aus neurobiologischer Sicht als der Abschluss der Hirnentwicklung datiert (vgl. Bühren/ Herpertz- Dahlmann/Remschmidt 2013: 322f.). Im Hinblick auf die psychosoziale Entwicklung wird die Adoleszenz als beendet angesehen, wenn eine junge Erwachsene Person Verantwortung für Beruf, Partner- und Elternschaft übernehmen kann (vgl. ebd.). In der Adoleszenz gibt es verschiedene Entwicklungsaufgaben, u.a. die Ablösung von den Eltern, das Aufbauen von Zukunftsperspektiven und das Entwickeln einer eigenen Weltanschauung (vgl. ebd.). Für den Begriff Adoleszenz werden unterschiedliche Definitionen benutzt, sodass es schwierig ist, eine spezifische Altersangabe für diese Entwicklungsperiode zu machen (vgl. Heinrichs/Wenglorz 2018: 253). Da sich der Begriff “Junge Erwachsene“ mit der Entwicklungsphase Adoleszenz überschneidet, wird in der vorliegenden Arbeit auch auf die wichtigen Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz eingegangen, welche sich mit den Aufgaben der jungen Mutterschaft verschränken. Verschuldung Auch der Begriff „Verschuldung“ ist nicht eindeutig definiert. Da es in jedem Land verschiedene Schuldenarten gibt, ist eine einheitliche Definition schwierig (vgl. Lexikon zur öffentlichen Haushalts- und Finanzwirtschaft o.J.). Aus dem Forschungsbericht „Armut und Schulden in der Schweiz“ ist zu entnehmen, dass Verschuldung erst dann als problematisch gilt, wenn eine Person Zahlungsverpflichtungen dauerhaft nicht mehr nachkommen kann. (vgl. Carlo/Mattes 2018: 3). Auch die SKOS ist der Ansicht, dass die Verschuldung erst prekär wird, wenn aufgrund von mangelndem Einkommen eine Schuld nicht mehr fristgerecht zurückbezahlt werden kann (vgl. SKOS 2017: 2). Das Bundesamt für Statistik spricht von einem erheblichen Verschuldungsrisiko, wenn eine Person ihr Konto überzogen oder einen Kredit aufgenommen hat und gleichzeitig offene Zahlungsrückstände bestehen. Als kritisch eingestuft wird, wenn offene Zahlungsrückstände oder Kontoüberzüge höher sind als zwei Drittel des monatlichen Einkommens (vgl. Bundesamt für Statistik, zit. nach SKOS 2017: 2). 4 1.2.1 Fragestellung in Bezug zur Sozialen Arbeit Die Ausgangslage legt dar, dass verschuldete junge Mütter – auf der individuellen wie auch auf gesellschaftlicher Ebene – verschiedenen Herausforderungen begegnen müssen. Ein wichtiges Ziel der Sozialen Arbeit ist es, einen gesellschaftlichen Beitrag zu leisten, besonders an die Adressaten und Adressatinnen, die vorübergehend oder dauerhaft in ihrer Lebensführung illegitim eingeschränkt sind. Die Soziale Arbeit hat zum Ziel, Lösungen für soziale Probleme zu erfinden, zu entwickeln und zu vermitteln (vgl. Avenir Social 2010: 6). In der vorliegenden Arbeit soll auf die spezifischen Herausforderungen und Schwierigkeiten von jungen verschuldeten Müttern eingegangen werden und der Handlungsbedarf aus Sicht der Sozialen Arbeit für eben diese Klientel aufgezeigt werden. Deshalb möchte diese Arbeit mittels Literaturrecherche herausfinden: „Welche Herausforderungen schafft die Lebenslage von verschuldeten jungen Müttern und welche Folgerungen ergeben sich daraus für die Soziale Arbeit?“ 1.3 Methodisches Vorgehen und Aufbau der Arbeit Bei der vorliegenden Arbeit handelt es sich um eine theoretische Literaturarbeit, welche sich mit empirischen Daten und Fakten auseinandersetzt. Die Arbeit ist in die im Folgenden erläuterten fünf Kapitel gegliedert. Nachdem dieses erste Kapitel in das Thema der Arbeit einführt, die Ausgangslage erörtert und die Fragestellung herleitet, wird im zweiten Kapitel das Konzept Lebenslagen vorgestellt. Die wichtigsten Begründerinnen und Begründer des Lebenslagenkonzepts werden benannt und deren Ansätze erläutert. Die verschiedenen Lebenslagendimensionen, welche für die vorliegende Arbeit relevant sind, werden vorgestellt. Die Bereiche Bildung, Einkommen, Erwerbstätigkeit, Gesundheit, Netzwerke und Wohnen werden im Einzelnen erörtert. Anschliessend wird die Weiterentwicklung des Konzepts nach Husi und Kressig (Husi/Kressig 2002) vorgestellt und zuletzt der Nutzen des Lebenslagenkonzepts für die Soziale Arbeit zusammengefasst. Im dritten Kapitel soll die Lebenslage „Junge Mutter“ diskutiert werden. Die Herausforderungen, welche eine Mutterschaft als junge Frau in der heutigen Gesellschaft mit sich bringt, werden aufgezeigt. Die Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und die der Mutterschaft werden beschrieben und deren Herausforderungen herausgearbeitet. Die einzelnen Dimensionen der Lebenslage „Junge Mutter“’ und deren wichtigsten Aspekte werden benannt. Im vierten Kapitel wird auf die Schuldenproblematik in der Schweiz eingegangen. Die Grundlagen der Schuldentheorien werden vorgestellt. Der Zusammenhang von Armut und Schulden wird 5 erläutert sowie die spezifische Problemlage von jungen Erwachsenen mit Schulden und deren Auswirkungen auf die Lebenslage. In Kapitel fünf wird die Verschuldungsthematik mit der Lebenslage „Junge Mutter“ in Zusammenhang gebracht und die spezifischen Herausforderungen dargelegt. Der Handlungsbedarf aus Sicht der Sozialen Arbeit wird begründet. Die gewonnenen Erkenntnisse werden diskutiert und in der Folge die Fragestellung beantwortet. Ein Ausblick und die abschliessende Reflexion über das Thema und deren Bearbeitung schliessen die vorliegende Bachelor-Thesis ab. 2 Das Lebenslagenkonzept – Theoretische Grundlegung und Bezug zur Sozialen Arbeit In der vorliegenden Arbeit geht es um die Lebenslage von jungen verschuldeten Müttern. Damit überhaupt verstanden werden kann, was „Lebenslage“ bedeutet, wird in diesem Kapitel auf den Begriff eingegangen. Das Kapitel Lebenslagenkonzept soll die Bedeutung und Geschichte des Begriffs „Lebenslage“ erklären und die verschiedenen Dimensionen erläutern. Auch soll der Nutzen des Konzepts für die Soziale Arbeit erläutert werden. 2.1 Die Lebenslagen Das Lebenslagenkonzept ist ein aus der Soziologie stammendes Konzept zur Strukturanalyse. Nach Backes ist es ein empirisch und theoretisch fundiertes Modell, welches ermöglicht Sozialstrukturen und soziale Ungleichheiten zu analysieren (vgl. Backes o.J.: 705). Das Modell soll die Lebenssituation von Menschen und deren Verhalten erklären. Das Lebenslagenkonzept erfasst einerseits die gesellschaftliche Ebene, anderseits die Individuelle Ebene. Aus Sicht der Sozialen Arbeit, welche eine Verbesserung der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse sowie die Hilfe zur Selbsthilfe anstrebt, wird dies als ganzheitliche Erfassung angesehen (vgl. Walz 1996: 15). Der Begriff „Lebenslage“ ist häufig nicht klar abgegrenzt und verzeichnet. Er stehe kaum in Abgrenzung zu Begriffen wie beispielsweise „Soziale Lage“, „Lebensqualität“, „Lebensverhältnisse“ oder „Lebensführung“. Lebenslage wird oft als „Allerweltsbegriff“ verwendet (vgl. Beck/Greving 2012: 17). Vor allem in der Soziologie, Sozialpolitik und Sozialarbeit bzw. Pädagogik wird der Begriff Lebenslage als wissenschaftlicher Begriff genutzt. Er wird sowohl als Leitbegriff in der Sozialpolitik als auch als Interventionsperspektive in der Praxis der Sozialen Arbeit angewendet. Lebenslage wird in den letzten Jahrzenten vermehrt als uneinheitlicher Begriff genutzt (vgl. Beck/Greving 2012: 17). Eine der weitverbreitetsten Definitionen ist diejenige von Ingeborg 6 Nahnsen (1975). Lebenslage sei einerseits der von Aussen gegebene Handlungsspielraum um die eigenen Bedürfnisse und Interessen entfalten zu können, und andererseits vom Umstand der Gesellschaft abhängig (vgl. Beck/Greving 2012: 17). „Lebenslage [stellt] den Gesamtinbegriff der sozialen Chancen dar“ (Beck/Greving 2012: 17). Im Vordergrund stehen die Möglichkeiten, welche ein Individuum hat, um sein persönliches Wohlbefinden zu erlangen. Nach Engels sind Lebenslagen Handlungsspielräume, in denen sich die Personen entwickeln und je nach Ressourcen und persönlichen Voraussetzungen auf die eigenen Lebenslagen einwirken können. (vgl. Engels 2008: 1). Der Lebenslagenansatz ist mehrdimensional angelegt, das heisst er beschreibt ökonomische, nicht-ökonomische und immaterielle Dimensionen. Zu den wichtigen Lebensbereichen gehören u.a. das Einkommen, das Wohnen, die Gesundheit, die Bildung und die sozialen Beziehungen (vgl. Beck/Greving 2012: 17). Mehrdimensionalität umfasst immer mehrere Lebensbereiche, das heisst es werden objektive und subjektive, gesellschaftliche und individuelle Erklärungen für einen Zustand gesucht. Gerade in der Armutsforschung wird das Lebenslagenkonzept genutzt um beispielsweise die verschiedenen Dimensionen der Armut zu erfassen (vgl. Engels 2008: 1). Zusammengefasst ist das Lebenslagekonzept so zu verstehen, dass es einerseits die individuellen subjektiv erfahrenen Handlungsmöglichkeiten und Spielräume von Individuen erfasst, anderseits aber auch die gesellschaftlichen Strukturen beachtet. Das Lebenslagenkonzept schafft die Verbindung der beiden Ebenen. (vgl. Chassé/Rasch/Zander 2010: 53). 2.2 Begriffsgeschichte Der Begriff „(soziale) Lage“ fand bereits bei Friedrich Engels (1972, zuerst 1845) Erwähnung, der die Lage der englischen Arbeiterschaft im Frühkapitalismus erforschte. Max Weber (1988, zuerst 1894) diente er zur Beschreibung der ostelbischen Landarbeiter und Theodor Geiger (1932) schloss in den Begriff „soziale Lage“ bereits individuelle Lebensbedingungen mit ein. Der österreichische Ökonom und Philosoph Otto Neurath nimmt in den 1920er- und 1930er-Jahren erstmals eine theoretische Fundierung des Begriffs „Lebenslage“ vor (vgl. Backes o.J.: 705). Otto Neurath wird in der Literatur als Begründer des Lebenslagekonzeptes angesehen, welches danach von Kurt Grelling, Gerhard Weisser und Ingeborg Nahnsen weiterentwickelt wurde (vgl. Beck/Greving 2012: 24). Die Lebenslage bedeutet für Neurath die Umstände, in welchen sich eine Person befindet und die daraus resultierenden Verhaltensweisen (vgl. Backes o.J.: 706). „Wohnung, Nahrung, Kleidung, Gesundheitspflege, Bücher, Theater, freundliche menschliche Umgebung, all das gehört zur Lebenslage.“ (Glatzer/Hübinger 1990, zit. nach Backes o.J.: 706) Er prägte die Ansicht, dass Lebensumstände in multidimensionaler Sicht betrachtet werden sollen (vgl. Vetter 2014: 22). Einerseits werden in seinem Konzept die historischen Verhältnisse 7 einbezogen, anderseits das subjektive Wahrnehmen des einzelnen Menschen, der sich in der bestimmten Lebenslage befindet, mitbedacht (vgl. Schmidtke 2008: 41f.). Weisser baute auf dem Konzept von Neurath auf. Für Weisser (1957;1966;1978) ist die Lebenslage durch die äusseren Umstände geprägt und gilt als der Spielraum, den ein Mensch hat um seine Interessen zu befriedigen. (vgl. Backes o.J.: 706). Das Lebenslagenkonzept nach Neurath und Weisser wies empirische Defizite auf. Die Sozialwissenschaftlerin Ingeborg Nahnsen entwickelte mit dieser Einsicht das Konzept weiter (vgl. Vetter 2014: 22). Nahnsen entwickelte das Konzept aufbauend auf Weissers Erkenntnissen weiter. Sie richtete den Fokus auf die strukturell gegebenen Handlungsmöglichkeiten, welche die subjektive Interessenbefriedigung zulassen oder verhindern. Diese Handlungsmöglichkeiten lassen sich laut Nahnsen empirisch mit fünf Spielräumen erfassen (vgl. Vetter 2014: 22): 1. Der Einkommens- und Versorgungsspielraum umfasst die mögliche materielle Versorgung eines Individuums, sowie die Verfügbarkeit von materiellen Gütern (vgl. Schmidtke 2008: 51). 2. Im Kontakt- und Kooperationsspielraum werden „die Bedingungen des Masses an sozialen Kontakten und Kooperation mit anderen definiert“ (Schmidtke 2008: 51). In diesem Spielraum gilt es nach Art, Inhalt, Intensität und Kontinuität der Beziehung zu differenzieren. 3. Im Lern- und Erfahrungsspielraum geht es um die Struktur und Qualität von Erfahrungs- und Lernmöglichkeiten, welches ein Individuum in seinem Alltag und Umfeld hat (vgl. Chassé et al. 2010: 61). Die Lern- und Erkenntnismöglichkeiten, welche ein Mensch zur Verfügung hat, wirken sich auf das Verhalten und die Denkweise, den Bildungsverlauf und die allgemeine Wertehaltung aus (vgl. Schmidtke 2008: 52). „Sie sind zentrale Vermittlungsinstanzen von sozialen Vergleichsprozessen und massgeblich daran beteiligt, sich alternative Lebensentwürfe vorzustellen und umzusetzen.“ (Schmidtke 2008: 52) 4. Der Musse- und Regenerationsspielraum umfasst die Möglichkeit eines Individuums nach Entspannung und Erholung. Dieser Raum dient dazu, sich von Strapazen und Belastungen zu erholen (vgl. ebd.). 5. Der Entscheidungs- und Dispositionsspielraum zeigt das „Mass des möglichen eigenen Einflusses auf die Lebenssituation und Lebensgestaltung sowie [auf die] relevanten gesellschaftlichen Prozesse“ (Vetter 2014: 22). Mit Nahnsens Konzept der Lebenslage wurden erstmals theoriegeleitete Kriterien definiert, mit denen die Lebenslage in ihrer Vieldimensionalität empirisch erfasst werden kann (vgl. Schmitdke 2008: 53). Die Lebenslage von Personen enthält also verschiedene Lebensbereiche, welche auch die Lebenslagendimensionen genannt werden (vgl. Kehrli/Knöpfel 2006: 25). Das Lebenslagenkonzept beinhaltet auch die Erhebung eines Mindestversorgungsstandards bezüglich 8 der verschiedenen Lebensbereiche. Weist eine Person ein Unterschreiten des Mindeststandards auf, deutet dies auf eine Mangel- und Problemlage hin. Das sozialökonomische und soziokulturelle Versorgungsniveau ist dabei zentral für die Beurteilung, ob eine Person ein selbstbestimmtes und nach ihren Interessen geleitetes Leben führen kann. Die verschiedenen Lebensbereiche sind miteinander verknüpft und beeinflussen sich gegenseitig. Eine Person kann in manchen Bereichen versorgt und in anderen Bereichen unterversorgt sein. Von Bedeutung ist dabei die Häufung der Unterversorgungserscheinungen der verschiedenen Lebensbereiche, welche oftmals mit Mangel an Einkommen zu tun haben. Ist eine Person in verschiedenen Lebensbereichen unterversorgt, kann dies zu einem erhöhten Problemdruck führen, wobei die Bewältigungsstrategien knapper werden. Das subjektive Wohlbefinden sinkt (vgl. Burri /Leu/Priester 1997: 48). 2.3 Lebenslagendimensionen In diesem Kapitel werden die Dimensionen der Lebenslage diskutiert, welche für die vorliegende Arbeit als relevant betrachtet werden. Da für die Lebensphase des jungen Erwachsenenalters gerade die Lebensbereiche Bildung, Erwerbstätigkeit, Einkommen, Gesundheit, soziale Netzwerke und Wohnen an Bedeutung gewinnen und diese Bereiche u.a. zu den in dieser Phase zu bewältigenden Entwicklungsschritten gehören, wird im Folgenden auf diese vertieft eingegangen (vgl. Kapitel 3.1). Ausserdem gehören diese Bereiche, wie bereits erwähnt (vgl. S.7), zu den Zentralsten, um eine Lebenslage zu erfassen. Die meisten Beschreibungen zu den einzelnen Dimensionen sind dem Bericht des Zentrums für Sozialpolitik Bremen (vgl. Jürgens et. al 2003: 56- 60) entnommen. Nach Jürgens et al. werden in empirischen Forschungen diejenigen Lebenslagendimensionen untersucht, welche einfach erhoben werden können und ein umfassendes Bild einer Lebenslage abgeben (vgl. Jürgens et al. 2003: 56). Damit anschliessend im dritten und vierten Kapitel auf die dimensional aufgeschlüsselte Lebenslage von verschuldeten jungen Müttern eingegangen werden kann, ist eine Abgrenzung und Definition der verschiedenen Lebensbereiche notwendig. Lebenslagendimension Bildung Bildung ist ein zentraler Lebensbereich, in welchem eine Person die Möglichkeit hat, sich weiterzuentwickeln, sich zu entfalten und ihren Interessen nachzugehen. Eine persönliche und soziale Identität wird ausgebildet und die erworbene soziale Kompetenz ermöglicht die Teilhabe am sozialen, kulturellen und politischen Leben (vgl. Jürgens et. al 2003: 57). Eine Unterversorgung mit Bildung kann zu Arbeitslosigkeit führen oder zu Arbeitsverhältnissen mit prekären Bedingungen. Das Fehlen eines Berufsabschlusses ist ein Hauptgrund für Langzeitarbeitslosigkeit 9 (vgl. ebd.). Die Bildung übt einen starken Einfluss auf Berufs- und Lebensperspektiven aus (vgl. ebd.). Die empirische Messung von Bildung erfolgt über die erreichten allgemeinbildenden Bildungs- und Berufsabschlüsse, oder „die Dauer des Verbleibs Im Bildungssystem“ (ebd.). Die Dimension Bildung sollte bei einer Erhebung der Lebenslage unbedingt berücksichtigt werden (vgl. ebd.). Lebenslagendimension Einkommen Das Einkommen ist eine wichtige Dimension der Lebenslage. Menschen mit geringen materiellen Ressourcen werden in objektiver und subjektiver Hinsicht eingeschränkt. Jedoch muss dies nicht auf jede Person und deren Befinden gleichermassen zutreffen. Oftmals besteht ein Bezug zwischen Einkommensarmut und Benachteiligungen in anderen Lebensbereichen (vgl. ebd.: 58). Das Einkommen kann einerseits als Input (wie wird es erwirtschaftet) anderseits als Output (wie wird es genutzt) angesehen werden (vgl. ebd.). „Einkommensgrössen werden üblicherweise im Rahmen der Standarddemografie bei den zugrundeliegenden Datensätzen erhoben und können daher problemlos bei der Analyse als eine Dimension der Lebenslage berücksichtig werden.