1 Elternunterstützung im Berufswahlprozess Markus P. Neuenschwander1 Universität Zürich, Jacobs Center for Productive Youth Development Erschienen in: Neuenschwander, M. P. (2008). Elternunterstützung im Berufswahlprozess. In D. Läge & A. Hirschi (Eds.), Berufliche Übergänge: Psychologische Grundlagen der Berufs-, Studien- und Laufbahnberatung (pp. 135-154). Zürich: LIT-Verlag. 1 Ich danke dem Schweizerischen Nationalfonds für den finanziellen Beitrag an dieses Projekt (Nr. 100013-107733). 2 1 Einführung Jugendpolitische Programme greifen Ausbildungsfragen mit hoher Regelmässigkeit auf. Das Erreichen eines hohen Ausbildungsabschlusses ist ein wichtiges Ziel vieler Jugendlicher und ihrer Eltern. Jugendliche erhoffen sich durch einen hohen Ausbildungsabschluss gute Ar- beitsmarktchancen und viele berufliche Optionen. Ausserdem erwarten sie eine hohe Ausbil- dungsqualität, um optimal auf das Erwerbsleben - das Leben als Erwachsene überhaupt - vor- bereitet zu werden. Der Weg zum Ausbildungsabschluss wird in einer Serie verschiedener Entscheidungen fest- gelegt, welche typischerweise vor Schulübergängen zu fällen sind: Übergang in die Sekundar- stufe I - Übergang in die nachobligatorische Ausbildung - Übergang in die tertiäre Ausbildung bzw. in das Erwerbsleben. Im vorliegenden Text konzentriere ich mich auf den Berufswahl- prozess vor dem Übergang in die nachobligatorische Ausbildung (Übergang vom 9. ins 10. Schuljahr). Ich werde zeigen, dass dieser Prozess früh, bereits in der Primarstufe vorbereitet wird, und wie Jugendliche und die beteiligten Institutionen ihn regulieren. Auf der Basis eines empirisch gestützten Konzepts, wie Eltern den Berufswahlprozess ihrer Kinder fördern, sollen im vorliegenden Beitrag Schlussfolgerungen für die Beratungspraxis gezogen werden. Konkret folgt die Argumentation vier Schritten: Es wird im ersten Schritt ein Konzept des Berufswahlprozesses entwickelt. Danach wird ein Arbeitsmodell beschrie- ben, wie Eltern den Berufswahlprozess ihrer Kinder unterstützen. Dieses Arbeitsmodell wird im dritten Schritt empirisch geprüft. Am Schluss werden konkrete Formen der Elternförde- rung im Berufswahlprozess diskutiert. 2 Konzeption des Berufswahlprozesses Der Begriff Berufswahl ist irreführend, suggeriert er doch die Idee, dass Jugendliche frei ei- nen Beruf wählen. Eher müssen wir von der Vorstellung ausgehen, dass sich Jugendliche mit Berufsfeldern, Berufen und Ausbildungen auseinandersetzen, die Verfügbarkeit konkreter Optionen ausloten und im Rahmen dieser Möglichkeiten, gestützt auf die eigenen Interessen, aber auch auf dem Hintergrund ihres Geschlechts und der Schichtzugehörigkeit ihrer Her- kunftsfamilie berufliche Wünsche entwickeln. Allerdings sind gerade bei Schülerinnen und Schülern aus Schultypen mit Grundansprüchen die verfügbaren Optionen stark eingeschränkt und immer wieder wird nach dem Motto „Hauptsache eine Lehrstelle“ ein Beruf gewählt. Herzog, Neuenschwander und Wannack (2006) berichteten, dass nur etwa 50 Prozent der Ju- gendlichen, welche in eine Lehrstelle wechselten, den Wunschberuf erlernen konnten. Die anderen Jugendlichen mussten Kompromisse eingehen, mit denen sie sich in der Regel mehr oder weniger abfinden konnten. In vielen Fällen kann demnach nicht von einer freien Wahl zwischen verschiedenen Optionen gesprochen werden, ein entsprechend angepasstes Konzept der Berufswahl ist zu entwickeln. Im Folgenden werden klassische Berufswahltheorien kurz eingeführt, welche dann in einem eigenen Ansatz weiterentwickelt werden. 