Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner für den Umgang mit Schwierigkeiten im Lernprozess von Berufslernenden Bachelor Thesis 2015 Bild: Flughafen Zürich AG Fachhochschule Nordwestschweiz (FHNW) Hochschule für Angewandte Psychologie (APS) Autorin Regine Moser Begleitende Person Prof. Dr. Geri Thomann, FHNW Praxispartner Flughafen Zürich AG, Caroline Zika Bachelor Thesis | 2015 FHNW | APS | Regine Moser Selbständigkeitserklärung Hiermit erkläre ich, die vorliegende Bachelor Thesis selbständig, ohne Mithilfe Dritter und unter Benutzung nur der angegebenen Quellen verfasst zu haben. Ort, Datum Unterschrift Zürich, 2. Juni 2015 __________________________________ Bachelor Thesis | 2015 FHNW | APS | Regine Moser Abstract An betriebliche Ausbildnerinnen und Ausbildner von Berufslernenden bestehen hohe Anforde- rungen bezüglich Fach- und Methodenkompetenz sowie der persönlichen Betreuung der Lernen- den. Beides trägt wesentlich zu einem positiven Ausbildungsverlauf bei. Die Ausbildung wird in vielen Unternehmen auf mehrere Personen aufgeteilt. Die Gruppe der Ausbildnerinnen und Aus- bildner ist jedoch meist sehr heterogen und stellt keine leicht abgrenzbare Zielgruppe für Aus- und Weiterbildung bzw. Unterstützungsangebote dar. Im Rahmen der vorliegenden Bachelor Thesis soll das Erleben der Praxisbildner der Lernenden Fachmänner Betriebsunterhalt bei der Flughafen Zürich AG erhoben und Unterstützungsmöglichkeiten für ihren Umgang mit Schwie- rigkeiten von Lernenden im Lernprozess erarbeitet werden. Dazu wurden Leitfadeninterviews mit sechs Praxisbildnern und Fokusgruppen mit den Lernenden durchgeführt sowie Erkenntnisse aus der Literatur einbezogen. Die Ergebnisse zeigen, dass Qualifizierungsbedarf bei den Praxis- bildnern vorhanden ist, aber auch, dass die Zusammenarbeit unter den Mitwirkenden in der Aus- bildung optimiert werden kann. Anzahl Zeichen: 116‘440 (inkl. Leerzeichen, ohne Anhang) Bachelor Thesis | 2015 FHNW | APS | Regine Moser Inhaltsverzeichnis 1 Einleitung ................................................................................................................................. 1 1.1 Das Lernendenwesen der Flughafen Zürich AG ............................................................ 1 1.2 Die berufliche Grundbildung Fachmann Betriebsunterhalt bei der Flughafen Zürich AG ...................................................................................................... 2 1.3 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit .................................................................. 3 1.4 Aufbau der Arbeit ........................................................................................................... 4 2 Theoretischer Hintergrund ....................................................................................................... 6 2.1 Grundlagen der dualen Berufsbildung ............................................................................ 6 2.1.1 Die berufliche Grundbildung in der Schweiz ................................................................ 6 2.1.2 Kompetenzorientierung in der Berufsausbildung .......................................................... 7 2.1.3 Kooperation der Lernorte .............................................................................................. 7 2.1.4 Begriffsklärung für die folgenden Kapitel ..................................................................... 8 2.2 Ausbildnerinnen und Ausbildner: Fachpersonen und Wegbegleiter von angehenden Berufsleuten .................................................................................................................... 9 2.2.1 Mitwirkende an der Ausbildung .................................................................................... 9 2.2.2 Aufgaben und Tätigkeiten von Ausbildnerinnen und Ausbildnern ............................. 10 2.2.3 Entwicklung und Erweiterung von Kompetenzen von ausbildenden Mitarbeitenden. 12 2.2.4 Die Situation der betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbildner ............................... 13 2.3 Lernende: Jugendliche am Anfang ihres Berufslebens................................................. 15 2.3.1 Entwicklungspsychologie des Jugendalters ................................................................. 15 2.3.2 Einflussfaktoren auf einen positiven Ausbildungsverlauf ........................................... 16 2.3.3 Lernen und Schwierigkeiten im (beruflichen) Lernprozess ........................................ 17 3 Methoden ................................................................................................................................ 20 3.1 Beschreibung des Vorgehens ........................................................................................ 20 3.2 Beschreibung der eingesetzten Methoden .................................................................... 20 3.2.1 Dokumentenanalyse .................................................................................................... 20 3.2.2 Experteninterviews ...................................................................................................... 21 3.2.3 Leitfadeninterviews mit Praxisbildnern ....................................................................... 22 3.2.4 Fokusgruppen mit Lernenden ...................................................................................... 24 4 Ergebnisse .............................................................................................................................. 25 4.1 Ergebnisse Interviews Praxisbildner ............................................................................. 25 4.1.1 Schwierige Situationen mit Lernenden ........................................................................ 25 4.1.2 Umgang mit schwierigen Situationen.......................................................................... 27 4.1.3 Kompetenzen und Ressourcen..................................................................................... 28 4.1.4 Weiterbildungsthemen und Lerninteressen ................................................................. 29 4.1.5 Austausch untereinander ............................................................................................. 30 4.1.6 Aufgaben und Motivation der Praxisbildner ............................................................... 32 4.1.7 Unterstützung und Wertschätzung innerhalb des Teams und von Vorgesetzten ......... 33 4.1.8 Ausbildungsalltag in den Abteilungen ........................................................................ 34 4.1.9 Beziehung und Umgang zwischen Praxisbildnern und Lernenden ............................. 36 4.2 Ergebnisse Fokusgruppen Lernende ............................................................................. 36 4.2.1 Hilfen und Hindernisse für das Lernen im Betrieb ...................................................... 37 4.2.2 Positive Eigenschaften eines Praxisbildners ................................................................ 38 Bachelor Thesis | 2015 FHNW | APS | Regine Moser 5 Diskussion .............................................................................................................................. 39 5.1 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse .................................................. 39 5.2 Gestaltungsvorschläge für Unterstützungsmassnahmen ............................................... 42 5.2.1 Aus- und Weiterbildungsanlässe zur Kompetenzentwicklung und -erweiterung – ein personenbezogener Ansatz ................................................................................. 42 5.2.2 Runder Tisch für die betriebliche Lernortkooperation – ein bedingungsbezogener Ansatz .......................................................................................................................... 44 5.3 Kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Vorgehen .......................................... 46 6 Schluss .................................................................................................................................... 48 7 Literaturverzeichnis ................................................................................................................ 50 8 Abbildungsverzeichnis ........................................................................................................... 54 9 Tabellenverzeichnis ................................................................................................................ 54 Anhang .......................................................................................................................................... 55 Anhang A Leitfaden Experteninterview ................................................................................ I Anhang B Leitfaden Interviews Praxisbildner ................................................................... IX Anhang C Kategoriensystem Praxisbildnerinterviews .................................................. XVII Anhang D Leitfaden Fokusgruppen Lernende ................................................................. XX Anhang E Weiterbildungsthemen und Lerninteressen................................................. XXIII Anhang F Motivation für die Tätigkeit als Praxisbildner ............................................ XXIV Anhang G Ergebnisse Fokusgruppen ........................................................................... XXVI Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 1 1 Einleitung Mit Lernenden zu arbeiten ist eine gleichermassen erfreuende wie herausfordernde Tätigkeit. Es bedeutet, Jugendliche während ihrer Ausbildung zu begleiten und damit Voraussetzungen für ein gelingendes Arbeitsleben zu schaffen. Die Autorin der vorliegenden Arbeit war selbst während einiger Jahre als Praxisbildnerin von KV-Lernenden bei der Flughafen Zürich AG tätig. Auf- grund des grossen persönlichen Interesses an Ausbildungsthemen sowie des fortgeführten guten Kontaktes mit der Leiterin des Lernendenwesens der Flughafen Zürich AG kam die Zusammen- arbeit für die vorliegende Bachelor Thesis zustande. Durch die frühere Mitarbeit im Unterneh- men fliessen eigene Erfahrungen und Betriebswissen in die Bearbeitung der Fragestellung ein. 1.1 Das Lernendenwesen der Flughafen Zürich AG1 Die Flughafen Zürich AG (nachfolgend FZAG genannt) ist ein privatwirtschaftliches Unterneh- men mit rund 1‘600 Mitarbeitenden, das im Auftrag des Bundes den Flughafen Zürich betreibt. Das Unternehmen bildet Lernende in sieben beruflichen Grundbildungen aus, sowohl in kauf- männischen wie auch in technisch-handwerklichen Berufen. Neben der Leiterin des Lernendenwesens sind für jede Grundbildung eine Berufsbildnerin oder ein Berufsbildner sowie mehrere Praxisbildnerinnen und -bildner für die Ausbildung der rund 40 Lernenden zuständig. Die Praxisbildnerinnen und -bildner sowie die Lernenden sind den Berufsbildnerinnen und -bildnern fachlich und/oder persönlich unterstellt (vgl. Abbildung 1). Das Lernendenwesen ist in den letzten zehn Jahren in Bezug auf die Anzahl der Lernenden wie auch die angebotenen Grundbildungen stark gewachsen. Die Lernenden sind während ihrer Berufsausbildung in verschiedenen Abteilungen innerhalb des Unternehmens tätig. 1 Die Informationen in den Kapiteln 1.1 und 1.2 beruhen auf den Ergebnissen der Dokumentenanalyse (vgl. Kapitel 3.2.1) sowie auf Angaben aus den Experteninterviews und Gesprächen zur Auftragsklärung. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 2 Abbildung 1: Organisation des Lernendenwesens der FZAG (nach FZAG, 2010, S. 7). Das Lernendenkonzept der FZAG bildet die Grundlage für die Ausbildung von Lernenden innerhalb des Unternehmens. Es beschreibt verschiedene Rahmenbedingungen und regelt die Zuständigkeiten, Strukturen und Rollen der beruflichen Grundbildung bei der FZAG. Die Inhalte werden von den Berufs- und Praxisbildnerinnen und -bildnern und teils von der Geschäftsleitung verabschiedet. In dieser Arbeit liegt der Fokus auf der beruflichen Grundbildung Fachmann Betriebsunterhalt2, weil unter den technisch-handwerklichen Berufen, denen das Forschungsinteresse hauptsächlich gilt, in dieser Grundbildung die Anzahl der Lernenden und Praxisbildner am grössten ist. 1.2 Die berufliche Grundbildung Fachmann Betriebsunterhalt bei der Flughafen Zürich AG Die Lernenden Fachmänner Betriebsunterhalt der FZAG arbeiten im Werkdienst und sind vor- wiegend im Aussenbereich tätig. Sie sind für den Unterhalt und die Reinigung von Betriebs- flächen, Grünanlagen, Strassen sowie Gebäuden des Flughafens Zürich zuständig. Im Winter zählen zusätzlich Schneeräumungsarbeiten zu den Aufgaben. Die Lernenden übernehmen einfa- che Maurer-, Maler- und Schreinerarbeiten und befassen sich mit der fachgerechten Entsorgung von Abfällen. Die eingesetzten Gerätschaften warten und reinigen sie und führen kleinere Repa- raturen daran selbständig aus. Die auszuführenden Arbeiten sind sehr vielfältig. Derzeit sind sechs Lernende verteilt auf alle drei Lehrjahre bei der FZAG in Ausbildung. An einem Tag pro Woche besuchen sie die Berufsfachschule. Die Lernenden werden als Bestandteil des Teams betrachtet, in dem sie ihren Fähigkeiten entsprechend eingesetzt werden. 2 Da bei der FZAG derzeit keine Fachfrauen Betriebsunterhalt ausgebildet werden, wird auf die Nennung von beiden Geschlechtern verzichtet. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 3 Für die Ausbildung der Lernenden Fachmänner Betriebsunterhalt sind 16 Fachmitarbeiter als Praxisbildner zuständig, die diese Tätigkeit nebenamtlich ausüben. Für die Aus- und Weiterbil- dung sind jährlich stattfindende Praxisbildnertage vorgesehen. Der letzte Praxisbildnertag liegt jedoch inzwischen längere Zeit zurück. Die (angehenden) Praxisbildner werden auf ihre Aufgabe vorbereitet (Ausbildungsplanung, Bildungsberichte etc.), hinsichtlich methodisch-didaktischer Kompetenzen aber nicht systematisch geschult. Die Berufsbildnerin der Fachmänner Betriebs- unterhalt ist neben dieser Tätigkeit in einer administrativen Funktion in der Abteilung Airfield Maintenance im Hauptsitz der FZAG tätig. Die Lernenden absolvieren ihre Ausbildung gemäss einem persönlichen Ausbildungsprogramm in verschiedenen Abteilungen, denen sie zwischen zwei und etwa zwölf Wochen pro Jahr zuge- teilt sind. In einigen Abteilungen sind sie mehrmals im Lauf der gesamten Berufsausbildung. Diese Abteilungen sind sowohl im Werkhof beim Hauptsitz der FZAG angesiedelt, der am Rande des Flughafenareals in einiger Distanz zu den Flughafengebäuden liegt, als auch am „Flughafenkopf“ (Terminals, Parkhäuser, Bahnhof etc.), wo der Flugbetrieb stattfindet. Es wird versucht, die Einsatzplanung der Lernenden so gut wie möglich mit dem in der Schule behandel- ten Stoff abzustimmen. Einmal pro Woche haben die Lernenden zu einer fixen Zeit eine „Büro- stunde“ bei der Berufsbildnerin im Hauptsitz der FZAG, um administrative Arbeiten zu erledi- gen. 1.3 Problemstellung und Zielsetzung der Arbeit Die Leiterin des Lernendenwesens beschrieb zu Beginn der Zusammenarbeit, dass es wiederholt zu Schwierigkeiten im Betriebsalltag bzw. im Lernprozess mit den Lernenden Fachmännern Betriebsunterhalt kommt, die einen erhöhten Betreuungsaufwand erfordern. Beispiele sind aggressives oder freches Verhalten der Lernenden, Konzentrationsschwierigkeiten oder unzuver- lässige und ungenügende Arbeitsleistungen. Die Leiterin des Lernendenwesens erfährt aber erst spät davon, weil sich die Praxisbildner nicht sofort melden, wenn Probleme beginnen. Sie hat den Eindruck, dass die Praxisbildner oft nicht erkennen, worauf die Schwierigkeiten beruhen (z. B. fehlendes Selbstvertrauen, individuelle Lernschwächen oder private Probleme) und dadurch nicht angemessen handeln, wenn schwierige Situationen entstehen. Zudem vermutete die Leiterin des Lernendenwesens, dass einige Praxisbildner für die Vermittlung von Ausbil- dungsinhalten alle Lernenden gleich anleiten, anstatt individuell auf sie einzugehen und ihre Instruktionen anzupassen. Sie äusserte zudem, dass die Kommunikation mit den Praxisbildnern Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 4 manchmal nicht gut funktioniert und sie das Gefühl hat, dass sie und ihr Gegenüber aneinander vorbeireden. Für die Leiterin des Lernendenwesens stellt sich die Frage, mit welchem Unterstützungsangebot für die Praxisbildner sie den geschilderten Schwierigkeiten begegnen kann. So entstand für die vorliegende Arbeit die folgende Fragestellung: Wie können Praxisbildner im Umgang mit Lernenden, die Schwierigkeiten im Lernprozess haben, unterstützt werden? Dabei interessieren sowohl personenbezogene wie auch bedingungsbezogene Unterstützungs- möglichkeiten, also einerseits, wie Praxisbildner persönlich unterstützt werden können (z. B. indem sie ihr Wissen erweitern oder ihr Verhalten verändern) und andererseits, wie Praxisbildner durch die Veränderungen von organisationalen Bedingungen unterstützt werden können (z. B. indem Strukturen oder Prozesse verändert werden). Ziel dieser Arbeit ist es, die Situation der Praxisbildner und ihre Sichtweise und Bedürfnisse zu untersuchen sowie Gestaltungsvorschläge für Unterstützungsmassnahmen zu beschreiben. Die Ergebnisse der Arbeit sollen der Leiterin des Lernendenwesens als Entscheidungshilfe für zukünftige Entwicklungsangebote dienen. Dies soll erreicht werden durch den Einbezug von Literatur und aktueller Forschung aus dem Berufsbildungsbereich sowie der Ergebnisse von halbstandardisierten Interviews mit Praxisbildnern und von Fokusgruppen mit den Lernenden Fachmännern Betriebsunterhalt. Die vorgängigen Experteninterviews mit der Leiterin des Ler- nendenwesens und der Berufsbildnerin der Fachmänner Betriebsunterhalt sowie die Analyse von Dokumenten aus dem Lernendenwesen sollen vertiefte Einblicke in die Ausgangslage ermögli- chen. 1.4 Aufbau der Arbeit Im folgenden Kapitel 2 werden die für das Verständnis der Arbeit relevanten Begriffe und theo- retischen Hintergründe erläutert. Es werden zunächst einige Grundlagen der dualen Berufsbil- dung in der Schweiz dargestellt. Anschliessend werden die Rollen, Aufgaben und Kompetenzen von betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbildnern thematisiert. Den Abschluss des theoreti- schen Teils bildet ein Kapitel über die Lernenden und die Herausforderungen, mit denen sie kon- frontiert sind, sowie die Schwierigkeiten, zu denen diese führen können. In Kapitel 3 wird die Herangehensweise zur Bearbeitung der Fragestellung beschrieben und anschliessend die zur Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 5 Datenerhebung eingesetzten Methoden sowie das Vorgehen bei der Datenerhebung und -auswertung erläutert. Die Darstellung der Ergebnisse folgt in Kapitel 4. In Kapitel 5 werden die Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert sowie Gestaltungsvorschläge für Unterstützungs- massnahmen formuliert. Es folgt die kritische Reflexion des eigenen methodischen Vorgehens, bevor in Kapitel 6 abschliessend auf offengebliebene Fragen hingewiesen wird und ein Ausblick in die Zukunft erfolgt. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 6 2 Theoretischer Hintergrund Im folgenden Kapitel werden die Grundlagen für die zu bearbeitende Fragestellung unter Einbe- zug von aktuellen Forschungsergebnissen aus der Berufsbildungsforschung dargestellt. Zuerst wird das System der dualen Berufsbildung vorgestellt, vor dessen Hintergrund diese Arbeit steht. Im zweiten Abschnitt geht es um die Ausbildnerinnen und Ausbildner in Betrieben, die ange- hende Berufsleute ausbilden. Im dritten Abschnitt stehen die Lernenden im Fokus, die die Aus- bildung erhalten. 