“ (Jürgens et al. 2003: 58) Lebenslagendimension Erwerbstätigkeit Die Erwerbsarbeit ermöglicht die Einkommenssicherung. Dadurch können Personen ihre Bedürfnisse befriedigen und konsolidieren somit Lebensqualität (vgl. ebd.: 59). Die Teilnahme am Erwerbsleben hat nebst dem materiellen Einkommen auch psychologische und soziale Aspekte. Erwerbstätigkeit ermöglicht einem Individuum einer mehr oder minder sinnvollen Tätigkeit nachzugehen, Kontakte mit anderen Menschen zu pflegen und den Tag sinnvoll strukturieren zu können (vgl. Bundeszentrale für politische Bildung 2012). Die Arbeit ist nach wie vor Grundpfeiler für gesellschaftliche Teilhabe und die zentrale Dimension sozialer Integration (vgl. Arnold/Böhnisch/Schröer 1999: 107). Hat eine Person wenig Geld, kann sie nicht oder nur verknappt an der Konsumgesellschaft teilhaben. Die soziale Sicherheit ist an die Arbeit gekoppelt, denn die sozialpolitischen Leistungen, auf die viele Personen angewiesen sind, stehen meistens in Bezug zur Arbeit (vgl. Arnold et al.1999: 107). Die Erwerbsarbeit dient als soziale Verortung, indem sie den Menschen zeigt, welchen sozialen Rang sie in einer Gesellschaft haben und in welchem Masse sie sich anerkannt und geschätzt fühlen. Der Status eines Menschen wird heute kaum mehr nach seiner Familie und deren Berufstradition bemessen, sondern nach dem „universalisierten, marktabhängigen Leistungsprinzip“ (Arnold et al. 1999: 108). Arbeitslosigkeit passt nicht zu einer Normalbiographie, sie ist gesellschaftlich nicht erwünscht, obwohl sie fester Bestandteil der gesellschaftlichen Realität ist (vgl. Arnold et al. 1999: 108). Die Dimension Erwerbstätigkeit 10 beschränkt sich nicht auf die Unterscheidung von Teilnahme, beziehungsweise Nicht-Teilnahme am Arbeitsmarkt. Auch nicht entlohnte Arbeit kann Handlungsoptionen ergeben. Bei einer empirischen Sammlung von Daten, sollte nach der Qualität und der Vergütung der Arbeit gefragt werden. „Das vielbesprochene Phänomen der „Working Poor“ zeigt, dass auch die Teilnahme am Erwerbsleben mitunter nicht den gewünschten Effekt auf die Erhöhung von Handlungsspielräumen erzielt“. (Jürgens et al. 2003: 59) Lebenslagendimension Gesundheit Die Gesundheit eines Individuums kann durch eine Unterversorgung mit materiellen Gütern überlastet werden. Psychische und somatoforme Störungen können die Folge sein. Zudem hat der Zusammenhang von Gesundheit und Lebenslage auch einen Einfluss auf die Inanspruchnahme von gesundheitsbezogenen Leistungen und – etwa mit Hinsicht auf chronische Erkrankung oder Behinderung – auch auf die Teilnahmemöglichkeit am sozialen Leben (vgl. Jürgens et al. 2003: 60). Bei der Analyse von Lebenslagen ist die Gesundheit ein zentraler Lebensbereich, den es zu beachten gilt. „Dabei ist allerdings zu berücksichtigen, dass auf Grund der eingeschränkten Angaben zur Gesundheit in zahlreichen Datenbeständen der Bezug zu Versorgungslagen schwer zu rekonstruieren ist“. (ebd.: 60) Lebenslagendimension Netzwerke Netzwerke werden als ein Geflecht von sozialen Beziehungen, in welche Individuen, kollektive oder korporative Akteure integriert sind, definiert (vgl. Jansen/Wald 2007: 188). Sie können als eine „abgrenzbare Menge von Elementen oder Knoten beschreiben [werden], für die eine oder mehrere soziale Beziehungen untersucht werden“ (Jansen/Wald 2007: 188). Die Netzwerke können gleich- oder ungleichmässig sein. Nach dieser Definition handelt ein Akteur nicht nur für sich selbst, sondern in einem sozialen Kontext. Die produzierten Netzwerke stellen einen Gewinn für den Akteur dar. Das Ausmass dieses Gewinns hängt von der Grösse und der Art der Beziehung, sowie der Position im Netzwerk ab. Als geschlossene Netzwerke werden Partnerschaften, Familie und enge Freundschaften bezeichnet. Diese gelten als starke Beziehungen, während offene Netzwerke eher aus schwachen Beziehungen bestehen, beispielsweise die Mitgliedschaft in einem Verein (vgl. Deindl 2005: 2). Die Netzwerke unterscheiden sich in ihrer Qualität der Beziehungen bezüglich Vertrauen, Nähe, Zufriedenheit, Konflikthäufigkeit, Unsicherheit oder Bindungsqualität. Die sozialen Netzwerke können sich gegenseitig beeinflussen. Beispielsweise verändert sich der Netzwerkumfang und dessen Zusammensetzung, wenn ein Kind geboren wird (vgl. Asendorpf/Banse/Neyer 2017: 166f.). Die Netzwerke können folgendermassen systematisiert werden (Bullinger zit. nach: Fussel et. al 2014: 11 10): Zum einen primäre bzw. mikrosoziale Netzwerke, dazu zählen z.B. Familie, Verwandtschaft, Nachbarschaft, Freundschaft. Zum anderen sekundäre bzw. makrosoziale Netzwerke, dazu gehören beispielsweise Schule oder Arbeitsstelle. Des Weiteren tertiäre bzw. mesosoziale Netzwerke wie professionelle Dienstleistungen und Selbsthilfegruppen. Ein wichtiges Beziehungsbündel im jungen Erwachsenenalter sind die Peer-Beziehungen, verstanden als das Beziehungsnetz, welches nichtverwandte Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene als soziale Gruppen unterhalten. Dazu gehören beispielsweise die Kindergartengruppe, die Schulklasse oder auch die Mitschülerinnen und Mitschüler in der Ausbildung. Der Peer- Begriff wird für Personen im Erwachsenenalter nicht mehr verwendet, da die Altersheterogenität der sozialen Gruppe zunimmt (vgl. Asendorpf et. al 2017: 80f.). Die Netzwerkanalyse wird nach Grösse und Dichte eines sozialen Netzes und auch nach Intensität, Reziprozität, Multiplexität und auch nach der Art der sozialen Beziehung erfasst. Laut Jürgens et. al sollen die Netzwerkaspekte, beispielsweise bestimmte Familienkonstellationen, in die Analyse impliziert werden (vgl. Jürgens et al. 2003: 60). Lebenslagendimension Wohnen Wohnen gehört zu den Grundbedürfnissen eines Menschen. Die Wohnung oder die Behausung hat den Zweck einer Schutzfunktion gegenüber Wettereinflüssen der Natur und vermittelt das Zusammenleben mit anderen Menschen. Die Familie beispielsweise vermittelt Zusammenkunft und Privatschutz (Gleichmann 1998 zit. nach Jürgens et al. 2003: 60). Notdürftiges Wohnen wird generell als eine zentrale Ursache für die nicht- oder eingeschränkte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben eingestuft. In einer multidimensionalen Analyse von Lebenslagen werden Wohnen, Ernährung und Bekleidung als die drei Grundprobleme der Lebenshaltung angesehen (vgl. Jürgens et al. 2003: 60). Die Wohnbedingungen und Versorgung bzw. Unterversorgung mit Wohngütern sind ein essentieller Bestandteil der Lebenslage. Bei Analysen von Lebenslagen wird die Lebenslagendimension Wohnen immer berücksichtigt (vgl. ebd.). 2.4 Kritik am Lebenslagenkonzept Das Lebenslagenkonzept findet vor allem in der Sozialberichterstattung Verwendung und hat zum Ziel, die Mehrdimensionalität unterschiedlicher Lebensbereiche in ihrer Wechselwirkung untersuchen zu können. In der Lebenslagenanalyse sollen materielle und immaterielle Ressourcen berücksichtigt werden, die eine Benachteiligung und Einschränkung der Lebensqualität erklären. Die Menschen erscheinen aber erst im Kontext ihrer Lebenswelt als konkrete soziale Wesen und nicht mehr als abstrakt-modellhafte Akteure (vgl. Engels 2008: 2f.). Zudem ist der Aufwand für die 12 Erhebung der Daten enorm, da Befragungen zu den verschiedenen Lebensbereichen benötigt werden, sowie auch Lebensverläufe der Befragten ermittelt werden müssen. Das Hauptproblem des Lebenslagenkonzepts ist, die Mindestversorgungsstandards der jeweiligen Bereiche zu definieren. Diese Standardsetzung ist gesellschaftlich sehr umstritten. Auch deswegen wird im Lebenslagenkonzept das Erfassen des Einkommens als wesentlich angesehen (vgl. Burri/Leu/ Priester 1997: 53). 2.5 Weiterentwicklung des Konzepts Husi und Kressig vermerken, dass das Lebenslagenkonzept ein dynamisches Konzept ist, welches die zeitliche Komponente, die strukturellen Bedingungen und die subjektiven Erfahrungen in die Analyse einbezieht. Der zeitliche Aspekt betrifft die individuelle Biographie oder aber die intergenerationalen Entwicklungslinien (vgl. Schütt 2017: 211). Am Konzept bemängeln sie jedoch auch, dass das Konzept nicht wirklich sein Potenzial ausschöpft und theoretische Ansätze nicht hergeleitet und klar miteinander verknüpft werden (vgl. Husi/Kressig 2002: 1f.). Ihre Weiterentwicklung basiert auf langjähriger wissenschaftlicher Auseinandersetzung mit dem Lebenslagenkonzept. Husi und Kressig sprechen von individuellen Lebensverhältnissen, welche sich gegenseitig bedingen. Diese Lebensverhältnisse bezeichnen sie als Verbindung zwischen Lebenslage, Lebensziele, Lebensweise und Lebensgefühl. Einerseits bedingen sich diese gegenseitig, anderseits unterliegen sie sozialen Strukturierungen und tragen zur Reproduktion bei (vgl. ebd. 3f.). Die Begriffe werden folgend definiert: Die Lebenslage macht das Können eines Individuums aus. Die Mittel lassen sich in Äussere und Innere Mittel unterteilen. Unter Mitteln können „Kapitalien, Vermögen, Gütern, Ressourcen“ verstanden werden (ebd.: 4). Äussere Mittel beziehen sich auf „Wissen/Bildung, Prestige (soziale Position), positionelle Macht (Entscheidungsbefugnis), persönliches Netzwerk und materielle Mittel“. Innere Mittel beziehen sich auf „die kognitiven, emotionalen, körperlichen und volitive (Wille) Fähigkeiten“ ( ebd: 5). Die Lebensziele fragen nach dem Wollen des Individuums. Was sind die Neigungen eines Menschen? Welche Neigungen könnten sein Handeln anleiten? Bedürfnisse, Werte, Haltungen, Ziele, Wille etc. können hier erfasst werden (vgl. ebd.: 5). „Die gesellschaftliche Akzeptanz ist wiederum Resultat vielfältiger und verschlungener Anerkennungskämpfe.“ (ebd.: 5) Die Lebensweise eines Menschen kann als das Tun eines Individuums verstanden werden. Der Begriff bezeichnet die Gesamtheit der Handlungen, die ein Mensch ausführt. Es wird aufgrund des eigenen Könnens und Wollens gehandelt: „Lebenslage und Lebensziele strukturieren die Lebensweise- strukturieren sie mit.“ (ebd.: 6) Das Lebensgefühl bezeichnet die kognitive und emotionale Einschätzung des eigenen Lebens. Das Lebensgefühl ergibt sich aus der Lebenslage, 13 den Lebenszielen und der Lebensweise. Wie es tatsächlich einem Menschen geht, wird hier erfragt (vgl. Husi/Kressig 2002: 5f.). Laut Husi und Kressig ist es für die Soziale Arbeit zentral, alle vier Aspekte zu kennen (vgl. ebd.: 6). Es kommt auf die Wechselwirkungen zwischen den Aspekten an, wenn das Leben eines Menschen verstanden werden will. Schwierig wird es aber bei der Erfassung dieser subjektiven Deutungen von Individuen. Besonders die äusseren Lebenslagen und die Lebensweise lassen sich direkt feststellen, klar ist aber auch hier, dass sie immer einer subjektiven Deutung nachstehen (vgl. ebd.). Für die Soziale Arbeit bedeutet dies, dass sie nebst den methodischen Instrumenten für die Erfassung von objektiven, „harten“ Fakten einer Lebenslage, auch rekonstruktive Verfahren benötigt, wie beispielsweise die „biographisch-narrative Gesprächsführung (Völke), [die] sozialpädagogische-hermeneutische Diagnose (Mollenhauer- Uhlendorff) oder die biographische Diagnostik (Hanses)“ (ebd: 6). Die individuellen Lebenslagen, Lebensziele, Lebensweisen und Lebensgefühle müssen immer im Kontext von sozialen Umständen verstanden und erklärt werden. Strukturen haben Einfluss auf das individuelle Leben und bedeuten Einschränkung und Ermöglichung zugleich (vgl. ebd.: 7). „Ohne Struktur läuft nichts, mit zuviel Struktur nicht mehr viel.“ (Husi/Kressig 2002: 7) Für die Soziale Arbeit ist besonders die gesellschaftliche Struktur von Relevanz, denn sie erklärt Zusammenhänge von Lebensbereichen und der Unterteilung von Klassen/Schichten und Milieus. Die Menschen werden wegen ihren individuellen Voraussetzungen in spezifische Gruppen, Beziehungen und Organisationen (wie Wirtschaft, Politik, Gemeinschaft etc.) integriert oder ausgeschlossen. Diese In- beziehungsweise Exklusion hat wiederum Einfluss auf die Lebenssituation des Individuums. Die Aufgabe der Sozialen Arbeit ist es, die Probleme, Potenziale, Voraussetzungen und Folgen von den Ein- und Ausschlüssen zu bearbeiten (vgl. ebd.: 7). 2.6 Nutzen des Lebenslagenkonzepts für die Soziale Arbeit Das Lebenslagenkonzept, welches auch als „heuristisches2 gesellschaftheoretisches Modell“ bezeichnet wird, muss stets in empirische Ergebnisse der Sozialforschung eingebettet sein. Es kann unterschiedlich benutzt werden – einerseits als Anleitung in der beruflichen Praxis der Sozialen Arbeit, anderseits um die professionelle Identität zu vertiefen und die Disziplin der Sozialen Arbeit zu untermauern. Das Lebenslagenkonzept kann dazu dienen, die aktuellen 2 „Im Lexikon der Psychologie wird die Heuristik als Erfindungskunst, als Anleitung zum Gewinnen neuer Erkenntnisse und als produktive Hintergrundannahmen, die den produktiven Horizont eines Wissens- und Forschungsgebietes ausmachen, bezeichnet. Weiter ist die Heuristik in der Denkpsychologie der Oberbegriff für alle Verfahren und Strategien, die zur Annäherung an die Lösung eines Problems führen“. (Stangl, 2019b). 14 Lebensumstände von Klientinnen und Klienten der Sozialen Arbeit zu erfassen und Hypothesen über mögliche Ursachen auszuarbeiten. Es lässt „geeignete Ansatzpunkte für Interventionen“ finden und „mögliche Folgen von Interventionen erwägen und anzielen“ (ebd.: 7). Das Lebenslagenkonzept sucht nach erklärenden Theorien für eine Hypothese über die Ursachen und möglichen Interventionen. Es integriert wichtige Theorien aus verschiedenen Disziplinen, welche sich mit den inneren und äusseren Umständen von Menschen befassen, die die Soziale Arbeit nutzen kann. Anhand des Lebenslagenkonzepts können der Gegenstand und die daraus resultierenden „Handlungsanlässe Sozialer Arbeit“ definiert werden (vgl. ebd.: 8). „Das Lebenslagenkonzept bietet, so scheint es, einen ausgezeichneten Rahmen, um die Aufgaben von Sozialarbeit, Sozialpädagogik und Soziokultureller Animation genau zu bestimmen und theoretisch [zu] verorten sowie allfällige Nähen oder Überlappungen in der Berufspraxis [zu] begründen.“ (Husi/Kressig 2002: 8) 3 Lebenslage „Junge Mutter“ Nach der theoretischen Grundlegung werden in diesem Kapitel einleitend die wichtigsten Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz und der Übergang des Erwachsenwerdens erläutert. Anschliessend wird der Bezug zur Lebenslage „Junge Mutter“ hergestellt und vertieft untersucht. Da der Begriff „Alleinerziehend“ und die mit ihm bezeichneten Umstände in dieser Arbeit vielerorts zum Thema werden, und dies zudem nicht hinreichend von der Lebenslage „Junge Mutter“ abgegrenzt werden kann, wird in einem separaten Kapitel darauf eingegangen. Danach werden die verschiedenen Lebenslagendimensionen, welche für die Lebenslage „Junge Mutter“ als zentral erscheinen, erfasst. 3.1 Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz In der Übergangsphase von der Adoleszenz ins Erwachsenenalter finden biologische, psychologische und soziale Veränderungen statt. Wie eingangs erwähnt, ist die Adoleszenz als Lebensphase ungenau definiert und spielt sich im Alter zwischen zehn und 25 Jahren ab. Die Pubertät bezieht sich besonders auf die biologischen Veränderungen, die Adoleszenz beschreibt auch einen psychosozialen Prozess. In diesem Prozess vollziehen junge Erwachsene eine Identitätsentwicklung, sie gehen über in eine selbstständige Lebensweise und suchen ihren Platz in der Gesellschaft (vgl. König/Konrad 2018: 2). In der Adoleszenz sind die Jugendlichen mit unterschiedlichen Entwicklungsaufgaben konfrontiert. Die Psychologinnen Eschenbeck und Knauf definieren die Entwicklungsaufgaben der heutigen Jugend nach vier Clustern (Eschenbeck/Knauf 15 2018: 26). Im Cluster der Qualifizierung werden die intellektuellen und sozialen Kompetenzen entwickelt, dazu gehört das Erwerben von Wissen und dessen selbständige Anwendung. Es wird erwartet, dass das Individuum Verantwortung im sozialen Handeln- und Selbstverantwortung in der Bildung und Ausbildung übernimmt. Ziel ist es einen Beruf zu finden, der finanzielle Unabhängigkeit verspricht. Die Jugendlichen lernen – zweites Cluster – soziale Bindungen aufzubauen. Die Entwicklung der Körper- und Geschlechtsidentität, sowie auch der Bindungsfähigkeit findet statt. Zu den Entwicklungsaufgaben gehören hier die Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und Geschlecht, die Ablösung von den Eltern, Freundschaften mit Gleichaltrigen finden, sowie Partnerbeziehungen einzugehen. Das Konsumieren und Regenerieren wird dem dritten Cluster zugeordnet. Ein wichtiger Schritt ist hier der Umgang mit Konsum-, Medien- und Freizeitangeboten. Die Entwicklung des Freizeitverhaltens, der verantwortungsbewusste Umgang mit Medien, sowie die Regeneration der psychischen und physischen Fähigkeiten, sind wichtige Aufgaben in der Adoleszenz. Die Entwicklungsaufgaben des vierten Clusters betreffen die Auseinandersetzung mit und die Ausbildung von eigenen Werten und Prinzipien. Ein eigenes Werte- und Normengerüst befähigt zur politischen Partizipation. Eine eigene Haltung und Orientierung der Lebensführung wird ausgebildet (vgl. ebd.: 27). Der Erziehungswissenschaftler und Soziologe Havighurst (1972) nahm an, dass es in der Adoleszenz bestimmte Zeitfenster gibt, die besonders geeignet sind für den Lernprozess bezüglich einzelner Entwicklungsaufgaben. Laut Havighurst kann es zu höherem Aufwand kommen, wenn die Entwicklungsaufgaben nicht in diesen Zeitfenstern vollzogen werden. Der Lernprozess ist dann weniger wirkungsvoll (vgl. ebd.: 30f.). Laut Eschenbeck und Knauf ist der zeitliche Rahmen nach Havighurst, indem gewisse Entwicklungsaufgaben durchgelaufen werden heute nicht mehr passend. Trotzdem ist es so, dass in der Gesellschaft und in verschiedenen Kulturkreisen bestimmte Erwartungen vorhanden sind, wann die Jugendlichen bestimmte Entwicklungsaufgaben erreicht haben sollten (vgl. ebd.: 31). 3.1.1 Kritische Lebensereignisse und Alltagsprobleme Zusätzlich zu den normativen Entwicklungsaufgaben in der Adoleszenz können weitere Anforderungen hinzukommen, welche nicht altersbezogen sind. Beispielsweise kritische Lebensereignisse und Alltagsstressoren. Diese Lebensereignisse werden auch als Non-normative Lebensereignisse und Entwicklungsaufgaben bezeichnet (vgl. Kölbl 2018: 47f.). Zu diesen unvorhersehbaren kritischen Ereignissen gehören u.a. Erkrankung, Gewalterfahrungen, Trennung 16 der Eltern sowie Tod eines Elternteils oder einer anderen Bezugsperson. Zu Alltagsstressoren gehören Hausaufgaben, Klassenarbeiten, schlechte Noten, Konflikte mit Gleichaltrigen oder familiäre Konfliktsituationen. Die Entwicklungsaufgaben, kritische Lebensereignisse und Alltagsstressoren stellen Herausforderungen dar. Es muss nicht unbedingt von einer Belastung ausgegangen werden, denn ob Jemand ein Ereignis als belastend empfindet ist individuell und hängt von den Ressourcen und Bewältigungsmöglichkeiten ab. Sind die Anforderungen jedoch zu belastend, kann dies zu einer Überforderung führen. Das Ungleichgewicht zwischen Anforderungen und Ressourcen kann beispielsweise darauf zurückgeführt werden, dass eine junge Person die nötigen Entwicklungskompetenzen nicht erworben hat, sich den Entwicklungsaufgaben zu früh gestellt hat oder zu viele Aufgaben auf einmal auftreten (vgl. ebd.: 48-50). 3.1.2 Ressourcen und Schutzfaktoren Ressourcen und Schutzfaktoren helfen Belastungen zu vermindern und können einen positiven Effekt auf die Entwicklung haben. Nach Eschenbeck und Knauf kann zwischen den Personalen, Familiären und Sozialen Schutzfaktoren respektive Ressourcen unterschieden werden. Zu den personellen Ressourcen/Schutzfaktoren zählen biologische, kognitive und affektive Faktoren wie etwa die Intelligenz oder das Selbstwertgefühl (vgl. Eschenbeck/Knauf 2018: 35). Die familiären Faktoren umfassen die Beziehungs- Bindungs- und Erziehungsqualität, sowie sie in einer Familie geboten und gelebt werden. Die sozialen Faktoren sind die von der Umwelt bereitgestellten Ressourcen/Schutzfaktoren für die jugendliche Person. Hierzu gehört die Qualität der Beziehung zu anderen Gleichaltrigen, die Beziehung zu und der Umgang mit den Lehrpersonen, sowie die Bildungsinstitution, welche eine Person besucht. Solche Schutzfaktoren und Ressourcen können sich wirkungsvoll auf die Bewältigung von Entwicklungsaufgaben auswirken (vgl. ebd.). 