2.1 Klassische Ansätze Seit den 1950er Jahren wurden in verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen Berufswahl- theorien entwickelt, welche jeweils unterschiedliche Akzente setzten (Überblick in Seifert, Eckhardt, Jaide, 1977; Brown & Brooks, 1994). Die Berufswahl wurde zum Beispiel als Pas- sungsprozess von individuellen Interessen/Fähigkeiten (Persönlichkeit) mit beruflichen An- forderungen (Holland, 1959), als lebenslange Entwicklung des beruflichen Selbstkonzepts (Super, 1957), als Kompromiss-Prozess (Gottfredson, 1996), als Ergebnis von Erwartungen und Werten (Eccles et al., 1983) oder als Selbstsozialisation (Heinz, 2000) beschrieben. In der Berufsberatungspraxis ist ausgehend von Holland die Idee verbreitet, dass Jugendliche im 3 Berufswahlprozess eine Passung zwischen den eigenen Interessen und Fähigkeiten einerseits und den beruflichen Tätigkeiten und Anforderungen andererseits herstellen (vgl. Übersicht in Zihlmann, 1998; 2003). Diese Passung ist in Weiterführung zu Hollands Konzept dynamisch zu verstehen, weil sich sowohl die Jugendlichen wie auch die Berufe ständig verändern und entwickeln. Damit steht nicht die Persönlichkeit des Jugendlichen im Zentrum, sondern der Prozess der Mensch-Umwelt Abstimmung. Passung bildet eine Art Regelgrösse, die ange- strebt und gelegentlich erreicht wird, aber immer wieder gestört wird und neu angestrebt wer- den muss. Obwohl sich ein gewisser Konsens in der Forschungsliteratur abzeichnet, dass die Berufswahl nur als Verhältnis eines aktiven Individuums zu den Regelungen verschiedener Institutionen gedacht werden kann (vgl. etwa das Person-in-Kontext Paradigma von Lerner & Walls, 1999), fehlen moderne Konzeptionen des Berufswahlprozesses, welche die Dynamik und die damit verbundenen Belastungen für die Jugendlichen berücksichtigen und sich zugleich empi- risch bewährt haben. Es wird daher ein Konzept vorgeschlagen, wie Jugendliche zukunftswei- sende berufliche Entscheidungen treffen und wie sie ihre Ausbildung und den Übergang in den Beruf meistern. 2.2 Berufswahl als Konstruktion und Anpassung Ausgehend von der Idee des aktiv Aufgaben bewältigenden Menschen (Herzog, 1991; Herzog et al., 2006) beschreibe ich den Berufswahlprozess als Konstruktionsprozess. Dieser Kon- struktionsprozess wird anschliessend in einem Phasenmodell strukturiert. Im dritten Teil wer- den spezifische Belastungen im Berufswahlprozess, welche bewältigt werden müssen, be- schrieben. 2.2.1 Berufswahl als Konstruktion eines beruflichen Referenzsystems Heranwachsende sind in verschiedene Kontexte oder soziale Systeme eingebunden: Familie, Schule, Gleichaltrigengruppen, Vereine usw. (Neuenschwander, Balmer, Gasser, Goltz, Hirt, Ryser, Wartenweiler, 2005, Lerner, Theokas, Jelicic, 2005). Jedes dieser Systeme hat im So- zialisationsprozess der Heranwachsenden eine je eigene Funktion und vermittelt besondere Sozialisationserfahrungen. Zum Beispiel werden in der Schule Qualifikationen vermittelt und Schülerinnen und Schüler in verschiedene Leistungsbereiche gruppiert (Selektion, vgl. etwa Fend, 1981). Mehr noch: Jedes dieser Systeme ist durch eigentümliche Strukturen, Normen und Prozesse charakterisiert (vgl. Neuenschwander, 2005). Zum Beispiel entwickelte die Schule zur Erfüllung ihrer Aufgabe eine besondere Organisation mit Lehrplänen, Klassenun- terricht, teilautonomer Schulführung usw. Die schulischen Normen werden über Gesetze und Lehrpläne formell festgelegt; informelle Normen werden von Lehrpersonen und Schülerinnen und Schülern im Unterricht geschaffen. Es kann hier keine Schultheorie entwickelt werden. Die Andeutungen zeigen aber bereits, dass die Schülerinnen und Schüler in ihrer Schule ein Referenzsystem erarbeiten, welches ihr Lernen und Verhalten in der Schule und ausserhalb der Schule steuert. Ein solches Referenzsystem ist ein kontextbezogenes Steuerungssystem, welches Menschen bei ihrer Handlungsregulation und in ihrer Zukunftsplanung aktivieren. Es umfasst sowohl