2.1 Grundlagen der dualen Berufsbildung 2.1.1 Die berufliche Grundbildung in der Schweiz Das Schweizerische Dienstleistungszentrum Berufsbildung (SDBB) erläutert die berufliche Grundbildung im Online-Lexikon der Berufsbildung wie folgt (SDBB, 2015a): Die berufliche Grundbildung (auch: Lehre, Berufslehre) dient der Vermittlung und dem Erwerb von Fähigkeiten, Kenntnissen und Fertigkeiten, die erforderlich sind, um in einem Beruf oder in einem Berufsfeld tätig sein zu können. Die Ausbildung findet an drei Lernorten statt: Lehr- betrieb, Berufsfachschule und überbetriebliches Kurszentrum. Die Handlungskompetenzen, die Bildungsinhalte und deren Aufteilung auf die Lernorte sind in den vom Bund erlassenen Bil- dungsverordnungen für die einzelnen Berufe respektive im jeweiligen Bildungsplan festgelegt. Es wird unterschieden zwischen der drei- oder vierjährigen beruflichen Grundbildung mit eidge- nössischem Fähigkeitszeugnis (EFZ), die Qualifikationen für die Ausübung eines Berufes ver- mittelt, und der zweijährigen beruflichen Grundbildung mit eidgenössischem Berufsattest (EBA), die Qualifikationen für die Berufsausübung mit vereinfachten Anforderungen vermittelt. Die berufliche Grundbildung mit EFZ kann mit der Berufsmaturität ergänzt werden. In der Schweiz absolvieren etwa zwei Drittel der Jugendlichen nach der obligatorischen Schulzeit eine berufliche Grundbildung (SDBB, 2015a). Das besondere Merkmal der dualen Berufsausbildung und zugleich ihre Stärke ist die parallel verlaufende praktische und theoretische Ausbildung. In diesem System trägt die Wirtschaft die Hauptverantwortung für die Ausbildung angehender Berufsleute. Es liegt entsprechend in ihrem Interesse, dass sie an den Bedürfnissen des Arbeitsmarkts ausgerichtet wird (SDBB, 2015c). Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 7 2.1.2 Kompetenzorientierung in der Berufsausbildung Knutti, Dirren und Lehmann (2009) beschreiben, dass Berufsleute durch die veränderten Anfor- derungen in der Arbeitswelt fortwährend neue Aufgaben bewältigen müssen. Das hat zur Folge, dass sich die berufliche Grundbildung heute weniger an klar umschriebenen beruflichen Tätig- keiten orientiert, sondern vielmehr als „Basis für das Lernen während des ganzen Berufslebens“ (Knutti et al., 2009, S. 35) betrachtet werden muss. Damit meinen die Autoren insbesondere, dass das Erwerben von Qualifikationen und Kompetenzen nicht auf die berufliche Grundbildung beschränkt ist und als Kriterium für die Kompetenz einer Berufsperson nicht mehr nur zählt, was jemand kann, sondern auch, wie jemand etwas tut. Grassi (2013) fasst zusammen, dass hand- lungskompetent ist, wer „eine berufliche Situation zur Zufriedenheit der Beteiligten meistern kann“ (S. 7). 2.1.3 Kooperation der Lernorte Die Vermittlung der beruflichen Grundbildung an den drei Lernorten – Lehrbetrieb, Berufsfach- schule und überbetriebliche Kurse (vgl. Kapitel 2.1.1) – erfordert Zusammenarbeit, um die Ziele der beruflichen Grundbildung zu erreichen (Grassi, Rhiner, Kammermann & Balzer, 2014). Grassi et al. (2014) halten fest, dass Lernortkooperation, in der sich die Lernorte als Partner ver- stehen, die gemeinsam die Verantwortung für die Ausbildung tragen, wohl erwünscht und in ihrer Bedeutung erkannt ist, aber noch nicht genügend umgesetzt wird. Die Autoren befassen sich ausführlich mit der optimalen Begleitung und Förderung der einzelnen Lernenden, insbe- sondere der Früherfassung der Personen mit einem höheren Unterstützungsbedarf. Für die Aus- bildungsbetriebe geht es dabei um die Frage, ob die Lernenden die Ausbildungsanforderungen des Betriebs erfüllen und die Ausbildungsziele mit hoher Wahrscheinlichkeit erreichen können. Früherfassung im Sinne der Autoren hat zum Ziel, „die Passung der Lernvoraussetzungen der Lernenden mit den Anforderungen des Ausbildungsberufes zu Beginn der beruflichen Grundbil- dung zu überprüfen“ (Grassi et al., 2014, S. 84). Denn – so die Autoren – wenn diese stark aus- einanderklaffen, ist mit Schwierigkeiten im Lauf der Ausbildung zu rechnen. Grassi et al. (2014) beschreiben das Konzept des Runden Tisches, einer Zusammenkunft der Kooperationspartner zum Besprechen von Problemen und Finden von Lösungen zum Wohle der Lernenden. Grund- lage dafür sind gezielte Beobachtungen sowie Leistungs- und Kompetenzmessungen von ver- schiedenen Seiten. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 8 2.1.4 Begriffsklärung für die folgenden Kapitel Für die nachfolgenden Abschnitte werden Literatur und Ergebnisse aus der Berufsbildungsfor- schung aus der Schweiz und aus Deutschland einbezogen. Auch in Deutschland besteht ein dua- les Berufsbildungssystem, das in vieler Hinsicht mit demjenigen in der Schweiz vergleichbar ist; Unterschiede liegen vor allem auf bildungspolitischer Ebene vor (Aprea, 2012). Insbesondere die Durchführung der betrieblichen Ausbildung und damit verbunden die Aufgaben und Kompeten- zen der Ausbildnerinnen und Ausbildner sowie die (Lebens-)Situation der Lernenden in den bei- den Ländern gleichen sich aus Sicht der Autorin der vorliegenden Arbeit. Deshalb ist Literatur, die sich auf die Situation in Deutschland bezieht, von grossem Nutzen. In diesem Zusammenhang seien einige Begriffe geklärt, die im Folgenden verwendet werden. Mitarbeitende in der Ausbildung werden im schweizerischen Sprachgebrauch „Ausbildner“ ge- nannt, während sie in Deutschland „Ausbilder“ heissen (bzw. die jeweils weibliche Form). Diese Bezeichnung wird dann übernommen, wenn aus deutschen Quellen zitiert wird. „Berufsbildner“ und „Praxisbildner“ sind Begriffe aus dem hiesigen Berufsbildungssystem, wobei „Praxisbild- ner“ ein informeller Begriff zu sein scheint. Im Lexikon der Berufsbildung ist von Fachkräften des Betriebs die Rede, denen Berufsbildnerinnen bzw. -bildner einen Teil der Ausbildung über- tragen (SDBB, 2015b). Weitere Hintergründe zu den Mitwirkenden an der Ausbildung finden sich im Kapitel 2.2.1. In den folgenden Kapiteln werden die Situation der betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbild- ner während der Durchführung der Berufsausbildung sowie die Situation der Lernenden als Empfänger der Ausbildung näher betrachtet. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 9 2.2 Ausbildnerinnen und Ausbildner: Fachpersonen und Weg- begleiter von angehenden Berufsleuten Die folgenden Abschnitte sollen Klarheit darüber schaffen, wer die ausbildenden Mitarbeitenden in Betrieben sind, was zu ihren Aufgaben gehört und welche Kompetenzen sie dafür benötigen. Der Fokus liegt dabei auf der Durchführung der Ausbildung. Vor- und nachgelagerte Phasen der Ausbildung werden nicht behandelt. 2.2.1 Mitwirkende an der Ausbildung Becker, Böhm-Friese und Schulte-Bories (2013) bieten eine Übersicht über die Mitwirkenden an der betrieblichen Ausbildung und beschreiben deren Verantwortungsbereiche. Die folgende Tabelle 1 zeigt die an der Ausbildung beteiligten Funktionen innerhalb des Betriebs. Ausser- betriebliche Mitwirkende wurden weggelassen. Tabelle 1: Mitwirkende an der betrieblichen Ausbildung im Lehrbetrieb und ihre Verantwortungsbereiche (nach Becker et al., 2013, S. 87). Mitwirkende Verantwortungsbereich Ausbildender Stellt Auszubildende ein, trägt die Verantwortung für die Ausbildung im Betrieb Ausbilder Bildet Auszubildende im Betrieb aus Ausbildungsbeauftragter Überwacht und koordiniert die Ausbildung (in Grossbetrieben) Erfüllungsgehilfenschaft Kurzfristige Hilfe beim Erfüllen von Ausbildungsaufgaben Fachkräfte Übernehmen in Abstimmung mit dem Ausbilder in Teilbereichen die Ausbildung Diese Mitwirkenden bzw. Funktionen werden auch bei anderen Autoren wie Gross und Hüppe (2010) oder Schaper, Schreiber und Seyd (2000) sowie vom Bundesinstitut für Berufsbildung (BIBB) (2015) beschrieben, teils unter der Verwendung von etwas anderen Bezeichnungen. Alle genannten Autoren halten jedoch fest, dass die Ausübung bzw. Aufteilung der Funktionen von der Betriebsgrösse abhängt, beispielsweise ob Funktionen wie Ausbildender und Ausbilder von einer Person übernommen wird oder an mehrere Personen verteilt werden. Becker et al. (2013) weisen darauf hin, dass Weisungsbefugnis und Verantwortung klar definiert und abgestimmt werden müssen, wenn Ausbildungstätigkeit delegiert wird; dies beispielsweise in Bezug auf die Vermittlung von Ausbildungsinhalten, auf Rückmeldung und Beurteilung des Lernenden oder auf Arbeitssicherheit. Ausbildende Mitarbeitende müssten deshalb auf ihre Rolle als Ausbildne- rin oder Ausbildner vorbereiten werden. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 10 Becker et al. (2013) unterscheiden die folgenden innerbetrieblichen Rollen und Funktionen einer Ausbildnerin bzw. eines Ausbildners: - Fachperson: vermittelt berufliches Wissen - Pädagoge bzw. Pädagogin: wendet passende Lehrmethoden an - Erzieher bzw. Erzieherin und Vorbild: fördert Lernende in ihrer Entwicklung, lebt erwünsch- tes Verhalten vor - Führungskraft: übernimmt die personelle Führung der Lernenden sowie organisatorische Aufgaben im Zusammenhang mit der Ausbildung Die Autoren geben zu bedenken, dass die Ausbildnerin oder der Ausbildner dadurch in einem Spannungsfeld unterschiedlicher Erwartungen steht, mit denen sie oder er sich auseinandersetzen muss. Hinzu kommen die Anforderungen aus dem betrieblichen Alltag, denen die Ausbildnerin oder der Ausbildner Beachtung schenken muss (Becker et al., 2013). Eine gute Vorbereitung und Organisation seitens der Ausbildenden ist daher erforderlich, damit die Ausbildung neben dem Tagesgeschäft gewährleistet ist. 2.2.2 Aufgaben und Tätigkeiten von Ausbildnerinnen und Ausbildnern Zur Gestaltung und Durchführung der Ausbildung von Berufslernenden gehören gemäss Gross und Hüppe (2010) die in der folgenden Tabelle 2 aufgeführten Aufgaben. Die Autoren orientie- ren sich hierbei an der Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) 20093. 3 Die Ausbilder-Eignungsverordnung (AEVO) des deutschen Bundesinstituts für Berufsbildung (BIBB) beschreibt kompetenzorientiert die Tätigkeitsanforderungen an betriebliche Ausbildnerinnen und Ausbildner und dient als grundlegendes Instrument der Qualitätssicherung (Ulmer & Gutschow, 2009). Das Anforderungsprofil gemäss der aktuellen AEVO 2009 ist bei Ulmer und Gutschow (2009) dargestellt. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 11 Tabelle 2: Aufgaben von Ausbildnerinnen und Ausbildnern in der betrieblichen Bildungsarbeit (eigene Darstellung in Anlehnung an Gross & Hüppe, 2010). Aufgabe/Tätigkeit Beschrieb 1. Lernförderliche Bedingungen und eine moti- vierende Lernkultur schaffen Unter Einbezug von Grundlagen der Lernpsycho- logie und Lernmotivation und des eigenen Füh- rungsverhaltens förderliche Rahmenbedingungen schaffen 2. Probezeit organisieren, gestalten und bewerten Probezeit für Ausbildende und Auszubildende gewinnbringend gestalten 3. Betriebliche Lern- und Arbeitsaufgaben entwi- ckeln und gestalten Lerninhalte und Lernziele abstimmen und Lern- aufgaben für die Ausbildung am Arbeitsplatz for- mulieren 4. Ausbildungsmethoden zielgruppen- und situa- tionsgerecht einsetzen Unterschiedliche Ausbildungsmethoden kennen und unter Berücksichtigung von Ausbildungsstand und individuellen Eigenschaften der Lernenden anwenden 5. Unterweisungstechniken situationsbezogen einsetzen Einzelne Ausbildungstechniken optimal einsetzen, um anschaulich, praxisnah und mit Einbezug des Auszubildenden auszubilden 6. Lernschwierigkeiten und -störungen erkennen und angemessen Hilfe geben Typische Lernschwächen und Ursachen kennen und erkennen und diesen angemessen begegnen 7. Den Wert von Zusatzqualifikationen erläutern Typische Zusatzqualifikationen innerhalb des Be- rufsfelds kennen für Lernende, die mit Ausbil- dungsinhalten nicht ausgelastet sind 8. Verlängerungs- und Verkürzungsmöglichkei- ten der Ausbildung im Einzelfall nutzen Voraussetzungen und Umstände für eine Verlänge- rung oder Verkürzung der Ausbildung kennen und wenn sinnvoll von Möglichkeiten Gebrauch ma- chen 9. Soziale und persönliche Entwicklung von Auszubildenden fördern, Probleme und Kon- flikte frühzeitig erkennen sowie auf Lösungen hinwirken Einfluss des Betriebs als Sozialisationsinstanz auf die Persönlichkeitsentwicklung bedenken, Konflik- te angemessen behandeln bzw. Fehlverhalten vor- beugen 10. Lernstandkontrollen durchführen und auswer- ten Lernprozess evaluieren, Lernerfolg professionell zurückmelden und Handlungsbedarf erkennen 11. Beurteilungssysteme entwickeln, Beurteilun- gen erstellen und Beurteilungsgespräche füh- ren Beurteilungssysteme anwenden, Beurteilungsfehler vermeiden, Beurteilungsgespräche unter Berück- sichtigung von kommunikationspsychologischen Aspekten führen 12. Interkulturelle Kompetenzen fördern Sich mit dem Umgang mit Menschen aus unter- schiedlichen Kulturkreisen beschäftigen, Aus- tauschprogramme anbieten Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 12 Wenn eine Mitarbeiterin oder ein Mitarbeiter die Ausbildung von Lernenden übernimmt, erwei- tert sich dadurch ihr bzw. sein Aufgabengebiet und sie bzw. er übernimmt zusätzliche Verant- wortung (Knutti et al., 2009). Dadurch wird die berufliche Aufgabe anspruchsvoller und vielfäl- tiger; die betrieblichen Anforderungen an die Person steigen. 2.2.3 Entwicklung und Erweiterung von Kompetenzen von ausbildenden Mitarbeitenden Ulmer und Gutschow (2009) betonen, dass gut qualifizierte Ausbildnerinnen und Ausbildner die Voraussetzung für eine hochwertige Berufsbildung sind. Was Ausbilden heutzutage bedeutet, beschreiben Knutti et al. (2009) wie folgt: „In der aktuellen Entwicklung [bei der Arbeit und bei den Berufen] tritt das differenzierte Ausbilden an Stelle von normierten, präzis definierten Stan- dardausbildungen“ (S. 35). Kluge (2006) beschreibt, dass die Rolle und die Aufgaben von Aus- bildenden aufgrund von veränderten Rahmenbedingungen der Berufsbildung und beschleunigter gesellschaftlicher Veränderung einer kontinuierlichen Entwicklung unterliegen. Daraus folgt, dass auch Ausbildnerinnen und Ausbildner Kompetenzen entwickeln müssen, um ihre Tätigkeit professionell auszuführen. Pätzold (2013) fasst zusammen: „Betriebliche Ausbildungstätigkeit beansprucht die ganze Per- sönlichkeit, sie setzt Fachlichkeit, eine didaktisch-methodische Flexibilität sowie kommunikative und kooperative Kompetenzen voraus“ (S. 46). Des Weiteren stelle das betriebliche Bildungs- personal inzwischen eine sehr heterogene Gruppe dar, vor allem in industriellen Grossbetrieben, in Bezug auf unterschiedliche Berufsabschlüsse, Aufgaben oder Mentalität. Diese Umstände verlangen folglich eine differenzierte Ausbildung und Qualifizierung von Ausbildnerinnen und Ausbildnern. Kluge (2006) erachtet neben Schulungen, Seminaren, Coaching oder Supervision die kollegiale Beratung als gute Möglichkeit, sich selbst und die eigenen Handlungskompetenz weiterzuentwi- ckeln. Kluge (2006) beschreibt die Methode genauer, bei der einem vorgegebenen Ablauf fol- gend durch (Selbst-)Reflexion im Kollegenkreis herausfordernde Situationen geklärt werden. Buschbacher (2014) steht jährlich stattfindenden Seminaren, die ausschliesslich Wissen und Me- thoden vermitteln, kritisch gegenüber. Er misst der Förderung von Innovations- und Problem- lösefähigkeit für die qualitative Weiterentwicklung der Ausbildung im Betrieb eine grosse Be- deutung zu. Er stellt aber fest, dass unter den Ausbildnerinnen und Ausbildnern kaum Verände- rungsbereitschaft und die Neugier auf Neues spürbar sind und Bewährtes nicht infrage gestellt Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 13 wird. Gemäss Buschbacher (2014) sollen Ausbildende ihre Ideen einbringen dürfen bzw. diesbe- züglich gefordert und gefördert werden und dadurch zu einem langfristig motivierten Ausbil- dungsteam zusammenwachsen. Jansen und Blötz (2012) berichten von sehr guten Erfahrungen mit einem eigens entwickelten Seminarkonzept für ausbildende Fachkräfte bzw. Praxisbildnerinnen und -bildner, das vor allem das Ausprobieren und Trainieren von pädagogischem Handeln umfasst. Bedarf dafür entstand, weil die Gruppe der nebenamtlichen Ausbildnerinnen und Ausbildner, die jedoch den grössten Teil der pädagogischen Tätigkeit leistet, durch die auf der AEVO basierenden Qualifizierung zu wenig abgedeckt wird. 2.2.4 Die Situation der betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbildner Es zeigt sich also, dass der Qualifizierung von ausbildenden Mitarbeitenden grosse Bedeutung zukommt, die jedoch – gleich wie die berufliche Grundbildung – aufgrund komplexer und sich verändernder Rahmenbedingungen nicht standardisiert erfolgen kann. Dennoch sind gemäss dem Eidgenössischen Hochschulinstitut für Berufsbildung (EHB) (2015) Betriebe und insbesondere betriebliche Berufsbildnerinnen und -bildner nur selten Gegenstand von Studien im Bereich der dualen Berufsbildung, obschon sie in diesem Ausbildungsmodell eine zentrale Rolle spielen. Am EHB läuft nun von 2014 bis 2017 ein Forschungsprojekt, das vertiefte Einblicke in den Alltag der betrieblichen Berufsbildnerinnen und -bildner ermöglichen soll. Unter anderem soll der Be- darf an Aus- und Weiterbildungsmassnahmen oder anderen Unterstützungsangeboten ermittelt werden (EHB, 2015). Auch Pätzold (2013) stellt fest, dass sich die Berufsbildungsforschung lange Zeit nur um Lehr- kräfte der Berufsschule drehte. Gemäss Bahl et al. (2012) fokussiert der Bildungsdiskurs in Deutschland vor allem auf die Professionalisierung der in der Ausbildung tätigen Personen. Weil aber auch organisationale Rahmenbedingungen der Ausbildnerinnen und Ausbildner und ihre subjektive Interpretation wesentliche Einflussfaktoren darstellen, wurde die Situation des ausbil- denden Personals in der betrieblichen Bildung im Rahmen einer mehrjährige Studie untersucht (Bahl et al., 2012). Die Forschungsgruppe stellte fest, dass hauptberufliche Ausbildnerinnen und Ausbildner eine Minderheit darstellen. Somit sind die in der AEVO beschriebenen Handlungs- felder in den Betrieben auf eine grosse Zahl verschiedener Personen verteilt und nicht auf „ein- zelne ‚Ausbilder/-innen‘ als leicht bestimmbare Zielgruppe“ (Bahl et al., 2012, S. 3). Die Unter- suchung brachte weiter hervor, dass für die ausbildenden Fachkräfte die Anerkennung durch die Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 14 Auszubildenden eine Motivationsquelle darstellt. Viele von ihnen verfügen zwar über viel be- rufspädagogischen Sachverstand, der aber in erster Linie auf eigener Erfahrung beruht (anstatt auf methodisch-didaktischen Ausbildungsinhalten der AEVO) und kaum reflektiert wird. Bahl et al. (2012) fügen an, dass „der Austausch untereinander kaum systematisch gefördert und un- terstützt“ (S. 4) wird und ein Grossteil der ausbildenden Personen höchstens Qualifizierungs- bedarf im Umgang mit den Jugendlichen zur Sprache bringt. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 15 2.3 Lernende: Jugendliche am Anfang ihres Berufslebens In den folgenden Abschnitten werden die Herausforderungen des Jugendalters und des Berufs- einstiegs beschrieben. Weiter wird dargestellt, was zu einem positiven Verlauf der beruflichen Grundbildung beiträgt. Weil es in der Fragestellung spezifisch um die Situation nicht- gelingenden Lernens geht, erfolgen zudem ein Einblick in die Lernpsychologie und eine genaue- re Betrachtung von Schwierigkeiten im (beruflichen) Lernprozess. Der Fokus liegt auf dem Lernumfeld, die Lernmotivation der Lernenden wird nur am Rande thematisiert. 2.3.1 Entwicklungspsychologie des Jugendalters Die Jugend (oder Adoleszenz) wird als Übergangsphase zwischen dem Ende der Kindheit und dem Anfang des Erwachsenenalters bezeichnet und betrifft somit den Lebensabschnitt zwischen etwa 10 und 20 Jahren (Grob & Jaschinski, 2003). Während dieser Zeit bewegen sich die Jugendlichen in einem Spannungsfeld zwischen den Verhaltensformen und Privilegien der Kindheit, die sie aufgeben müssen, und den Kompetenzen für die Erwachsenenrolle, die sie neu erwerben müssen. Grob und Jaschinski (2003) stellen drei spezifische Entwicklungsaufgaben während der Adoleszenz dar: - Persönliche (intrapersonale) Entwicklungsaufgaben: Ergeben sich aus der psychischen Rei- fung (z. B. Fähigkeit zur Abstraktion) sowie aus physischen bzw. biologischen Veränderung (z. B. äusserlich sichtbare körperliche Veränderung). - Zwischenmenschliche (interpersonale) Entwicklungsaufgaben: Ergeben sich aus neuen Be- ziehungen und Beziehungsmustern (z. B. Differenzierung von Freundschaftsbeziehungen zu Gleichaltrigen). - Gesellschaftliche Entwicklungsaufgaben: Ergeben sich aus veränderten sozio-kulturellen Anforderungen (z. B. gesellschaftliche Erwartungen wie sich für einen Beruf entscheiden). Dazu kommt die Erarbeitung der eigenen Identität als übergeordnete Aufgabe, bei der es darum geht, „ein bewusstes Verhältnis zu sich und der Umwelt zu gewinnen mit dem Resultat, sich in der vorgegeben [sic] Kultur zu verorten“ (Grob & Jaschinski, 2003, S. 29). Gemäss Grob und Jaschinski (2003) besteht mehr oder weniger ein gesellschaftlicher Konsens darüber, wann Ent- wicklungsaufgaben gelöst werden sollten. Entsprechend kann eine Person unter Druck geraten, wenn sie diesen Zeitpunkt verpasst. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 16 2.3.2 Einflussfaktoren auf einen positiven Ausbildungsverlauf Der Übergang von der obligatorischen Schulzeit in die Erwerbstätigkeit stellt gemäss Neuen- schwander, Gerber, Frank und Rottermann (2012) eine entscheidende Grundlage für die lebens- lange Entwicklung dar. Die Entscheidung für eine (Berufs-)Ausbildung, die Jugendliche treffen müssen, ist von grosser Tragweite (Neuenschwander et al., 2012). Zu Beginn ihrer beruflichen Ausbildung befinden sich die Jugendlichen in einer neuen und komplexen Situation, die hohe Anpassungsleistungen erfordert, sowohl hinsichtlich des sozialen Umfelds und als auch struktu- rell in Bezug auf die Lern- und Arbeitsumgebung (Grassi et al., 2014). Neben guten Leistungen im Betrieb, den überbetrieblichen Kursen und in der Berufsschule sowie dem erfolgreichen Abschluss durch das Qualifikationsverfahren (QV), nennen Berweger, Krat- tenmacher, Salzmann und Schönenberger (2013) als Merkmale für einen positiven Ausbildungs- verlauf, „dass Jugendliche motiviert sind zu lernen, Vertrauen in ihre beruflichen Fähigkeiten entwickeln, mit der Ausbildung zufrieden sind und Interesse an ihrem Beruf zeigen“ (S. 13). Abhängig sind diese Merkmale gemäss den Autoren einerseits von den persönlichen Vorausset- zungen der Lernenden (z. B. kognitive Fähigkeiten) und der sozialen Unterstützung durch das Umfeld (z. B. die Familie) und andererseits von Eigenheiten des Lehrbetriebs und der Berufs- fachschule (z. B. dem Arbeits- und Lernklima). Betriebe können die Ausbildungsqualität insbe- sondere dadurch positiv beeinflussen, indem sie ein Lernumfeld schaffen, in dem Lernende die eigene Kompetenz sowie soziale Einbindung und Zugehörigkeit erleben4 (Berweger, Salzmann & Krattenmacher, 2013). Das kann dadurch geschehen, dass Lernende bei der Ausübung von verschiedenen Tätigkeiten weder unter- noch überfordert sind und dadurch, dass sie sich wahr- genommen, wertgeschätzt und eingebunden fühlen. Die Autoren ergänzen, dass für die Qualität der Ausbildung ebenso wichtig ist, dass Lernende in schwierigen Situationen von Vorgesetzten unterstützt werden, und zwar emotional wie instrumentell. Auch andere Forschungsergebnisse messen der Beziehung zu den Ausbildnerinnen und Ausbild- nern grosse Bedeutung bei. Neuenschwander (2014) nennt unter anderem eine gute Beziehungen zum Lernenden, inklusive der Qualität von Feedback bezüglich Aufgabenbewältigung, sowie eine strukturierte Einführung und Unterstützung der sozialen Integration in den Betrieb als Merkmale, die gute Ausbildnerinnen und Ausbildner auszeichnen. Eine Studie in Deutschland zu den Qualitätsansprüchen von Auszubildenden ergab, dass Auszubildende am meisten Wert legen 4 Die Begriffe „Kompetenzerleben“ und „soziale Einbindung“ beziehen sich in diesem Zusammenhang auf die grundlegenden psychologischen Bedürfnisse nach Deci und Ryan (erstmals 1985), nämlich die Bedürfnisse nach Kompetenz, Autonomie und sozialer Eingebundenheit, die von Berweger et al. (2013) im Forschungsprojekt einbezogen wurden. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 17 auf „fachlich und pädagogisch qualifizierte Ausbilder/-innen, die klar mit ihnen kommunizieren“ (Krewerth & Beicht, 2011, S. 237). 2.3.3 Lernen und Schwierigkeiten im (beruflichen) Lernprozess In der Alltagssprache wird Lernen meistens in Zusammenhang mit der Schule oder allgemein pädagogischen Situationen (z. B. die Erziehung durch die Eltern) verwendet und betrifft das Erlernen von Fähigkeiten wie Lesen, Schreiben oder Rechnen, den Erwerb von Wissen oder das Aneignen von bestimmten sozialen Umgangsformen (Edelmann & Wittmann, 2012). Der psy- chologische Lernbegriff ist weiter gefasst. Er umfasst auch das Lernen von Angst und Sicherheit, das Erwerben von Vorlieben und Abneigungen, das Ausbilden von Gewohnheiten sowie die Befähigung zu planvollem Handeln und problemlösendem Denken, was im Alltag fortwährend stattfindet (Edelmann & Wittmann, 2012). Gemeinsam ist allen Lernprozessen die Erfahrungs- bildung, die zukünftige Aktivitäten und Handlungen beeinflusst. Erfahrung kann direkt gewon- nen oder sozial vermittelt werden. Im Rahmen der vorliegenden Arbeit liegt der Fokus auf dem absichtlichen und planvollen Lernen im Rahmen von pädagogischen Situationen, die als Instruk- tion bezeichnet werden (Edelmann & Wittmann, 2012). Edelmann und Wittmann (2012) beschreiben die dualistische Lerntheorie: Dabei werden aussen- gesteuerte und innengesteuerte Lernprozesse unterschieden. Aussensteuerung bedeutet, dass eine mehrheitlich von aussen ausgelöste und gelenkte Veränderung des Verhaltens (inklusive Wissen, Fertigkeiten und Einstellungen) erfolgen soll. Innensteuerung beschreibt mehrheitlich innen- bzw. selbstgesteuertes Lernen im Sinne der Entwicklung des eigenverantwortlichen und planvol- len Handelns. Sowohl aussen- als auch innengesteuerte Lernprozesse haben Vor- und Nachteile. Bei der Gestaltung von Lernumgebungen werden häufig beide Ansätze integriert und damit zur Optimierung des Lernerfolgs die jeweiligen Vorzüge genutzt und gleichzeitig die Einschränkun- gen minimiert. Wichtig ist dabei, dass sich die Ausgestaltung der Instruktionssituation und die Auswahl der didaktischen Massnahmen am Lerneffekt für den Lernenden orientieren. Dazu sind 1) die Lernziele, 2) die Lerngesetzmässigkeiten, 3) die Lernvoraussetzungen, 4) die Kontextbe- dingungen und 5) die Wirksamkeit zu beachten (Edelmann & Wittmann, 2012). Grassi et al. (2014) halten fest, dass Lernen immer auch abhängig ist vom Umfeld, in dem es verankert ist. Damit ist der Kontext gemeint, der über die oben beschriebene eigentliche Instruk- tionssituation hinausgeht. Die Wechselwirkungen zwischen dem Lernenden und seinem Lern- umfeld sind vielfältig (Grassi et al., 2014). Das betriebliche Lernumfeld eines Berufslernenden Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 18 ist gekennzeichnet von vielen unterschiedlichen sozialen Kontakten und geprägt von den betrieb- lichen Rahmenbedingungen wie beispielsweise dem pädagogischen Verständnis der Ausbildner- innen und Ausbildner, dem Umgang miteinander oder der Art, wie Aufträge verteilt werden (Grassi et al., 2014). Was aber, wenn Schwierigkeiten beim Lernen auftauchen und der Lernerfolg ausbleibt? In der pädagogischen und psychologischen Grundlagenliteratur werden Lernschwierigkeiten haupt- sächlich im Kontext des schulischen Lernens besprochen (Gold, 2011; Orthmann Bless, 2010). Selbst da wird der Begriff jedoch uneinheitlich verwendet (Orthmann Bless, 2010). Auch in der Berufsausbildungsliteratur ist von Lernschwierigkeiten die Rede. Gross und Hüppe (2010), die sowohl von Lernschwierigkeiten, Lernschwächen und Lernstörungen sprechen, ohne die Begrif- fe voneinander abzugrenzen, halten fest, dass solche Schwierigkeiten oft mit Verhaltensauffäl- ligkeiten einhergehen, beispielsweise Unkonzentriertheit, Vermeidungsverhalten, passives oder aggressives Verhalten oder geringer Einsatz. Die Ursachen dafür orten Gross und Hüppe (2010) beim Auszubildenden selbst (z. B. Konzentrationsschwächen, fehlende schulische Grundkennt- nisse, psychische Störungen sowie Störungen in der körperlichen Entwicklung) und im Zusam- menhang mit dem Lernen (z. B. Lernumfeld, Lernstrategien, Motivationsprobleme) und in sei- nem Umfeld (z. B. Probleme im familiären oder privaten Umfeld, finanzielle Probleme). Grassi et al. (2014) sprechen von „Lernenden, die Unterstützung und Förderung benötigen, um einen Ausbildungserfolg zu erzielen“ (S. 122). Unter diesen Lernenden wird unterschieden zwi- schen Personen mit Schwierigkeiten im psychosozialen Bereich und solchen mit Schwierigkeiten im lernpsychologischen Bereich. Die Autoren geben jedoch zu bedenken, dass diese Untertei- lung nicht trennscharf ist und Probleme oftmals in beiden Bereichen zu verorten sind. Das Aus- bildernetz5 (2015) weist darauf hin, dass es auch „normale“ Schwierigkeiten im Zusammenhang mit dem Berufseinstieg gibt und grenzt davon die Fälle mit Auszubildenden ab, die beeinträch- tigt sind. Damit sind Personen gemeint, denen es „aus eigener Kraft und mit dem üblichen Mass an Betreuung nicht gelingt, mit den Anforderungen eines Lehrverhältnisses zurechtzukommen“ (Ausbildernetz, 2015). Hier wird unterschieden zwischen lernbezogenen, personenbezogenen und motivationsbezogenen Beeinträchtigungen. 5 Das Ausbildernetz ist ein Informationsportal für Ausbildungsverantwortliche in Unternehmen und wird zur Verfügung gestellt von den Berufli- chen Fortbildungszentren der Bayerischen Wirtschaft (bfz) gGmbH bfz Bildungsforschung sowie vom Forschungsinstitut Betriebliche Bildung (f-bb) gemeinnützige GmbH (vgl. http://www.ausbildernetz.de/). Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 19 Auch wenn sie unterschiedliche Bezeichnungen für das Phänomen verwenden, stimmen die ge- nannten Autoren überein, dass schwierige Situationen besonderer Aufmerksamkeit bedürfen und zusammen mit dem Lernenden die Ursachen geklärt und der Handlungsbedarf ermittelt werden müssen. Grassi et al. (2014) argumentieren, dass Fördermassnahmen stets individuell zusam- mengesetzt sein müssen, weil auch die Schwierigkeiten mit dem Lernen bzw. ihre Entstehungs- geschichte individuell sind. Die Autoren weisen darauf hin, dass dies einen diagnostischen Pro- zess voraussetzt. In welchem Ausmass Lernförderung im Betrieb stattfinden kann, hängt von dessen Grösse ab und von den Möglichkeiten des Betriebs; insbesondere von der Verfügbarkeit von Mitarbeiten- den mit entsprechendem Know-how, Erfahrung und Zeit (Grassi et al., 2014). Ausserhalb des Betriebs existieren verschiedene öffentliche Beratungsstellen sowie auf Bundesebene gesetzlich verankerte spezifische Unterstützungsangebote wie das Case Management Berufsbildung und die fachkundige individuelle Begleitung (Grassi et al., 2014). Es zeigt sich also, dass die Herausforderungen für Lernende beim Eintritt in die Berufsausbil- dung zahlreich sind. Gleichermassen wird klar, dass das (Lern-)Umfeld wesentlich zu einer posi- tiven Entwicklung und zum Gelingen der Ausbildung beitragen kann. Für ausbildende Unter- nehmen bedeutet dies, dass sie gefordert sind, das Arbeits- und Lernumfeld im Sinne der Lern- förderung zu beeinflussen. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 20 3 Methoden Im Folgenden werden die Hintergründe und die Entwicklung des Untersuchungsplans sowie die durchgeführten Erhebungs- und Auswertungsmethoden beschrieben. 3.1 Beschreibung des Vorgehens Für die Untersuchung wurden Interviews mit verschiedenen Personengruppen geführt sowie Dokumente analysiert. Zu Beginn der Erhebung erfolgten die Analyse der Dokumente sowie die Experteninterviews mit der Leiterin des Lernendenwesens und der Berufsbildnerin. Beides dien- te in erster Linie dem vertieften Verständnis des Untersuchungsumfeldes. Den hauptsächlichen Teil der Untersuchung stellten halbstandardisierte Interviews mit mehreren Praxisbildnern dar. Zudem wurde eine Fokusgruppe mit den Lernenden Fachmännern Betriebsunterhalt durchge- führt. Besonders wichtig war der Autorin der vorliegenden Arbeit, einen ganzheitlichen Ansatz bei der Betrachtung der Fragestellung zu verfolgen. Deshalb sollten nicht nur die Praxisbildner, sondern auch die Lernenden als Gegenüber in der Ausbildung sowie die Leiterin des Lernendenwesens und die Berufsbildnerin als Vorgesetzte einbezogen werden. 3.2 Beschreibung der eingesetzten Methoden 3.2.1 Dokumentenanalyse Gemäss Wolff (2000a, zitiert nach Flick, 2011) bilden auch Dokumente nur eine bestimmte Ver- sion der Realität ab und können daher nicht als objektiver betrachtet werden als Interviews. Man sollte sie darum nicht dazu verwenden, um Daten aus Interviews zu validieren, sondern um Informationen in einen Kontext zu stellen. Vor diesem Hintergrund wurden die in der nachfol- genden Tabelle 3 beschriebenen Dokumente analysiert. Ziel war einerseits, vertiefte Kenntnisse über das Lernendenwesen der FZAG und die berufliche Grundbildung zum Fachmann Betriebs- unterhalt zu erlangen. Andererseits dienten die Dokumente den Vorbereitungen für die nachfol- genden Erhebungen. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 21 Tabelle 3: Analysierte Dokumente im Rahmen der Dokumentenanalyse (eigenen Darstellung). Dokument Kurzbeschrieb Inhalt Kommentar Lernendenkonzept Autor: FZAG, 2010 Darstellung der Organisation des Lernendenwesens der FZAG, Richtlinien, Rollendefinitionen von Berufsausbildenden Umfassendes Konzept als Grund- lage der Ausbildung Internetauftritt der Lernenden (www.lernende.flughafen- zuerich.ch) Autor: FZAG, 2015 Darstellung der FZAG als Aus- bildungsbetrieb, Portraits aller Lehrberufe und der aktuellen Lernenden, Informationen zum Bewerbungsprozess, Kontaktan- gaben Professioneller und ansprechen- der Auftritt mit vielen Bildern, Video-Portraits der beruflichen Grundbildungen Einsatzplan Lernende Autor: FZAG, 2015 Darstellung der Organisation der Ausbildung der einzelnen Ler- nenden, gibt an, wer wann in welcher Abteilung ausgebildet wird Planungsinstrument, Gesamt- überblick über mehrere Jahre, parallele Darstellung der Ein- satzpläne der einzelnen Lernen- den, farbliche Markierungen zur Orientierung Bildungsplan Fachmann Betriebsunterhalt Autor: Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation (SBFI), 2014 Informationen zur Berufsausbil- dung, detaillierte Übersicht über die Handlungs-, Leistungs- und Lernziele - Die Ergebnisse der Dokumentenanalyse flossen in die Erarbeitung der Interviewleitfäden der Experten- und Praxisbildnerinterviews sowie in die Vorbereitung der Fokusgruppen ein. Sie fin- den teilweise Erwähnung in der Einleitung (Kapitel 1.1 bis 1.2). Auf eine detaillierte separate Darstellung wird verzichtet. 3.2.2 Experteninterviews Mit der Leiterin des Lernendenwesens und der Berufsbildnerin wurde je ein Experteninterview geführt. Die Leiterin des Lernendenwesens und die Berufsbildnerin wurden als Vertreterinnen des Unternehmens im Zusammenhang mit der beruflichen Grundbildung als Fachmann Betriebsunterhalt in die Erhebung einbezogen. Die Interviews fanden in einem Sitzungszimmer im Hauptsitz der FZAG statt. Die Interviews dauerten ca. 60 Minuten. Sie wurden Ende Februar 2015 durchgeführt. Ziel der Experteninterviews war, umfassende Einblicke in die Organisation der Berufsausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt zu erlangen (Leitfaden siehe Anhang A). Dieses Wissen floss Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 22 in die Erarbeitung des Interviewleitfadens für die Praxisbildner sowie in den Leitfaden für die Fokusgruppen ein. Viele Informationen werden in der einleitenden Beschreibung des Umfelds (Kapitel 1.1 und 1.2) dargestellt, so dass bezüglich der Bearbeitung der Fragestellung keine zu- sätzliche Ergebnisdarstellung erfolgt. Die Interviews wurden mit dem Einverständnis der interviewten Personen mit einem Aufnahme- gerät aufgezeichnet, um Antworten bei Bedarf im Nachhinein rekonstruieren zu können. 3.2.3 Leitfadeninterviews mit Praxisbildnern Es wurden sechs halbstandardisierte Interviews mit Praxisbildnern von Lernenden Fachmännern Betriebsunterhalt geführt. Die Termine für die Interviews wurden von der Berufsbildnerin ver- einbart. Fünf Interviews fanden in einem Sitzungszimmer im Hauptsitz der FZAG statt, in der Nähe des Werkhofs, dem Arbeitsstandort dieser Praxisbildner. Das Interview mit dem Praxis- bildner vom Flughafenkopf fand in einem firmeneigenen Sitzungszimmer in einem der Flug- hafengebäude statt. Die Interviews dauerten ca. 45 Minuten. Sie wurden im Zeitraum zwischen Mitte März und Mitte April 2015 geführt. Die Auswahl der Praxisbildner erfolgte durch die Leiterin des Lernendenwesens und die Berufs- bildnerin. Die Praxisbildner wurden im Vorfeld von der Berufsbildnerin und der Leiterin des Lernendenwesens als äusserst heterogene Gruppe beschrieben, unter anderem in Bezug auf ihren Beruf und die Abteilungen, in denen sie arbeiten, sowie bezüglich ihres Alters und der Dauer ihrer Betriebszugehörigkeit bzw. Tätigkeit als Praxisbildner. Es war somit nicht möglich, eine repräsentative Stichprobe zusammenzustellen. Es wurde jedoch versucht, Praxisbildner für die Interviews auszuwählen, die sich hinsichtlich der genannten Kriterien möglichst unterscheiden. Durch die Interviews sollte die subjektive Sichtweise der Praxisbildner in Erfahrung gebracht werden und wie sie ihre Tätigkeit erleben. Es ging zum einen darum, die schwierigen Situationen und Herausforderungen im Zusammenhang mit der Aufgabe zu erfassen wie auch die Bewälti- gungsstrategien und Ressourcen der Praxisbildner für den Umgang mit Schwierigkeiten. Mit Ressourcen sind Fachwissen, Ausbildungskompetenz (z. B. pädagogisches und (entwicklungs-) psychologisches Wissen und Fertigkeiten) sowie organisatorische und soziale Unterstützung durch Teamkollegen und Vorgesetzte gemeint. Weiter sollten das Verständnis der Aufgabe und die Motivation dafür, die Alltagsorganisation sowie die Beziehung der Praxisbildner zu den Ler- nenden erkundet werden. Dafür wurde als Methode das halbstandardisierte Leitfadeninterview gewählt, das sich eignet, um eine eher eng begrenzte Fragestellung zu verfolgen, dabei aber be- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 23 schreibende und argumentierende Darstellungsformen in den Vordergrund stellt (Przyborski & Wohlrab-Sahr, 2010). Damit sollen Inhalte generiert werden, die sich nicht nur klassifizieren, sondern auch interpretieren lassen. Der Interviewleitfaden wurde thematisch gegliedert und enthielt sowohl offen formulierte, erzählgenerierende Fragen, die die Praxisbildner anregen sollten, von ihren Erfahrungen zu be- richten, wie auch enger gefasste Fragen nach Gegebenheiten aus ihrem Alltag, die eher auf erklä- rende Antworten zielten. Damit sollte explizites wie auch implizites, also weniger direkt verfüg- bares Wissen der Praxisbildner erfragt werden. Die Fragen für den Leitfaden wurden in Anleh- nung an das SPSS-Prinzip entwickelt (Helfferich, 2011; SPSS steht für „Sammeln“, „Prüfen“, „Sortieren“ und „Subsumieren“): Eine grosse Auswahl an gesammelten Fragen wurde Schritt für Schritt geprüft und auf einige wesentliche Erzählaufforderungen bzw. Leitfragen und konkrete Nachfragen reduziert. Der Leitfaden ist im Anhang B ersichtlich. Alle Interviews wurden mit dem Einverständnis der Interviewten mit einem Aufnahmegerät auf- gezeichnet, um anschliessend eine detaillierte Auswertung vornehmen zu können. Für die Daten- auswertung wurden die Interviews abgehört und die Antworten verschriftlicht, damit die Aussa- gen und deren Zuteilung zu einer Kategorie nachträglich nachvollzogen werden konnten. Aussa- gekräftige Berichte der Praxisbildner wurden ausführlich transkribiert, während übrige Antwor- ten mehrheitlich stichwortartig notiert wurden. Die qualitative Inhaltsanalyse erfolgte anschlies- send nach der Methode der inhaltlichen Strukturierung nach Mayring (2010). Dafür wurden in Anlehnung an Mayring (2010) anhand des thematisch gegliederten Interviewleitfadens sowie des theoretischen Hintergrundes Kategorien festgelegt (deduktive Kategorienbildung) und dafür bei- spielhafte Aussagen aus den Interviews als Ankerbeispiele festgehalten. Die Textstellen aus dem Datenmaterial wurden anschliessend den Kategorien zugeteilt. Mit diesem Vorgehen sollte das Textmaterial systematisch analysiert werden, um die verschiedenen Aussagen innerhalb der Kategorien zusammenzufassen. Im Verlauf der Auswertung der Interviews wurden aufgrund des Materials einzelne weitere Kategorien gebildet bzw. bereits vorhandene Kategorien differenziert (ergänzende induktive Kategorienbildung). Dass es zur Überarbeitung oder gar Neuauffassung von Kategorien kommt, kommt laut Mayring (2010) bei der Datenauswertung häufig vor. Das finale Kategoriensystem ist im Anhang C ersichtlich. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 24 3.2.4 Fokusgruppen mit Lernenden Mit den sechs Lernenden Fachmännern Betriebsunterhalt wurden zwei Fokusgruppen à drei Per- sonen durchgeführt. Die Aufteilung der Lernenden in zwei Gruppen erfolgte auf Wunsch und gemäss Einteilung der Leiterin des Lernendenwesens und der Berufsbildnerin, damit auch die in Gruppengesprächen zurückhaltenderen Lernenden zu Wort kommen würden. Die Termine für die Fokusgruppen wurden von der Berufsbildnerin vereinbart. Die Fokusgruppen fanden in ei- nem Sitzungszimmer im Hauptsitz der FZAG statt. Die Gespräche dauerten ca. 60 Minuten und wurden an einem Nachmittag Mitte März 2015 direkt nacheinander durchgeführt. Durch die Fokusgruppen sollte die Sichtweise der Lernenden einbezogen werden. Es ging dabei weniger um das individuelle Erleben der einzelnen Lernenden als um eine gemeinsam ausgear- beitete Gesamtsicht. Gemäss Przyborski und Wohlrab-Sahr (2010) eignen sich dafür Erhe- bungsmethoden in der Gruppe. In den Fokusgruppen sollten schwerpunktmässig Hilfen und Hindernisse für das Berufslernen sowie die Eigenschaften von einem guten Ausbildner themati- siert werden. Der Leitfaden ist im Anhang D ersichtlich. Die Gespräche in den Fokusgruppen wurden mit dem Einverständnis der Lernenden mit einem Aufnahmegerät aufgezeichnet, um bei Unklarheiten bei der Auswertung die Inhalte verifizieren zu können. Die in den Fokusgruppen erarbeiteten Inhalte wurden auf Flipcharts festgehalten. Die Daten der beiden Gruppen wurden zusammengefügt und inhaltlich strukturiert (vgl. Mayring, 2010). Die Ergebniskategorisierung erfolgte ausschliesslich induktiv aufgrund des Materials. Die Katego- rien sind zusammen mit den Ergebnissen in Kapitel 4.2 ersichtlich. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 25 4 Ergebnisse Im folgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Interviews mit den Praxisbildnern und der Fokusgruppen mit den Lernenden dargestellt. Die Textpassagen in kursiver Schrift stellen Origi- nalzitate aus den Interviews dar. Die Ergebnisse wurden thematisch gegliedert und gemäss den Oberkategorien im Kategoriensystem dargestellt. 4.1 Ergebnisse Interviews Praxisbildner Die sechs interviewten Praxisbildner waren zwischen 29 und 52 Jahren alt (Mittel- wert=39,2 Jahre). Alle interviewten Personen sind männlich. Die Praxisbildner waren zwischen 3 und 9 Jahren (Mittelwert=5,1 Jahre) als Praxisbildner tätig. Alle absolvierten ursprünglich eine oder zwei Berufslehren (als Maurer, Maler, Gipser, Feinmechaniker, Hochbauzeichner, Land- schaftsgärtner oder Landwirt). Einer von ihnen hat den Berufsbilderkurs absolviert, einer war bei einem früheren Arbeitgeber bereits für Lernende verantwortlich. Die Praxisbildner sind in den Abteilungen Betriebsflächen, Grünflächen, Wasser- und Abfallbewirtschaftung und Dienstleis- tungen/Hauswartung angestellt und sind zwischen 4 und 16 Jahren (Mittelwert=9,4 Jahre) im Betrieb tätig. Zwei Personen haben eine Führungsfunktion (Teamleitung bzw. stellvertretende Gruppenleitung). Von den interviewten Praxisbildnern arbeiten fünf im Bereich des Werkhofs und einer am Flughafenkopf. Die Praxisbildner schätzten ihren Aufwand für die Tätigkeit als Praxisbildner zwischen 10% und 30% ihrer Arbeitszeit. Diese grob geschätzten Angaben sind aber nur beschränkt vergleichbar, weil die Praxisbildner zwischendurch keine Lernenden in der Abteilung zugeteilt haben und weil mit der Frage nicht explizit zwischen dem durchschnittlichen Aufwand übers Jahr und dem effektiven Aufwand während der Lernendenbetreuung unterschie- den wurde. 4.1.1 Schwierige Situationen mit Lernenden Die Praxisbildner wurden gebeten, von schwierigen Situationen und Herausforderungen aus ihrer Tätigkeit als Ausbildner zu erzählen. Es ging darum zu erfassen, was sie als schwierig erleben und wie sie diese Situationen bezüglich Häufigkeit und Gewicht bewerten. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 26 Zusammenfassung der schwierigen Situationen Im Gespräch kamen einzelne persönliche Erlebnisse zur Sprache wie auch verallgemeinernde Beschriebe. Die beschriebenen Schwierigkeiten gehen aus den Antworten auf die direkte Frage nach schwierigen Situationen wie auch aus weiteren Aussagen im Laufe des Gesprächs hervor. In der folgenden Tabelle 4 sind die genannten Schwierigkeiten dargestellt. Tabelle 4: Übersicht über die genannten Schwierigkeiten (eigene Darstellung). Genannte Schwierigkeiten Verständnisschwierigkeiten des Lernenden (z. B. wenn eine (einfache) Anleitung mehrmals wiederholt werden muss) Schlechte Deutschkenntnisse des Lernenden Geringe Konzentrationsfähigkeit und Interesselosigkeit Umgang mit einem Lernenden mit ADHS (Aufmerksamkeits-Defizit-Hyperaktivitäts-Störung) Minimalismus der Lernenden (z. B. bei der Gestaltung der Lerndokumentation) Motivationslosigkeit und arbeitsscheues Verhalten der Lernenden (z. B. nach Pausen fragen, herumste- hen, sich mit dem Handy beschäftigen, rauchen) Fehlender Respekt der Lernenden, vorlaute Aussagen (z. B. „ein grosses Maul haben“ (Interview C)) Ruhige Lernende, die kaum von sich erzählen Private Probleme des Lernenden (z. B. Schwierigkeiten zuhause oder mit der Freundin, fehlende Zuver- sicht und Motivation für den Abschluss der Ausbildung) Die Liste zeigt, dass es Schwierigkeiten gibt, die eher als Schwierigkeit mit dem Lernen be- zeichnet werden können, und solche, die eher das Verhalten der Lernenden betreffen. Schwierigkeiten, die besonders häufig vorkommen Genannt werden fehlender Respekt, Herumstehen mit dem Handy in der Hand oder Rauchen, also Schwierigkeiten, die Verhaltensweisen beschreiben, die am Arbeitsplatz unangemessen sind bzw. die Verhaltensregeln bei der Arbeit betreffen. Diese Nennungen stammen von zwei Praxis- bildnern. Die übrigen befragten Personen finden nicht, dass bestimmte Schwierigkeiten beson- ders häufig vorkommen. Schwierigkeiten, die besonders ins Gewicht fallen Ähnlich fallen die Antworten aus auf die Frage, ob es Schwierigkeiten gibt, die für die Praxis- bildner besonders herausfordernd sind. Die meisten Praxisbildner verneinen. Einige fügen dann Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 27 aber noch fehlenden Respekt, vorlaute Jugendliche sowie arbeitsscheues Verhalten bei den Ler- nenden an. Zur Kategorie der schwerwiegenden Schwierigkeiten kann man auch noch Verständ- nisschwierigkeiten und sehr ruhige Lernende zählen. Diese Punkte wurden zwar nicht direkt auf die Frage genannt, aber im Lauf des Gesprächs als ärgerlich oder mühsam bezeichnet. Zusammenfassend kann man sagen, dass keine Schwierigkeiten im Lernprozess der Lernenden durch Häufigkeit oder Gewicht besonders hervorgestrichen wurden. Generell werden sowohl schwierige Situationen im Lernprozess beschrieben wie auch Verhaltensauffälligkeiten, die den Praxisbildnern Mühe bereiten. 4.1.2 Umgang mit schwierigen Situationen Die Praxisbildner wurden gefragt, wie sie mit solchen schwierigen Situationen umgehen, und gebeten, von schwierigen Erlebnissen mit einem positiven Ausgang zu erzählen. Hilfe in Anspruch nehmen Die Praxisbildner geben an, dass sie sich zunächst selbst helfen und sich dann an die Berufsbild- nerin und/oder die Leiterin des Lernendenwesens wenden, wenn sie nicht weiterkommen oder das Gefühl haben, dass sie nichts tun können für den Lernenden. Diese Anlaufstellen nutzen sie vor allem im Zusammenhang mit schwierigen Situationen in Bezug auf das Verhalten (z. B. wenn sich ein Lernender nicht an Regeln hält) oder wenn Jugendliche private Probleme haben. Umgang mit schwierigem Verhalten Als Reaktion auf schwieriges bzw. regelwidriges Verhalten geben die Praxisbildner an, dass sie den Lernenden auf sein Verhalten hinweisen und ihre Erwartungen an ihn mitteilen. Zwei Pra- xisbildner sprechen das Thema Bestrafen an: Der eine distanziert sich davon, der andere würde ab und zu gerne härter durchgreifen (z. B. einen Lernenden nach Hause schicken), sieht aber davon ab, weil es nicht üblich sei im Betrieb. Umgang mit Schwierigkeiten mit dem Lernen Wenn die Lernenden Schwierigkeiten mit dem Lernen haben, versuchen die Praxisbildner ge- mäss eigenen Angaben zu helfen, indem sie geduldig und wiederholt erklären. Zwei Praxisbild- ner beschreiben, dass sie dann versuchen, Inhalte auf andere Weise beizubringen (z. B. aufzu- zeichnen, in der Praxis zu zeigen, sich erklären lassen). Andere Praxisbildner lassen jemand an- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 28 deres im Team erklären oder eine Fachperson aus einer anderen Abteilung, so dass der Lernende die Inhalte aus einer etwas anderen Perspektive hört. Motivieren Die Praxisbildner berichten auch, dass sie versuchen, die Lernenden zu motivieren und zu ermu- tigen. Ein Praxisbildner erzählt von einem Lernenden, der private Probleme hatte und von dem der Praxisbildner befürchtete, er würde die Ausbildung abbrechen. Jemand anderes bildete einen Lernenden aus, der Schwierigkeiten mit der deutschen Sprache hatte und den er aufforderte, trotzdem zu reden. Der Praxisbildner erzählt: „Am Schluss ging es doch recht gut, keine Riesen- verbesserung, aber für ihn war es gut, dass wir seinem ‚Problem‘ gegenüber Verständnis auf- bringen konnten“ (Interview H). Die Praxisbildner nehmen also vor allem Hilfe von der Berufsbildnerin und der Leiterin des Lernendenwesens in Anspruch, wenn es um disziplinarische oder organisatorische Fragen geht, und weniger bei didaktischen Themen. Generell versuchen sie ein Problem oder eine schwierige Situation zuerst selber zu lösen. 4.1.3 Kompetenzen und Ressourcen Um herauszufinden, was für ihre Tätigkeit hilfreich ist, wurden die Praxisbildner nach unter- stützenden Fähigkeiten, Kenntnissen und Mittel gefragt. Persönliche Ressourcen und betriebliche Mittel Die Praxisbildner nennen in erster Linie ihr Fachwissen als Ressource für die Arbeit als Praxis- bildner, das sie durch ihre Ausbildung oder teilweise obligatorische Fortbildungskurse sowie ihre Berufserfahrung erworben haben. Einzelne Praxisbildner zählen auch die Führungserfahrung als stellvertretender Gruppenleiter dazu oder die eigene Persönlichkeit und Haltung (z. B. Offenheit, Lösungsorientierung, Fürsorglichkeit) oder die zahlreichen verfügbaren Arbeitsmittel im Betrieb, um ein Vorgehen praktisch zu lernen (z. B. Absperrungen zur Sicherung des Arbeitsplatzes). Praxisbildnertage Interne Schulungen an den Praxisbildnertagen werden in diesem Zusammenhang nicht erwähnt. Auf die Praxisbildnertage angesprochen, äussern sich die Praxisbildner unterschiedlich: Die einen finden die Anlässe gut und können viel profitieren und mitnehmen. Andere mögen solche Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 29 Anlässe nicht. Sie finden, dass zu viel Zeit dafür verwendet wird und es ihnen nichts bringt. Jemand fand das Thema Lerntypen an einem besuchten Praxisbildnertag zwar interessant, sieht aber keinen Praxisbezug: „Du weisst, es gibt verschiedene Arten von Lernen, aber … mir hat‘s noch nie etwas genützt, so dass ich gesehen habe, aha, das ist so einer, dem muss ich es anders beibringen“ (Interview L). Die Praxisbildner, die sich sehr positiv äussern, berichten aber auch, dass sie an den Praxisbildnertagen merkten, dass andere Praxisbildner keinen Gefallen daran fanden. Abschreckend wirken die Veranstaltungen für mehrere Praxisbildner, weil sie sich nicht wohl fühlen in Seminarräumen. Eine Person beschreibt ihr zwiespältiges Erleben wie folgt: „Ich bin nicht so, in einem Raum drinnen mit Flipchart, aber ich musste sagen: Doch, das hat‘s wirk- lich gebracht, das und das ist dahinter, wie man jemanden abholen kann, wie jemand tickt. Mei- ne Welt ist draussen, in der Natur. Ich bin total nicht so in Büroräumen und so. Aber … das hat mich weitergebracht. Ich habe das nachher ganz anders angeschaut“ (Interview I). Zusammenfassend kann festgehalten werden, dass die Praxisbildner in ihren Fachbereichen, in denen sie die Lernenden ausbilden, auf Wissen und Erfahrung zurückgreifen und dieses bewusst einsetzen. Der Nutzen und die Bedeutsamkeit von Ausbildungswissen als Grundlage für ihre Tätigkeit sind nicht bei allen präsent. 4.1.4 Weiterbildungsthemen und Lerninteressen Aufbauend auf die Frage nach verfügbarem Wissen, wurden die Praxisbildner gefragt, worüber sie noch mehr lernen oder wissen möchten und was sie interessiert. Die in der folgenden Tabel- le 5 dargestellten Themen wurden spontan genannt. Die ersten drei Themen wurden von zwei Personen angesprochen. Die Themen werden hier kurz erläutert; alle Aussagen aus den Inter- views sind im Anhang E ersichtlich. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 30 Tabelle 5: Weiterbildungsthemen und Lerninteressen der Praxisbildner (eigene Darstellung). Thema: Inhalte, Aussagen Umgang mit Lernenden in schwierigen persönlichen Situa- tionen (n=2) Wie Praxisbildner helfen können, wenn Lernende in persönlichen/privaten Schwierigkeiten sind (Entwicklungs-)Psychologisches Wissen über Jugendliche (n=2) Was in Jugendlichen vorgeht, in welcher Umwelt sie sich bewegen, wie ihr Verhalten einzuordnen ist Hintergründe in Bezug auf die berufliche Grundbildung (n=2) Gesetzliche Aspekte, Bewerbungsverfahren, Anforderungen Schulischer Hintergrund (n=1) Was die Lernenden in der Berufsschule behandeln Lernverhalten (n=1) Welche Lernstrategien es gibt, wie Jugendliche lernen Wissen über Migrationshinter- grund (n=1) Wie Jugendliche mit Migrationshintergrund leben, wie sich ihr Umfeld unterscheidet von demjenigen von Jugendlichen ohne Migrationshinter- grund Die meisten Praxisbildner äussern sich positiv über Weiterbildung. Zwei Personen werden in nächster Zeit den Berufsbildnerkurs besuchen, zwei weitere wünschen sich wieder einmal einen Praxisbildnertag, für den sie auch gerne selber Themen einbringen würden bzw. vermehrt interne oder externe Auffrischungskurse. Ein anderer Praxisbildner äussert kein Bedürfnis für Weiterbil- dung. Ihm reicht das Wissen, das er hat. Er erwähnt in diesem Zusammenhang, dass eine allfälli- ge Weiterbildung zum Berufsbildner auch finanziell honoriert werden müsste, mit der Begrün- dung, dass die ausgeübte Funktion dann eine andere wäre. Es stellt sich heraus, dass die Einstellungen der Praxisbildner zur Weiterbildung im Bereich Ausbildung weit auseinandergehen. Gleichwohl äussern alle Interesse für einen oder mehrere Themenbereiche, über den sie gerne mehr wissen möchten. 4.1.5 Austausch untereinander Gefragt wurde auch, welchen Austausch die Praxisbildner in Bezug auf ihre Aufgabe unterei- nander haben und welche Bedeutung sie diesem zumessen. Reger Austausch untereinander Die befragten Praxisbildner aus dem Werkhof geben an, dass viel informeller Austausch unterei- nander stattfindet, zum Beispiel, wenn man sich während der Arbeit über den Weg läuft oder in den Pausen oder gelegentlich gezielt per Telefon. Thema sind mehrheitlich die Lernenden, näm- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 31 lich die Eindrücke und Erfahrungen der Praxisbildner im Umgang mit den Lernenden. Es werden positive wie auch negative Erfahrungen und Vorfälle besprochen. Kein Praxisbildner erwähnt, dass auch die Aufgabe als Praxisbildner übergeordnet thematisiert wird. Zu den Praxisbildnern am Flughafenkopf haben die Praxisbildner im Werkhof keinen Kontakt. Man trifft sich nur an den Praxisbildnertagen. Man kennt sich gegenseitig nicht. Bedeutung des Austausches für die Praxisbildner Die Praxisbildner geben mehrheitlich an, dass sie den Austausch mit anderen Praxisbildnern schätzen und als hilfreich erachten, besonders dann, wenn es um anspruchsvolle und/oder gerade aktuelle Situationen mit Lernenden geht (z. B. häufige Absenzen oder neue Lernende). Eine Per- son sagt über den Austausch: „Wenn du wieder von anderen Praxisbildnern hörst, die deinen Job auch machen, da geht mir der Horizont jeweils gleich etwas mehr auf“ (Interview I). Einige Praxisbildner geben an, dass sie ihre eigene Wahrnehmung und Meinung von einem Lernenden mit derjenigen von anderen Praxisbildnern vergleichen. Der Austausch gibt ihnen Bestätigung und Sicherheit oder aber die Gelegenheit, die eigenen Erfahrungen und Eindrücke aus einer an- deren Sichtweise zu betrachten. Ein Praxisbildner bezeichnet den Austausch als Stütze. Einige Praxisbildner erwähnen aber explizit, dass sie sich einen eigenen Eindruck von einem Lernenden machen wollen und nicht einfach die Meinung von anderen übernehmen. Planmässige und strukturierte Austauschmöglichkeiten In Bezug auf die Möglichkeit für mehr Austausch bzw. einen offiziellen strukturierten Austausch gehen die Meinungen und Wünsche der Praxisbildner auseinander. Einige finden es schade, dass es keine regelmässigen Zusammenkünfte gibt, wo man aktuelle Themen aus dem Betrieb wie zum Beispiel Arbeitszeitregelungen oder situationsbezogen den Umgang mit den Lernenden besprechen würde. Zwei Praxisbildner äussern sich ablehnend gegenüber organisierten Treffen, sie betrachten dies als erzwungen bzw. interessieren sich nicht besonders dafür, was andere Praxisbildner sagen. Eine Form von strukturiertem Austausch kennen die befragen Praxisbildner aus dem Werkhof jedoch von den Zusammenkünften im Anschluss an die einwöchigen Einsätze der Schnupperler- nenden, die fast alle von sich aus ansprechen. Das sei allerdings etwas anderes, sagt ein Praxis- bildner dazu und verdeutlicht diesen Unterschied wie folgt: „Dort geht es um die Beurteilung dieser Leute und wer genommen wird. Da habe ich eine klare Ansicht, ein Favorit, da will ich mich einsetzen, dass der Favorit kommt. Da habe ich ein gewisses Ziel, eine gewisse Absicht“ Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 32 (Interview L). Ein weiterer Praxisbildner erwähnt, dass man während diesen Besprechungen auch auf bestehende Lernende zu reden kommt. Er lobt die Zusammenkünfte als „super Aus- tausch“ (Interview I). Zusammenfassend kann man sagen, dass alle befragten Praxisbildner den bestehenden inoffiziel- len Austausch untereinander pflegen und mehrheitlich sehr schätzen. Regelmässig stattfindende Treffen im Zusammenhang mit der Tätigkeit als Praxisbildner werden aber nicht von allen be- grüsst. Erfahrungen mit einem strukturierten Austausch haben ein Teil der Praxisbildner durch Zusammenkünfte im Zusammenhang mit Schnupperlernenden. 4.1.6 Aufgaben und Motivation der Praxisbildner Das Verständnis der Praxisbildner von ihrer Aufgabe und ihre Motivation wurden in den Ge- sprächen einerseits direkt erfragt. Andererseits wurde versucht, dies indirekt zu ergründen, zum Beispiel durch die Frage nach Highlights und speziell erfreulichen Momenten. Aufgabenverständnis Als hauptsächliche Aufgabe betrachten die befragten Praxisbildner, den Lernenden ihr Fachwis- sen weiterzugeben. Die einen beziehen dies vor allem auf das Bestehen des Qualifikationsverfah- rens, andere auch auf das zukünftige Berufsleben. Ein Praxisbildner beschreibt dies so: „Dass sie soweit parat sind, dass sie den Lohn wert sind, den sie bekommen werden“ (Interview E). Weiter nennen einzelne Praxisbildner auch Aufgaben im zwischenmenschlichen Bereich (z. B. ein Vor- bild sein, Ansprechperson sein und Unterstützung bieten bei privaten Problemen) sowie in Bezug auf das Verhalten im Betrieb (z. B. wie man in einem Team funktioniert, dass man sich an ge- wisse Abläufe hält, das persönliche Erscheinungsbild). Ein Praxisbildner, der schon länger Lernende betreut, merkt an, dass sich die Aufgaben geändert haben gegenüber früher: „Als ich Praxisbildner wurde, hiess es: ‚Ihr nehmt die Jungen mit, zeigt ihnen, was ihr macht, bringt ihnen das bei und das ist es.‘ Nach und nach kam immer mehr dazu, Bewertungen, Termine. Von dem müsste ich nicht mehr haben“ (Interview L). Motivation für die Tätigkeit als Praxisbildner Die Praxisbildner nennen zahlreiche motivierende Aspekte der Aufgabe als Praxisbildner, die in die nachstehenden Kategorien eingeordnet werden können (dargestellt nach Anzahl Nennungen): Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 33 - Freude an der Entwicklung der Lernenden: ihre Entwicklung miterleben, auf dem persönli- chen Weg begleiten, erzieherisch Einfluss nehmen (n=10) - Ausbilden im Beruf, Vermitteln von Fachwissen (n=5) - Tätigkeit als Praxisbildner ist eine persönliche Herausforderung (n=4) - Freude an erreichtem Abschluss der Lehre (n=3) - Interesse und Motivation der Lernenden (n=3) - Einsatz der Lernenden (n=3) - Eigene Fähigkeiten und Vorlieben ausleben (n=2) Die Aussagen aus den Interviews sind im Anhang F zu finden. 