3.1.3 Bezug zur Lebenslage „Junge Mutter“ Zusammengefasst kann gesagt werden, dass die Phase des Übergangs hin zum Erwachsenen vielfältige Anforderungen stellt. Einerseits müssen die an das Lebensalter gebundenen Entwicklungsaufgaben bewältigt werden, anderseits mit den Erwartungen der Gesellschaft umgegangen werden. Kommen zu den Aufgaben schwierige Lebensereignisse oder Alltagsprobleme hinzu, und fehlen mögliche Ressourcen und Schutzfaktoren, kann dies zu einer problematischen Nicht-Bewältigung von Entwicklungsaufgaben führen (vgl. Eschenbeck/Knauf 2018: 47). Wird eine Jugendliche schwanger, treten weitere Entwicklungsaufgaben hinzu, welche für die Adoleszenz untypisch sind. Gerade auch deshalb ist die Entwicklungsaufgabe Mutter-Kind- 17 Beziehung herausfordernder. Die non-normativen Entwicklungsaufgaben der Schwanger- und Mutterschaft überschneiden sich mit den Entwicklungsaufgaben der Adoleszenz. Die jungen Frauen sind in einer Doppelbelastungssituation, die sie bewältigen müssen. Hinzu kommt, dass auch das soziale Umfeld mit der Schwangerschaft konfrontiert wird und nicht hinreichend darauf vorbereitet sein kann (vgl. Kölbl 2018: 73f.). Junge Frauen, die sich für ihr Kind entscheiden, müssen sich in die Mutter- und die Erziehungsrolle einfinden, nebstdem sie eine Ausbildung absolvieren. Hinzu kommt zuweilen die plötzliche Verantwortung für einen eigenen Haushalt, welcher auch administrative und finanzielle Aufgaben zugehören (vgl. ebd.: 73). Ein weiterer wichtiger Punkt ist der Loslösungsprozess der Adoleszenz und Schwangerschaft. Wie bereits in Kapitel 3.1 erwähnt, ist das Ablösen vom Elternhaus und die Ausbildung einer eigenen Identität ein wichtiger Entwicklungsschritt in der Adoleszenz. Einerseits besteht der Wunsch nach Distanz und eigenen Werten, anderseits aber auch die Abhängigkeit von den Eltern. Die jungen Menschen möchten eigenverantwortlich handeln, jedoch ist die Fähigkeit zur selbstständigen Problemlösung oft noch nicht ausgereift. Die Auswirkungen einer Schwangerschaft in der Adoleszenz können je nach familiärer Situation unterschiedlich ausfallen (vgl. ebd.: 67). 3.2 Lebenslage junge Mutterschaft Laut einer Studie des Bundesamts für Statistik (vgl. Bundesamt für Statistik 2019a) nimmt die Zahl der jungen Mütter stark ab. Wie auch schon in der Einleitung geschildert, lag der Anteil der jungen Mütter im Jahr 1970 noch bei 33.1 Prozent. Im Jahr 2018 liegt der Anteil der jungen Mütter noch bei 5.9 Prozent (vgl. Bundesamt für Statistik 2019a). Die Geburtenraten von Teenagermüttern, also 15- bis 19-jährigen, liegt noch bei 0.6 Prozent. Die Schweiz weist europaweit am wenigsten Teenager-Mütter auf. Die Zahl der ledigen jungen Mütter hat seit dem Jahr 1971 dagegen zugenommen. Das Bundesamt für Statistik begründet die Zunahme lediger Mütter damit, dass heute die Toleranz gegenüber unverheirateter Mutterschaft zugenommen hat (vgl. Bundesamt für Statistik 2019a). Die Geburt im jungen Alter gilt in wohlhabenden Ländern wie der Schweiz als Indiz für schwierige Lebensverhältnisse, welche oft mit Nachteilen für Mutter und Kind verbunden sind. Die Wahrscheinlichkeit sei hoch, dass die jungen Mütter keine Berufsausbildung abschliessen und dementsprechend auch ein tieferes Einkommen erzielen. Die jungen Mütter seien einem erhöhten Risiko von Arbeitslosigkeit und Armut ausgesetzt. Mehrfach stammen die jungen Mütter aus eher schwierigen und armen Verhältnissen (vgl. Bundesamt für Statistik 2008: 9). Eine Studie des Universitätsspitals CHUV Lausanne konstatiert, dass statistisch gesehen ein Zusammenhang zwischen einer Schwangerschaft in der Adoleszenz, Armut, tiefem Ausbildungsniveau, Alleinerziehung sowie Instabilität in Bezug auf die Familie und den Wohnort 18 besteht. In Westeuropa wird bei Schwangerschaften in der Adoleszenz von einem psychosozialen Risiko ausgegangen, oftmals sind die jungen Mütter von Abbruch der Ausbildung und Ausschluss der Herkunftsfamilie betroffen. Ist die Mutter der Betroffenen auch als junge Erwachsene schwanger geworden, verdoppelt sich das Risiko, dass die Tochter früh Schwanger wird (vgl. Renteria 2008: 11). Laut Saira-Christine Renteria, Ärztin des Universitätsspitals CHUV, brechen junge Frauen mit guten sozialen Chancen eine Geburt eher ab, als junge Frauen, welche aus schwierigen Verhältnissen kommen. Dieselbe Studie zeigt, dass die meisten der jungen Mütter von einer Drop-out Situation betroffen sind. Entweder handle es sich um den Ausschluss von Schule, Beruf oder Familie, oftmals handle es sich auch um Frauen, die in Heimen wohnen. Weiter gibt es diejenigen Fälle, welche in der Schul- oder Berufsbildung integriert sind und bei den Eltern leben, jedoch durch einen ‚Verhütungsunfall’ schwanger werden. Eine weitere Gruppe, welche die Studie erfasst hat, sind Migrantinnen aus erster oder zweiter Generation. Die Schwangerschaft entspricht der Erwartungshaltung der jungen Mutter, sowie auch der Familie (vgl. Renteria 2008: 11). Junge Mütter kommen aber nicht nur in bildungsfernen Herkunftsfamilien vor, trotzdem ist laut Anslinger festzustellen, dass die Bildung einen starken Einfluss auf eine frühe Schwangerschaft hat (vgl. Anslinger 2009: 81). Ausserdem belegt eine Studie der Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung in Deutschland, dass die Herkunftsfamilien der jungen Mütter häufig soziale Probleme aufweisen (vgl. Anslinger 2009: 81). Nach Friese ist die Entscheidung für eine frühe Mutterschaft meist Folge von psychosozialen Problemen. Häufig kommen die jungen Mütter aus einer nicht verlässlichen Familienstruktur und weisen eine geringe Kompetenz zur Konfliktlösung auf. Die frühe Mutterschaft sei ein Ausdruck der Sehnsucht nach einer eigenen Familie (vgl. Friese 2006: 31). Die Lebensverläufe der jungen Mütter sind häufig von Schulproblemen und von Bildungsabbrüchen gekennzeichnet. Diese Exklusion hat für junge Mütter eine starke Isolation zur Folge. Sie verlieren aufgrund ihrer Lebenslage den Bezug zu ihrer Peergroup, andererseits werden sie von älteren Müttern oft nicht akzeptiert (vgl. ebd.: 32). Die Adoleszenten werden in ihrer Lebenslage und daraus resultierenden Rolle nicht ernst genommen und stigmatisiert (vgl. Friese: 33). „Gilt junge Mutterschaft als Synonym für soziale Verelendung und sexuelle Verantwortungslosigkeit, spiegeln sich diese Vorurteile im Alltag der jungen Mütter in unterschiedlichen Formen wider.“ (ebd: 33) Diese Vorurteile spüren die jungen Mütter in verschiedenen Bereichen ihres Alltags und greifen auf historische Denkfiguren zurück. Junge Mutterschaft wird mit Liederlichkeit, Verwahrlosung und Kriminalität gleichgesetzt (vgl. ebd.: 33). Es bestehen Stereotype bezüglich der Lebenslage „Junge Mutter“. Diese werden als bildungsfern und sozial benachteiligt betrachtet, als „psychosoziale Risikogruppe“ mit Problemkindern und nicht zuletzt als „Sozialamtsmütter“. Auch Ein-Eltern-Familien sind nach Friese gesellschaftlich noch immer nicht akzeptiert (vgl. ebd.: 27). 19 Der einer Normalbiografie entsprechende Übergang von der Kindheit in die Adoleszenz wird bei der Lebenslage „Junge Mütter“ übersprungen. Sie befinden sich einerseits in der Jugendphase mit den entsprechenden Bedürfnissen und Entwicklungsschritten, anderseits auch in der Rolle der Mutter, die mit Erwartungen an sie verbunden ist. Gerade in der Adoleszenz ist die Ablösung von der eigenen Herkunftsfamilie und die Persönlichkeitsreifung ein wichtiger Entwicklungsschritt. Die Mutterschaft jedoch fordert eine enge Mutter-Kind-Bindung und weist unterschiedliche Rollenausprägungen auf. Die junge Mutter ist Tochter, Mutter und je nach dem auch noch Partnerin (vgl. ebd.: 33f.). Treffend fasst Friese diese Situation folgendermassen zusammen: „Die junge Mutter ist selbst noch jugendliche Tochter, muss aber Mutter sein für ein Kind, dessen Geschwister sie auch sein könnte. Sie will Partnerin für einen Mann sein, der sie jedoch als Versorgende belegt. Sie will Autonomie und Selbstständigkeit, muss sich jedoch in neue institutionelle Abhängigkeiten begeben. Sie will Ausbildung und Beruf, sieht sich jedoch schon bald mit den Schliessungsmechanismen des Ausbildungs- und Arbeitsmarktes konfrontiert, der für die Gleichzeitigkeit von Familie und Ausbildung keine Modelle vorsieht“ (Friese 2006: 34). Junge Mütter sind demnach mit komplexen Herausforderungen in verschiedenen Bereichen konfrontiert. 3.3 Lebenslage Alleinerziehend Der Begriff Alleinerziehend kommt in der vorliegenden Arbeit oftmals vor. Da es sich bei der Zielgruppe nicht spezifisch um alleinerziehende handelt, sich unter den jungen Müttern aber, wie die statistischen Erhebungen indirekt nahelegen, viele Alleinerziehende befinden, macht es Sinn, auf das Merkmal „Alleinerziehend“ näher einzugehen. Obwohl hierüber eine eigene Arbeit geschrieben werden kann, wird versucht den Zusammenhang kurz zu erläutern. Als Alleinerziehend werden Eltern bezeichnet, welche alleine mit ihren Kindern leben und den Hauptteil der Kinderbetreuung und Hausarbeit übernehmen. In wissenschaftlichen Untersuchungen werden Alleinerziehende oftmals unter dem Begriff Einelternhaushalt erörtert (vgl. Amacker/Funke/Wenger 2015: 4). Der Begriff Einelternfamilie wird als alternative Bezeichnung für die Situation Alleinerziehender verwendet, wobei der Blick auf die Bedürfnisse der Kinder und weniger auf diejenigen des Familienoberhaupts gelegt wird. Der Begriff Einelternfamilie impliziert, dass Alleinerziehende mit Kindern auch als Familie anzusehen sind (vgl. Amacker et al. 2015: 11). Alleinerziehende regeln ihren Alltag alleine, die Aufgaben umfassen die Betreuung des Kindes, die Haushaltsführung, die Zusammenarbeit mit Institutionen sowie die Organisation und Regelung des Kontakts mit dem anderen Elternteil (vgl. Bayard-Guggisberg et al. 2018: 14). Der Grossteil des finanziellen Unterhalts, wird in vielen Fällen durch die Hauptbetreuende Person geleistet. Laut einem Bericht der Erziehungsdirektion sind die Mehrheit der alleinerziehenden Eltern berufstätig (vgl. Bayard-Guggisberg et al. 2018: 14). Trotzdem wird jede sechste Eineltenfamilie (17.6%) von 20 der Sozialhilfe unterstützt. Etwa 20 Prozent der unterhaltspflichtigen Elternteile zahlen ihren Beitrag nicht, nur teilweise oder nicht pünktlich. In 12.5 Prozent der Fälle wird Alimenten- Bevorschussung gezahlt, welche den Existenzbedarf der Familie jedoch nicht abdeckt (vgl. Bayard-Guggisberg et al. 2018: 14f.). In dieser Arbeit wird für das Merkmal Alleinerziehend, die Definition aus Kapitel 3.3 übernommen. Eine junge Mutter gilt als alleinerziehend, wenn sie mit ihrem Kind oder ihren Kindern alleine in einem Haushalt lebt und den Hauptteil der Betreuung und der finanziellen Aufwendungen selber bestreitet. Relativierend soll hier erwähnt werden, dass die Unterstützung die junge Mütter durch ihr soziales Netzwerk und Institutionen erhalten, auch als Miterziehen betrachtet werden könnte. 3.4 Herausforderungen von jungen Müttern nach Lebenslagendimensionen Wie im vorangehenden Kapitel erläutert, ist es für junge Mütter eine grosse Herausforderung, die verschiedenen, in unterschiedlichen Lebensbereichen gleichzeitig anfallenden Entwicklungsaufgaben zu meistern. Folgend sollen die Herausforderungen aufgeschlüsselt nach Lebenslagendimensionen beschrieben werden. Dabei wird auf die zuvor erarbeiteten Definitionen der jeweiligen Dimensionen abgestützt. 3.4.1 Bildung Junge Erwachsene haben die Aufgabe, sich mit ihrer Zukunft und der Berufsperspektive auseinanderzusetzen. Dazu gehört die Überprüfung der eigenen Stärken und Interessen sowie die Entwicklung von Kompetenzen und Qualifikationen. Die Berufsfindung gestaltet sich heute als komplexer Prozess, da die Chancen auf einen Arbeitsplatz, der den eigenen Interessen und Kompetenzen entspricht, sich nicht für alle jungen Erwachsenen einfach gestaltet. Für junge Mütter besteht die Herausforderung nebstdem im Vereinen von Familie und Ausbildung. Die traditionelle Rollenverteilung, dass der Mann arbeitet und die Frau Zuhause bleibt, scheint zwar veraltet zu sein, trotzdem fühlen sich viele der Frauen verpflichtet zuhause zu bleiben (vgl. Kölbl 2018: 26f.). Steigen sie aus der Ausbildung aus, fehlen ihnen die möglichen Lernerfahrungen. Wenn Beziehungen und soziale Kontakte, die mit der Ausbildung einhergehen fehlen, kann dies zu Isolation führen. Auch der Erwerb von Bildungsabschlüssen, die Entwicklung eigener Qualifikationen und die Auseinandersetzung mit dem zukünftigen Beruf kann ausfallen (vgl. ebd.: 79). Studien zufolge, ist die Lebens- und Bildungssituation von jungen Müttern schwierig. Obwohl alle jungen Mütter individuell sind, können Gemeinsamkeiten in der mangelnden Berufs- und 21 Bildungsbeteiligung festgestellt werden (vgl. Anslinger 2009: 20). Dies ist einerseits auf gesellschaftliche und strukturelle Hindernisse, andererseits auf die individuellen Kompetenzen der jungen Frauen zurückzuführen (vgl. Anslinger 2009: 20). Um eine Ausbildung im dualen System der Berufsausbildung absolvieren zu können, müssen junge Mütter gewisse Voraussetzungen aufweisen. Die Vereinbarkeit von Kindererziehung und Ausbildung erfordert Motivation und individuelle Kompetenzen. Aber auch ein qualifizierender Schulabschluss ist Bedingung für den Einstig in eine Ausbildung. Absolviert eine junge Mutter eine Ausbildung, ist sie mit verschiedenen strukturellen Herausforderungen konfrontiert, welche in Folge beschrieben werden (vgl. ebd.: 21). Die Ausbildung kostet Geld, oftmals fehlen jungen Müttern die finanziellen Mittel um die Ausbildung finanzieren zu können. Die Ausbildungsvergütungen reichen nicht aus, diese sind vor allem auf junge Erwachsene, welche bei den Eltern leben, ausgerichtet, nicht aber auf junge Erwachsene, welche bereits einen eigenen Haushalt führen (vgl. ebd.). Die Präsenzzeiten während den Ausbildungen sind hoch und so haben junge Mütter einen stark ausgelasteten Alltag zu bewältigen. Zudem müssen sie ihre Kinder versorgen, wodurch nicht viel Zeit für die Vorbereitung für Prüfungen bleibt. Das Einkommen kann nicht durch Nebenjobs verbessert werden, denn dafür bleibt nebst Ausbildung und Familie kaum Zeit (vgl. ebd.). Die betrieblichen Strukturen sind oftmals unflexibel, vor allem in den Arbeitsfeldern, die von Männern dominiert werden. Diese sind weniger offen für neue Arbeitszeitmuster, die auch für junge Mütter eine Vereinbarkeit von Beruf und Familie ermöglichen würden (vgl ebd.). Vor allem die Zeitnot der jungen Frauen ist ein Hemmfaktor für die Bildungspartizipation (vgl. Friese 2008: 73). Kölbl verweist in ihrem Buch auf Rita Bühnemann de Falcon, welche sich bereits in den 1990er-Jahren mit der Lebenslage junger Mütter beschäftigt hat. Bühnemann fasst zusammen, weshalb junge Mütter dringend eine Schul- und Berufsausbildung absolvieren sollten: Die Arbeit kann den jungen Müttern ein Gegengewicht zur Familie geben und unterstützt die jungen Frauen in der Selbstfindung und Weiterentwicklung ihrer Persönlichkeit. Die Arbeit ermöglicht ihnen Kontakt zu anderen Personen. Die Arbeit kann den jungen Müttern eine Möglichkeit geben, die Welt anders oder neu zu erleben, was sich wiederum positiv auf das Kind auswirken kann. Die Erwerbstätigkeit als Geldverdienst schafft zusätzliche Unabhängigkeit (vgl. Kölbl 2018: 84). Damit die Bereiche Erziehung und Bildung vereinbart werden können, benötigt es gesellschaftliche und familiäre Rahmenbedingungen, die dazu beitragen, dass die jungen Mütter sowohl Mutter als auch Studentin, beziehungsweise Lernende sein können. Die Stärkung des Selbstwerts, der Austausch mit anderen Menschen und die autonome Existenzsicherung kann durch die Integration in die Berufswelt gefördert werden. So sollte auch bei jungen Müttern Arbeit nicht als Zusatzbelastung verstanden werden (vgl. Kienholz 2011: 34). 22 3.4.2 Einkommen und Sozialhilfeunterstützung junger Mütter Junge Mütter sind oft von der Sozialhilfe abhängig. Aus dem Schlussbericht des Bundesamts für Statistik zu jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe aus dem Jahr 2009 ist zu entnehmen, dass 17 Prozent der jungen Erwachsenen in der Schweiz, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, Kinder haben. Etwas mehr als die Hälfte lebt in einer Paarbeziehung, die Anderen sind alleinerziehend. 94 Prozent der jungen Erwachsenen, die ein Kind betreuen, sind Frauen. Das Durchschnittsalter der jungen Erwachsenen mit Kindern beläuft sich auf knapp 23 Jahre (vgl. Bundesamt für Statistik 2009a: 2). Carlo Knöpfel und Claudia Schuwey schreiben im Handbuch Armut Schweiz 2014, dass vor allem wenig qualifizierte Personen, Haushalte in denen minderjährige Kinder leben, junge Erwachsene, sowie Personen ausländischer Herkunft und Alleinlebende im Jahr 2012 auf dem Sozialdienst angemeldet waren. Deshalb kann davon ausgegangen werden, dass sich darunter auch junge Mütter befinden (vgl. Knöpfel/Schuwey 2014: 77f.). Ein aktuellerer Bericht aus dem Jahr 2017 besagt, dass 8 Prozent der jungen Erwachsenen, welche Sozialhilfe beziehen, ausschliesslich im Haushalt tätig sind. Es wird davon ausgegangen, dass es sich bei diesen 8 Prozent um junge Mütter mit sehr kleinen Kindern handelt und sie deswegen keiner Erwerbstätigkeit oder Ausbildung nachgehen (vgl. Beyeler et. al 2017: 55). 