kontextspezifische Normen wie auch Wissen über die Struktur und die Pro- zesse in einem Lebensbereich. Es wird davon ausgegangen, dass die Kinder in den verschie- denen Lebensbereichen je besondere Referenzsysteme aufbauen, wenn auch in Abstimmung mit dem persönlichen Selbstkonzept. Allerdings ist nicht immer das Referenzsystem des Bereichs, in welchem sich ein Kind aktuell befindet, aktiviert und handlungsleitend. Kinder können sich demnach in der Schule befinden, aber sich nach dem Referenzsystem der Familie verhalten oder sie können in der Familie auf- grund des schulischen Referenzsystems handeln (vgl. in Abgrenzung dazu Bronfenbrenners, 1979, Mikrosysteme). Welches Referenzsystem aktiviert ist und damit handlungsleitend wird, 4 legt das Individuum situativ fest und kann sich entsprechend von Situation zu Situation ver- ändern. Damit kann erklärt werden, wie Regeln aus verschiedenen Kontexten im Erleben ei- nes Kindes ineinander greifen. Beim Pendeln zwischen zwei Kontexten (zum Beispiel der tägliche Wechsel zwischen Ausbildungsort und Wohnung) aktivieren Menschen in der Regel bereichsspezifisch ein je anderes Referenzsystem. In der Schule ist das schulische Referenz- system meistens dominant, in der Familie hingegen das familiäre. Auf dem Schulweg wech- seln Schülerinnen und Schüler von einem Referenzsystem zu einem anderen. Im Zuge des Berufswahlprozesses setzen sich Jugendliche mit Berufen und Ausbildungen auseinander, welche als je eigene, Sinn bildende Referenzsysteme verstanden werden können. In jedem Beruf gelten spezifische Regeln, Anforderungen und Normen, welche die Referen- zen für das individuelle Berufsverhalten bilden. Hinter vielen Berufen stehen Berufsorganisa- tionen, welche diese Berufe sozial repräsentieren und ihre Regeln formalisieren. Berufswahl heisst demnach, die Referenzsysteme verschiedener Berufe zu erlernen (rekonstruieren) und zu prüfen, ob sie mit dem eigenen Selbstkonzept in Passung gebracht werden können. So gedacht ist die Berufswahl ein Lern-, Problemlöse- und Explorationsprozess (vgl. zum Konstruktivismus im Unterricht Neuenschwander, 2005). Jugendliche erkunden verschiedene berufliche Optionen, entdecken allmählich deren Regeln und Anforderungen und vergleichen diese mit dem eigenen Selbstkonzept. Am Anfang explorieren sie Berufsfelder oberflächlich, konkretisieren ihre Präferenzen anhand von ausgewählten Berufen, welche sie genauer son- dieren und zu welchen sie konkrete Ausbildungsplätze suchen (vgl. Kapitel 2.2.2). Die Be- rufswahl ist gelungen, wenn Jugendliche entweder einen Beruf finden, welcher mit dem eige- nen beruflichen Selbstkonzept in Passung gebracht werden kann, oder wenn sie ihr Selbstkon- zept dem Beruf anpassen können. Ausgehend von Heckhausen und Schulzes (1995) Theorie der primären und sekundären Kontrolle vermute ich, dass Jugendliche zuerst versuchen, einen Beruf und eine Ausbildung zu finden, welcher zu ihrem Selbstkonzept passt (Wunschberuf realisieren). Erst wenn dies misslingt, beginnen sie ihr berufliches Selbstkonzept den verfüg- baren beruflichen Optionen anzupassen (Akkomodation). Es ist nicht möglich, dass Jugendliche im Berufswahlprozess alle Berufe kennen lernen. Es gelangen Heuristiken zum Einsatz, anhand derer Jugendliche eine Vorauswahl treffen. Mit Heuristik ist hier eine Sammlung von mehr oder weniger expliziten Kriterien und Verfah- rensweisen gemeint, welche Jugendliche in der Auseinandersetzung mit beruflichen Optionen aktivieren und die keineswegs immer reflektiert sind. Welche Kriterien aktiviert werden und wie die einzelnen Kriterien gewichtet werden, ist individuell unterschiedlich und hängt vom eigenen Selbstkonzept und von Vorbildern bzw. Ratschlägen von Bezugspersonen ab. Für manche Jugendliche ist