4.1.7 Unterstützung und Wertschätzung innerhalb des Teams und von Vorgesetzten Im Zusammenhang mit der Motivation und Einsatzbereitschaft der Praxisbildner interessierten auch die Form und das Ausmass an Unterstützung und Wertschätzung durch Arbeitskollegen und Vorgesetzte sowie durch die Berufsbildnerin und die Leiterin des Lernendenwesens als indi- rekte Vorgesetzte. Unterstützung und Wertschätzung innerhalb des Teams Die Praxisbildner erzählen, dass innerhalb des Teams viel über die Lernenden gesprochen wird. Das ergibt sich dadurch, dass auch die Teammitglieder regelmässig bzw. in einigen Abteilungen mehrheitlich mit dem Lernenden zusammenarbeiten und diesen zum Teil ausbilden. Die Praxis- bildner berichten, dass sie aktiv Rückmeldungen zum Lernenden einfordern, falls Lernende mit anderen Teammitgliedern unterwegs sind und die Kollegen nicht von sich aus ein Feedback ge- ben. Ein Praxisbildner merkt an, dass er ab und zu zwischen den Teammitgliedern und dem Ler- nenden vermitteln muss und die eine oder andere Seite ermahnt oder Verständnis einfordert (z. B. wenn die Erwartungen der Teammitglieder an einen Lernenden im ersten Lehrjahr sehr hoch sind). Eine andere Person beschreibt, dass seine Tätigkeit auch etwas Misstrauen auslöst bei den Teamkollegen: „Klar bin ich mehr weg wegen dem. Ich bin schon am Arbeiten, aber mit dem Lernenden. Vielleicht denken die einen, ich müsse nicht arbeiten“ (Interview C). Gleich- wohl geben mehrere Praxisbildner an, dass sie Dank erhalten von den Teammitgliedern und dass einige Kollegen erleichtert sind, dass sie selbst die Aufgabe nicht übernehmen müssen. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 34 Unterstützung und Wertschätzung durch den Vorgesetzten Über die Unterstützung und Wertschätzung durch die Vorgesetzten machen die befragten Praxisbildner unterschiedliche Aussagen. Die einen Vorgesetzten stellen viel Zeit zur Verfügung und schätzen die Arbeit und den Einsatz der Praxisbildner. Andere Praxisbildner erhalten wenig Beachtung, Verständnis und Zeit für ihre Tätigkeit und Verpflichtungen wie Termine im Zusammenhang mit dem Lernendenwesen. Unterstützung und Wertschätzung durch das Lernendenwesen Die Unterstützung, die die Praxisbildner in der Zusammenarbeit mit der Berufsbildnerin und der Leiterin des Lernendenwesens erhalten, wird von allen positiv erlebt. Ein Praxisbildner sagt dar- über: „Dort habe ich wirklich das Gefühl, da könnte sein, was wolle, da hätte ich wirklich die ganze Rückendeckung“ (Interview I). Zwei Praxisbildner sprechen spontan das Thema finanziel- le Wertschätzung an. Sie geben an, dass sie nicht mehr verdienen durch ihre Tätigkeit bzw. dass sie eine entsprechende Zulage als Wertschätzung begrüssen würden. Aus all diesen Aussagen sticht vor allem die Unterstützung und Wertschätzung durch die Berufsbildnerin und die Leiterin des Lernendenwesens hervor, die für die Praxisbildner sehr wichtig ist. Innerhalb des Teams und durch die Vorgesetzten erleben die Praxisbildner gemischte Reaktionen auf ihre Tätigkeit. 4.1.8 Ausbildungsalltag in den Abteilungen Die Praxisbildner wurden gebeten, vom Alltag in den Abteilungen zu erzählen, um zu erfassen, wie die Ausbildung gestaltet ist und die Lernenden geführt werden. Organisation der Ausbildung Die Lernenden werden in allen Abteilungen ins Tagesgeschäft einbezogen. Einzelne Praxisbild- ner erzählen, dass sie die Tage zu planen versuchen und teilweise ein detailliertes Tagespro- gramm zusammenstellen, um Klarheit zu schaffen und um alle Lerninhalte unterzubringen. Ein Praxisbildner berichtet, dass ein genaues Programm von den Lernenden sehr geschätzt wird. Die Arbeit in der Abteilung wird ab und zu unterbrochen durch Termine der Lernenden, zum Bei- spiel die Bürostunde. Manchmal bedeutet dies für die Praxisbildner ebenfalls einen Arbeits- unterbruch, weil sie die Lernenden von Aussenarbeitsplätzen zurück in den Werkhof fahren müssen, da diese noch nicht Auto fahren können oder die Arbeitsfahrzeuge nicht bedienen dür- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 35 fen. Ein Praxisbildner erzählt, dass es ab und zu schwierig ist, die Lernenden einzusetzen, weil sie in der Benutzung von Fahrzeugen eingeschränkt sind. Die meisten Praxisbildner geben an, dass sie fast immer genügend Arbeit für die Lernenden ha- ben. Offensichtlich gibt es aber auch Abteilungen, in denen für die Lernenden zu wenig zu tun ist. Eine Person berichtet: „Wenn ich höre ‚Die letzten zwei Monate haben wir fast nichts ge- macht‘, dann muss ich sagen, das ist nicht das Richtige für einen Lehrling“ (Interview E). Durchführung der Ausbildung Die Praxisbildner geben an, dass sie sich am Bildungsplan orientieren und darauf achten, dass sie die Lerninhalte abdecken. Es lassen sich dabei zwei Herangehensweisen unterscheiden: Die ei- nen Praxisbildner gestalten die Ausbildung eher auf passive Weise, das heisst, sie übertragen dem Lernenden diejenigen Aufgaben, die im Tagesgeschäft anstehen. Eine Person sagt: „Wenn es gerade etwas zu lernen gibt, schauen wir, dass der Lernende das machen kann“ (Inter- view E). Andere Praxisbildner bilden auf aktivere Weise aus. Sie geben zum Beispiel an, dass sie einen Lernenden bewusst seinem Ausbildungsstand entsprechend einsetzen, Trainings und Tests ausserhalb des Tagesgeschäfts integrieren und sich gezielt dem Lernstand der Lernenden anpas- sen. Ein Praxisbildner gibt an, dass dies von der verfügbaren Zeit im Tagesgeschäft abhängt und nur kurzfristig geplant werden kann. Einige Praxisbildner äussern sich zum Zusammenspiel zwischen dem Lernen in der Schule und im Betrieb. Eine Person erlebt als positiv, wenn Lernende ihr theoretisches Wissen mit der Pra- xis abgleichen, weil sie das Thema zu der Zeit in der Schule behandeln. Jemand würde gerne aktiv den Schulstoff im Betriebsalltag einbinden (z. B. während einer Autofahrt Themen der All- gemeinbildung besprechen). Ein Praxisbildner denkt, dass ein Austausch auch hinsichtlich allfäl- liger Lernschwächen für den Umgang mit den Lernenden bedeutsam sein könnte (z. B. im Zusammenhang mit Rechenaufgaben bei der Arbeit). Andere Praxisbildner betonen hingegen die Trennung von Schule und Betrieb: „Schulunterlagen habe ich nicht. Bei uns müssen sie ja arbei- ten. Alles was schulisch ist, müssen sie in der Schule lernen“ (Interview C). Es zeigt sich, dass die Lernenden in den Abteilungen ins Tagesgeschäft einbezogen werden. Der Arbeitsalltag und die Organisation der Ausbildung sind jedoch sehr unterschiedlich. Die Praxis- bildner orientieren sich in Bezug auf Lerninhalte am Bildungsplan, gehen aber für die Vermitt- lung der Inhalte verschieden vor. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 36 4.1.9 Beziehung und Umgang zwischen Praxisbildnern und Lernenden Die Praxisbildner wurden nach der Beziehung zwischen ihnen und den Lernenden gefragt und nach regelmässig stattfindenden Gesprächen. Austausch und Feedback Die meisten Praxisbildner führen ein Zwischen- und Schlussgespräch mit den Lernenden, wie es von Seiten des Lernendenwesens vorgesehen ist. Zwei Praxisbildner berichten, dass sie keine Gesprächstermine setzen, ausser für das Schlussgespräch. Einer gibt als Grund an, dass er auch so sehr viel mit den Lernenden rede. Der andere spart sich Themen nicht gerne für einen späteren Termin auf, sondern bespricht sie lieber sofort. Alle Praxisbildner bieten den Lernenden an, dass sie sich an sie wenden können, wenn etwas nicht gut läuft, sei es im Betrieb oder privat. Die ei- nen gehen diesbezüglich aktiv auf die Lernenden zu, andere sind eher abwartend und zum Teil auch unsicher, wie sie sich verhalten sollen. Beziehung zu den Lernenden Über ihre Beziehung zu den Lernenden äussern sich die Praxisbildner mehrheitlich positiv. Zum Teil geben sie an, dass die Beziehung typenabhängig ist und es mit einigen besser passt als mit anderen. Gesagt wird auch, dass sie versuchen, ein gutes bzw. kollegiales Verhältnis aufzubauen und das Vertrauen der Lernenden zu gewinnen. Ein Praxisbildner sagt: „Ich merke, dass ich mehr auf die Person eingehen kann, wenn ich weiss, was da hinten dran auch noch ist“ (Inter- view I). Mehrere Praxisbildner erzählen, dass sie klare Vorstellungen haben und Erwartungen an das Verhalten der Lernenden kommunizieren sowie klar darauf hinweisen, wenn Grenzen über- schritten wurden oder die Arbeitsleistung nicht genügt. Einige Praxisbildner stellen fest, dass die Lernenden in den verschiedenen Abteilungen sehr unterschiedlich geführt werden und wünschen sich diesbezüglich mehr Einheitlichkeit (z. B. hinsichtlich Toleranz und Grenzen setzen). Zusammengefasst kann man sagen, dass die Praxisbildner einen häufigen informellen Kontakt mit den Lernenden pflegen und dass die Beziehung zu den Lernenden meist gut ist. 4.2 Ergebnisse Fokusgruppen Lernende Die sechs Lernenden, die je zu dritt an einer Fokusgruppe teilgenommen haben, waren zwischen 17 und 24 Jahren alt (Mittelwert=20,4 Jahre). Alle Lernenden sind männlich. Zwei Lernende waren im 1. Lehrjahr, einer im 2. Lehrjahr und drei im 3. Lehrjahr. Zwei Lernende haben zuvor Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 37 bereits eine Berufslehre angefangen, einer hat seine erste Ausbildung abgeschlossen, der andere hat sie abgebrochen. Einer der Lernenden lebt erst seit einigen Jahren in der Schweiz und spricht nicht fliessend Deutsch. 4.2.1 Hilfen und Hindernisse für das Lernen im Betrieb Die Lernenden wurden nicht direkt nach Lernschwierigkeiten gefragt, sondern gebeten, Aspekte zu nennen, die für ihr Lernen im Betrieb förderlich bzw. hinderlich sind. Anschliessend sollten sie die Nennungen gewichten, indem sie drei Punkte verteilen konnten. In der folgenden Tabel- le 6 sind die Aspekte dargestellt, die mit mindestens einem Punkt gewichtet wurden (sämtliche Nennungen der Lernenden sind im Anhang G ersichtlich). Die Nennungen wurden zudem kate- gorisiert in personenbezogene und umfeldbezogene (private und betriebliche) Aspekte. Tabelle 6: Förderlich bzw. hinderlich für das Lernen: Übersicht der Nennungen und Gewichtung (eigene Darstellung). Für das Lernen förderlich Für das Lernen hinderlich Pe rs o n en - be zo ge n - Ehrgeiz (2) - Liebe zum Beruf (2) - Fehlende Motivation (3) - Wenig Deutschkenntnisse (1) U m fe ld be zo ge n (be tr ie bl ic h) Praxisbildner, Team, Umfeld Abteilung, Umgang, Stimmung - Gute Praxisbildner (2) - Gutes Team führt zu guten Leistungen (1) Praxisbildner, Team, Umfeld Abteilung, Umgang, Stimmung - Zu wenig zu tun (macht müde, ist demotivie- rend) (3) - Schlechte Laune bei Mitarbeitern (2) - Wenig positive Rückmeldungen (1) Fachwissen - Auskünfte über Fachgebiet (1) Fachwissen - Fehlende fachliche Informatio- nen/Hintergrundwissen (6) Organisation der Ausbildung im Betrieb - Förderung durch Betrieb (z. B. Kurse) (1) Organisation der Ausbildung im Betrieb - Wenig Wiederholungen (z. B. wenn kurz in einer Abteilung) (1) Art der Vermittlung, des Lernens - Praktisch arbeiten (2) - Übungen, Wiederholungen (2) - Abwechslung (bzgl. Aufgaben) (1) - Aus Fehlern lernen (1) - Jemanden zum Fragen (Praxisbildner, Mit- lernende, Team) (1) - Während Beschreiben einer Tätigkeit im Rah- men der Lerndokumentation (1) Art der Vermittlung, des Lernens - Etwas nicht erklärt erhalten (1) U m fe ld - be zo ge n (pr iv at ) Privates Umfeld, soziale Ressourcen - Schulkollegen zum Lernen (1) Privates Umfeld, soziale Ressourcen (keine Nennung) Legende: Die Zahl in Klammer entspricht der Anzahl verteilter Gewichtungspunkte. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 38 Die Tabelle zeigt, dass die Rahmenbedingungen (umfeldbezogene Faktoren) für die Lernenden eine grosse Rolle spielen, sowohl als Hilfe als auch als Hindernis für das Lernen. 4.2.2 Positive Eigenschaften eines Praxisbildners Die Lernenden wurden gefragt, was für sie einen guten Praxisbildner ausmacht. Anschliessend sollten die Lernenden die Nennungen gewichten, indem sie drei Punkte verteilen konnten. In der folgenden Tabelle 7 sind die Eigenschaften von guten Praxisbildnern dargestellt, die mit mindes- tens einem Punkt gewichtet wurden (sämtliche Nennungen der Lernenden sind im Anhang G ersichtlich). Tabelle 7: Positive Eigenschaften eines Praxisbildners: Übersicht der Nennungen und Gewichtung (eigene Darstellung). Positive Eigenschaften eines Praxisbildners Fachkenntnisse, Arbeitserfahrung - Fachkenntnis (3) Methodenkompetenzen - Selbstständig eine Arbeit machen lassen und danach besprechen (3) - Tagesplan, Aufträge schriftlich erhalten (1) Sozialkompetenzen - Mit Jugendlichen umgehen können (2) - Respektvoll umgehen (2) Gesprächspartner sein - Offen für Fragen, sonst hat man Angst, wieder zu fragen (2) - Offen, wenn man etwas Privates erzählen möchte (1) Eigenschaften - Nette Person, sympathisch, verständnisvoll, freundlich (2) - Empathisch (2) Legende: Die Zahl in Klammer entspricht der Anzahl verteilter Gewichtungspunkte. Die Ergebnisse zeigen, dass Sozialkompetenzen von Praxisbildnern, inkl. Ansprechpartner sein für persönliche Anliegen, für die Lernenden von besonders grosser Bedeutung sind. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 39 5 Diskussion Im diesem Kapitel werden die oben beschriebenen Ergebnisse zusammengefasst und interpretiert sowie abgeleitete Gestaltungsvorschläge für Unterstützungsmassnahmen formuliert. Eine kriti- sche Auseinandersetzung mit dem eigenen Vorgehen rundet das Kapitel ab. 5.1 Zusammenfassung und Interpretation der Ergebnisse Im Folgenden werden die Ergebnisse der Untersuchung in Bezug auf die eingangs beschriebenen Probleme zusammengefasst und unter Einbezug der Theorie diskutiert. Die geschilderten Schwierigkeiten können thematisch in drei Schwerpunkte gruppiert werden, nämlich Schwierig- keiten mit den Lernenden, Ausbildungskompetenzen von Praxisbildnern und Austausch und Informationsfluss zwischen der Leiterin des Lernendenwesens und den Praxisbildnern. Die fol- genden Ausführungen sind gemäss diesen Schwerpunkten geordnet. Schwierigkeiten mit den Lernenden Die Leiterin des Lernendenwesens beschrieb, dass immer wieder schwierige Situationen im Betriebsalltag entstünden und dass die Praxisbildner nicht immer erkennen würden, worauf diese beruhen und entsprechend nicht angemessen reagieren würden. Anhand der Ergebnisse kann man sagen, dass die Praxisbildner zwar einige für sie schwierige Situationen mit den Lernenden beschreiben, dass aber keine bestimmten Schwierigkeiten durch Häufigkeit oder Gewicht beson- ders hervorstechen. Einige beschriebene Schwierigkeiten sind sehr konkret und stehen in direk- tem Zusammenhang mit dem Lernen, zum Beispiel schlechte Deutschkenntnisse oder psychische Beeinträchtigungen wie ADHS. Andere sind im Gegensatz dazu eher unspezifisch, wie vorlautes bzw. ruhiges und zurückhaltendes Verhalten, Minimalismus, geringe Konzentrationsfähigkeit oder Verständnisschwierigkeiten. Diese Verhaltensauffälligkeiten könnten sowohl im Zusam- menhang mit den Herausforderungen des Jugendalters und des veränderten Umfelds beim Ein- tritt ins Berufsleben stehen wie auch als Symptome von Lernbeeinträchtigungen gedeutet wer- den; ihre Ursachen sind nicht direkt zu erkennen (vgl. Kapitel 2.3). Die von den Praxisbildnern genannten Schwierigkeiten können also nicht verallgemeinert werden. Diese Ergebnisse unter- stützen die Aussage von Grassi et al. (2014), dass Schwierigkeiten und ihre Entstehungs- geschichten individuell sind und deshalb auch keine standardisierten Lösungen dafür verfügbar sind (vgl. Kapitel 2.3.3). Es liegt daher in der Natur der Sache, dass es für Praxisbildner schwie- rig ist zu erkennen, wo Probleme zu verorten sind und wie am besten darauf zu reagieren ist. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 40 Betrachtet man die Thematik der Lernschwierigkeiten aus der Perspektive der Lernenden bzw. unter Einbezug der Ergebnisse der Fokusgruppen, dann fällt auf, dass die Äusserungen zu förder- lichen und hinderlichen Aspekten für das Lernen sowie zu den Eigenschaften von guten Praxis- bildnern den Ergebnissen aus der Forschung gleichen (vgl. Kapitel 2.3.2). So trägt gemäss Berweger et al. (2013) das Umfeld im Betrieb wesentlich zu einem positiven Ausbildungsverlauf bei, speziell die Einbindung der Lernenden und die Unterstützung, die sie in schwierigen Situati- onen erhalten. Weiter hat die Beziehung zu den Ausbildnerinnen und Ausbildnern eine grosse Bedeutung (Neuenschwander, 2014). Auch in den Fokusgruppen wurden besonders viele umfeldbezogene Aspekte als wichtig bewertet, darunter vor allem die Art der Vermittlung bzw. des Lernens als förderlich und das Umfeld und die Stimmung in der Abteilung als hinderlich fürs Lernen. In der Beziehung zu den Ausbildnerinnen und Ausbildnern wurden der Umgang mit Jugendlichen wie auch das Offensein für Fragen oder private Anliegen als besonders bedeutsam bewertet. Die Vermutung liegt deshalb nahe, dass das Lern- und Arbeitsumfeld der Lernenden Fachmänner Betriebsunterhalt auf die eingangs von der Leiterin des Lernendenwesens beschrie- benen Schwierigkeiten einen wesentlichen Einfluss hat. Ausbildungskompetenzen der Praxisbildner Die Leiterin des Lernendenwesens hat auch das Problem beschrieben, dass einige Praxisbildner für die Vermittlung von Ausbildungsinhalten nicht individuell auf die Lernenden eingehen und ihre Instruktionen nicht variieren würden. Die Ergebnisse aus den Interviews bestätigen diesen Eindruck. Sie weisen darauf hin, dass unter den Praxisbildnern das Wissen über Lernprozesse und deren Bedeutsamkeit unterschiedlich stark ausgeprägt ist und das Lernen unterschiedlich aktiv und bewusst gesteuert wird. Die befragten Praxisbildner stützen sich sehr stark auf ihr Fachwissen als Grundlage für die Ausbildung der Lernenden bzw. für die Vermittlung von Kompetenz. Damit neigen sie zu einer aus heutiger Sicht veralteten Haltung zur Befähigung von Lernenden, weil als zeitgemässes Kriterium für die Kompetenz von Mitarbeitenden nicht mehr nur zählt, was jemand kann, sondern wie jemand etwas tut (Knutti et al., 2009; vgl. Kapi- tel 2.1.2). Die Ergebnisse zeigen aber auch, dass einige Praxisbildner die Ausbildung sehr aktiv und vielseitig gestalten. Möglicherweis sind sie sich der Bedeutsamkeit dieser Kompetenz aber nicht bewusst und handeln eher intuitiv. Denn genau dies ergab sich zur Situation des ausbilden- den Personals bei Bahl et al. (2012), die festgestellt haben, dass dessen berufspädagogischer Sachverstand in erster Linie auf eigener Erfahrung beruht und nicht auf erlernter Ausbildungs- kompetenz und dass er kaum reflektiert wird (vgl. Kapitel 2.2.4). Hier sei zudem an Pätzold (2013) erinnert, der betont, dass die betriebliche Ausbildungstätigkeit neben Fachwissen auch Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 41 didaktisch-methodische Kenntnisse und Flexibilität voraussetzt (vgl. Kapitel 2.2.3). Wenn man dazu noch die Ergebnisse der Fokusgruppen berücksichtigt – nämlich dass die Art, wie Lern- inhalte vermittelt werden, als wichtigster unterstützender Faktor fürs das betriebliche Lernen gewertet wird –, scheint in diesem Punkt Optimierungsbedarf zu bestehen. Austausch und Informationsfluss zwischen der Leiterin des Lernendenwesens und den Praxisbildnern Es wurde auch als problematisch beschrieben, dass die Leiterin des Lernendenwesens erst spät davon erfährt, wenn im Alltag mit den Lernenden Schwierigkeiten auftreten. Dies spiegelt sich in den Ergebnissen, die zeigen, dass die Praxisbildner sich erst dann an die Berufsbildnerin und/oder die Leiterin des Lernendenwesens wenden, wenn sie selber nicht mehr weiterkommen. Dies mag vordergründig als unangebracht gewertet werden, hat aber auch eine positive Seite: Die Praxisbildner versuchen nämlich zuerst eigenständig eine Lösung zu finden. Das erweitert ihre Erfahrungen und erhöht die Autonomie in ihrer Tätigkeit, was sich aus motivationspsycho- logischer Sicht positiv einordnen lässt. Kritisch dabei ist, dass einzelne wichtige Informationen nicht zur Leiterin des Lernendenwesens bzw. zu einer übergeordneten Stelle gelangen, wo sie zusammenfliessen und ein Gesamtbild ergeben würden, das im Zusammenhang mit Schwierig- keiten von Lernenden wichtig wäre, um allfälligen Unterstützungs- und Förderbedarf zu erken- nen und darauf einzugehen (vgl. Kapitel 2.1.3). Interessant ist diesbezüglich, dass die Praxisbildner untereinander einen regen Austausch pflegen und dort Informationen zu genau jenen Themen zu fliessen scheinen, die besondere Aufmerk- samkeit erfordern wie beispielsweise schwieriges Verhalten von Lernenden, häufige Absenzen oder besondere Situationen wie der Eintritt in die Berufsausbildung (Grassi et al., 2014). Die Ergebnisse lassen vermuten, dass dies eher unbeabsichtigt geschieht. Es scheint aber ein Be- wusstsein oder zumindest Gespür vorhanden zu sein, welche Themen bedeutsam sind. Dieses wird mutmasslich durch Erlebnisse oder Situationen hervorgerufen, die mit Emotionen verbun- den sind, im negativen Fall zum Beispiel Frustration, Hilflosigkeit, Unsicherheit oder Überforde- rung. Im Zusammenhang mit dem Austausch zwischen den Praxisbildnern und der Berufsbildnerin bzw. der Leiterin des Lernendenwesens fällt weiter auf, dass sich die Praxisbildner offensichtlich kaum mit didaktisch-methodischen Themen an die übergeordneten Mitwirkenden des Lernen- denwesens wenden. Da dies auch im informellen Austausch untereinander kein Thema zu sein scheint, kann vermutet werden, dass seitens der Praxisbildner dafür kaum ein Bewusstsein vor- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 42 handen ist (vgl. auch Abschnitt Ausbildungskompetenzen der Praxisbildner). Es könnte sein, dass auch die von der Leiterin des Lernendenwesens beschriebene nicht zufriedenstellende Kommunikation bzw. das Gefühl, aneinander vorbeizureden, damit zu tun haben, weil in Bezug auf didaktisch-methodische Kompetenz nicht für beide Seiten das Gleiche selbstverständlich ist. Zusammenfassend kann man sagen, dass sich die eingangs formulierten Eindrücke der Leiterin des Lernendenwesens in den Ergebnissen wiederfinden. Weiter zeigen die Ergebnisse klare Parallelen zu Erkenntnissen aus der Berufsbildungsforschung. Die Ergebnisse haben zudem viele Informationen aus der Sicht der Praxisbildner über ihre Situation zugänglich gemacht. Diese fliessen in die im folgenden Kapitel vorgestellten Empfehlungen für zukünftige Unterstützungs- massnahmen für die Praxisbildner ein. 5.2 Gestaltungsvorschläge für Unterstützungsmassnahmen Im Rahmen dieser Arbeit ging es darum, auszuarbeiten, wie die Praxisbildner im Umgang mit Lernenden unterstützt werden können, die Schwierigkeiten im Lernprozess haben. Im Folgenden werden praxisorientierte Empfehlungen für die Ausgestaltung von Unterstützungsmassnahmen formuliert, personenbezogen wie auch bedingungsbezogen. Grundlage dieser Empfehlungen bieten die im Kapitel 2 beschriebenen Hintergründe aus der Literatur sowie die Erkenntnisse aus der Erhebung. Es wird dabei auf vorhandene Ressourcen und Herausforderungen hingewiesen, die in den Ergebnissen erkennbar sind. Dies aufgrund der Annahme, dass deren Berücksichti- gung dazu beitragen kann, dass Unterstützungsmassnahmen eine möglichst grosse Wirkung ent- falten. 