24 Prozent der jungen Erwachsenen Sozialhilfebeziehenden, welche 25 Jahre alt oder jünger sind, haben Kinder und sind entweder erwerbstätig, Stellensuchend oder in einer Ausbildung (vgl. Beyeler et al. 2017: 55). In der Stadt Bern waren im Jahr 2010, 66 junge Mütter beim Sozialdienst angemeldet, welche noch keine Berufsausbildung abgeschlossen oder begonnen hatten. Dies wird im Evaluationsbericht für das Angebot „Junge Mütter“ des Kompetenzzentrums für Arbeit (KA) in Bern festgehalten (vgl. Hochschule Luzern Soziale Arbeit 2017: 2). Laut dem Bericht zu jungen Erwachsenen in der Sozialhilfe, „führe die Versorgungspflicht von Kindern zu einer Verfestigung des Sozialhilfebezugs“ (Bundesamt für Statistik 2009a: 6). Junge Mütter, welche Alleinerziehend sind, sind besonders gefährdet von der Sozialhilfe abhängig zu sein. Die Schwangerschaft führt zu einem Unterbuch in der Ausbildung oder in der Erwerbstätigkeit. Gerade Mütter ohne Erstausbildung haben Schwierigkeiten, der Kinderbetreuung und einer Arbeit beziehungsweise Ausbildung gleichzeitig nachzugehen. Eine Studie der Berner Fachhochschule Soziale Arbeit besagt, dass über 80 Prozent der alleinerziehenden Mütter im Alter unter 25 Jahren in der Schweiz auf Sozialhilfe angewiesen sind. Vor allem für junge Mütter, die kein oder nur wenig Unterstützung vom eigenen Umfeld erhalten, haben besonders Mühe sich um ihre berufliche Laufbahn zu kümmern (vgl. caritas-solothurn.ch 2018: 10f.). Es wird vermutet, basierend auf der konsultierten Literatur, dass junge Mütter, welche nicht auf dem Sozialdienst angemeldet und auch sonst nirgends statistisch erfasst sind, meist mit dem Partner oder der Partnerin, mit den Eltern oder anderen unterstützenden Personen 23 zusammenleben, welche sie in der Betreuung zumindest aber in den finanziellen Belangen unterstützen können. Ausserdem haben diese jungen Mütter wahrscheinlich eher eine Arbeitsstelle und bereits eine Erstausbildung absolviert und erhalten deswegen Mutterschaftsentschädigung. Auf diese haben Frauen Anspruch, die zum Zeitpunkt der Geburt des Kindes Arbeitnehmerinnen oder Selbstständig erwerbend sind, im Betrieb des Ehemannes, der Familie oder des Konkubinatspartners mitarbeiten, arbeitslos sind und Taggeld der Arbeitslosenversicherung beziehen, wegen Krankheit- oder Unfall Taggeld der Invalidenversicherung erhalten, oder sich in einem gültigen Arbeitsverhältnis befinden, jedoch keine Lohnfortzahlung oder Taggeldleistung erhalten, weil der Anspruch ausgeschöpft ist (vgl. ahv-iv.ch 2019a: 3). Weiter gibt es verschiedene Unterstützungsmöglichkeiten für Eltern in der Schweiz, etwa die Familienzulagen. Die Familienzulagen sollen die durch Kinder entstehende finanzielle Belastung ausgleichen. Die Kinderzulagen erhalten erwerbstätige wie auch nicht erwerbstätige Eltern. Mütter im Mutterschaftsurlaub, arbeitslose Elternteile sowie selbstständig Erwerbende sind ebenfalls anspruchsberechtigt (vgl. ahv-iv.ch 2019b: 3). Die Familienzulagen werden bei der Sozialhilfe als Einnahme berechnet, die Eltern erhalten sie also nicht ergänzend zum Sozialhilfe-Budget (vgl. Berner Konferenz für Sozialhilfe, Kindes- und Erwachsenenschutz (BKSE) 2018). Gleiches gilt für die Mutterschaftsentschädigung und Alimente. In der recherchierten Literatur zur Lebenslage junger Mütter, wird meistens von jungen Frauen gesprochen, welche keine oder eine schlechte Ausbildung haben, nicht ein unterstützendes Umfeld haben und alleinerziehend sind. Deshalb wurde hier vor allem auf diejenigen jungen Mütter eingegangen, welche von der Sozialhilfe unterstützt werden. 3.4.3 Erwerbstätigkeit Der Zusammenhang von Arbeitsmarktfähigkeit und Mutterschaft ist in der Schweiz ein aktuelles Thema und nicht nur bei jungen Müttern von Bedeutung. Die Vereinbarkeit von Beruf und Familie hängt einerseits von institutionellen Kontexten ab, andererseits aber auch von individuellen und sozialen Ressourcen. Meistens können die Väter ihrer Erwerbstätigkeit vollzeitig nachgehen, wobei die Mütter oftmals ihre Berufslaufbahn unterbrechen oder den Beschäftigungsgrad senken um sich um die Betreuung des Kindes zu sorgen (vgl. Giudici/Schumacher 2017). Laut einer Studie über die Erwerbstätigkeit von Müttern in der Schweiz, hat sich die Erwerbsquote von Müttern mit Kindern seit dem Jahr 1980 fast verdreifacht. Die Datenanalyse hat ergeben, dass eine anhaltend erhöhte wirtschaftliche Teilhabe von Müttern mit tertiärer Ausbildung besteht und die Erwerbsquote bei Müttern mit Schweizer Bürgerrecht stark zugenommen hat. Auch hat sich die Zahl der zu betreuenden Kinder auf die Erwerbsbeteiligung von Müttern ausgewirkt (vgl. ebd.). 24 Der Anteil von Frauen mit mindestens einem Kind unter sechs Jahren weist eine Erwerbsquote von 70.2 Prozent auf. 82.7 Prozent der erwerbstätigen Mütter arbeiten Teilzeit. Ein ansehnlicher Anteil der Mütter geht keiner Erwerbstätigkeit nach oder hat ihren Beschäftigungsgrad verringert (vgl. ebd.). Laut unterschiedlichen Publikationen (vgl. Giudici/Schumacher 2017) gibt es klare institutionelle Faktoren, welche die berufliche Integration junger Mütter behindert. Es besteht ein Mangel an Betreuungsstrukturen für Kleinkinder und im Vergleich zu anderen Ländern sind die Kosten für ausserfamiliäre Betreuung hoch. Dies führe dazu, dass viele Mütter auf eine Arbeit verzichten um sich um die Kinder zu kümmern. Ein weiterer Faktor ist der Gegensatz zwischen dem Mutterschaftsurlaub von 16 Wochen und dem faktisch nicht vorhandenen Vaterschaftsurlaub. Dies führe dazu, dass bereits ab den ersten Wochen des Familienlebens eine Ungleichheit besteht. So gesehen ist es finanziell meist lukrativer, dass einer der Partner – in den meisten Fällen die Mutter – den Beschäftigungsgrad reduziert. (vgl. ebd.). Die erwähnten strukturellen Bedingungen erhöhen im Effekt die Wahrscheinlichkeit, dass sich Familien für eine traditionelle Arbeitsteilung entscheiden (vgl. ebd.). Wie bereits erwähnt, spielt auch das Ausbildungsniveau der Mütter hier eine entscheidende Rolle. Es zeigt sich, dass Frauen mit einer tertiären Ausbildung besser im Arbeitsmarkt integriert sind als Frauen mit einem tiefen Bildungsniveau. Im Schnitt entscheiden sich diese Frauen in einem höheren Alter für eine Mutterschaft und können Stellen antreten, in denen sie finanziell gut abgesichert sind. Durch die bessere Entlöhnung können sie sich eine Betreuungslösung für ihre Kinder finanzieren (vgl. ebd.). Interessant ist auch, dass Frauen, die in einer Konsesualpartnerschaft leben, beruflich besser integriert sind als verheiratete Frauen. Die Schlussfolgerungen der Studie lauten u.a. dahingehend, dass für junge Mütter die Benachteiligungen in Bezug auf den Zugang zum Arbeitsmarkt bei weitem nicht behoben sind (vgl. ebd.). Die Integration im Arbeitsmarkt ist essentiell, um ein ökonomisch unabhängiges Leben führen zu können. Diese ökonomische Selbstständigkeit ist wiederum Voraussetzung um die eigene Lebensführung als selbstbestimmt zu erfahren. Wird der Übergang von der obligatorischen Schulzeit in die Ausbildung und danach in das Arbeitsleben verpasst, steigt das Risiko für eine länger andauernde Abhängigkeit von der Sozialhilfe oder dem privaten Umfeld. Zudem finden diese Schwierigkeiten in einer Phase des Lebens statt, in der wichtige Entwicklungsaufgaben vollzogen werden müssen (vgl. Bundesamt für Statistik 2009b: 30). Die Handlungschancen der jungen Erwachsen steigen, wenn wichtige Ressourcen wie das Elternhaus oder ein gutes Umfeld vorhanden sind. Auch ist es wichtig, dass die Betriebe eine hohe Ausbildungsbereitschaft besitzen (vgl. Bundesamt für Statistik 2009b: 19). Mit explizitem Bezug auf Mutterschaft im jungen Erwachsenenalter und Erwerbstätigkeit in der Schweiz wurden keine konkreten statistischen Daten gefunden. In der Literatur wird meist von der Erstausbildung gesprochen. Fehlt den jungen Müttern die Erstausbildung und entscheiden sie sich 25 trotzdem für den Wiedereinstieg in die Berufswelt, fehlt ihnen oftmals auch das Wissen über das aktualisierte Bewerbungsprozedere. Junge Mütter sind ebenfalls von mangelnden Unterstützungsmöglichkeiten respektive Betreuungsmöglichkeiten für das Kind oder die Kinder betroffen. Die Kindertagesstätten haben selten die gleichen Öffnungszeiten wie weiblich geprägte Berufe im Dienstleistungssektor, welche die jungen Mütter meistens wählen, beziehungsweise ihnen offenstehen (vgl. caritas-solothurn.ch 2018: 11). Es stellen sich ähnliche strukturelle Probleme wie bei der Lebenslagendimension Bildung. Ein weiterer Faktor, der Einfluss auf die Erwerbsarbeit haben kann, ist, ob eine Person alleinerziehend ist oder nicht. Ein Blick auf eine Studie der Universität Bern über alleinerziehende Frauen zeigt, dass die befragten Personen vor allem in einem Teilzeitverhältnis arbeiten. Die Berufsfelder sind zumeist geschlechtlich segregiert und weisen einen hohen Frauenanteil auf. Sie weisen ähnliche strukturelle Merkmale auf: Tiefe Löhne, flexible Arbeitszeiten, Anstellung im Stundenlohn, sowie Schichteinsätze am Wochenende, am Abend oder während der Nacht. Das sind diejenigen Merkmale, welche die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren. Viele der Betroffenen möchten mehr arbeiten, jedoch erhalten sie dazu keine Möglichkeit. Die Teilzeitstellenverhältnisse sind gegenüber Vollzeitstellen auch in Bezug auf die Altersvorsorge benachteiligt (vgl. Amacker/Funke/Wenger 2015: 53f.). Unter den Befragten Frauen befindet sich eine junge Mutter (23) und vier Mütter die ihre Kinder unter 25 Jahren geboren haben. Es kann davon ausgegangen werden, dass junge Mütter, die Erwerbstätig sind, genau in diesen Arbeitsbereichen mit hohem Frauenanteil arbeiten und dementsprechend mit den oben erwähnten, prekären Arbeitssituationen und Herausforderungen konfrontiert sind. 3.4.4 Gesundheit Junge Mütter sind durch ihre hohe Belastung psychisch und physisch gefährdet. Die Doppelbelastung als „Not der Zeit“ ist ein täglicher Balanceakt. Besonders belastend ist für die Betroffenen das Gefühl für alles verantwortlich zu sein und den Anforderungen nicht gerecht werden zu können (vgl. Friese 2008: 16). Laut einer Berliner Studie wirkt sich die Mehrfachbelastungen negativ auf die psychische Gesundheit der Mütter aus (vgl. Derksen/Dreisörner/Zigenhain 2003: 609). Dies hat zur Folge, dass auch die emotionale Entwicklung der Kinder gefährdet ist (vgl. Derksen et al. 2003: 609). US-amerikanische Studien belegen, dass junge Mütter mit Kindern in ihrer Identität diffuser, misstrauischer und mit einem geringeren Selbstwert ausgestattet sind als gleichaltrige Frauen ohne Kind (vgl. Derksen et al. 2003: 609f.). Sie haben vermehrt Gefühle von Hoffnungs- und Hilflosigkeit. In der obgenannten Berliner Interventionsstudie waren die Ergebnisse ähnlich. Die jungen Mütter wiesen depressive Symptome auf (vgl. Derksen et al. 2003: 610). Generell wird eine Zunahme von depressiven Symptomen bei Frauen in der Adoleszenz festgestellt. Depression als Reaktion auf Stress sei bei 26 Frauen öfter als bei Männern. Die Erklärung dafür ist, dass junge Frauen, beziehungsweise Mädchen oftmals selbstkritischer mit sich selbst umgehen, was auf die Sozialisation zurückzuführen ist (vgl. Derksen et al. 2003: 610). Ihnen wird eingeprägt, dass sie anderen gefallen sollen und sind eher äusseren Verhaltensstandards ausgesetzt als Männer. Entsprechend erhöht sich das Risiko, dass sich Frauen beziehungsweise Mädchen vermehrt an Plänen und Wünschen von anderen orientieren, mit der möglichen Konsequenz die Selbstwirksamkeit seltener zu erleben als junge Männer dies tun (vgl. Derksen et al. 2003: 610). Ein aktueller Ärztebericht schreibt, dass beispielsweise die geringeren Bildungsjahre sowie das geringere Einkommen Faktoren seien, welche zu psychischen Krankheiten führen können vgl. Dahmen/Konrad/Jahnen/Herpertz-Dahlmann/Firk 2019: 246). Häufig finden sich bei jungen Müttern bereits vor der Schwangerschaft psychische Erkrankungen. (vgl. ebd.). 3.4.5 Soziale Netzwerke Wie bereits in Kapitel 3.1.2 zu Schutzfaktoren und Ressourcen erwähnt, kann ein intaktes Netzwerk für eine Person sehr unterstützend wirken. Gerade auch wenn sich die Betroffenen in herausfordernden Situationen befinden. Laut Friese hat sich gezeigt, dass sich die Mobilisierung von sozialen Netzwerken auf die jungen Mütter positiv auswirkt. Dies treffe besonders auf alleinerziehende Mütter zu (vgl. Friese 2011: 5). Eine Befragung des Projekts MOSAIK, welches Studien zur Lebenslage und Bildungssituation junger Mütter durchführte, hat ergeben, dass Frauen mit einem unterstützenden familiären und sozialen Netzwerk die Situation der Vereinbarkeit von Bildung und Familie weniger belastend empfinden. Die Hilfe, welche als unterstützend empfunden wird, bezieht sich nicht nur auf die Kinderbetreuung. Beistand bei Alltagsfragen, wie u.a. Haushaltsführung, Finanzen, bei Behördengängen oder der Organisation von Freizeit, wurden als entlastend wahrgenommen (vgl. Friese 2011: 5). Nebst der Kernfamilie kann ein Partner oder eine Partnerin eine wichtige und unterstützende Rolle übernehmen. Sei dies bezogen auf die finanzielle Lage, die Kinderbetreuung, den Haushalt und Alltagsfragen (vgl. Hartmann 2008: 36). Eine Partnerschaft bietet emotionale und praktische Unterstützung, sowie Beratungsmöglichkeit in wichtigen Angelegenheiten. Der jeweilige Lebenspartner oder die jeweilige Lebenspartnerin übernimmt somit eine wichtige Unterstützungsfunktion (vgl. Diewald 1993: 285). Gerade auch bei alleinerziehenden jungen Müttern ist ein intaktes und gut aufgebautes soziales Netzwerk von Bedeutung. Die Ergebnisse einer Studie der Universität Bern zu Alleinerziehenden und sozialen Netzwerken haben gezeigt, dass für die Alleinerziehenden die Unterstützung von Verwandten und engen Freunden extrem wichtig sind, besonders auch in durchlebten Krisensituationen. Grosseltern können beispielsweise Aufgaben in der Kinderbetreuung übernehmen. Grossväter können ein Vaterersatz sein, wenn der Kindsvater sich nicht um das Kind sorgt. Die Befragten, 27 welche ein weniger grosses Netzwerk haben, erleben die Alltagsbewältigung als schwierig (vgl. Amacker et al. 2015: 82-87). Nebst Verwandtschaft und Paarbeziehung sind Peer-Beziehungen ein wichtiger Teil des sozialen Netzwerks. Gerade bei jungen Müttern kann es diesbezüglich schwierig werden, da sie eine andere Alltagsstruktur als Gleichaltrige haben. Umgekehrt hat die Forschung gezeigt, dass Beziehungen zu Gleichaltrigen in der Adoleszenz zentral für die persönliche Entwicklung sind (vgl. Vierhaus/ Wendt 2018: 141). Sie ermöglichen Erfahrungen im sozialen Kontext, welche über die Familienbeziehung hinausgehen (vgl. Vierhaus/ Wendt 2018: 141). Ab- und Unterbrüche der Ausbildung oder Schule führen dazu, dass Kontakte zu den Gleichaltrigen wegfallen und wichtige Lernerfahrungen ausbleiben können. Durch die Geburt des Kindes verändern sich die Interessen und stehen im Gegensatz zu den Interessen der Peers. Die bewusste oder unbewusste Ablehnung und der Verlust der Peers kann ein schmerzlicher Prozess für die jungen Mütter bedeuten. Resultiert daraus Isolation, kann dies negative Auswirkungen auf das Selbstwertgefühl der Betroffenen haben (vgl. Kölbl 2018: 78f.). Ein intaktes soziales Netzwerk hat nicht nur für die jungen Mütter einen wichtigen Stellenwert, auch für die Kinder sind die sozialen Kontakte von Bedeutung. Sie ermöglichen das Erfahren von Gefühlen und sind Ausdruck von Bindungen. Auch vermitteln sie Anerkennung und helfen bei der Bewältigung von Entwicklungsaufgaben der Kinder (vgl. Chassé/Rasch/Zander 2010: 155). Nach Chassé et al. übernimmt das verwandtschaftliche Netzwerk viele Hilfe- und Unterstützungsfunktionen. Einerseits – wie bereits erwähnt – durch Teilnahme an der Kinderbetreuung, anderseits sorgt es auch für Abwechslung durch Besuche, für eine erweiterte Freizeitgestaltung und für die Ermöglichung von Kinderwünschen. Die Primären sozialen Netzwerke zeichnen sich nach Chassé et al. in der Folge als ganzheitliche und multifunktionale Hilfe- und Unterstützungsleistung aus (vgl. Chassé et al. 2010: 168). Nebst den familiären Beziehungen und den Peer-Beziehungen können tertiäre Netzwerke als unterstützend betrachtet werden. Dazu gehören Institutionen und Professionen, welche die jungen Frauen begleiten. Netzwerkarbeit auf der tertiären Ebene orientiert sich an der Lebenswelt der jungen Frauen und berücksichtigt bestehende soziale Netze sowie lokale Hilfestrukturen (vgl. Friese 2008: 97). 3.4.6 Wohnen Zu der Dimension Wohnen ist nur wenig Literatur mit Bezugnahme auf die Situation von jungen Müttern auffindbar. Während der Recherche ist aufgefallen, dass es vermehrt Forschungen zum Thema Armut und Wohnen, Sozialhilfe und Wohnen, Alleinerziehende und Wohnen, sowie Junge 28 Erwachsene in der Sozialhilfe gibt. Auch zeigt die Recherche zu „Wohnen“ und „Junge Mütter“, dass oftmals auf Institutionen verwiesen wird, welche ein Mutter-Kind Wohnen anbieten. Durch die Vorhandenen Daten und Forschungsberichte wird im Folgenden versucht, die zu erschliessenden Herausforderungen junger Mütter abzuleiten. Eine Wohnung zu haben ist ein existenzielles menschliches Bedürfnis. In der Schweiz ist die angemessene Versorgung mit Wohnraum ein aktuelles Thema. Der Wohnraum ist für Bevölkerungsgruppen mit tiefem Einkommen oder Angehörige des Mittelstands sowie Personen mit besonderen Bedürfnissen zumindest in den urbanen Zentren kaum bezahlbar. Gerade für armutsbetroffene und sozial benachteiligte Personen ist es schwierig eine Wohnung zu finden und diese über längere Zeit behalten zu können (vgl. Althaus/Glaser/Schmidt 2017: 1). Gemäss einer Analyse von Caritas Schweiz über Wohnen und Armut, sollten die Mietzinskosten nicht mehr als 30 Prozent des Einkommens ausmachen. Dieser Wert wird von armutsgefährdeten Haushalten jedoch überschritten. Viele Betroffene müssen bei anderen Ausgaben – etwa Ferien, Ernährung oder Freizeitaktivitäten – sparen, damit sie die Miete bezahlen können (vgl. Caritas Schweiz 2014: 3). Das Bundesamt für Statistik hält fest, dass im Jahr 2017 der durchschnittliche Mietpreis (ohne Neben- und Heizkosten) in der Schweiz für eine Zweizimmerwohnung bei 1061 Franken, bei einer Dreizimmerwohnung bei 1270 Franken und bei einer Vierzimmerwohnung bei 1519 Franken lag (vgl. Bundesamt für Statistik 2019b). Es ist davon auszugehen, dass eine junge Mutter mit einem Kind eine Dreizimmerwohnung bevorzugt, wenn sie nicht in einer Kollektivform mit anderen Personen zusammenlebt. Von Personen, welche von der Sozialhilfe unterstützt werden, wird erwartet, dass sie in günstigem Wohnraum leben. Kinder haben laut der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) nicht grundsätzlich Anspruch auf ein eigenes Zimmer. Die vertraglich vereinbarten Nebenkosten werden von der Sozialhilfe übernommen (vgl. Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe o.J.b). Beispielsweise haben junge Erwachsene auf dem Sozialdienst der Stadt Bern nur in Ausnahmefällen Anspruch auf einen eigenen Haushalt. Darunter fallen auch junge Erwachsene mit Kindern. Betreut eine junge Mutter ein Kind ohne Partner, darf sie sich eine Wohnung für 1200 Franken (Zweipersonenhaushalt ohne Nebenkosten) leisten. Lebt eine junge Mutter mit ihrem Partner und einem Kind, kann eine Wohnung mit einer Miete bis zu 1400 Franken exklusive Nebenkosten gemietet werden. Alles was diesen Betrag übersteigt, muss vom Grundbedarf bezahlt werden (vgl. Stadt Bern o.J.). Eine weitere Herausforderung kann die Mietkaution der Wohnung sein. In der Regel beläuft sich die Mietkaution auf drei Monatsmieten. Für viele Menschen mit kleinerem Einkommen bedeutet dies einen finanziellen Zusatzaufwand und schränkt die Chancen auf dem Wohnungsmarkt ein (vgl. Althaus et al. 2017: 3). Aus dem Bericht der Universität Bern über alleinerziehende weibliche Personen in der Schweiz ist zu entnehmen, dass die befragten Personen mit ihrer aktuellen Wohnsituation zufrieden sind. Vor allem die Faktoren „Nähe“ und „Erreichbarkeit“ sind für die Betroffenen von Wichtigkeit, gerade 29 auch in Bezug zur Erwerbs- und Betreuungsarbeit. Aus der Studie kann entnommen werden, dass die Alleinerziehenden das soziale Netzwerk in der Nähe haben wollen. Dies zeigt erneut die Wichtigkeit der Unterstützung durch die Familie oder Freunde, sowie andere Formen von Kinderbetreuung. Bedeutend ist auch das Umfeld für die Kinder. Der Wohnort sollte kinderfreundlich gestaltet sein und Spielmöglichkeiten bieten. Zu kleine Wohnungen, Renovierungsbedarf oder zu hohe Mietpreise nehmen die befragten Personen in Kauf. Wichtiger seien die Kriterien wie Nähe zu Kindergarten, Schule, Arbeitsplatz oder Zugang zu Ärztinnen und Ärzten, Einkaufsmöglichkeiten und öffentlicher Nahverkehr (vgl. Amacker et al. 2015: 89). Die Studie hat elf alleinerziehende Frauen in der Schweiz befragt und ist nicht repräsentativ. Für junge Mütter kann die Herausforderung darin bestehen, eine geeignete Wohnung zu finden, welche ihren und den Bedürfnissen des Kindes entspricht. Die Infrastruktur und Nähe des Netzwerks, sowie die Distanz zum Arbeits- oder Ausbildungsort scheint zentral zu sein. Werden die jungen Mütter vom Sozialdienst unterstützt, müssen sie sich an die Richtlinien des jeweiligen Kantons halten. Ob sich die Wohnung an einem Standort befindet an dem sie sich wohl fühlen und nicht isoliert sind, sei dahingestellt. Es kann gut sein, dass die Betroffenen einen Anteil ihres Grundbedarfs für die Miete verwenden, wenn die Miete nicht den Richtlinien entspricht. Dies kann zu einer finanziellen Belastung führen. Eine empirische Untersuchung im Bereich Lebenslage Wohnen und junge Mütter oder Eltern wäre wünschenswert und könnte Fakten liefern. Fakt ist, dass Personen mit bescheidenem Einkommen vermehrt Mühe haben einen angemessenen Wohnraum zu finden. Sie werden in Randgebiete oder in die Agglomeration verdrängt. In der Stadt zu wohnen bedeutet für Personen mit geringem Einkommen Luxus (vgl. Städteinitiative Sozialpolitik 2017: 5). Ungefähr elf Prozent der Haushalte in der Schweiz leben in schlechten Wohnverhältnissen. Besonders betroffen sind Altersrentnerinnen und Altersrentner (39%), Alleinerziehende (37%) und Alleinstehende (31%) (vgl. Städteinitiative Sozialpolitik 2017: 6). Die Betroffenen haben Mühe die steigenden Mietkosten zu bezahlen. Der günstige Wohnraum für Personen mit bescheidenen Einkommen hat speziell in den Städten abgenommen (vgl. Städteinitiative Sozialpolitik 2017: 10). Ein wesentlicher Faktor der Mietzinserhöhungen sind u. a. auch die Aufwertung von Wohnraum. Kommen Personen mit hohen Qualifikationen und Einkommen in die Städte, erhöhen sich die Mietzinsen. So droht die soziale Entmischung und Exklusion von Personen mit tiefen Einkommen (vgl. Städteinitiative Sozialpolitik 2017: 14-16). Immer mehr kommt auch das Mikro-Wohnen / Cluster-Wohnen in die Schweiz. Darunter wird verstanden, dass Kleinwohnungen und Wohngemeinschaften kombiniert werden. Mikro-Wohnen bezieht sich darauf, dass die Haushalte möglichst klein gehalten werden, es dafür mehr 30 gemeinschaftliche Angebote und Räume gibt. Bei den Mikro-Wohnangeboten ist meistens eine Frist der Wohndauer von fünf Jahren die Regel. Bei den Cluster-Wohnprojekten ist die Mietdauer unbefristet (vgl. Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) 2019). Es bestehen jedoch Zugangshürden, welche besonders Personen mit tiefem Einkommen betreffen. Da die Mehrheit der Cluster-Wohnungen durch Genossenschaften oder Baugruppen organisiert sind, setzt der Bezug der Wohnungen eine bestimmte finanzielle Beteiligung voraus. Es ist also notwendig, zu untersuchen, wie diese Angebotsformen auch für Personen, welche ein kleines Einkommen haben, attraktiv sein können. Denn die Bedarfsanalyse laut dem Evaluationsbericht vom Bundesamt für Wohnungswesen zeigt, dass die Nachfrage nach erschwinglichem Wohnraum für Kleinsthaushalte ansteigen wird (vgl. Bundesamt für Wohnungswesen (BWO) 2019). Solche Wohnformen könnten gegebenenfalls unterstützend wirken und das Netzwerk junger Mütter erweitern. 3.5 Zusammenfassung Aus den verschiedenen Lebenslagendimensionen ist zu entnehmen, dass sich junge Mütter diversen Herausforderungen stellen müssen. Das heisst aber nicht, dass jede junge Mutter gleichermassen belastet ist oder die gleichen Herausforderungen bewältigen muss. In Kapitel Lebenslage wurde erklärt, dass eine Unterversorgung von mehreren Dimensionen zu einem erhöhten Problemdruck führen kann (vgl. S.9). So kann also die Kumulation von Schwierigkeiten zu einer grossen Belastung führen. Ein gutes Netzwerk, welches die junge Frau und das Kind unterstützen, hat positiven Einfluss auf die Lebenslage der jungen Mutter. Hat eine junge Frau ein weniger intaktes soziales Netzwerk, scheint die Bewältigung des Alltags besonders herausfordernd zu sein. Gerade in diesen Fällen, ist eine Unterstützung durch die sekundären und tertiären Netzwerke von grosser Bedeutung. 4 Schuldenproblematik in der Schweiz In diesem Kapitel soll auf die Schuldenproblematik in der Schweiz eingegangen werden. Zunächst werden die verschiedenen theoretischen Zugänge und Begriffe zum Thema Schulden erörtert. In Kapitel 4.7 wird spezifisch auf die Schuldenproblematik von jungen Erwachsenen eingegangen. Die Herausforderungen und Zusammenhänge, welche sich aus der Verbindung der Schuldenthematik und der Lebenslage junger Mütter ergeben, werden in der Folge in Kapitel 5 erläutert. 31 4.1 Verschuldung, Überschuldung und existenzielle Verschuldung Das Thema Schulden erfordert eine differenzierte Betrachtung der Begriffe Verschuldung, Überschuldung und existenzielle Verschuldung. Zu erwähnen ist, dass die Problemlage Überschuldung in der Literatur sehr oft im Kontext mit armutsbetroffenen Personen Erwähnung findet. Deshalb wird in einem separaten Kapitel auf die Lebenslage Armut und Schulden eingegangen. Es gibt viele Menschen, welche finanzielle Schulden haben. Dies ist nicht per se ein Problem. Es gibt aber Unterschiede im Schwerengrad der Verschuldung. Besonders die Abgrenzung von Verschuldung und Überschuldung wird in Fachdiskursen unterschiedlich diskutiert. Somit ist die Abgrenzung zum Begriff Verschuldung nicht ganz deutlich. Hinzu kommt, dass teilweise zusätzlich anstatt von Überschuldung, von existenzieller Verschuldung gesprochen wird (vgl. Carlo/Mattes 2018: 3). In der Schuldenberatungsmethodik wird laut Schweizerischer Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) zwischen dringenden, zweifelhaften und gewöhnlichen Schulden unterschieden. Unter dringenden Schulden wird verstanden, dass diese, ohne das Eingreifen in die Schuldenproblematik, die Lebensumstände eines Menschen verschlechtern. Zweifelhafte Schulden sind Forderungen, welche nicht per se durchsetzbar sind. Beispiel ist etwa ein Kreditvertrag, bei dem die Kreditfähigkeit des Schuldners nicht berücksichtig wurde. Gewöhnliche Schulden sind Forderungen, welche weder dringlich sind noch eine rechtliche Vorrangstellung haben (vgl. Schweizerische Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) 2017: 1). Nach SKOS wird eine Verschuldung erst dann problematisch, wenn geforderte Beträge mit den Einnahmen nicht mehr fristgerecht zurückbezahlt werden können, was je nach Gläubiger und Schuldenbetrag zu schwierigen Situationen führen kann. Von Überschuldung wird gesprochen, wenn eine Person mit dem nach Abzug des Existenzminimums3 noch zur Verfügung stehenden Teil des Einkommens, finanzielle Verpflichtungen in einer absehbaren Zeitspanne nicht begleichen kann (vgl. SKOS 2017: 1). Korczak unterscheidet Verschuldung und Überschuldung folgendermassen: Die Verschuldung von Privatpersonen ist ein wichtiger Bestandteil um die Wirtschaft voranzutreiben. Die Marketingaktivitäten der Kreditwirtschaft und die Zunahme der konsumorientierten Lebensstile macht die Verschuldung zu einem gesellschaftlich akzeptierten Zustand. Obwohl es auch Bevölkerungsgruppen gibt, die Verschuldung als negativ bewerten. Die Verschuldung schildert zunächst einen Zustand, in dem ein Vertrag unterschrieben wird, der klare Vereinbarungen und Vorschriften beinhaltet. Erst wenn eine Person der im Vertrag vereinbarten Schuldverpflichtung nicht mehr nachkommen kann, zieht dies finanzielle, rechtliche und soziale Sanktionen nach sich (vgl. Korczak 2001: XXII). Carlo und Mattes ergänzen in ihrem Bericht Korczaks, sowie Bochslers, 3Empfehlung Existenzminimum nach SKOS: https://richtlinien.skos.ch/fileadmin/user_upload/skos_richtlinien/GeschuetzterBereich/2016_sozExistenzminimum-d.pdf 32 Knöpfels, Mattes und Pardinis Auffassung von Überschuldung wie folgt: Die Verschuldung gilt dann als prekär, wenn die Zahlungspflichten dauerhaft nicht beglichen werden können. Diese Lage kann in eine Überschuldung führen. Weiter zitieren Carlo und Mattes in ihrem Bericht Die Einnahmen eines Privathaushaltes reichen längerfristig nicht mehr aus um die geschuldeten Beträge zu begleichen. Führt die Verschuldung zu einer „ökonomischen und psychosozialen Destabilisierung“, welche auch mit anderen Lebenslagenproblemen einhergehen, wird auch von existenzieller Verschuldung respektive existenzieller Überschuldung gesprochen (vgl. Carlo/Mattes 2018: 3). Carlo und Mattes stützen sich weiter auf den Überschuldungsbegriff nach Groth (vgl. Carlo/Mattes 2018: 3). Wenn das monatliche Einkommen nach Abzug der Fixkosten wie Miete, Energie, Versicherung und Nahrungsmittel, nicht mehr ausreicht um Vertragspflichtige Schulden in Raten zurückzuzahlen, ist eine Person überschuldet (vgl. Carlo/Mattes 2018: 3). Auch der Bundesrat definiert Verschuldung und Überschuldung im Bericht über Sanierungsverfahren von Privatpersonen so, dass erst von einer Überschuldung gesprochen werden kann, wenn das Einkommen nach Abzug der Fixkosten nicht mehr reicht um Zahlungsrückstände in absehbarer Zeit zu beheben (vgl. Bundesrat 2018a: 6). Nach Mattes et al. besteht das Hauptproblem der Differenzierung von Verschuldung und Überschuldung darin, dass es keinen bestimmten Betrag einer Schuldsumme gibt, welche besagt, dass eine Person überschuldet ist. Deshalb finden Mattes et al., dass die bisherigen Definitionen den betroffenen Personen nicht gerecht werden (vgl. Bochsler et. al 2016: 10). Mattes differenziert die Definition Überschuldung in seinem Bericht folgendermassen: „Überschuldung ist dann gegeben, wenn die eigene wirtschaftliche Leistungsfähigkeit soweit vorweggenommen wurde, dass die finanziellen Belastungen daraus nicht mehr in angemessenem zeitlichem Umfang und unter Berücksichtigung vorhandenen Risiken des Alltags, vor allem von einkommensrelevanten gesundheitlichen oder familiären Beeinträchtigungen, getilgt werden können.“ (Mattes 2007 zit. nach Bochsler et. al 2016: 10) Nach Korczak decken sich die Lebenslagen der überschuldeten Personen in einigen Punkten mit der Lebenslage armer Haushalte. Schwierigkeiten in den verschiedenen Lebenslagendimensionen wie beispielsweise Arbeitslosigkeit, Trennung/Scheidung, Schwangerschaft/Geburt/Haushaltsgründung, Krankheiten, Mieterhöhungen als auch niedrige Bildungs- und Berufsqualifikationen sind Parallelen zwischen Armutsbetroffenen und Überschuldungsbetroffenen. Die Überschuldung kann im Zusammenhang mit niedrigem Bildungs- und Berufsqualifikationen oder dem Eintreten von kritischen Lebensereignissen gesehen werden (vgl. Korczak 2001: XXIV). Demnach ist fast jede Person verschuldet, und nur ergänzt mit anderen Faktoren kommt es zu einer Überschuldung. Ausserdem gibt es unterschiedliche Arten von Schulden auf welche im folgenden Kapitel eingegangen wird. 33 4.2 Verschuldungsarten Es gibt unterschiedliche Arten von Schulden. Nach SILC sind im Jahr 2013 Zahlungsrückstände die häufigste Art von Schulden (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Zirka 18 Prozent der Schweizer Bevölkerung leben in einem Haushalt mit einem Zahlungsrückstand (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Zahlungsrückstände sind Rechnungen, welche aus finanziellen Gründen nicht fristgemäss bezahlt werden können (vgl. Bundesamt für Statistik 2012: 2). Geläufige Schulden sind Fahrzeug- Leasing und Kleinkredite/Konsumkredite. 15.5 Prozent der Bevölkerung haben mindestens ein geleastes Fahrzeug, 10.5 Prozent haben mindestens einen Kleinkredit/Konsumkredit (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Konsumkredite sind Kredite, die keinem beruflichen Zweck dienen und welche Konsumentinnen und Konsumenten von einem Kreditinstitut erhalten. Dies können Barkredite (ein Vertrag, der gewisse Waren / Dienstleistungen finanziert), Leasingverträge (Gegenstände, welche Konsumierende in der Regel monatlich abzahlen, den Gegenstand aber bereits benutzen dürfen, jedoch gehört der Gegenstand dem Konsumenten erst, wenn der volle Betrag bezahlt wird), oder ein Kontoüberziehungskredit auf laufende Konto- oder Kredit- respektive Kundenkarten sein (vgl. Caritas Schweiz 2019a). Verschuldung bei Verwandten oder Bekannten ist eine weitere Art von Verschuldung (vgl. Bundesamt für Statistik 2013). Laut dem Bericht des Bundesrats sind Steuerschulden und Krankenkassenschulden die häufigsten in der Schweiz vorkommenden Schuldenarten (vgl. Bericht des Bundesrates 2018: 8). Warum gewisse Personen Schulden machen oder sich gar Überschulden wird im nächsten Kapitel erläutert. Ursachen und Verschuldungstypen werden erklärt. 4.3 Ursachen für Verschuldung und Verschuldungstypen Dem Positionspapier „Wenn Schulden die Existenz bedrohen“ der Caritas aus dem Jahr 2013 ist zu entnehmen, dass eine Überschuldung durch sozioökonomische, situative oder psychosoziale Faktoren verursacht werden kann (vgl. Caritas Schweiz 2013: 4). In sozioökonomischer Hinsicht wird die Überschuldung durch ungenügendes Einkommen verursacht. Obwohl diese Personen arbeitstätig sind, können nicht alle Rechnungen beglichen werden („Working Poor“). Gerade die Krankenkassenprämien bereiten vielen Betroffenen Schwierigkeiten. Armutsbetroffene sind doppelt so häufig im Zahlungsrückstand wie der Durchschnitt der Schweizer Bevölkerung (vgl. ebd.). Ein weiterer Aspekt ist der Rückstand bei der Steuerbegleichung, der gemäss Bundesamt für Statistik, bei Personen mit niedrigem Einkommen häufig vorkommt. Hinzu kommen situative Ursachen als nicht planbare Ereignisse, wie Arbeitslosigkeit, eine Trennung oder eine Krankheit. Solche Situationen bergen Risiken und können zur Überschuldung führen (vgl. ebd.). Mattes et al. erklären, dass nicht nur ungeplante Ereignisse zu Überschuldung führen können. Auch bewusst 34 herbeigeführte Veränderungen, wie Gründung eines gemeinsamen Haushalts, die Geburt eines Kindes oder die Verrentung eines Haushaltsmitglieds können zu wirtschaftlichen Problemen führen. Besonders wenn bereits bestehende Schulden vorhanden sind. Verschuldung ist ein Prozess, welcher über Monate und Jahre andauern kann und die Bewältigung von Krisen, überraschenden oder geplanten Ereignissen sowie sonstige schwierige Voraussetzungen des Alltags beinhaltet (vgl. Bochsler et. al 2016: 12). Auch die SKOS schreibt in ihrem Bericht zum Thema „Schulden und Sozialhilfe“, dass eine Kombination von exogenen, individuellen und strukturellen Faktoren die Ursache der Überschuldung sind. Exogene Faktoren beziehen sich auf die nicht vorhersehbaren Ereignisse, etwa Schicksalsschläge wie Tod, Trennung, Krankheiten oder Arbeitslosigkeit. Diese Ereignisse können zu Mehrausgaben führen. Gerade junge Erwachsene seien besonders gefährdet, da sie sich in einer sensiblen Lebensphase befinden und erstmalig mit neuen Aufgaben, wie beispielsweise dem Verwalten des eigenen Budgets in Berührung kommen. Individuelle Faktoren bezeichnen in diesem Zusammenhang die individuellen Fähigkeiten und Kompetenzen einer Person. 64 Prozent der Haushalte, die eine Fachstelle für Schulden besuchten, sagten aus, dass die mangelnde Budgetverwaltungskompetenz die hauptsächliche Ursache der Überschuldungssituation sei (vgl. SKOS 2017: 4). Die strukturellen Faktoren bezeichnen tiefe Einkommen und zu hohe Ausgaben für Miete und Krankenkasse. Personen, die im Niedriglohnsektor arbeiten kommen eher in eine Überschuldungssituation als gutverdienende Personen (vgl. ebd.). Susanne Schlabs ist der Überzeugung, dass individuelle sowie strukturelle Probleme zu einer Überschuldung führen und diese als Wechselwirkung zwischen Individuum und Gesellschaft verstanden werden können. Kreditinstituten, welche mit aufdringlichen Anzeigen für Konsumkredite werben, würden in der Ursachendiskussion zu wenig berücksichtigt. Es scheint, dass Konsumkredite gesellschaftlich akzeptiert sind, wobei demgegenüber kritische Ereignisse einer Lebenslage als Ursache von Verschuldung besonders in Fachdiskussionen thematisiert werden. Die Folgen einer Verschuldung seien einerseits zwar auf die „individuellen Handlungs- und Bewältigungskompetenzen“, anderseits aber auch auf die vorhandenen sozialen und gesellschaftlichen Strukturen zurückzuführen (vgl. Schlabs 2007: 20f.). Nach Lechner gibt es verschiedene Verschuldungstypen, welche auf der Basis einer Längsschnittstudie über Verbraucherinsolvenzverfahren durch Befragungen von 760 Personen erhoben wurden: Bei einem ersten Typ ist die Überschuldung darauf zurückzuführen, dass ein Ereignis wie Arbeitslosigkeit, Trennung beziehungsweise Scheidung, oder das Scheitern der beruflichen Selbstständigkeit in eine Krise geführt hat (vgl. Lechner 2009: 67): „Bei Typ 1 ist etwas passiert, was unter den Rahmenbedingungen moderner Gesellschaften zu den alltäglichen Risiken gezählt werden muss.“ (Lechner 2009: 67) Dieser Typus ist zum Zeitpunkt des Überschuldungsprozesses gesellschaftlich integriert. Laut Lechner hat dieser Typ die beste Chance, aus der Verschuldungssituation herauszukommen. Bei Typ 2 handelt es sich um 35 Personen, welche einerseits durch die „Daseinsrisiken der modernen Gesellschaft“ in Krisen geraten sind, anderseits den Überblick über ihre finanzielle Situation verloren haben. Lechner geht davon aus, dass bei diesem Typus bereits in der Überschuldungssituation ein Inklusionsdefizit bestand (vgl. Lechner 2009: 68). Diese Personen benötigen für eine längere Zeit Unterstützung um sich zu Entschulden. Bei Typ 3 liegt eine Überforderung der finanziellen Situation vor, kombiniert mit den „Daseinsrisiken der modernen Gesellschaft“. Zusätzlich kommt bei diesem Typus hinzu, dass er über wenig finanzielles Wissen verfügt, zu Kontrollverlust neigt und mit seinen alltäglichen Problemen überfordert ist. Im Gegensatz zu Typ 2 zeigt Typ 3 eine mehrdimensionale Überforderung (vgl. Lechner 2009: 68). 