5.2.1 Aus- und Weiterbildungsanlässe zur Kompetenzentwicklung und -erweiterung – ein personenbezogener Ansatz Verschiedene Autoren beschreiben die Wichtigkeit der Kompetenzen der Ausbildnerinnen und Ausbildner und deren Weiterentwicklung (vgl. Kapitel 2.2.3). In diesem Sinne dürften regelmäs- sig stattfindende Aus- und Weiterbildungsanlässe für die Praxisbildner der Lernenden Fachmän- ner Betriebsunterhalt eine Unterstützung sein, um ihre Handlungskompetenz für schwierige Situ- ationen mit Lernenden zu erweitern. Auch die eingangs durch die Leiterin des Lernendenwesens beschriebene Problemlage und die Interpretation der Ergebnisse (vgl. Abschnitt Ausbildungs- kompetenzen der Praxisbildner) weisen darauf hin, dass Bedarf nach Weiterbildung besteht, vor allem was didaktisch-methodische Fähigkeiten wie auch pädagogisch-psychologische Kenntnis- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 43 se betrifft, die einen wesentlichen Einfluss auf gelingendes Lernen haben (vgl. Edelmann & Wittmann, 2012). Zudem gehen aus den Ergebnissen klar der Wunsch und das Interesse einiger Praxisbildner für Weiterbildungsveranstaltungen hervor. Für die Gestaltung solcher Anlässe sei auf die Literatur sowie auf die Ergebnisse der Praxisbild- nerinterviews verwiesen. Bahl et al. (2012) stellten fest, dass ausbildende Mitarbeitende zumeist keine homogene und leicht bestimmbare Zielgruppe sind, und auch Pätzold (2013) merkt an, dass in einigen Betrieben die Ausbildnerinnen und Ausbildner eine heterogene Gruppe darstel- len, zum Beispiel hinsichtlich unterschiedlicher Berufsabschlüsse oder Mentalität. Dies gilt auch für die Gruppe der Praxisbildner der Fachmänner Betriebsunterhalt. Es sei deshalb empfohlen, diese speziellen Bedingungen bei der Planung und Ausgestaltung von Aus- und Weiterbildungs- anlässen zu bedenken. Hierfür liefern die Ergebnisse einige Hinweise. Es sei zum Beispiel die Äusserung von Praxisbildnern beachtet, dass sie sich unwohl fühlen in klassischen Schulungsräumen, weil sie Naturtypen sind und von Berufes wegen oft und gerne draussen arbeiten. Zudem stehen einzelne Praxisbildner Schulungen kritisch gegenüber bzw. sehen für sich keinen Bedarf an Weiterbildung. Eine solche Abwehrhaltung stellt eine grosse Herausforderung dar, die aber mutmasslich durch das Ermöglichen von positiven Erfahrungen mit zukünftigen Veranstaltungen entkräftet werden kann. Genutzt werden könnte in diesem Zusammenhang zum Beispiel die Bedeutsamkeit, die die meisten Praxisbildner dem Austausch untereinander zumessen, indem dieser Aspekt Teil der Veranstaltung wäre. Einzubeziehen wäre auch die Kompetenz von einzelnen Praxisbildnern, die als Instruktoren oder Promotoren an einer Veranstaltung mitwirken könnten, indem sie eine Besonderheit aus ihrer Tätigkeit (z. B. eine Übung zusammenstellen, einen Einsatzplan schreiben) oder persönliche Lernergebnisse aus externen Veranstaltungen ihren Kollegen vorstellen würden. Eine besondere Form der Kompe- tenzentwicklung beschreibt Kluge (2006): die kollegiale Beratung (vgl. Kapitel 2.2.3). Bezüglich konkreter Inhalte von Lernveranstaltungen sei hier auf die in den Ergebnissen zu- sammengestellten Interessen der Praxisbildner verwiesen sowie auf den Wunsch einiger Praxis- bildner, selber Themen einzubringen, die sie im Alltag beschäftigen. Da das Interesse für Wei- terbildung und das Engagement der Praxisbildner unterschiedlich gross zu sein scheinen, könnte man auch darüber nachdenken, Aus- und Weiterbildung modulartig aufzubauen und den Praxis- bildnern damit eine Wahl zwischen verschiedenen Angeboten zu bieten. Dies würde den Nutzen und die Selbstbestimmtheit ihrer Weiterbildung erhöhen. Zudem fällt auf, dass die geäusserten Interessen zum grossen Teil nicht spezifisch sind für die Berufsausbildung Fachmann Betriebs- Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 44 unterhalt. Somit könnten Veranstaltungen oder Teile davon zusammen mit anderen Praxisbild- nern durchgeführt werden. 5.2.2 Runder Tisch für die betriebliche Lernortkooperation – ein bedingungs- bezogener Ansatz Neben der Kompetenzentwicklung als Unterstützung für den Umgang mit Schwierigkeiten könn- te versucht werden, schwierigen Situationen durch systematische Zusammenarbeit vorzubeugen. Die Ergebnisse zeigen, dass die Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt bei der FZAG auf viele verschiedene Abteilungen und Personen aufgeteilt wird. Für die Lernenden bedeutet dies, dass sie innerhalb der betrieblichen Ausbildung an vielen, in Bezug auf Arbeitsalltag, Beschäfti- gung und Bezugspersonen sehr unterschiedlichen Lernorten lernen, die sie zudem häufig wech- seln. Für die Praxisbildner wird der Beziehungsaufbau zu den Lernenden dadurch erschwert. Man kann aufgrund der Ergebnisse davon ausgehen, dass den Praxisbildnern die Zeit im Sinne einer längerfristigen Zusammenarbeit fehlt – und möglicherweise auch die Beziehungsqualität und das Aufgabenverständnis –, um zusammen mit den Lernenden die Ursachen von allfälligen Schwierigkeiten zu klären, Handlungsbedarf zu ermitteln und gegebenenfalls individuelle För- dermassnahmen umzusetzen. Der Prozess zur Klärung von Schwierigkeiten bzw. der Ermittlung von deren Hintergründen sowie der Entwicklung von Fördermassnahmen bedarf angesichts der bestehenden Organisation wohl einer übergeordneten Koordination und Moderation, damit grundlegende Informationen zusammenfliessen und Schwierigkeiten individuell betrachtet wer- den können. Das Konzept des von Grassi et al. (2014) beschriebenen Runden Tisches könnte (insbesondere zu Beginn der Ausbildung) in angepasster Form für die FZAG zur Anwendung kommen, um allfällige Schwierigkeiten von Lernenden früh zu erkennen und den Ausbildungsverlauf von Lernenden mit Unterstützungsbedarf positiv zu beeinflussen und damit weiteren, grösseren Schwierigkeiten vorzubeugen. Im Sinne von gemeinsam getragener Verantwortung für die Aus- bildung (Grassi et al., 2014) könnten die Praxisbildner als Vertreter der verschiedenen Lernorte innerhalb des Unternehmens einbezogen werden und ihre Beobachtungen aufgrund konkreter Kriterien einbringen. Dadurch würden sie zudem ihre Wahrnehmung und ihre Ausdrucksfähig- keit schulen sowie durch Austausch und Erfahrungsbildung ihre Handlungskompetenzen für schwierige Situationen im Lernprozess der Lernenden erweitern und stärken. Bei Grassi et al. (2014) finden sich umfassende und konkrete Beschriebe für das Vorgehen für eine gezielte Lernortkooperation. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 45 Sollte eine solche Massnahme umgesetzt werden, ist zu beachten, dass in den Ergebnissen zum Ausdruck kommt, dass einige Praxisbildner zusätzlichen Terminen im Zusammenhang mit dem Lernendenwesen kritisch gegenüberstehen und einige keinen Bedarf an einem formellen Aus- tausch äussern. Allerdings könnte man sich zunutze machen, dass ein – zwar informeller – Aus- tausch untereinander etabliert ist und mehrheitlich sehr geschätzt wird und dass einige Praxis- bildner einen strukturierten Austausch im Rahmen der Besprechungen der Schnupperlernenden bereits kennen. Dieser wird auch darum als positiv bewertet, weil Praxisbildner damit persönli- che Ziele und Absichten verbinden, nämlich passende Lernende zu rekrutieren. Diese Erkenntnis könnte man auch für allfällige weitere formelle Austauschrunden nutzen. Unterstützend könnte zudem sein, dass die Zusammenarbeit zwischen den Praxisbildnern und der Berufsbildnerin sowie der Leiterin des Lernendwesens auf einer vertrauensvollen und wertschätzenden Basis beruht. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 46 5.3 Kritische Auseinandersetzung mit dem eigenen Vorgehen Ziel der durchgeführten Untersuchung war, die Ansichten und Bedürfnisse der Praxisbildner in Bezug auf ihre Tätigkeit zu erheben. Zudem sollten die Lernenden und die übergeordneten Mit- wirkenden der Ausbildung für die ganzheitliche Betrachtung der Fragestellung in die Erhebung einbezogen werden. Im Folgenden wird das Vorgehen kritisch reflektiert. Die qualitativen Leitfadeninterviews haben sich bewährt, um die subjektive Sichtweise der Praxisbildner und ihre Erfahrungen und Bedürfnisse zu erfassen. Es gelang, im persönlichen Kontakt und durch die offen formulierten Fragen Erzählungen zu generieren. Die Praxisbildner gaben bereitwillig Auskunft. Auf einige Antworten hätte die Autorin bei der Erhebung noch stärker eingehen können, um genauere Daten zu erhalten. Darauf wurde aufgrund der Menge der Fragen im Leitfaden zuweilen verzichtet. Hier hätte man stärker priorisieren und Themen weg- lassen können, die mit der Fragestellung nicht in engem Zusammenhang standen (z. B. motivati- onale Aspekte). Trotz der positiven Einschätzung der qualitativen Erhebungsmethode wäre es interessant gewesen, auch gewisse Angaben mittels einer vorgegebenen Antwortskala quantitativ zu erfassen, zum Beispiel den Umgang mit oder das Vorgehen in bestimmten Situationen, das Ausmass an Interesse an bestimmten Weiterbildungsthemen und -formen oder die Organisation der Ausbildung innerhalb der Abteilung. Daraus hätten möglicherweise Zusammenhänge fest- gestellt werden und noch konkretere Gestaltungshinweise resultieren können. Entgegenzusetzen ist dem allerdings, dass die Angaben der Praxisbildner in einigen Punkten allenfalls nicht gut vergleichbar gewesen wären, weil sich ihr Arbeitsalltag zum Teil ziemlich unterscheidet, und dass für statistische Auswertungen eine grössere Stichprobe erforderlich gewesen wäre. Auch wäre es aufschlussreich gewesen, die Erhebung auf zwei Zeitpunkte aufzuteilen, um Ergebnisse zu konkretisieren und Gestaltungsvorschläge validieren zu lassen. Dies war allerdings für die Autorin aus zeitlichen Gründen im Rahmen dieser Arbeit nicht möglich bzw. hätte eine andere Priorisierung der vorgängigen Literaturrecherche erfordert. Die Erhebung konnte wie vorgesehen durchgeführt werden, auch dank der organisatorischen Unterstützung der Leiterin des Lernen- denwesens und der Berufsbildnerin. Die Interviews und Fokusgruppen verliefen ohne Probleme. Auch die Aufzeichnung der Gespräche funktionierte einwandfrei. Der Einbezug der Standpunkte verschiedener Mitwirkenden in der Ausbildung sowie der Lernenden erachtet die Autorin als gelungen. Dadurch konnten insbesondere die Praxisbildner- interviews auf einer breiten Wissensbasis durchgeführt werden. Hilfreich für die Erhebung waren auch die Kenntnisse der Praxisbildnertätigkeit und des betrieblichen Umfelds aus früheren eigenen Erfahrungen. Abschliessend ist positiv zu vermerken, dass die Zusammenarbeit mit den Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 47 Kontaktpersonen der FZAG angenehm und unkompliziert verlief, was für das gesamte Vorgehen förderlich war. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 48 6 Schluss Die Erhebung brachte zum Ausdruck, dass die Praxisbildner der Lernenden Fachmänner Betriebsunterhalt die bestehende Unterstützung durch die Leiterin des Lernendenwesens und die Berufsbildnerin sehr schätzen. Es zeigte sich zugleich, dass in Bezug auf den Umgang mit schwierigen Situationen im Lernprozess der Lernenden weiterer Unterstützungsbedarf besteht. Die Praxisbildner verfügen über viele Stärken und Potenziale und viele zeigen grosse Einsatz- bereitschaft und persönliches Engagement. Eine besondere Herausforderung stellt jedoch die Heterogenität der Gruppe der Praxisbildner dar. Unter Berücksichtigung der Ergebnisse wurden personenbezogene und bedingungsbezogene Unterstützungsmöglichkeiten formuliert, die im direkten Einflussbereich des Lernendenwesens liegen. Darüber hinaus gibt es weitere interessante Aspekte, die weiterführend untersucht und diskutiert werden könnten im Zusammenhang mit der Bewältigung von schwierigen Situationen im Lern- prozess. Zum einen stellt sich die Frage, inwiefern die Motivation der Praxisbildner für ihre Tätigkeit einen Einfluss auf die Kompetenz und das Engagement für den Umgang mit schwieri- gen Situationen hat. Dies könnte vor dem Hintergrund der Motivationspsychologie betrachtet werden. Erstaunlicherweise waren in der Literatur diesbezüglich jedoch kaum Forschungsergeb- nisse zu finden. Die Bedeutsamkeit der Motivation als Voraussetzung für die Aufgabe könnte im Zusammenhang mit der Rekrutierung von Praxisbildnern wie auch der innerbetrieblichen Orga- nisation der Berufsausbildung von Interesse sein. Ein anderer wichtiger Aspekt ist die Rolle und Stellung der Praxisbildner im Unternehmensgefüge. Die Ergebnisse zeigen, dass die Praxisbild- ner sehr unterschiedliche Unterstützung und Anerkennung für ihre Tätigkeit als Ausbildner im Nebenamt im Team und durch den Vorgesetzten erfahren, was wohl einen Einfluss auf ihren Handlungsspielraum sowie ihre Einsatzbereitschaft und ihr Engagement hat. Die Praxisbildner stehen durch ihre verschiedenen betrieblichen Rollen in einem Spannungsfeld. In der bereits er- wähnten Untersuchung von Bahl et al. (2012) zur Situation des ausbildenden Personals finden sich Ergebnisse zu dieser Thematik, die an die Situation bei der FZAG erinnern. Diese könnte zur Unterstützung der Arbeit der Praxisbildner weiter untersucht werden. Es ist davon auszugehen, dass es sich langfristig lohnt, in ein qualifiziertes Ausbildnerteam zu investieren, weil die hohen Anforderungen an die betriebliche Ausbildung in Zeiten des Fach- kräftemangels und durch die stetigen Entwicklungen in der Arbeitswelt bestehen bleiben werden. Abschliessend sei nochmals erwähnt, dass kompetente Ausbildnerinnen und Ausbildner wesent- lich zum Gelingen der Berufsausbildung beitragen. In Anbetracht dessen, dass aktuelle Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 49 Forschungsprojekte vermehrt den Alltag von betrieblichen Ausbildnerinnen und Ausbildner in den Mittelpunkt rücken, können bezüglich Unterstützungsangeboten in der nächsten Zeit noch einige zusätzliche Erkenntnisse erwartet werden. Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 50 7 Literaturverzeichnis Aprea, C. (2012). Die Stärken der dualen Berufsbildung sind unbestritten. Verfügbar unter http://www.erz.be.ch/erz/de/index/berufsbildung/grundbildung/einsteiger/Archiv_Einsteige r_2012.html [08.05.2015]. Ausbildernetz. (2015). Ausbildung trotz Beeinträchtigungen. Verfügbar unter http://www.ausbildernetz.de/plus/waehrend/jugendliche_beeintraechtigungen/ausbilden/au sbilden.rsys [13.05.2015]. Bahl, A., Blötz, U., Brandes, D., Lachmann, B., Schwerin, C. & Witz, E.-M. (2012). 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Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 54 8 Abbildungsverzeichnis Abbildung 1: Organisation des Lernendenwesens der FZAG (nach FZAG, 2010, S. 7). ............... 2 9 Tabellenverzeichnis Tabelle 1: Mitwirkende an der betrieblichen Ausbildung im Lehrbetrieb und ihre Verantwortungsbereiche (nach Becker et al., 2013, S. 87). ................................................... 9 Tabelle 2: Aufgaben von Ausbildnerinnen und Ausbildnern in der betrieblichen Bildungsarbeit (eigene Darstellung in Anlehnung an Gross & Hüppe, 2010). ............................................ 11 Tabelle 3: Analysierte Dokumente im Rahmen der Dokumentenanalyse (eigenen Darstellung). 21 Tabelle 4: Übersicht über die genannten Schwierigkeiten (eigene Darstellung). ......................... 26 Tabelle 5: Weiterbildungsthemen und Lerninteressen der Praxisbildner (eigene Darstellung). ... 30 Tabelle 6: Förderlich bzw. hinderlich für das Lernen: Übersicht der Nennungen und Gewichtung (eigene Darstellung). ............................................................................................................ 37 Tabelle 7: Positive Eigenschaften eines Praxisbildners: Übersicht der Nennungen und Gewichtung (eigene Darstellung). ....................................................................................... 38 Bachelor Thesis | 2015 Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner FHNW | APS | Regine Moser Seite 55 Anhang Anhang A Leitfaden Experteninterview ................................................................................ I Anhang B Leitfaden Interviews Praxisbildner ................................................................... IX Anhang C Kategoriensystem Praxisbildnerinterviews .................................................. XVII Anhang D Leitfaden Fokusgruppen Lernende ................................................................. XX Anhang E Weiterbildungsthemen und Lerninteressen................................................. XXIII Anhang F Motivation für die Tätigkeit als Praxisbildner ............................................ XXIV Anhang G Ergebnisse Fokusgruppen ........................................................................... XXVI Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite I Anhang A Leitfaden Experteninterview - Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst für dieses Interview. Ich freue mich sehr auf das Gespräch. - Bei der Studienarbeit geht es um die Situation der Praxisbildner Fachmann Betriebsunterhalt und darum, was ihnen helfen würde in schwierigen Situationen mit Lernenden. - Durch die Interviews mit dir und Caro/Gabi möchte ich nun noch mehr darüber erfahren, wie es bei der FZAG läuft mit der Lehre FM BU. Ich stelle euch beiden mehr oder weniger die gleichen Fragen. Ich habe als Vorbereitung den Bildungsplan der FM BU angeschaut, das Lernendenkonzept angeschaut, die Internet- seite der Lernenden angeschaut (und natürlich meine persönlichen Erfahrungen). - Das Gespräch wird ungefähr 60 Min. dauern. - Alle Antworten und Angaben werde ich vertraulich behandeln. Deinen Namen werde ich in der schriftlichen Arbeit (Bericht) nicht erwähnen, sondern von der Leiterin Lernendenwesen/Berufsbildnerin sprechen. (Deine Aussagen werden somit nicht ganz anonym sein, in dem Sinne, dass nicht auf deine Person rückge- schlossen werden kann.) - Die Daten werde ich aber nicht an andere weitergeben oder veröffentlichen. - Ich würde das Interview gerne aufzeichnen, um es nachher besser auswerten zu können. Am Schluss der Arbeit werde ich die Aufzeichnung löschen. Ist das für dich in Ordnung? - Ich werde nachher Fragen stellen und ich bitte dich, zu erzählen, was dir in den Sinn kommt. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. - Wenn dir eine Frage unklar ist oder wenn du eine Frage nicht beantworten möchtest, dann sag es bitte. - Hast du im Moment noch Fragen zum Vorgehen oder zum Interview allgemein? Dann beginnen wir. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite II Frageblock A „Organisation/Struktur der Ausbildung“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen! → Formulierung anpassen! Konkrete Frage An passender Stelle (auch am Ende möglich) stellen → in dieser Formulie- rung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Ich habe mir im Bildungsplan einen Überblick über die Handlungs- kompetenzen und Leistungsziele ver- schafft. Wie ist das so organisiert bei der FZAG, dass ihr alle Leistungsziele über die Lehrzeit hinweg abdecken könnt? Lernende wechseln Abteilungen Turnus? Gleiche Inhalte/Zuständigkeiten in der gleichen Abteilung? Geht auf/nicht auf Schwierigkeiten, bei der FZAG die Be- ruflichen Handlungskompetenzen gemäss Bildungsplan zu erfüllen? • Kannst du mir noch das Dokument „Ausbildungsprogramm für die Lehrbetriebe“ zukommen lassen? • Wer sind die Bezugspersonen der Lernenden im Betrieb? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Wenn…: Heisst das, dass… Falls ja: … Wie unterscheidet sich die Lehre als Fachmann Betriebsunterhalt bei der FZAG von der gleichen Lehre bei ande- ren Betrieben? Einzige/engere Bezugsperson haben Un-/typischer Lehrbetrieb für FM BU? • Wie läuft das ab, wenn ein Lernender am Morgen zur Arbeit kommt? Wie kann ich mir einen Arbeitstag eines Lernenden vorstellen? Aufgaben, die ein Lernender erhält? Wie gestaltet der Praxisbildner die Aufgaben für die Lernenden? Welche Hilfsmittel stehen den Ler- nenden zur Verfügung? (Eigener) Arbeitsplatz? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite III Frageblock B „Praxisbildner (wer sind sie, was tun sie)“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen! → Formulierung anpassen! Konkrete Frage An passender Stelle (auch am Ende möglich) stellen → in dieser Formulie- rung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Zu den Praxisbildner: Wenn ich das richtig verstanden habe, sind sie Pra- xisbildner im Nebenamt. Während einigen Monaten ist ein Lernender bei ihnen, dann wieder nicht. – Wie läuft das so ab? Kannst du mir das ein biss- chen beschreiben, damit ich mir das noch besser vorstellen kann? Ein Lernender, mehrere? Unterschiede zwischen Monaten mit Lernendem und ohne Lernendem Wie arbeiten die Praxisbildner? Wie organisieren sie sich? Was sind die Bedingungen? Welche Hilfsmittel stehen zur Verfü- gung? • Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Wenn…: Heisst das, dass… Falls ja: … Was sind die Aufgaben der Praxisbild- ner? Wie würdest du das in ein paar Worten beschreiben? • Was ist ihr Auftrag von dir als Lei- terin des Lernendenwesens/als Berufsbildnerin? Was sind deine Erwartungen an die Praxisbildner? • Denkst du, dass die Praxisbildner deine Erwartungen an sie kennen? Woher kennen sie sie? Welche Herausforderungen bestehen aus deiner Sicht für sie als nebenbe- rufliche Praxisbildner? Abmachungen mit Vorgesetzten Aufgaben, Erwartungen aus Tagesge- schäft Zeit • (Qualifikationen) Wenn jemand Praxisbildner wird, wie läuft das dann ab? Mitbringen? Erfüllen? Kompetenzen? Personenbezogene Eigenschaften? • Ist es eine beliebte Aufgabe, Pra- xisbildner für Fachmänner BU zu sein? Warum bzw. warum nicht? Welche Befürchtungen sind damit verbunden? Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite IV Welche Anreize bestehen für Praxis- bildner, die Aufgabe zu übernehmen bzw. gut zu machen? Was motiviert sie aus deiner Sicht? Z.B. Entlohnung, Wertschätzung, An- erkennung, Karrieremöglichkeit, Entwicklungsmöglichkeit Motiviert? Nicht motiviert? • Wie erlebst du die Praxisbildner in Bezug auf ihre Aufgabe/bei ihrer Arbeit? Auf welche Art erhalten die Praxisbild- ner Unterstützung? Von ihren Vorgesetzten, von ihren Arbeitskollegen? Ausreichend Unterstützung? Wertschätzung, Feedback • (Denkst du, die Praxisbildner er- halten genug Wertschätzung für ihre Arbeit?) Wir haben letztes Mal schon ein biss- chen über die Gruppe der Praxisbild- ner gesprochen. Ihr habt die Gruppe als heterogen beschrieben, also mit sehr unterschiedlichen Typen. Kannst du noch etwas genauer beschreiben, worin sie so unterschiedlich sind? Und worin sie auch gleich sind? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite V Frageblock C „Kommunikation, Kontakt mit Praxisbildnern“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen! → Formulierung anpassen! Konkrete Frage An passender Stelle (auch am Ende möglich) stellen → in dieser Formulie- rung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Wie bist du in Kontakt mit den Praxis- bildnern? Wie sieht die Zusammenar- beit zwischen dir und ihnen aus? Bei welchen Gelegenheiten hast du direkt Kontakt mit den Praxisbildnern? „Organisierte Kommunikation“ (z.B. Jour Fixe, Übergaben), Strukturen, Prozesse Regelmässige Gelegenheiten, Gefässe Häufigkeit, wie oft? Kommunikationskanäle? (Mail, Tele- fon etc.) • Ist der Kontakt mit den Praxisbild- nern unterschiedlich, je nach Pra- xisbildner? Warum? • Warum seid ihr so organisiert? Was sind die Gründe dafür, dass ihr so organisiert seid? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Wenn…: Heisst das, dass… Falls ja: … Mit welchen Themen kommen die Praxisbildner zu dir? Erwartungen? Wünsche? • Welchen Austausch haben die Praxis- bildner untereinander? • Sprechen die Praxisbildner mitei- nander über ihre Aufgabe und über die Lernenden? Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite VI Frageblock D „Schwierige Situationen zwischen Praxisbildner und Lernenden, Hilfe für Praxisbildner“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen! → Formulierung anpassen! Konkrete Frage An passender Stelle (auch am Ende möglich) stellen → in dieser Formulie- rung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Denk bitte mal an eine schwierige Situationen zwischen einem Praxis- bildner und einem Lernenden. Was kommt dir da in den Sinn? Bitte be- schreib mir die Situation ein bisschen! • Was denkst du, würde den Praxis- bildnern helfen in solchen schwie- rigen Situationen mit den Lernen- den? • Gabs auch solche schwierigen Situationen zwischen dir und den Lernenden Fachmänner Betriebs- unterhalt? • Was hilft dir in solchen Situatio- nen? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Wenn…: Heisst das, dass… Falls ja: … Was sind Lernschwierigkeiten aus deiner Sicht? Von Lernenden, von Praxisbildnern Wie oft kommt das/solche Situationen vor? • Hast du dazu bestimmte Bilder oder Situationen vor deinem inne- ren Auge? Und gibt es auch besonders positive Situationen mit Praxisbildnern und Lernenden? Bitte erzähl mir noch von einem solchen Beispiel! • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite VII Frageblock E „Blick in die Zukunft“ (Abschluss) Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen! → Formulierung anpassen! Konkrete Frage An passender Stelle (auch am Ende möglich) stellen → in dieser Formulie- rung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Zum Abschluss möchte ich einen Blick in die Zukunft wagen und deine Wunschvorstellungen. Wenn es zum Beispiel keine solche schwierigen Situ- ationen gäbe, über die wir gesprochen haben, was wäre dann? Wie wäre es? Was wünschst du dir? In Bezug auf Themen, über die wir gesprochen ha- ben… Z.B. in Bezug auf den Kontakt/die Kommunikation mit den Praxisbild- nern? z.B. um Praxisbildner unterstützen zu können? Was möchtest du wissen, können, haben? • Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Wenn…: Heisst das, dass… Falls ja: … Möchtest du noch etwas anfügen, über das wir jetzt noch nicht geredet haben? Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite VIII Zum Schluss bitte ich dich noch um ein paar Angaben zu deiner Person: Demografische Daten Geschlecht: f Alter: .............................................................................................................................................................................................................................................................. Eigene Ausbildung, beruflicher Hintergrund: ................................................................................................................................................................................................ Bei FZAG seit wann, Aufgabe seit wann: ....................................................................................................................................................................................................... Anteil Stellenprozent für Aufgabe: ................................................................................................................................................................................................................ Weitere Aufgaben: ........................................................................................................................................................................................................................................ Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite IX Anhang B Leitfaden Interviews Praxisbildner - Vielen Dank, dass du dir Zeit nimmst für dieses Interview. Ich freue mich auf das Gespräch mit dir. - Ich möchte mich als erstes kurz vorstellen und nochmals erklären, wozu wir dieses Gespräch führen. - Ich studiere in Teilzeit und arbeite neben dem Studium bei der Flughafen Zürich AG als Airport Guide. Früher habe ich mal in der Abteilung Marketing Commu- nication gearbeitet und dort war ich auch Praxisbildnerin von KV-Lernenden. - Jetzt mache ich meine Abschlussarbeit für mein Studium für Caro Zika bzw. das Lernendenwesen der FZAG. Es geht dabei um die Arbeit/Aufgabe von euch Praxisbildner der Lernenden in der Ausbildung zum Fachmann Betriebsunterhalt. Es geht darum, wie ihr noch besser unterstützt werden könnt. - Zu diesem Thema führe ich dieses Interview mit dir. Ich führe noch mit weiteren Praxisbildnern solche Interviews. - Durch die Gespräche möchte ich darüber erfahren, wie es dir ergeht mit deiner Aufgabe als Praxisbildner. - Das Gespräch wird ungefähr 45 Min. dauern. - Alle deine Antworten und Angaben werde ich vertraulich behandeln und an niemanden weitergeben oder veröffentlichen. Deinen Name werde ich bei der weiteren Bearbeitung des Interviews nicht erwähnen. Das heisst, dass deine Aussagen anonym sein werden. - Ich würde das Interview gerne aufzeichnen, um es nachher besser auswerten zu können und um mich besser auf das Gespräch konzentrieren zu können. Am Schluss der Arbeit werde ich die Aufzeichnung löschen. Ist das für dich in Ordnung? - Ich werde nachher Fragen stellen und ich bitte dich, zu erzählen, was dir in den Sinn kommt. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. - Wenn dir eine Frage unklar ist oder wenn du eine Frage nicht beantworten möchtest, dann sag es bitte. - Hast du im Moment noch Fragen zum Vorgehen oder zum Interview allgemein? Dann beginnen wir. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite X Frageblock A „Alltag als Praxisbildner“ (Einstieg) Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen und wenn passend! → For- mulierung anpassen! Ergänzende Fragen An passender Stelle stellen, falls Zeit und Anknüpfungspunkt → in dieser Formulierung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Mich interessiert ja deine Tätig- keit/Aufgabe als Praxisbildner. Erzähl mir doch mal zum Einstieg: Wie ist das so an einem Tag, an dem dein Lernender/der Lernende, der dir zu- geteilt ist, im Betrieb ist? Wie machst du das? Wie läuft das so ab? Wie gestaltest du die Beziehung zum Lernenden? Gestaltest du sie für jeden Lernenden gleich? • Wie ist die Beziehung zu den Ler- nenden? • Gibt es regelmässig stattfindende Gespräche, Feedbacks, Austausch mit den Lernenden? • Welche Rückmeldung erhältst du von den Lernenden? • (Was hat der Lernende für einen Arbeitsplatz, wenn er bei dir in der Abteilung ist?) Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Heisst das, dass… Welche Highlights oder speziellen Momente gab es? Momente, die Freude machten oder besonders inte- ressant waren für dich? Was war besonders daran? Was hat es ausgelöst? Wie ist es dir dabei gegangen? Was hat es dir bedeutet? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XI Frageblock B „Schwierige Situationen/wenn Lernende Schwierigkeiten haben mit Lernen“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen und wenn passend! → For- mulierung anpassen! Ergänzende Fragen An passender Stelle stellen, falls Zeit und Anknüpfungspunkt → in dieser Formulierung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Bestimmt gibt es auch besondere Herausforderungen und schwierige Situationen bei deiner Tätigkeit als Praxisbildner. Was hast du da erlebt? Denk bitte mal an eine solche Situati- on zurück und beschreib sie mir ein bisschen! Falls andere Situation erzählt wird als aus der Beziehung Praxisbildner- Lernender: Und in der Zusammenarbeit mit den Lernenden, was für eine Herausforde- rung oder schwierige Situation gab es da? Wie war das? Wer hat was getan? Was hast du getan? Was ist gut gelaufen in dieser Situati- on, was weniger gut? Was ist wessen Aufgabe deiner Mei- nung nach? (Hast du Unterstützung erhalten? Von wem? Was hilft dir in solchen Situationen?) • Gibt es solche Herausforderun- gen/schwierige Situationen, die besonders oft vorkommen? • Solche, die besonders hartnäckig sind, ins Gewicht fallen, schwer sind, um damit umzugehen? • Falls „Lernschwierigkeit“ genannt wird: Was verstehst du genau unter Lernschwierigkeit? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Heisst das, dass… Falls nichts kommt: Weisst du von anderen schwierigen Situationen, die andere Praxisbildner erlebt haben, die sich in anderen Ab- teilungen ereignet haben? Falls keine Situationen bekannt: Heisst das, dass immer alles rund läuft? Was denkst du, wie entstehen diese schwierigen Situationen? Kannst du dir noch andere Einflüsse (als „Lernschwierigkeiten von Ler- nenden“) vorstellen, die dazu (zur Entstehung) beitragen? • Verändert sich etwas im Lauf der Zeit? • Inwiefern verändern sich die Ler- nenden? Wenn du an deine eigene Lehrzeit zurückdenkst, wie war das? Gab es das auch während deiner eigenen Lehrzeit? Kann man das vergleichen? Warum schon, warum nicht? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XII Wenn du eine Situation hast, in der ein Lernender Mühe hat mit dem Lernen, wie gehst du damit um? Holst du Unterstützung/Hilfe? Wie? Von wem? Erhältst du Unterstützung? Von wem? Was hilft dir in solchen Situationen? • Wie bewältigst du solche Situatio- nen? Erinnerst du dich an eine schwierige Situation mit einem Lernenden, die besonders positiv ausgegangen ist? Ein Erfolgserlebnis? Was war besonders positiv daran? Was hat es dir bedeutet? Was hat es ausgelöst? Wie ist es dir dabei gegangen? Warum denkst du, ist das so gut ge- kommen? Was war danach? War danach etwas anders? Was war danach anders (in der Beziehung, in der Rolle, …)? Hat dich das motiviert? Hast du jemandem davon erzählt? Wem? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XIII Frageblock C „Praxisbildner bei der FZAG/Zusammenarbeit im System“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen und wenn passend! → For- mulierung anpassen! Ergänzende Fragen An passender Stelle stellen, falls Zeit und Anknüpfungspunkt → in dieser Formulierung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Welchen Austausch habt ihr unterei- nander? Die Praxisbildner? Die Team- Mitglieder, die den Lernenden auch betreuen? Falls Austausch: Was bedeutet das für dich? Wie wich- tig ist das für dich? Was hilft dir das? Falls keinen Austausch: Hättest du gerne mehr Austausch un- tereinander? Warum? Warum nicht? Sprecht ihr Praxisbildner miteinander über eure Aufgabe und über die Ler- nenden? Mit der Berufsbildnerin, der Leiterin Lernendenwesen? Wie ergeht es den anderen Praxisbild- nern mit ihrer Aufgabe? Gleich/ähnlich wie dir? • Denkst du, dass die anderen Pra- xisbildner das gleich/ähnlich se- hen? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Heisst das, dass… Und wie ist es mit… (der Leiterin Ler- nendenwesen/Caro, der Berufsbildne- rin/Gabi, den Vorgesetzten, den Team- Kollegen?) Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XIV Auf welche Art erhältst du Unterstüt- zung? (Durch Berufsbildnerin, VG, Team etc.) Was hast du da schon erlebt? Mit welchen Themen gehst du zu Gabi, zu Caro? Was sind Erwartun- gen, Wünsche? Wovon wünschst du dir mehr? Wovon brauchst du weniger? Was fehlt dir? • Kompetente Ansprechperson? Kollegiale Unterstützung? Coaching? Berufseinstieg? Werkzeuge haben wie Gesprächs- leitfaden o.ä.? Mehr Zeit? Mehr Interesse? Mehr Verständnis? Mehr Anerkennung? Falls Skala: sehr, ziemlich, wenig, gar nicht Was motiviert dich, Praxisbildner zu sein? Was machst du besonders gerne? Was nicht gerne? Warum? Karrieremöglichkeit, Entwicklungs- möglichkeit? Ist es eine beliebte Aufgabe, Praxis- bildner für Fachmänner Betriebsun- terhalt zu sein? Warum bzw. warum nicht? Welche Befürchtungen sind damit verbunden? • Was sind deine Aufgaben als Pra- xisbildner? • Was ist das/dein Ziel, wofür setzt du dich ein? • Wenn du an Monate mit einem Lernenden bei dir in der Abteilung denkst und an Monate ohne: Was sind die Unterschiede in Bezug auf deine Arbeit? • Stichwort Entschädigung Praxis- bildner, die auf die ganze Abtei- lung OM verteilt wird: Wie ist das für dich? Wie wird deine Arbeit als Ausbildner (wert)geschätzt? Von den Lernenden? Von den Vorge- setzten? Von Team-Mitgliedern? Von der Leiterin Lernendenwesen? Von der Berufsbildnerin? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XV Frageblock D „Kompetenzen, Ausbildung der Ausbildenden“ Leitfrage (Erzählaufforderung) Check Memo für mögliche Nachfragen – nur stellen, wenn nicht von alleine ange- sprochen und wenn passend! → For- mulierung anpassen! Ergänzende Fragen An passender Stelle stellen, falls Zeit und Anknüpfungspunkt → in dieser Formulierung stellen! Aufrechterhaltungs- und Steuerungs- fragen Was hilft dir für die tägliche Arbeit als Praxisbildner? Welche Fähigkeiten, welches Wissen? Welche (Hilfs-) Mittel? Wie informierst du dich? Welche Hilfsmittel stehen zur Verfü- gung? Könntest du weitere Hilfsmit- tel gebrauchen? • Wie erweiterst du deine Kompe- tenzen? Dein Wissen, deine Fähig- keiten? Nonverbale Aufrechterhaltung (nicken etc.) Kannst du noch etwas mehr erzählen? Wie war das genau? Und dann? Wie ging das weiter? Heisst das, dass… Falls Skala: sehr, ziemlich, wenig, gar nicht Was würdest du gerne noch lernen oder besser können? Worüber wür- dest du gerne mehr wissen? Was interessiert dich? Was wünschst du dir? Z. B. in Bezug auf Themen, über die wir gesprochen haben. Gibt es Bedenken? Wenn du an die Lernenden denkst? Wenn du an die Ausbildungstätigkeit denkst? • Was findest du von dir, was kannst oder machst du besonders gut als Ausbildner? • ADHS? Lernschwierigkeiten? Jugendalter? Berufseinstieg? Führung/Lernende führen? Schwierige Gespräche führen? Werkzeuge haben wie Gesprächs- leitfaden o.ä.? Ich habe gehört, dass es Schulungen und Workshops für die Praxisbildner gibt. Warst du an einem dabei? Wie war das? Was ist dir besonders geblie- ben? Was von dem, das gelernt, wendest du an? • Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XVI Möchtest du noch etwas anfügen, über das wir jetzt noch nicht geredet haben? (Abschluss) Zum Schluss bitte ich dich noch um ein paar Angaben zu deiner Person: Demografische Daten Geschlecht: m Alter: .............................................................................................................................................................................................................................................................. Funktion bei FZAG und Aufgaben: ................................................................................................................................................................................................................. Eigene Ausbildung, beruflicher Hintergrund: ................................................................................................................................................................................................ Bei FZAG seit wann, Aufgabe seit wann/wie viele Jahre: .............................................................................................................................................................................. Anteil Stellenprozent für Aufgabe: ................................................................................................................................................................................................................ Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XVII Anhang C Kategoriensystem Praxisbildnerinterviews Code Oberkategorie Code Kategorie Beschrieb der Kategorie, Kodierregel A Schwierige Situationen mit Lernenden A1 Schwierige Situationen Erzählungen und Berichte von schwierigen Situationen, auf direkte Frage danach oder im Lauf des Gesprächs Zusammenfassung der schwierigen Situationen A2 Häufigkeit Auskünfte über Schwierigkeiten, die besonders häufig vorkommen (vgl. entsprechende Frage) A3 Gewicht Auskünfte über Schwierigkeiten, die besonders ins Gewicht fallen (vgl. entsprechende Frage) A4 Entstehung Aussagen, Vermutungen der Praxisbildner zur Entstehung von Schwie- rigkeiten (vgl. entsprechende Frage) B Umgang mit schwierigen Situationen B1 Hilfe holen Aussagen über den Umgang mit Schwierigkeiten, wie in schwierigen Situationen vorgegangen wird, welche Hilfe in Anspruch genommen wird B2 Umgang Verhalten Erzählungen und Erklärungen, wie Praxisbildner handeln, wenn Ler- nende gegen Regeln verstossen, vorlaut sind, Unfug treiben B3 Umgang Lernen Erzählungen und Erklärungen, wie Praxisbildner handeln, wenn Ler- nende Schwierigkeiten mit dem Lernen haben, Anleitungen nicht ver- stehen, eine Arbeit nicht richtig ausführen B4 Motivieren Erzählungen und Erklärungen, wie Praxisbildner handeln, wenn Ler- nende Motivationsprobleme haben, sich aufgrund von Schwierigkeiten (z. B. sprachlich) zurückziehen, mit dem Gedanken spielen, die Ausbil- dung abzubrechen C Kompetenzen und Ressourcen C1 Ressourcen Aussagen über persönliche Ressourcen (Fachwissen, Fähigkeiten, Aus- bildungskompetenz, Führungserfahrung, Persönlichkeit o.ä.) und Ar- beitsmittel (vgl. entsprechende Frage) C2 Praxisbildnertage Aussagen im Zusammenhang mit Praxisbildnertagen, eigene Erfahrun- gen, Bewertungen, Wünsche Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XVIII Code Oberkategorie Code Kategorie Beschrieb der Kategorie, Kodierregel D Weiterbildungsthemen und Lerninteressen D Themen Aussagen über Themen, die die Praxisbildner interessieren, über die sie mehr wissen, lernen möchten, Äusserungen und Wünsche bzgl. Weiterbildung (vgl. entsprechende Frage) E Austausch untereinander E1 Austausch Praxisbildner Auskünfte über den Austausch der Praxisbildner untereinander (vgl. entsprechende Frage), über besprochene Inhalte E2 Bedeutung Aussagen zur Bedeutung des Austausches für die Praxisbildner (vgl. entsprechende Frage) E3 Austauschgefässe Aussagen zu formellen, planmässigen Austauschmöglichkeiten für die Praxisbildner untereinander (vgl. entsprechende Frage) E4 Schnuppi-Besprechung Aussagen über die Zusammenkünfte im Anschluss an Einsätze der Schnupperlernenden F Aufgaben und Motivation F1 Aufgabe Aussagen zur Auffassung der Aufgaben der Praxisbildner (vgl. entspre- chende Frage) F2 Motivation Aussagen über die persönliche Motivation für die Tätigkeit als Praxis- bildner (vgl. entsprechende Frage) F3 Ziel Aussagen über das Ziel der Praxisbildner, wofür sie sich einsetzen (vgl. entsprechende Frage) F4 Highlights Erzählungen von speziellen Momente, Erlebnisse, die besonders Freu- de gemacht haben (vgl. entsprechende Frage) G Unterstützung und Wertschätzung innerhalb des Teams und von Vorgesetzten G1 Team Berichte und Aussagen über die Zusammenarbeit innerhalb des Ar- beitsteams der Praxisbildner, Verhalten und Haltung der Teammitglie- der gegenüber dem Lernenden und dem Praxisbildner, Anerkennung, Unterstützung und Wertschätzung durch die Teamkollegen G2 Vorgesetzter Aussagen bzgl. Anerkennung, Unterstützung und Wertschätzung durch den Vorgesetzten G3 Wertschätzung Lernendenwesen Aussagen über die Unterstützung und Wertschätzung, die die Praxis- bildner durch die Berufsbildnerin und die Leiterin des Lernendenwe- sens erhalten Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XIX Code Oberkategorie Code Kategorie Beschrieb der Kategorie, Kodierregel H Ausbildungsalltag in den Abteilungen H1 Organisation Ausbildung Erzählungen und Aussagen darüber, wie die Praxisbildner die Ausbil- dung der Lernenden bei ihnen in der Ausbildung organisieren, Einfüh- rung und Betreuung der Lernenden, Einbezug der Lernenden, Zusam- menarbeit im Arbeitsalltag, Auslastung der Lernenden H2 Durchführung Ausbildung Erzählungen und Aussagen bezüglich der Planung und Verteilung der Lerninhalte in den Abteilungen durch die Praxisbildner, Instruktions- methoden, Fördern der Lernenden H3 Schule Aussagen zur Integration von Schule und Betrieb bzw. Schulstoff und praktischen Lerninhalten, zeitlichem Abgleichen der Inhalte I Beziehung und Umgang zwischen Praxisbildnern und Lernenden I1 Austausch Lernende Aussagen über den Austausch und die Gespräche, die stattfinden zwi- schen Praxisbildner und Lernenden, obligatorische Gesprächstermine, Feedback geben I2 Beziehung Lernende Erzählungen und Aussagen über die Beziehung zwischen den Praxis- bildnern und den Lernenden, Qualität der Beziehung, Herausforderun- gen in der Beziehungspflege, im Vertrauensaufbau, Kommunikation von Erwartungen, Führung der Lernenden, Haltung gegenüber den Lernenden Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XX Anhang D Leitfaden Fokusgruppen Lernende Einstieg - Ich freue mich, dass ihr da seid, dass wir dieses Treffen haben. Ich freue mich auf das Gespräch mit euch. - Ich möchte mich als erstes kurz vorstellen und nochmals erklären, wozu wir dieses Treffen/diesen Workshop/dieses Gruppeninterview führen. - Ich studiere in Teilzeit und neben dem Studium arbeite ich bei der Flughafen Zürich AG als Airport Guide. Früher habe ich mal in der Abteilung Marketing Communication gearbeitet und dort war ich auch Praxisbildnerin von KV-Lernenden. Ich war auch mal dabei in einem Lernendenlager und habe auch noch Lernende von anderen Ausbildungsberufen kennengelernt. - Jetzt mache ich die Abschlussarbeit für mein Studium für Caro Zika bzw. das Lernendenwesen der FZAG. Es geht dabei um die Ausbildung der Fachmänner Betriebsunterhalt und spezielle um die Arbeit/Aufgabe von den Praxisbildnern. Und weil ihr ja in dieser Ausbildung seid, nimmt mich wunder, was ihr dazu zu sagen habt und wie es euch ergeht in der Ausbildung. - Deswegen mache ich dieses Gespräch mit euch und anschliessend auch noch mit den anderen drei Lernenden der Fachmänner Betriebsunterhalt. - Zudem mache ich Interviews mit den Praxisbildnern zu ihrer Arbeit. - Es wird ungefähr 45 Minuten dauern. - Ich werde nachher noch sagen, wie das ablaufen wird. Bitte stellt doch euch kurz vor zuerst. Ich habe eure Portraits auf der Internetseite der Lernenden ange- schaut, aber ihr habt ja bestimmt noch mehr zu sagen. (z.B. woher ihr kommt, wie alt ihr seid…) - Ich werde nachher Fragen stellen und ich bitte euch, zu erzählen, was euch in den Sinn kommt. Es gibt keine richtige oder falsche Antwort. - Alle eure Antworten und Angaben werde ich vertraulich behandeln und an niemanden weitergeben oder veröffentlichen. Eure Namen werde ich bei der wei- teren Bearbeitung des Interviews nicht erwähnen. Das heisst, dass ihr anonym bleibt, gegen aussen zumindest, hier hören natürlich die anderen, was ihr sagt. Aber dazu möchte ich gleich eine Regel abmachen für das Gespräch: Alles, was andere hier sagen, behandeln wir vertraulich und erzählen es nicht weiter. – Versteht ihr, was ich meine? Und seid ihr einverstanden, werdet ihr das so handhaben? - Ich würde das Gespräch gerne aufzeichnen, um es nachher besser auswerten zu können und um mich jetzt hier besser auf das Gespräch konzentrieren zu können. Am Schluss meiner Arbeit werde ich die Aufzeichnung löschen. Ist das für euch in Ordnung? - Wenn jemandem eine Frage unklar ist oder wenn jemand eine Frage nicht beantworten möchte, dann sagt es bitte. - Habt ihr im Moment noch Fragen dazu? - Dann beginnen wir. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXI Leitfrage (Erzählaufforderung) Check und ergänzende Fragen Memo für mögliche Nachfragen –stellen, wenn nicht von alleine angesprochen und falls passend und genügend Zeit! → Formulierung evtl. anpassen! Zum Einstieg: Erzählt doch mal kurz, was ihr heute Morgen gemacht habt. Dann kann ich mir noch besser vorstellen, wie der Alltag von euch aussieht. War das ein typischer Morgen oder Tag heute? Was war evtl. aussergewöhnlich? Seid ihr manchmal auch zusammen unterwegs, also mehrere Lernende? Bei der Arbeit? Während Pausen/Mittagessen? Was sind so eure Highlights bei der Arbeit? Was macht euch besonders Freude? Was findet ihr besonders toll an der Ausbildung bei der FZAG? Welche Tätigkeit macht ihr am liebsten? Ihr seid ja hier in der Ausbildung, um einen Beruf zu lernen. Mich interessiert: Was hilft euch beim Lernen hier im Betrieb? Was motiviert euch? Ich werde auf dem Flipchart notieren, was wir zusammentragen. Es gibt nicht richtig oder falsch. Mich interessiert eure Meinung. Ihr könnt an die Aufgaben denken, die ihr erhält, aber auch an die Orte, an de- nen ihr arbeitet, an die Leute, mit denen ihr zusammenarbeitet. Wenn ihr etwas lernen sollt, einen Auftrag ausführen sollt? Anschliessend auf den Flipchart Kleber anbringen: Die drei Punkte, die am wich- tigsten/hilfreichsten sind für euch… Punkte können beliebig verteilt werden (3x1, 1x1/1x2, 1x3). Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXII Leitfrage (Erzählaufforderung) Check und ergänzende Fragen Memo für mögliche Nachfragen –stellen, wenn nicht von alleine angesprochen und falls passend und genügend Zeit! → Formulierung evtl. anpassen! Und was macht das Lernen eher schwierig? Was sind Erschwernisse, Hürden, Schwierigkeiten? Ich werde auf dem Flipchart notieren, was wir zusammentragen. Es gibt nicht richtig oder falsch. Mich interessiert eure Meinung. Was findet ihr schwierig, wenn ihr etwas lernen sollt, einen Auftrag ausführen sollt? Anschliessend auf den Flipchart Kleber anbringen: Die drei Punkte, die am wich- tigsten/schwierigsten sind für euch… Punkte können beliebig verteilt werden (3x1, 1x1/1x2, 1x3). Was macht aus eurer Sicht einen guten Ausbildner aus? Ich werde auf dem Flipchart notieren, was wir zusammentragen. Es gibt nicht richtig oder falsch. Mich interessiert eure Meinung. Vielleicht erinnert ihr euch auch an Sachen, die euch andere erzählt haben, auch Kollegen von der Schule. Anschliessend auf den Flipchart Kleber anbringen: Die drei Punkte, die am wich- tigsten sind für euch… Punkte können beliebig verteilt werden (3x1, 1x1/1x2, 1x3). Möchte jemand noch etwas anfügen, über das wir jetzt noch nicht geredet haben? (Abschluss) Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXIII Anhang E Weiterbildungsthemen und Lerninteressen Kategorien mit Originalaussagen Thema: Inhalte, Aussagen Umgang mit Lernenden in schwierigen persönlichen Situa- tionen - Gewisse Sachen, wie man mit den Lernenden umgeht in be- stimmten Situationen. Ich reagiere aus dem Bauch heraus. - Wie weit könnten und dürften wir gehen, wenn wir merken, dass zuhause etwas nicht stimmt oder der Lernende es selber sagt, was kann ich da machen als Praxisbildner. (Entwicklungs-)Psychologische Aspekte von Jugendlichen (wie ticken sie) - Das Psychologische würde mich schon am meisten interessieren, wie so junge Menschen in verschiedensten Arten ticken. - Jugendliche allg., wie ticken sie heutzutage, wie es genau ist, das ganze Drum und Dran, Charaktere. Hintergründe in Bezug auf die berufliche Grundbildung - Die aktuellen Begebenheiten, wie läuft es heute, nur schon die gesetzlichen Grundlagen. - Rekrutierung der Lernenden, Multicheck. Schulischer Hintergrund - Schulisch, was müssen sie in der Schule können, geht mich zwar nichts an, aber interessiert mich, was sie in den drei Jahren schu- lisch abdecken. Lernverhalten - Lernstrategien, Lerntypen, wie nimmt einer etwas auf, eher über den Kopf, eher praktisch, Lernverhalten. Wissen über Migrationshinter- grund, über den Hintergrund von Migrationsfamilien - Wissen über ausländische Kinder/Jugendliche, wie die es zuhau- se haben. Wie sie mit der Situation umgehen, wenn sie das Deutsch nicht so gut können, was sie in der Schule gelernt haben bzw. nicht. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXIV Anhang F Motivation für die Tätigkeit als Praxisbildner Kategorien mit Originalaussagen Motivation durch: Inhalte, Aussagen Freude an der Entwicklung der Lernenden: ihre Entwick- lung miterleben, auf dem per- sönlichen Weg begleiten, erzie- herisch Einfluss nehmen - Entwicklungsstand der Lernenden ist spannend, Geschichten, die sie zu erzählen haben, Auszüge aus persönlichem Leben, was sie alles erleben. - Sehe gerne, wie ein Lernender wächst in den Jahren im Betrieb, das Selbstbewusstsein aufbaut, sich zu einem Berufsmann ent- wickelt. - Einer, der war am Anfang nichts, dem gesagt, jetzt musst du Gas geben, hat plötzlich gekehrt, das ist etwas Erfreuliches. - Lernender hat sich anvertraut, dass er Lügengeschichte erzählt hatte, hatte vorher geraten, ehrlich zu sein. - Ich gebe einen persönlichen Schliff mit, was Umgang angeht, viel Anstand und Danke und Bitte. - Die Jungen in einen guten Weg reinbringen, in ihrem beruflichen Lebensweg, sie zu unterstützen dabei. - Nicht nur fachlich, auch sonst. Mal angefangen zu diskutieren über Gott und die Welt, der wollte wissen, wie ich das sehe, fin- de ich etwas Schönes, ihnen etwas mitzugeben. - Denen etwas beizubringen, Lebenserfahrung, etwas, das sie fürs ganze Leben mitnehmen können, echli zwägstelle. - Es ist alles gut, aber du bist so verschlossen, öffne dich, geh auf die Leute zu, hat er sich zu Herzen genommen, mittlerweile recht gut. Das finde ich einen guten Erfolg. - Leute, die rumgestanden sind, Zigarette im Mund, denen dann mal gesagt, so geht’s nicht, danach haben sie sich wirklich Mühe gegeben. Das ist ein schönes Erlebnis. Ausbilden im Beruf, Vermit- teln von Fachwissen - Es ist interessant, mit den Jungs zu arbeiten, ihnen etwas beizu- bringen. - Den Lernenden etwas beizubringen, das richtig rüberzubringen, das sie es verstehen und es bleibt. - Freude, wenn man etwas erklärt und er checkt es gleich, wenn man nicht hundert Mal wiederholen muss. - Etwas an die Ausbildung dieser Leute beizutragen, wenn auch nur kleiner Teil. - Der Umgang mit den Jungen, wenn man sieht, dass jemand et- was aufnimmt, lernt. (Fortsetzung nächste Seite) Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXV Motivation durch: Inhalte, Aussagen Tätigkeit als Praxisbildner ist eine persönliche Herausforde- rung - Als Betreuer im Lehrlingslager, da habe ich mich von einer an- deren Seite kennengelernt, spannend, wie viele verschiedene Leute auf einen treffen, prallen, hat mich gefordert. - Es fordert dich selber auch ein bisschen, mit den Jungs umzuge- hen. - Es ist interessant, fordert einem. - Von Lehrjahr zu Lehrjahr die Ziele zu erfüllen, das durchzubrin- gen in ein paar Wochen, Ziel, das will ich mit ihnen erreichen, ist interessant, motivierend. Freude an erreichtem Ab- schluss der Lehre - Freude, wenn sie eine gute Note machen bei dem, was sie bei mir gelernt haben. - Freude ist, wenn die Lernenden die LAP abschliessen. - Schön ist, wenn man am Schluss sieht, was sie gelernt haben und wie sie umgehen im Berufsleben. Interesse und Motivation der Lernenden - Wenn du merkst, es ist ein Geben und Nehmen, er will etwas von dir. - Wenn jemand einen Haufen Fragen stellt, in der Schule gerade das Thema hat, da sieht man das Interesse. - Wenn der Lernende auch motiviert ist, sich interessiert, dann ist meine Motivation grösser, ich gebe mehr preis von mir, Informa- tionen. Einsatz der Lernenden - Gebe Aufgaben, mache Tests, einer hat alles gewusst, das freut, wenn sie mitmachen. - Wenn sie ein bisschen mitmachen. - Das spornt mich an, die wollen, dann will ich auch. Eigene Fähigkeiten und Vor- lieben ausleben - Ich erkläre gerne. - Zu lachen haben zusammen. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXVI Anhang G Ergebnisse Fokusgruppen Hilfen für das Lernen im Betrieb: Übersicht über alle Nennungen mit bzw. ohne Gewichtung Förderlich (Nennungen der Lernenden, kategorisiert) Total Punkte Pe rs o n en - be zo ge n - Ehrgeiz (2) - Liebe zum Beruf (2) - Persönliches Interesse 4 U m fe ld be zo ge n (be tr ie bl ic h) Praxisbildner, Team, Umfeld Abteilung, Umgang, Stimmung - Gute Praxisbildner (2) - Gutes Team führt zu guter Leistungen (1) 3 Fachwissen - Auskünfte über Fachgebiet (1) 1 Organisation der Ausbildung im Betrieb - Förderung durch Betrieb (z. B. Kurse) (1) - Betrieb bietet Abwechslung - Übereinstimmung Thema Schule und Abteilung (zeitliche Nähe) - Anlaufstelle falls Probleme - Berufsbildnerin, Lernendenbetreuung (Fragen, Probleme) 1 Art der Vermittlung, des Lernens - Praktisch arbeiten (2) - Übungen, Wiederholungen (2) - Abwechslung (bzgl. Aufgaben) (1) - Aus Fehlern lernen (1) - Jemanden zum Fragen (Praxisbildner, Mitlernende, Team) (1) - Während Beschreiben im Rahmen der Lerndokumentation (1) - Sich vertiefen in Arbeit - Lerndokumentation (Zusammenfassung Arbeitsprozess) - Werkzeug zur Verfügung haben - Nicht Schule 8 U m fe ld - be zo ge n (pr iv at ) Privates Umfeld, soziale Ressourcen - Schulkollegen zum Lernen (1) 1 Legende: Die Zahl in Klammer entspricht der Anzahl verteilter Gewichtungspunkte. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXVII Hindernisse für das Lernen im Betrieb: Übersicht über alle Nennungen mit bzw. ohne Gewichtung Hinderlich (Nennungen der Lernenden, kategorisiert) Total Punkte Pe rs o n en - be zo ge n - Fehlende Motivation (3) - Wenig Deutschkenntnisse (1) 4 U m fe ld be zo ge n (be tr ie bl ic h) Praxisbildner, Team, Umfeld Abteilung, Umgang, Stimmung - Zu wenig zu tun (macht müde, ist demotivierend) (3) - Schlechte Laune bei Mitarbeitern (2) - Wenig positive Rückmeldungen (1) - Viel Kritik - Zeitdruck, wenn etwas schnell erledigt werden muss - Rassistisch eingestellte Leute - Oberflächliche Fragen, Fragen die Lernende überrumpeln (z. B. was hast du gelernt) 6 Fachwissen - Fehlende fachliche Informationen/Hintergrundwissen (6) - Wenn Mitarbeitende (Gruppe) nicht Bescheid wissen (Fachwissen) - Unterschiedliche Anleitung 6 Organisation der Ausbildung im Betrieb - Wenig Wiederholungen (z. B. wenn kurz in einer Abteilung) (1) - Ferien nicht abgestimmt mit Abteilung (man verpasst Inhalte) 1 Art der Vermittlung, des Lernens - Etwas nicht erklärt erhalten (1) 1 U m fe ld - be zo ge n (pr iv at ) Privates Umfeld, soziale Ressourcen (keine Nennung) 0 Legende: Die Zahl in Klammer entspricht der Anzahl verteilter Gewichtungspunkte. Anhang Unterstützungsmöglichkeiten für Praxisbildner Regine Moser Seite XXVIII Positive Eigenschaften eines Praxisbildners: Übersicht über alle Nennungen mit Gewichtung Positive Eigenschaften eines Praxisbildners Fachkenntnisse, Arbeitserfahrung - Fachkenntnis (3) - Erfahrung, Arbeitserfahrung Kenntnisse Ausbildung - Kenntnis von Struktur der Ausbildung - Wissen, was er zeigen muss, was wichtig ist Methodenkompetenzen - Selbstständig eine Arbeit machen lassen und danach besprechen (3) - Tagesplan, Aufträge schriftlich erhalten (1) - Zuvorkommend (von sich aus Ideen bringen, „was brauchst du noch?“) Sozialkompetenzen - Mit Jugendlichen umgehen können (2) - Respektvoll umgehen (2) - Kollegial (wie Kollege behandeln, nicht von oben herab) Gesprächspartner sein - Offen für Fragen, sonst hat man Angst, wieder zu fragen (2) - Offen, wenn man etwas Privates erzählen möchte (1) - Nicht nur über Arbeit reden - Zuhören Selbstkompetenzen - Mit sich selber klarkommen Eigenschaften - Nette Person, sympathisch, verständnisvoll, freundlich (2) - Empathisch (2) - Motiviert für Ausbildung - Lernfähig (z. B. wenn Lernende in der Schule oder im ÜK aktuelleres Wissen erworben haben) Legende: Die Zahl in Klammer entspricht der Anzahl verteilter Gewichtungspunkte.