4.4 Armut und Schulden Zur Definition von Armut bestehen unterschiedliche Ansätze. In dieser Arbeit wird der Armutsbegriff nach Bundesamt für Statistik verwendet (vgl. Bundesamt für Statistik o.J.). Armut bedeutet, die Unterversorgung von wichtigen Grundbedürfnissen, welche in einem Land als Standard gelten. Die Messung von Armut gestaltet sich schwierig, nicht zuletzt weil es unterschiedliche Ansätze gibt. Unter der „absoluten Armut“ wird das Unterschreiten eines definierten Existenzminimums verstanden. Die Schweiz orientiert sich nach dem sozialen Existenzminimum, welches von der Schweizerischen Konferenz für Sozialhilfe (SKOS) empfohlen wird (vgl. Bundesamt für Statistik o.J.). „Als arm gelten demnach Personen, die nicht über die finanziellen Mittel verfügen, um die für ein gesellschaftlich integriertes Leben notwendigen Güter und Dienstleistungen zu erwerben“ (Bundesamt für Statistik o.J.). Ist eine Person überschuldet, bedeutet dies nicht, dass die Person zwingend von Armut betroffen ist. Die Abdeckung von lebenswichtigen Gütern wird in der Schweiz durch die Leistungen der Sozialhilfe gesichert. Zudem gibt es gesetzliche Schutzmechanismen wie die Pfändungsfreigrenzen oder das Verbraucherinsolvenzverfahren (vgl. Wagner 2010: 88). Diese Gesetze sollen dafür sorgen, dass Überschuldung nicht zu Armut führt. Versuchen Menschen, die bereits verschuldet sind, Belastungen nachzukommen, gleichzeitig Miete- Strom- und Gaszahlungen zu leisten, und vernachlässigen dabei etwa die Ernährung, so können Überschuldungssituationen zu „primärer“ Armut führen (vgl. Wagner 2010: 88). Unter „primärer“ Armut wird die Unterversorgung von elementaren Grundbedürfnissen verstanden (vgl. Reiter 1991: 111). Die Überschuldung kann auch zu Wohnungsverlust führen. Zudem wird jede nichtvorhersehbare Situation, in der Geld benötigt wird, zu einer zusätzlichen Belastung, die zu einer existenziellen Krise führen kann. Die Folge kann sein, dass sich eine Person in Kreditabhängigkeit begibt. Die Rechnungen müssen dabei mit Ratenzahlungen beglichen werden und das Existenzminimum ist somit nicht mehr gewährt (vgl. Wagner 2010: 88). 36 Es können vier Zugänge gewählt werden, um das Problem Armut zu verstehen. Erstens kann Armut als Mangel an materiellen Gütern verstanden werden. Zweitens hat Armut aber mit mehr als nur mit Geldmangel zu tun und kann als prekäre Lebenslage ausgelegt werden. Drittens ergeben sich Armutsrisiken in verschiedenen Lebensphasen in unterschiedlichem Umfang (vgl. Knöpfel 2019: 4). Im vierten Zugang muss Armut als „Situation der Ausweglosigkeit und des Verlustes an Perspektive und Handlungsfähigkeit gesehen werden“ (Knöpfel 2019: 4). „Die vier Zugänge sind nicht exklusiv zu verstehen, sondern ergeben erst kumuliert eine umfassende Sicht auf die Armut in einem Land.“ (Knöpfel 2019: 4) Laut Knöpfel kann das Phänomen Verschuldung ähnlich analysiert werden. Verschuldung weist einen materiellen Mangel auf, indem finanzielle Verpflichtungen ausstehen. Das kann in vielen Fällen zu weiteren Problemlagen und prekären Lebenslagen führen. Verschuldung spielt sich in unterschiedlicher Art und Weise in verschiedenen Lebensphasen gegenüber wechselnden Gläubigern ab. Auch hier besteht die Gefahr des Verlusts der eigenen Handlungsmöglichkeiten. Werden die gesellschaftlichen und sozialpolitischen Probleme der Armut und Verschuldung zusammengezogen, zeigt sich, dass die (wirtschaftliche) Situation für die Betroffenen als sehr Schwierig einzustufen ist (vgl. ebd.). „Arm und verschuldet erschwert die Übergänge im Lebenslaufmodell. Ein Wechsel der Arbeitsstelle wie der Wohnung ist kaum mehr möglich, das familiäre Zusammenleben ist von Stress und Konflikt geprägt.“ (Knöpfel 2019: 12) Es kann davon ausgegangen werden, dass sich die Relation von Armut und Verschuldung nach Lebensphase verändern. Gerade bei jungen Erwachsenen steigt bei tieferem Armutsrisiko das Verschuldungsrisiko (vgl. ebd.). Laut Knöpfel zeigt sich somit, dass die Chancen sich aus dieser prekären Situation herauszulösen eher gering sind. Dies gilt vor allem für die Fälle, welche vom Sozialdienst unterstützt werden (vgl. Knöpfel 2019: 12). 4.5 Sozialhilfe und Schulden Laut SKOS sind Schulden und Sozialhilfe miteinander verknüpft. Eine Überschuldung kann zu einem Leben am oder unter dem Existenzminimum führen. Wenn die Überschuldung soweit führt, dass die Arbeitsstelle verloren geht und keine Einnahmen mehr zur Verfügung stehen, müssen die Betroffenen früher oder später auf die Sozialhilfe. Eine akute und existenzielle Gefahr besteht besonders dann, wenn die Ausstände den Haushalt gefährden, wie z.B. beim Ausstand des Mietzinses oder der Krankenkassenrechnungen. Der Anreiz sich wieder vom Sozialdienst abzulösen fällt gering aus, denn die Betroffenen erwarten Betreibungen und Lohnpfändungen. (vgl. SKOS 2017: 5f.). Der Grundbedarf der Sozialhilfe und das betreibungsrechtliche Existenzminimum ist in beiden Fällen gering (vgl. Mattes 2014: 14). Nebstdem wird das Sozialhilfegeld auch als Schuld betrachtet, es besteht Rückerstattungspflicht, soweit dies möglich ist. Der Umgang mit 37 Schulden auf dem Sozialdienst wird in den Richtlinien nach SKOS beschrieben. (vgl. SKOS 2017: 6). 4.6 Rechtliche Rahmenbedingungen von Verschuldung in der Schweiz Personen, die ihre Schulden nicht mehr bezahlen können, werden von ihren Gläubigern betrieben. Ein Eintrag im Betreibungsregister ist bei der Wohnungssuche, teilweise auch bei der Stellensuche, nicht gerne gesehen. Nach der Betreibung kommt meistens die Lohnpfändung ins Spiel, was ein Leben am Existenzminimum bedeutet (vgl. Caritas Schweiz 2013: 6). Privatpersonen müssen einzelne Vermögenswerte abgeben. Ist dies nicht möglich, kommt es zur Lohnpfändung. Dies bedeutet für die Privatperson, dass sie monatlich einen Teil ihres Einkommens an die Gläubiger abgeben muss. Die Höhe des Betrages wird dabei nach Einschätzung des Betreibungsamts bestimmt. Dazu hat die Konferenz der Betreibung- und Konkursbeamten eine Richtlinie festgelegt (vgl. Bundesrat 2018a: 9). Auch wenn sich Personen verschulden und ihren Zahlungsverpflichtungen nicht mehr nachkommen können, haben sie Rechte, die ihre Existenz für den Grundbedarf sichern. Die Schuldner haben Anrecht auf den monatlichen Grundbetrag. Dieser Betrag beinhaltet Nahrung, Kleidung, Wäsche, Körper- und Gesundheitspflege, Wohnungseinrichtung, Privatversicherung, Kulturelles sowie Kosten für Beleuchtung, Kochstrom und/oder Gas. Anerkannte Auslagen wie Mietzins-, Heiz- und Nebenkosten, Sozialbeiträge (u.a. Krankenkassenprämien) und Berufsauslagen werden im Existenzminimum einberechnet. Steuern sind bei der Berechnung des Grundbedarfs nicht einzurechnen (vgl. Konferenz der Betreibungs- und Konkursbeamten der Schweiz 2009: 1-3). Zusammengefasst bedeutet dies, dass der Rest des Einkommens nach Abzug des Grundbedarfs verpfändet wird. Die Betroffenen leben mit dem Existenzminimum. Die Lohnpfändung kann sich schlecht auf die Betroffenen auswirken und eine Negativspirale auslösen – nämlich Arbeits- und Wohnungsverlust, Konflikte in der Familie sowie psychischen Druck auf die betroffene Person. Mit dem Verlust von Zukunftsperspektiven geben sich die Schuldner auf und verschlimmern damit die Situation noch zusätzlich. Viele der Betroffenen müssen sich, wie bereits in Kapitel 4.5 erwähnt, bei der Sozialhilfe anmelden (vgl. Caritas Schweiz 2013: 6). Nebst der Lohnpfändung gibt es das Privatkonkursverfahren, welches jeder Schuldner eröffnen kann. Konkursbetreibungen können generell nur gegen Schuldner angefochten werden, die im Handelsregister eingetragen sind und bestimmten Eigenschaften nach Art. 39 SchKG (Schuldbetreibungs- und Konkursrecht) entsprechen. Die hängigen Betreibungen werden aufgehoben und neue Betreibungen während des Verfahrens werden nicht berücksichtigt (vgl. Bundesrat 2018a: 11). Das ganze Vermögen des Schuldners wird mit den Schulden verglichen. 38 Vermögenswerte wie Auto, Liegenschaften, Schmuck oder sonstige wertwolle Güter, werden gepfändet und liquidiert. Der Betrag der versteigerten Vermögenswerte geht an den Gläubiger. Für weitere ausstehende Beträge erhält der Gläubiger einen Verlustschein, welcher erst nach zwanzig Jahren verjährt. Der Gläubiger kann den Schuldner mit dem Verlustschein erst wieder betreiben, wenn dieser zu neuem Vermögen gekommen ist. Das heisst, wenn der Schuldner mit seinem Einkommen die Standardkosten bezahlen und zusätzlich sparen kann, kann er wieder betrieben werden (vgl. ebd.: 10f.). Die Schulden werden also nicht aufgelöst; erst wenn der Schuldner alles abbezahlen konnte, ist er wieder schuldenfrei. Am aktuellen Privatkonkursverfahren wird von einem Teil der Lehre seit längerem kritisiert, erstens, dass das Verfahren des Privatkonkurs nur für Personen gilt, die über genügend Mittel verfügen, um einen Kostenvorschuss zu leisten. Nachteilig einzustufen ist im Weiteren, dass das Privatkonkursverfahren nicht wirklich zu einer Befreiung der Schulden führt, da der Gläubige die Möglichkeit hat die Verjährungsfrist zu unterbrechen (vgl. ebd.: 15). Der Stellungnahme „Sanierungsverfahren für Privatpersonen“ des Bundesrats ist aus der Schlussfolgerung zu entnehmen, dass die Möglichkeiten, die es in der Schweiz für verschuldete Personen gibt, völlig mittellosen Personen nicht offensteht (vgl. ebd.: 20). Er erkennt in seinem Bericht vom März 2018, „dass im Schuldbetreibungs- und Konkursrecht gesetzgeberischer Handlungsbedarf besteht“ (Bundesrat 2018b). Nachfolgend soll spezifisch auf die Situation von jungen Erwachsenen mit Schulden eingegangen werden, diese trifft gleichermassen auf die Lage der jungen Mütter zu. Es gibt in der Schweiz leider keine spezifischen statistischen Angaben über die Situation von jungen Müttern mit Schulden. 4.7 Verschuldung von jungen Erwachsenen Zahlen über die Verschuldung von jungen Erwachsenen in der Schweiz gibt es zum aktuellen Zeitpunkt nicht. Die Ergebnisse der Erhebung von 2013 in Bezug zu der Verschuldung von jungen Erwachsenen hat ergeben, dass junge Erwachsene mit einem tieferen Bildungsabschluss häufiger Kredite oder Darlehen aufgenommen haben (vgl. Bundesamt für Statistik 2012: 5f.). 26.7 Prozent der jungen Männer, die nicht mehr Zuhause Wohnen (18-29) hatten mindestens einen Kredit aufgenommen. Bei den Frauen sind es 26.4 Prozent. Aus dem Bericht ist weiter zu entnehmen, dass 27 Prozent der jungen Erwachsenen in einem Haushalt leben, in dem mindestens eine Rechnung nicht beglichen werden konnte (vgl. Bundesamt für Statistik 2012: 7) Laut einer Analyse des Onlinevergleichsdienstes Comparis zur Entwicklung der Zahlungswürdigkeit, erhöht sich die Überschuldung von Schweizerinnen und Schweizern jedes Jahr. Im Alter zwischen achtzehn und 25 Jahren haben Frauen und Männer fast gleich häufig Schulden. (vgl. comparis: 2019). Intrum Justitia ist ein schweizerisches Unternehmen für Dienstleistungen im Bereich Wirtschaftsinformationen und Inkasso. Dieses präsentierte im Jahr 2014 Ergebnisse über 39 verschuldete Privatpersonen. Laut diesen Analysen seien vor allem Singles und Alleinerziehende gefährdet. Auch hier wird konstatiert, dass gute Ausbildungen vor Schulden schützen. In Bezug zur „Jugendverschuldung“ wobei es sich hier um 18-25-Jährige Personen handelt, haben sich die jungen Frauen besonders im Gesundheitsbereich und Männer im Telekom-Bereich verschuldet. Zwei von drei Betreibungen enden in Pfändung, 40 Prozent erhalten einen Verlustschein. Scheinbar zahlen die jungen Erwachsenen ihre Schulden jedoch schneller zurück als Erwachsene (vgl. Intrum Justitia AG: 2014). Weshalb verschulden oder überschulden sich junge Erwachsene Personen? Der Weg zum Umgang mit Geld gehört zu der Übergangsphase ins Erwachsenenalter. Laut Mattes et al. ist der Übergang geprägt von der arbeitsmarktlichen und familiären Situation der betroffenen Person. Eine problematische Verschuldungssituation habe meistens mit gesundheitlichen und sozialen Problemen zu tun. Der Umgang mit Geld inkludiert generelle Lebenskompetenzen- und Perspektiven. (vgl. Mattes et al. 2008: 147f.). Die Verschuldungssituation äussert sich meistens durch eine Kumulierung der Schwierigkeiten. Ein früher Auszug aus dem Elternhaus, oder der Abbruch der Schule oder Lehre, können Gründe für den Anfang einer Verschuldung sein (vgl. ebd.: 135f.). In der Studie von Mattes et al. über verschuldete Junge Erwachsene, zeigt sich deutlich, dass junge Erwachsene aus finanziell benachteiligten Verhältnissen eher zu Schulden neigen als junge Erwachsene aus vermögendem Haushalt (vgl. Mattes et. al. 2008: 134f.). Der soziale Status der Eltern hat immer noch Einfluss auf den Status der Kinder. Meistens besuchen Kinder von weniger gebildeten Eltern eine Schulbildung niedrigerer Stufe. Die Reproduktion der sozialen Lage zeigt sich auch in den Antworten der befragten Personen mit Bezug zur finanziellen Lage. „Mit zunehmender Höhe des Bildungstyps nimmt der maximale sowie auch der durchschnittliche Verschuldungsbetrag ab“ (Mattes et al. 2008: 140). Vera Lanz erwähnt in ihrem Buch „Verschuldung von jungen Erwachsenen“ die Sozialpädagogin und Biographieforscherin Susanne Schlabs. Diese untersuchte im Jahr 2007 deutsche weibliche Schuldnerinnen. Susanne Schlabs macht das subjektive Erleben der Schuldnerinnen zum Ansatzpunkt ihrer Analyse. Sie vergleicht die biographischen Verlaufskurven der Probandinnen um das Bestehen von Verlaufskurvenmustern in Bezug zur Überschuldung zu ermitteln. Schlabs zeigt, dass verschiedene negative biographische Ereignisse zu Überschuldung geführt haben, nicht aber die Überschuldung an sich Auslöser für die negative Verlaufskurve war (vgl. Lanz 2019: 19). Die Studie von Vera Lanz zeigt, dass die Verschuldung junger Erwachsener die Funktion hat Zugehörigkeit zu stiften. Lanz konnte herausarbeiten, dass durch die Schulden der jungen Erwachsenen eine Verbindung zu bedeutsamen Bezugsgruppen herzustellen versucht wird. Da in der Übergangsphase ins Erwachsenenalter Sicherheiten und Gewohnheiten wegbrechen, versuchen die jungen Erwachsenen durch die Verschuldung Handlungsfähigkeit und soziale Integration herzustellen (vgl. Lanz 2019: 241). Zudem soll der grosse soziale und gesellschaftliche 40 Druck zum Konsum für die Verschuldung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen verantwortlich sein. In einer Studie zu Jugendverschuldung konnte nachgewiesen werden, dass Personen, die leicht beinflussbar sind, eher zur Überschuldung neigen als Personen, die dem Konsumdruck widerstehen können (vgl. Caritas Schweiz 2013: 5). In der Werbung wird gezeigt, dass die Aufnahme eines Konsumkredits das Leben vereinfacht. Viele Personen lassen sich durch diese Verlockung leiten und nehmen einen Kredit auf, obwohl sie nicht kreditfähig sind (vgl. Caritas Schweiz 2013: 5). Gemäss einem Artikel des Swiss IT Magazine vom April 2017, verschulden sich immer mehr junge Erwachsene und Jugendliche mittels Online- Shopping. Im Internet einkaufen ist schnell und einfach. Beispielsweise können bereits vierzehnjährige bei Zalando, einem Onlinekleidungsshop, auf Rechnung einkaufen. Zum Bereich Online-Shopping und Schulden in der Schweiz gibt es leider noch keine statistischen Daten (vgl. swiss IT Magazine 2017). Riskant ist u.a. auch die Kreditwirtschaft, welche auch überschuldeten Personen Kredite gewährt. Für einen Moment scheinen die Alltagsprobleme sich kurzfristig zu lösen, jedoch führen die Zins- Tilgungsbelastungen wiederum zu Mehrbelastung (vgl. Mattes et. al 2008: 149). Laut Mattes et. al. müssen ärmere Schuldnerinnen und Schuldner höhere Zinsen zahlen, als reiche Schuldnerinnen und Schuldner (vgl. Mattes et. al 2008: 149). 4.8 Auswirkungen von Schulden auf die Lebenslage junger Erwachsener Verschuldungssituationen können einerseits belastend, anderseits aber auch destabilisierend auf die Alltagsbewältigung der Betroffenen wirken (vgl. Schär 2014a: 15f). Elmar Lange hat in einer Studie über Einkommens-, Konsum- und Verschuldungsmuster 1000 Jugendliche zwischen 15 und 24 Jahren zur Verschuldungsproblematik in Deutschland befragt. Nach Lange führt die Verschuldungssituation zu ökonomischen, sozialen und psychischen Problemen. Die jungen Erwachsenen haben durch die Verschuldung ein geringes Einkommen und sind in ihren Ausgaben eingeschränkt. 30 Prozent der Befragten hatten Schwierigkeiten mit der Familie und den Freunden. Besonders viele der Befragten hatten psychische Probleme, Suchtverhalten, Stress und Minderwertigkeitsgefühle. Besonders die weiblichen Probandinnen reagierten auf die Schulden mit Stress und Resignation (vgl. Lange 2004: 160f.). Die Belastungen haben negative Auswirkungen auf die wichtigen Entwicklungsaufgaben der jungen Erwachsenen, wie beispielsweise auf die Schul- und Arbeitsleistungen. Dies kann zu Abbruch der Ausbildung führen und den Übergang ins Erwerbsleben erschweren (vgl. Schär 2014a: 16). Schär befragte in ihrer Masterarbeit junge Erwachsene zu ihrem Umgang mit der Verschuldung. Es werden vor allem psychologische Belastungen, – Schlaflosigkeit, häufiges Weinen, Stressempfinden und Existenzängste –, ökonomische Belastungen – die Einschränkung der Handlungsfähigkeit in Bezug auf geringes Einkommen – sowie die sozialen Belastungen, welche durch Streitigkeiten oder Einschränkungen 41 geprägt sind, benannt. Die Betroffenen, welche Unterstützung vom sozialen Umfeld erhielten, beispielsweise in der Budgetkontrolle, erzählten von „Druck durch Abhängigkeiten und Machtgefühlen gegenüber den Personen die diese Unterstützung leisten“ (Schär 2014b: 6). Die jungen Erwachsen erzählten ausserdem, dass sie ein schlechtes Gewissen haben gegenüber ihrem sozialen Umfeld, hinzu käme die „moralische Belastung in Zusammenhang mit der Frage, was darf man und was nicht, wenn man Schulden hat“ (Schär 2014b: 6). Teilweise erleben sie „negative Auswirkungen auf die Alltagsbewältigung“, welche sich als die Einschränkung der Schuldensituation respektive der Schuldensanierung auf ihre Lebensplanung zeigt (ebd.). Schulden werden insgesamt als Freiheitsberaubend angesehen (vgl. ebd.). Nebst den negativen Erfahrungen, erlebten die jungen Erwachsen jedoch auch Positives. Beispielsweise, das Erkennen der Notwendigkeit eines sorgfältigeren Umgangs mit Geld und den Alltagskosten. Die Reflexion über die Verschuldungssituation habe ausgelöst, dass sie zukünftig keine Schulden mehr machen wollen. Durch die Verschuldungssituation haben die jungen Erwachsenen einen einfachen Lebenswandel kennen- oder entwickeln gelernt. Die Unterstützung, welche die Betroffenen erhielten, motivierte einige der Befragten anderen auch helfen zu wollen. Trotzdem kann gesagt werden, dass die jungen Erwachsenen, welche von Schär befragt wurden, die Schuldensituation im Allgemeinen als schwierig und problematisch empfunden haben (vgl. ebd. : 7). Ähnliches konstatiert die Caritas über die Auswirkungen von Schulden. Konflikte in der Partnerschaft oder Probleme am Arbeitsplatz, welche durch die Verschuldungssituation ausgelöst wurden, können zu gesundheitlichen Beschwerden führen. Nebst dem führen die Betreibungsregistereinträge zum Erschweren der Wohnungs- und Stellensuche, was wiederum die Perspektive auf eine bessere Zukunft einschränken kann (vgl. Caritas 2013: 7). Die negativen Auswirkungen auf die Gesundheit, scheinen besonders auffallend. Dr. phil. Sonnenmoser fasst zusammen, dass das Thema Geld generell mit Sorgen, Schwierigkeiten und Stress verbunden ist (vgl. Sonnenmoser 2009). Laut einer Studie der American Psychological Association 2004, nehmen 73 Prozent aller US-Amerikaner Geld als Hauptgrund für Stress in ihrem Leben wahr. Sie gewichten den Stressfaktor Geld sogar stärker als den Stress am Arbeitsplatz oder in der Familie (vgl. Sonnenmoser 2009). Die finanziellen Probleme können Streitigkeiten, Frustrationen, Stress, Anspannung und Einschränkung der Lebensführung beinhalten. Die Leistungsfähigkeit und das Selbstwertgefühlt sinkt, die Betroffenen werden oftmals von Schuld- und Schamgefühlen begleitet, auch körperliche Symptome sind häufig (vgl. Sonnenmoser 2009). Eine Studie aus Mainz belegte, dass Personen mit einer Verschuldung häufiger unter psychischen Problemen leiden, als Personen ohne Schulden (vgl. Neurologen und Psychiater im Netz 2010). Besonders Personen, welche nicht auf ein intaktes soziales Netzwerk zurückgreifen können, seien speziell gefährdet für psychische Erkrankungen. Die finanzielle Situation ist ein wichtiger „Risikofaktor“ für das Entstehen einer psychischen Erkrankung. Ärzte und Psychologen sollen vermehrt die soziale Lage der 42 Betroffenen erfragen und in die Behandlung miteinbeziehen. Isolierte und überschuldete Menschen sind besonders gefährdet (vgl. Neurologen und Psychiater im Netz 2010). Verschuldung kann – wie bereits in Kapitel 4.4 zu Armut und Schulden erwähnt – in die Armut führen. 5 Diskussion und Erkenntnisse In diesem Kapitel werden die wichtigsten Erkenntnisse zuhanden der Beantwortung der Fragestellung zusammengefasst. Nach der Beantwortung der Fragestellung sollen im Kapitel 5.3 weiterführende Gedanken und mögliche anschliessende Fragestellungen und Forschungsdesiderate herausgearbeitet werden. Die persönliche Reflexion findet abschliessend in Kapitel 5.4 statt. 5.1 Zusammenhang und Herausforderungen Durch die Literaturrecherche und die Auseinandersetzung mit der Lebenslage von jungen Müttern sowie dem Thema Verschuldung konnten verschiedene Erkenntnisse herausgearbeitet werden. Die Mutterschaft im jungen Erwachsenenalter nimmt in der Schweiz seit 1970 stetig ab. Teenagergeburten sind noch seltener. Auch die Verschuldung von jungen Erwachsenen scheint längst nicht alle jungen Erwachsenen zu betreffen. Trotzdem gibt es eine Gruppe von jungen Erwachsenen, die – nach heutiger gesellschaftlicher Wahrnehmung – früh Kinder bekommen und eine Gruppe von jungen Erwachsenen, welche sich finanziell verschuldet. Der Umgang mit Geld gewinnt in der Lebensphase der jungen Erwachsenen an Bedeutung. Die jungen Erwachsenen erhalten entweder Lohn, Taschengeld von den Eltern oder je nach Lebenslage ein Budget vom Sozialdienst. Unter anderem abhängig von der Unterstützung und Erziehung, die sie in ihrem Elternhaus erfahren haben, können junge Erwachsene besser oder schlechter mit ihrem Geld umgehen. Jedoch gibt es junge Erwachsene, welche wenig Beistand von Zuhause erhielten, einer Lebenskrise ausgesetzt waren oder bereits sehr früh von Zuhause weggingen und somit den Umgang mit Finanzen nicht gelernt haben. Der Bildungsgrad und der soziale Status der Herkunftsfamilie werden in der Literatur sowohl bei der Verschuldung wie auch bei der frühen Mutterschaft wiederholt als bedeutender Einfluss benannt. In Kapitel 3 wurde die Interdependenz von Schwangerschaft junger Frauen, Armut, tiefem Bildungsniveau, Instabilität in der Familie, und dem Wohnort aufgezeigt. In Kapitel 4.1 wurden Verschuldungsursachen und Schwierigkeiten in den Lebenslagendimensionen – etwa Schwangerschaft/Geburt/Haushaltsgründung und niedrige Bildungs- und Berufsqualifikation – behandelt. Der Bildungsgrad der Herkunftsfamilie sowie die 43 Stabilität in der Familie hat also laut den empirischen Befunden eine Relevanz für Schwangerschaft und Verschuldung in der Adoleszenz. Beide Phänomene kommen in finanziell benachteiligten Familien und bei Eltern mit einer niedrigeren Schuldbildung eher vor als bei einem vermögenden familiären Hintergrund. Die Betroffenen reproduzieren die soziale Lage und die sozialen Chancen sinken durch die gegebenen gesellschaftlichen Strukturen. Es ist hinzuzufügen, dass diese Aussage nicht generalisiert werden kann und nicht auf alle jungen Mütter und deren Herkunftsfamilien zutrifft. Die Lebenslage „Junge Mutter“ und das Phänomen Verschuldung haben jedoch nicht per se etwas miteinander zu tun. Jedenfalls fehlen diesbezügliche Belege bis anhin. Wie in Kapitel 4.3 dargelegt, können verschiedene Ursachen zu einer Verschuldung führen. Jedoch ist anzunehmen, dass junge Mütter einem erhöhten Verschuldungsrisiko ausgesetzt sind. Die Geburt eines Kindes bringt grosse Veränderungen mit sich, insbesondere wenn sich die Mutter selbst noch im Übergang von der Adoleszenz ins Erwachsenenalter befindet. Mutterschaft während der Übergangsphase ins Erwachsenenalter wird in der Literatur als schwieriges und herausforderndes Ereignis expliziert. Die jungen Mütter befinden sich in den Entwicklungsphasen, welche die Adoleszenz auszeichnen, hinzu kommen die Bedürfnisse des Kindes und die Aufgaben einer Mutter. Die Adoleszenz ist eine sensible Phase, in welcher die jungen Erwachsenen ihre eigene Identität und ihre Position in der Gesellschaft suchen. Durch die Mutterschaft können sich die Betroffenen nicht mehr nur um ihre eigenen Bedürfnisse und Aufgaben kümmern. Sie werden nebst der Kindererziehung mit unterschiedlichen Anforderungen konfrontiert. „Mit der Mutterschaft werden sie als Erwachsene wahrgenommen und es wird von ihnen erwartet, dass sie die Verantwortung sowohl für sich wie auch für das Kind übernehmen – auch in finanziellen Belangen.“ (Schwarz 2019: 16) Junge Erwachsene sind laut SKOS besonders gefährdet sich zu verschulden, da neue Aufgaben wie das Verwalten eines eigenen Budgets hinzukommen. Die Erledigung der finanziellen und administrativen Aufgaben kann als Herausforderung betrachtet werden, wenn der Umgang damit nicht erlernt wurde. Kann eine junge Mutter ihre Rechnungen nicht mehr fristgerecht bezahlen, drohen ihr Sanktionen, zum Beispiel eine Betreibung. Fraglich ist, ob die Betroffenen wissen, wie sie vorgehen müssen und was die rechtlichen Prozesse und Rahmenbedingungen von Schulden sind. Durch das Fehlen von Wissen und Unterstützung verschlimmert sich die Situation der Betroffenen bis hin zu einer Lohnpfändung. Mit Betreibungen erschwert sich wiederum die Wohnungssuche. Die jungen Mütter, welche vom Sozialdienst unterstützt werden, haben kaum Möglichkeiten die Schulden mit ihrem Sozialhilfebudget abzuzahlen, der Anreiz sich vom Sozialdienst zu lösen und sich der problematischen Situation zu stellen, ist gering. Die jungen Mütter befinden sich wie bereits erwähnt zwischen der Jugend und dem Erwachsen werden. Aufgrund ihrer Lebenslage ist der Zugang der Betroffenen zu ihrer Peergroup erschwert. Es kann sein, dass die jungen Mütter Konsumkredite aufnehmen, um sich 44 zugehörig zu fühlen. Laut der Studie zu Jugendverschuldung (S.41) neigen besonders beeinflussbare Personen zu Schulden, was auf die erschwerte Lebenslage der jungen Mütter zutreffen könnte. Wie in Kapitel 4.7 erwähnt, ist der Zugang zu Online-Shopping, Krediten und Leasingverträgen relativ einfach. Die Zinsen führen wiederum zu Schwierigkeiten und Herausforderungen. Bei den jungen Müttern kommen in jeder Lebenslagendimension neue Herausforderungen auf sie zu. Die Kindererziehung, die Haushaltsführung und je nach Situation das Nachgehen einer Erwerbstätigkeit oder das Absolvieren einer Ausbildung – diese Gemengelage kann als grosse Belastung eingestuft werden. Die Kombination von exogenen, individuellen und strukturellen Faktoren kann zu Überschuldung führen. Die Überforderung, den Pflichten nachzukommen und das fehlende Wissen über administrative- und finanzielle Aspekte können in der Folge zu einer Überschuldung führen. Sie stellt eine zusätzliche Belastung in der Lebenslage der jungen Mütter dar und kann als weiteres Hindernis für die gesellschaftliche Integration beurteilt werden. Durch die Vertiefung nach Lebenslagendimensionen der jungen Mütter wurde ersichtlich, dass es vielschichtige Ausformungen gibt, und eine entsprechende Diversität der Problemstellungen zu erwarten ist. In der Literatur wird von der Lebenslage junger Mütter gesprochen. Es muss jedoch – dies zeigt diese Untersuchung – unterschieden werden, ob eine junge Mutter alleinerziehend ist, ob die Betroffene erwerbstätig ist und ein Einkommen generiert oder ob sie vom Sozialdienst unterstützt wird. Die Wohnsituation und das soziale Netzwerk sowie die durch diese generierten Ressourcen sind ebenfalls zu berücksichtigen. Und einige der jungen Mütter befinden sich in einer Ausbildung, andere nicht. Deshalb kann nicht einfach von der Lebenslage junger Mütter gesprochen werden. Die einzelnen Lebenslagendimensionen und Situationen müssen berücksichtigt werden. Eine Schwangerschaft in der Adoleszenz oder im jungen Erwachsenenalter kann durchaus auch gut und ohne grosse Schwierigkeiten ablaufen. Jedoch hängt dies mit anderen Aspekten der Lebenslage zusammen. Die Kumulation von Problemen in den verschiedenen Lebenslagen hat einen grossen Einfluss auf die Situation der jungen Mütter, was wiederum auch Einfluss darauf hat, wie eine Person mit der finanziellen Situation umgeht. Die inneren und äusseren Mittel spielen eine zentrale Rolle dabei, wie Betroffene mit Schwierigkeiten und Herausforderungen umgehen können (vgl. S. 13). Zudem ist durch die Analyse der Lebenslagendimensionen ersichtlich, dass strukturelle Gegebenheiten die jungen Mütter aus gesellschaftlichen Bereichen ausschliessen. In jedem Bereich der Lebenslagendimension können strukturelle Barrieren erkannt werden. Die Bildungsangebote richten sich noch zu wenig auf die Zeitnot der jungen Mütter ein. Ausserdem kosten Ausbildungen und für Nebenjobs haben junge Mütter, wie in Kapitel 3.4.1 ausgeführt, kaum Zeitressourcen. Die Kinderbetreuung ist zu wenig flexibel gestaltet und lässt zu wenig Spielraum zu. Besonders Alleinerziehende sind auf ausserfamiliäre Kinderbetreuung angewiesen. Bezüglich Alleinerziehenden ist ersichtlich, dass 45 viele der Betroffenen in einem eher tiefen Lohnsegment tätig sind. Das tiefe Einkommen kann dazu führen, dass sich eine Mutter verschuldet, da die Einnahmen, die Ausgaben nicht mehr decken. Auch für eine mittelfristige Schuldentilgung reicht der Lohn meist nicht aus. Viele der jungen Mütter müssen in der Folge vom Sozialdienst unterstützt werden. Die Ablösung von der Sozialhilfe scheint für die Betroffenen kaum attraktiv, denn die Unterstützung selbst kann als zusätzliches Verschulden angesehen werden. Auch die Wohnungssuche birgt Schwierigkeiten. Ein kindergerechtes Umfeld mit gut erschlossenen Infrastrukturen zu finden, wird mit den steigenden Wohnungsmieten zunehmend erschwert. Die jungen Mütter sind durch ihre Belastungen gefährdet, psychisch oder physisch krank zu werden. Die Schuldensituation kann das gesundheitliche Befinden zusätzlich verschlechtern oder die Verschuldung verstärken, beziehungsweise auslösen. Die jungen Frauen sind mit mehrdimensionalen Problemlagen konfrontiert und weisen verschiedene Risikofaktoren auf, die zu einer Verschuldung führen können. In der Literatur wird kaum über diese Problematik in Bezug auf junge Mütter gesprochen. Dies könnte damit zu tun haben, dass die Lebenslage bereits viele Herausforderung birgt und die Schulden als nebensächlich wahrgenommen werden. Zusammenfassend kann gesagt werden, dass junge verschuldete Mütter in diversen Lebensbereichen Herausforderungen ausgesetzt sind, die einerseits durch individuelle Gegebenheiten, anderseits durch gesellschaftliche Strukturen und Barrieren verursacht werden. Die Verschuldung kann sowohl als Folgeproblem, als auch als Ursache von kumulierten Schwierigkeiten einer Lebenslage betrachtet werden. Sie bringt zusätzliche Herausforderungen mit sich, welche junge Mütter zu bewältigen haben. Die Herausforderungen der Lebenslage jungen Mütter wurden im Kapitel 3.4 deutlich beschrieben und in der Diskussion in Zusammenhang mit der Herausforderung des Phänomens Verschuldung gebracht. Der erste Teil der Fragestellung – welche Herausforderungen die Lebenslage von verschuldeten jungen Müttern schafft – wurde somit beantwortet. Vor diesem Hintergrund und mit Hinsicht auf die Beantwortung des zweiten Teils der Fragestellung, der auf die sich daraus ergebenden Folgerungen für die Soziale Arbeit abzielt, stellt sich die Frage, welche Massnahmen geeignet sind, das Phänomen der Verschuldung von jungen Müttern zu bearbeiten. Eine einzige Lösung gibt es nicht, vielmehr ist an verschiedenen Punkten anzusetzen. Im nächsten Kapitel soll der Handlungsbedarf und die Handlungsmöglichkeiten Sozialer Arbeit geschildert, und der zweite Teil der Fragestellung beantwortet werden. 46 5.2 Folgerungen zum Handlungsbedarf für die Soziale Arbeit Durch die Auseinandersetzung mit dem Lebenslagenkonzept hat sich gezeigt, dass sich die dimensionale Betrachtungsweise für die theoretische Auseinandersetzung mit den Lebenslagen von benachteiligten Personen eignet. Verschiedene Aspekte können beleuchtet und ihr Zusammenhang aufgezeigt werden. Die Soziale Arbeit benötigt Instrumente, um die Situationen ihrer Klientel nachvollziehen und Zusammenhänge aufdecken zu können. Die Soziale Arbeit ist aufgefordert Problemlagen nachzuweisen, die Gesellschaft zu informieren und zu konfrontieren sowie sich politisches Gehör zu verschaffen. Dazu benötigt die Soziale Arbeit empirische Erhebungen um die Wechselwirkungen von gesellschaftlichen und individuellen Problemlagen fundiert zu beurteilen. Die Zusammenhänge zwischen den individuellen Lebenslagen und die strukturellen Barrieren müssen vermehrt in politische Diskussionen einbezogen werden. Deshalb ist die Forschung der Sozialen Arbeit wichtig. Einerseits um auf gesellschaftlicher Ebene soziale Probleme zu deuten, andererseits um auf praktischer Ebene die empirisch erfasste Wirklichkeit in die Fallbearbeitung einzubeziehen. Die Lebenslagenforschung ist aufwändig, da die subjektive Sicht der Betroffenen einbezogen werden muss. Die Sichtweise und das subjektive Empfinden der Zielgruppe ist Relevant um mögliche Lösungsansätze zu verfolgen und Angebote zu schaffen. Die Betroffenen müssen als Experten ihrer Lebenslage betrachtet werden. Es scheint noch zu wenig Forschung im Bereich der Schuldenthematik mit Bezug zu junger Mutterschaft betrieben worden zu sein. Auch das Erfassen der Lebenslage der jungen Mütter scheint einseitig auf die Bildung, Erwerbstätigkeit und das Einkommen fokussiert. Die vorliegende Arbeit beruht auf Literaturrecherche und somit fehlen auch in dieser Arbeit die subjektiven Ergebnisse. In Kapitel 3.4.5 wurde das soziale Netzwerk als extrem wertvoll und entlastend beschrieben. Für junge Mütter mit einer Mehrfachproblematik sollten tertiäre Netzwerke geschaffen werden, welche die Lebenslagendimensionen der jungen Mütter ganzheitlich erfassen und mit anderen Hilfeangeboten zusammenarbeiten. Eine Beratung kann sehr wahrscheinlich nicht auf alle Problemlagen eingehen. Deshalb ist die Vernetzung und der Austausch mit anderen Fachstellen und Nachbarsdisziplinen von Bedeutung. Aufgrund der knappen Zeitressourcen der Klientinnen müssen die Angebote flexibel gestaltet werden. Praktisch und sinnvoll ist, wenn die Unterstützung nahe und in ihrem Wohnumfeld angesiedelt ist. Laut den jungen Müttern, welche von der Universität Bern befragt wurden (S. 29), sind die Faktoren „Nähe“ und „Erreichbarkeit“ von grosser Wichtigkeit. Die jungen Frauen sollen die Möglichkeit erhalten, ihre administrativen und finanziellen Aufgaben mit einer Fachperson durchzugehen und ihren Umgang mit dem Budget zu erlernen. Ein Sparkonto, auf welches sie keinen Zugriff haben, jedoch wirtschaftlich daran beteiligt sind, könnte zur Schuldentilgung beitragen. Der Zugang zu solchen Angeboten muss niederschwellig gestalten werden. Der Alltag der jungen Mütter ist herausfordernd, somit wäre ein Angebot, welches spontan 47 zugänglich ist, von Vorteil. Eine Befragung der jungen Mütter die eruiert, was ihnen hilft und wichtig ist, sollte in der Beratung unbedingt einbezogen werden. Die Angebote der Sozialen Arbeit müssen sich vermehrt auf die Lebenslage und Lebensphasen der Betroffenen abstimmen. Dies gilt auch für Ausbildungsinstitutionen und Arbeitgebende. Teilzeitausbildungen für junge Mütter würden Inklusionschancen bieten. Flexible Kinderbetreuungsangebote, sollten vermehrt geschaffen werden, sodass Frauen, die Nachtschichten und Wochenenddienste arbeiten, entlastet werden. Doch nicht nur mit Bezug zur Arbeitstätigkeit ist eine Kinderbetreuung am Wochenende und in der Nacht als entlastend zu sehen. Junge Mütter könnten so ihren persönlichen Interessen nachgehen oder hätten Zeit zum Lernen, falls sie sich in Ausbildung befinden. Somit kann Erholung und ein Ausgleich zum Mutter-Sein ermöglicht werden. In vielen Fällen hätte dies einen positiven Einfluss auf die Beziehung zum Kind. Besonders alleinerziehende ohne tragfähiges soziales Netz könnten von solchen Betreuungsangeboten viel profitieren. Was die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen betrifft, sollte es die Möglichkeit geben, sich von den Schulden befreien zu können. In der Schweiz gestaltet sich dies, wie in Kapitel 4.6 dargelegt als herausfordernd und meistens unmöglich. Besonders für mittellose Personen, wobei die jungen Mütter eher zu dieser Zielgruppe gehören. Junge Mütter, speziell alleinerziehende junge Mütter, haben ein höheres Armutsrisiko als Kinderlose oder Paare, deshalb ist die Gesetzgebung aufgefordert, Betroffenen eine zweite Chance zu ermöglichen. Der Bundesrat erkennt in seinem Bericht vom März 2018 Handlungsbedarf (vgl. Bundesrat 2018b). In diesem Sinne ist die jüngste legislative Entwicklung durchaus positiv zu bewerten. Das Parlament hat im März 2019 eine Motion mit dem Auftrag an den Bundesrat überwiesen, eine Gesetzesänderung vorzulegen, die Personen ohne Aussicht auf Schuldentilgung eine schnelle Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt ermöglicht. Zudem wird nach dem Vorbild des sogenannten Restschuldverfahrens aus Deutschland geprüft, ob eine teilweise Schuldenbefreiung auch in der Schweiz umsetzbar wäre (vgl. die Bundesversammlung – das Schweizer Parlament / SD-Meldung 2019). Zudem sollten die rechtlichen Rahmenbedingungen für Kreditgebende dahingehend überprüft werden, dass junge Erwachsene vor einer Kreditverschuldung angemessen geschützt werden können. Die Soziale Arbeit ist gefordert, die Angebote den Lebenslagen der jungen Mütter mit Verschuldung anzupassen. Es besteht Handlungsbedarf auf gesellschaftlicher, individueller, institutioneller und politischer Ebene. Die Profession der Sozialen Arbeit hat zum Ziel, Problemlagen zu erklären und zu verringern, deshalb benötigt sie Lebenslagenforschung um Zusammenhänge von Lebenslagen zu deuten und geeignete Interventionen zu gestalten. Die 48 Wirksamkeit von Angeboten muss überprüft und angemessen gestaltet werden. Die Beantwortung des zweiten Teils der Fragestellung wurde hiermit und mit obenstehenden Ausführungen beantwortet. 5.3 Ausblick Es ist wichtig zu erwähnen, dass in dieser Arbeit die Lebenslage der jungen Mütter eher als defizitär erscheint. Da sich diese Arbeit mit den Schwierigkeiten auseinandergesetzt hat, blieben Ressourcen und Kompetenzen tendenziell zu wenig beachtet. Es ist davon auszugehen, dass aufgrund der Erfahrungen mit dem Kind oder den Kindern, junge Mütter viele Kompetenzen und Ressourcen mitbringen, welche als Bereicherung für Arbeitgebende und Ausbildungsinstiutionen angesehen werden können. Es wäre interessant herauszuarbeiten, welche Ressourcen die jungen Frauen mitbringen und wie diese aktiviert werden können. Auch wäre die empirische Auseinandersetzung mit den Bewältigungsstrategien der jungen Mütter von Bedeutung. Denn Professionelle der Sozialen Arbeit klären Personen über die Ursachen und strukturellen Probleme auf, die zur Exklusion der Betroffenen führen. Sie sind verpflichtet die Klientel in ihren Rechten, Fähigkeiten und Ressourcen zu bestärken (vgl. Avenir Social 2010: 10). Personen, welche durch ihre finanzielle Verschuldung auf Unterstützung angewiesen sind, benötigen Fachpersonen, welche Wissen bezüglich Finanzen und der rechtlichen Sachlage haben. Die Schuldenbetroffenen und die Gläubiger sehen die Verschuldung meistens als persönliches, defizitäres Verhalten. Wird Schuldenberatung aus Sicht der Sozialen Arbeit behandelt, müssen sich die Beratungs- und Unterstützungsangebote auf die Stärken und Ressourcen der Betroffenen konzentrieren. Ziel sollte sein, dass Lösungs- und Bewältigungsstrategien mit den Betroffenen erarbeitet werden (vgl. Mattes 2019: 10). Die Schuldenberatung scheint hier einen sinnvollen Beitrag zu leisten, jedoch kann in Frage gestellt werden, ob das Angebot für bestimmte Zielgruppen wie die jungen Mütter, nicht zu hochschwellig ist. Ob die jungen Mütter die Schuldenberatung nutzen und wenn nein, wieso nicht – eine diesbezügliche Untersuchung wäre notwendig. Es wäre bestimmt von Nutzen, wenn die Schuldenberatung untersucht, und den Lebenslagen und Bedürfnissen der betroffenen Personen angepasst würde. Die Schuldenberatung Aargau Solothurn (SBAS) ist hier vorbildlich. Die Beratung ist niederschwellig zugänglich, wirkt präventiv und kombiniert die Schuldenberatung mit einer Sozialberatung (vgl. Zobrist/Stöckli 2019: 18). Auch der Kanton Uri zeigt mit seiner Fachstelle für Schuldenfragen, welche direkt dem Sozialdienst angegliedert ist, mögliche Lösungsansätze. Es ist leider Fakt, dass viele der Personen, welche die Sozialhilfe aufsuchen, bereits verschuldet sind. Steuern, Krankenkasse und andere Rechnungen sind oftmals über eine längere Zeit nicht bezahlt worden. Betroffene können somit beide Angebote nacheinander besuchen und nutzen (vgl. Herrscher 2019: 20). Nebst der 49 Beratung, gibt es die Schuldenprävention, die vor Verschuldung schützen und auf diesbezügliche Problemlagen aufmerksam machen will. Die Schuldenprävention der Schweiz bezieht sich vor allem auf Jugendliche, welche sich noch in der Schule befinden (vgl. Bundesrat 2013). Der Bundesrat ist der Meinung, dass besonders junge Erwachsene ab 18 Jahren mit „niedriger Schulbildung, abgebrochener Ausbildung, fehlendem Berufsabschluss und tiefem Einkommen“ betroffen sind (Bundesrat 2013). Auch junge Mütter werden demnach weniger angesprochen, da sich viele der Betroffenen nicht in einer Ausbildung befinden. Laut Bundesrat müsste es für eine strukturelle Prävention mehr Forschungserkenntnisse geben. Die Eltern sollten vermehrt einbezogen werden, da psychologische Faktoren, Werte und Normen von Bedeutung sind (vgl. Bundesrat 2013). In diesem Sinne wäre es interessant, sich mit der Schuldenprävention weiterführend auseinanderzusetzen und mögliche Anpassungen und Lösungsvorschläge einzubringen. Fakt scheint zu sein, dass die Schuldenprävention nur ein Teil der jungen Erwachsenen erreicht, ein anderer Teil aber bleibt unbeachtet. Im Mütterprojekt AMI Zürich wird Schuldenprävention als Unterrichtseinheit angeboten. Ziel der Veranstaltung ist es, den jungen Frauen die Auswirkungen von Schulden und präventive Massnahmen zu vermitteln4. Solche Angebote sollten gestärkt werden, wobei die Sozialdienste und Schuldenberatungsstellen dabei involviert werden könnten. Weiter sollte geprüft werden, ob ein direkter Steuerabzug vom Lohn, Schulden reduzieren könnte. Auch die Krankenkasse sollte direkt abgezogen werden. Denn Steuer- und Krankenkassenschulden stellen laut Bundesrat Schweiz (vgl. Bundesrat 2018a: 8) einen grossen Anteil an den bestehenden Schulden aus. Das Parlament des Kantons Bern hat im September einem Vorstoss „für einen echten Nettolohn“ zugestimmt. Der Regierungsrat hat nun die Aufgabe zu prüfen, ob die Steuern direkt vom Lohn abgezogen werden könnten (vgl. Berner Zeitung 2019). Auf nationaler Ebene hat Nationalrat Heinz Sigenthaler im September 2018 die Motion „Quellensteuer für alle“ eingereicht. Der Bundesrat hat jedoch die Ablehnung der Motion beantragt (vgl. Bundesversammlung-das Schweizer Parlament 2018). In Basel-Stadt läuft aktuell eine Praxisstudie, welche der Frage nachgeht, weshalb Personen ihre Steuererklärung nicht einreichen und die Folgen einer Steuereinschätzung werden beleuchtet. Ausserdem will die Studie notwendige Massnahmen aufzeigen und initiieren (vgl. Eckerlein 2019: 14). In Kapitel 3.4.4 wurde auf die Lebenslagendimension Gesundheit eingegangen. Junge Mütter sind oftmals von psychischen Erkrankungen betroffen. Aus diesem Grund wäre es wünschenswert, wenn die Lebenslage Gesundheit von jungen Müttern besser erfasst werden würde. Die Mehrfachbelastung der jungen Mütter wirkt sich negativ auf ihre psychische Gesundheit aus, was wiederum Auswirkungen auf das Kind hat (vgl. S. 26). Weiterführend wäre die Fragestellung 4 Ablauf Schuldenprävention in Anhang I 50 bedeutungsvoll, wie junge Mütter mit ihren Herausforderungen und mit Stress umgehen. Welche Bewältigungsstrategien haben sie? Tendieren junge Mütter zu Suchtmittel- oder generellem Konsummissbrauch um den Stress zu reduzieren? Auch in Bezug auf Schulden wäre es hilfreich, wenn die Therapeutinnen und Therapeuten die soziale Lage und die finanzielle Situation der Betroffenen erfragen, wie der Soziologe Heiko Rüegger empfiehlt (vgl. Neurologen und Psychiater im Netz 2010). In Kapitel 4.8 zu den Auswirkungen von Schulden wurde aufgezeigt, dass gesundheitliche Probleme durch Schulden verstärkt werden. Ob die Therapeutinnen und Therapeuten in der Schweiz auf diese Themen eingehen, kann durch diese Literaturrecherche nicht beantwortet werden. Das Bundesamt für Sozialversicherungen Schweiz beschäftigt sich mit dem Thema Mehrfachproblematiken und hat bereits eine Ausschreibung für eine Studie zu „Unterstützung von Jugendlichen und jungen Erwachsenen mit Mehrfachproblematiken an den Nahtstellen I und II“ veröffentlicht (vgl. Bundesamt für Sozialversicherung 2019). Das Nationale Programm gegen Armut Schweiz hat sich von 2014 bis 2018 auch mit dem Thema Jugendliche und junge Erwachsene Sozialhilfebeziehende befasst. Die Studie kam zum Schluss, dass in der Schweiz differenzierte Unterstützungsangebote bestehen. Die Koordination der unterschiedlichen Massnahmen könnte jedoch verbessert werden und es bestehen Lücken in Angeboten für Betroffene mit mehr Unterstützungsbedarf. Aus diesem Grund führte das Bundesamt für Sozialversicherungen Gespräche mit Fachpersonen durch und gestaltete im Juli 2019 einen interdisziplinären Workshop. Die Studie wird voraussichtlich bis 2024 abgeschlossen werden. Junge Mütter werden explizit als „Untergruppe, die gesondert zu betrachten ist, [...] wobei es sich mehrheitlich um alleinerziehende Mütter handelt“ (Bundesamt für Sozialversicherung 2019: 2), benannt. Dass es um das Wohl des Kindes und der Mutter geht, führt zu zusätzlicher Komplexität. Die Mehrfachproblematik von jungen Erwachsenen und jungen Müttern ist demnach ein hochaktuelles Thema und der Handlungsbedarf ist gegeben (vgl. Bundesamt für Sozialversicherungen 2019: 1). Ein weiteres wichtiges Thema sind die Auswirkungen auf die Kinder der jungen Mütter, denn laut Caritas nimmt die Kinderarmut in der Schweiz zu (vgl. Caritas Schweiz 2019b). Kinder aus einem familiären Umfeld, welches mit geringem Einkommen auskommen und sich mit der Herausforderung Schulden befassen muss, hat so die Vermutung, eine negative Auswirkung auf die Kinder. Deshalb benötigen junge Mütter dringend Unterstützung, welche eine Langzeitperspektive für sie und die Kinder eröffnet. Auch die Auseinandersetzung mit der Lebenslage der jungen Väter wäre von Bedeutung, sowie die Frage nach den Familienvorstellungen der jungen Erwachsenen. Laut einer Studie des schweizerischen Nationalfonds sind die Vorstellungen junger Erwachsener von traditionellen Familienbilder geprägt (vgl. Schweizerischer Nationalfonds 2019). 51 5.4 Reflexion Ich habe mich mit dem Thema „Junge Mütter“ und Schulden auseinandergesetzt, da ich junge Mütter bei SORA Junge Erwachsene im Team für junge Eltern6 begleite. Bei der Zusammenarbeit mit den jungen Müttern ist mir aufgefallen, dass die Lebenslage komplex ist und es in verschiedenen Bereichen zu Herausforderungen kommt. Strukturelle Probleme, wie sie auch in dieser Arbeit erörtert wurden, sind Realität, was die Beratung und Begleitung erschwert. Die jungen Mütter, welche ich begleite, sind alleinerziehend und haben eine belastete Beziehung zum Kindsvater. Meistens sind sie diejenigen die die Hauptverantwortung, sowie die Hauptfinanzierung für das Kind übernehmen. Auch Annina Kienholz vom Kompetenzzentrum Arbeit hat in einem Gespräch mit mir bestätigt, dass von ihren bisher 150 Klientinnen gerade mal eine Klientin einen unterstützenden Partner gehabt hat. Ich kenne die Seite der jungen Väter fast gar nicht, es wäre interessant sich mit dieser Lebenslage auseinanderzusetzen. Das soziale Netzwerk der Klientinnen wirkt sehr unterstützend. Besonders wenn der Kindsvater die Betreuung nicht oder nur selten wahrnimmt. Vereinbarkeit von Familie und Ausbildung, beziehungsweise Arbeit, ist eine Herausforderung, hinzu kommt oftmals, dass die jungen Frauen wenig Selbstvertrauen mitbringen und psychisch belastet sind. Die meisten der begleiteten jungen Mütter haben eine psychiatrische Diagnose – etwa Borderline, Posttraumatische Belastungsstörung, Angststörung oder Depression. Die Bewältigung von Anspannung und Stress wird teilweise durch Alkohol oder mit anderen Suchtmitteln kompensiert. In der vorliegenden Arbeit hatte ich Schwierigkeiten mit dem Auseinanderhalten der in der Literatur unterschiedlich und zuweilen widersprüchlich verwendeten Begriffe wie junge Erwachsene, junge Mütter, Adoleszenz; Verschuldung und Überschuldung. Besonders anspruchsvoll war es, in der Literatur herauszufinden, ob bei ‚jungen Müttern’ die Teenagermütter gemeint, mitgemeint oder eben nicht mitgemeint waren. Die diesbezügliche Differenzierung respektive Abgrenzung war herausfordernd. Es macht auch einen Unterschied, ob eine junge Frau achtzehn Jahre oder vierundzwanzig Jahre alt ist. Dieser wurde in dieser Arbeit nicht berücksichtigt. Die Auseinandersetzung mit dem Lebenslagenkonzept hat gezeigt, wie wichtig es ist, Kenntnisse über die Lebensumstände der Klientinnen zu haben und Hypothesen über mögliche Ursachen zu bearbeiten, um mögliche Interventionen daraus abzuleiten. Diese Auseinandersetzung hilft bei der Zusammenarbeit mit anderen Fachpersonen, dabei besser argumentieren zu können und für die Klientel zu sprechen. Dies hat eine Wirkung auf die Zusammenarbeit mit Nachbarsdisziplinen und gibt der Sichtweise der Sozialen Arbeit Bedeutung. Die subjektive Sichtweise und Deutung der jungen Mütter habe ich während der ganzen Auseinandersetzung reflektiert und mich gefragt: Was 6 https://www.sora-bern.ch/junge-erwachsene/beratung-begleitung/junge-muetter-und-vaeter. 52 würde eine Betroffene dazu sagen? Wie würde sie die Problematik der Schulden erläutern? Würde sie es überhaupt als Problem betrachten? Dadurch, dass die Arbeit eine Literaturarbeit ist, konnte die subjektive Sichtweise von Betroffenen in Bezug zu der Lebenslage von jungen Müttern und den Schulden nicht miteinbezogen werden. Es sollten aus meiner Sicht vermehrt rekonstruktive Verfahren angewendet werden, um die Interventionen den Bedürfnissen der Befragten anzupassen und zu verstehen, wie sie sich in ihrer Lebenslage fühlen. Auch der Genderaspekt und seine Bedeutung ist mir während dem Schreiben immer wieder aufgefallen. Mutter, Frau und Jung zu sein, in einer Gesellschaft, welche meines Erachtens die Gleichstellung noch nicht verwirklicht hat, ist per se herausfordern. 53 6 Literaturverzeichnis AHV/IV (2019a). Erwerbsersatzordnung / Mutterschaftsentschädigung (EO/MSE). Mutterschaftsentschädigung. URL: https://www.ahv-iv.ch/p/6.02.d [Zugriffsdatum: 23.10.2019]. AHV/IV (2019b). Familienzulagen. URL: https://www.ahv-iv.ch/p/6.08.d [Zugriffsdatum: 23.10.2019]. Althaus, Eveline/Marie, Glaser/Schmidt, Michaela (2017). Sicherung und verbesserter Zugang zu Wohnraum für sozial benachteiligte Haushalte. Finanzielle Garantiemodelle gegenüber Vermietende. URL: https://skos.ch/fileadmin/user_upload/skos_main/public/pdf/grundlagen_und_positionen/themendo ssiers/Wohnen/BSV_ETH_Schlussbericht_Finanzielle_Garantien_17_07_10_final_d.pdf [Zugriffsdatum: 25.10.2019]. Amacker, Michèle/Funke, Sebastian/Wenger, Nadine (2015). Alleinerziehende und Armut in der Schweiz. Eine Studie im Auftrag von Caritas Schweiz. 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Beim ersten Workshop geht es mehr um das eigene Budget etc, beim zweiten mehr um Wünsche und dann auch um ihre Rolle als Mütter, also wie sie ihre Kinder unterstützen können. Wir haben aber dazu nur den "Ablauf". Sie finden diese im Anhang. Gerne können Sie mich nächste Woche auch Mal anrufen, dann kann ich Ihnen die Sachen erklären, die nicht klar sind. Unsere letztjährige Praktikantin hat zudem noch eine Bedarfsabklärung bei "Werdenden Eltern" gemacht. Aber das ist nicht wirklich ihre Zielgruppe. Tut mir leid, dass ich Ihnen nicht mehr helfen kann. Freundliche Grüsse Joanna Herzig Projektleitung Schuldenprävention Stadt Zürich Schuldenprävention Direktwahl +41 44 413 69 20 Hier sind aktuelle Veranstaltungen der Schuldenprävention aufgeführt. 68 Unterrichtseinheit Schuldenprävention Zeit: 09:00 – 12:00 Material: Div. AB, Film jung und überschuldet, Budgetspiel, Mäppchen: ich spar druf Lehrperson, Tisha Philip, AMIE Leitung, Binz Zielgruppe: Junge Mütter im Berufseinstieg (10-15 Personen) Ablauf der Lektion und zeitliche Einteilung Zeit Unterrichtsform, Lehrtätigkeit Material Wer (AB= Arbeitsblatt) 5 Begrüssung & Vorstellung mar 40 Betreibungsverfahren Yves 15 Einstieg Schuldenprävention Film Jung und mar überschuldet 20 Persönliches Budget erstellen oder AB Budget mar Budgetspiel Budgetspiel 50 Gruppenarbeit inkl. Vorstellung Dicke Stifte und mar 1) 4 Gruppen machen. Flips 2) Jede Gruppe ein Thema AB Steuern, 3) Aufgabe erklären, Hilfestellung bieten Versicherung, 4) Vorstellung, Fragen klären Krankheit, Auszug 15 Checklistenbazar Checklisten mar 69 10 Ich habe mein Geld im Griff AB Geld im Griff¨ Mar Mäppchen "Ich spar druf" 5 Abschluss Mäppchen "Ich Mar spar druf" Unterrichtseinheit Schuldenprävention Junge Mütter Ablauf der Lektion und zeitliche Einteilung Zeit Unterrichtsform, Lehrtätigkeit Material (AB= Arbeitsblatt) 5‘ Einstieg in die Lektion: • Ziele erläutern 10‘ Meine Träume: AB Meine Träume • Jede schreibt ihre Träume auf • Kurze Diskussion der Träume (materielle / nicht materielle, realistische / unrealistische etc.) 15‘ Das kostet mein Leben: AB Budget • Jede füllt für sich das Budget aus • Kurze Diskussion, wer ist im Minus, wer im Plus • 10‘ Wie kann ich Sparen? Farbige Zettel • Die TN schreiben zu Zweit Ideen auf farbige Zettel Dicke Stifte • Gruppen kommen nacheinander nach vorne, stellen ihre Zettel vor und AB hängen Sie an die Wandtafel Infoblatt für • Verteilen des Infoblattes Freizeitaktivitäten 20‘ PAUSE 70 15‘ Einführung in die zweite Lektion: Wie unterstütze ich mein Kind im Umgang mit Geld 15‘ Warten können 1. Junge Mütter diskutieren die Fragen auf der Folie in Gruppen. 2. Die wichtigsten Punkte aus den Diskussionen werden im Plenum gesammelt 3. Marshmellow-Test-Film 4. Kurze Diskussion des Films 15‘ Loslassen • Kurzer Input zum Thema Loslassen & vom Taschengeld zum Jugendlohn 15‘ Pause Interesse an Konsumwünsche der Kinder zeigen AB Werbung 1. 2 Werbungen zeigen und Blatt ausfüllen 2. Diskussion Über Geld & Konsum sprechen / Anerkennung ausserhalb von Flipcharts Konsum AB mit • Klasse in zwei Gruppen teilen • Eine Gruppe sammelt Diskutiert die Fragen zum ersten Thema und sammelt Tipps um mit dem Kind über Geld und Konsum zu sprechen. Die zweite Gruppe Diskutiert die Fragen zum zweiten Thema und sammelt Tipps wie man den Kindern Anerkennung ausserhalb des Konsums geben kann. Jede Gruppe schreibt die Punkte auf ein Flipchart und stellt es den anderen vor. Rest Themen & Checklistenbazar: (je nach Zeit) AB Checklisten Oder Ich bleibe Schuldenfrei AB Ich bleibe • Nach der Pause sind alle Checklisten ausgelegt, die TN können diese Schuldenfrei 71 10‘ Abschluss- und Feedbackrunde 72