handwerklich zu arbeiten zentral, andere wollen mit Kindern arbeiten, wieder andere wollen primär viel Geld verdienen und einen hohen beruflichen Status errei- chen. Diese Kriterien können sich auf sehr unterschiedliche Dimensionen beziehen (Art der Tätigkeit, Art der Interaktionspartner, formale Eigenschaften des Berufs, Konkretisierungs- grad usw.) und sind entsprechend schwierig zu systematisieren. Aufgrund dieser Kriterien werden manche Berufe sofort, andere erst nach genauer Prüfung ausgeschieden. Oder umge- kehrt wird die Entscheidung gefällt, gewisse Berufe genauer zu explorieren. Damit bildet die Berufswahl den Anfang der Sozialisation in einen Beruf. Schrittweise wird das Referenzsystem eines Berufs erarbeitet, emotional nachvollzogen und immer mehr im persönlichen Selbstkonzept integriert. Ein berufliches Referenzsystem wird also bereits in der Volksschule relevant, sobald sich Jugendliche für einen Beruf entschieden haben und begin- nen, ihr Handeln nach den Regeln dieses Berufs auszurichten. Oder: Das Aufnahmeverfahren in einen Lehrbetrieb wird wesentlich durch die Regeln des Berufs und des Betriebs und nur marginal durch schulische Regeln bestimmt. 5 2.2.2 Phasen des Berufswahlprozesses Der eingeführte Berufswahlprozess lässt sich formal in sechs verschiedene Phasen strukturie- ren (vgl. Herzog et al., 2006). Diese Strukturierung lässt sich nicht aus individuellen, sondern aus institutionellen Regulierungen ableiten (vgl. Abbildung 1): In Phase 1, der Phase der diffusen Berufsorientierung, gibt es keine konkreten Berufswünsche. Verschiedene Berufe werden erwogen und verworfen. Manchmal gibt es Traumberufe. Die Phase endet mit der Entscheidung für ein Berufsfeld. Die Auseinandersetzung mit konkreten Berufen beginnt. In Phase 2 entwickeln die Jugendlichen realistische und konkrete Vorstellungen eines Berufs. Eigene Interessen werden konkreter, das Wissen über Berufe wird differenzierter. Damit ver- bunden ist die Wahl zwischen einer beruflichen oder einer schulischen Ausbildung. Die Phase endet in einer konkreten beruflichen Entscheidung und der damit verbundenen Ausbildungs- institution. Abbildung 1: Phasen des Berufswahlprozesses In Phase 3 wird ein konkreter Ausbildungsplatz, eine Lehrstelle oder eine Schule gesucht. Dazu gehört das Durchlaufen von Aufnahmeverfahren für Lehrstellen und weiterführende Schulen. Während sich Jugendliche in Phase zwei mit dem Beruf auseinandersetzen, steht in Phase drei die Ausbildungsinstitution im Vordergrund. Mit der verbindlichen Zusage zu ei- nem Ausbildungsplatz endet diese Phase. In Phase 4 wird die Entscheidung für die Anschlusslösung gefestigt (Konsolidierung). Die Jugendlichen warten das Ende ihrer aktuellen Ausbildung ab. Sie bereiten sich auf den Über- tritt in die weiterführende Ausbildung vor. Diese Phase endet mit dem Start der neuen Ausbil- dung. institutionelle Rahmenbedingungen persönliche Merkmale 1. Phase: Diffuse Berufsorientierung 2. Phase: Konkretisierung des Berufswunsches 3. Phase: Suche eines Ausbildungsplatzes 4. Phase: Konsolidierung der Berufswahl 5. Phase: Berufsausbildung 6. Phase: Eintritt ins Erwerbsleben M od er at or : S tr at eg ie n M od er at or : R es so ur ce n 6 In Phase 5 durchlaufen die Jugendlichen eine vertiefte berufsvorbereitende Ausbildung. Das kann eine Schule, eine Lehre, evtl. ein Zwischenjahr sein. Damit bereiten sich die Jugendli- chen auf eine qualifizierte berufliche Tätigkeit vor. Die Phase 5 endet mit dem Lehrabschluss bzw. dem Diplom zum Schulabschluss. In Phase 6 beginnen die Jugendlichen schliesslich die Erwerbsarbeit. Phasen eins bis vier werden am Ende des gleichen Schultyps durchlaufen, Phasen fünf und sechs beziehen sich hingegen auf verschiedene Institutionen. Alle Phasen werden durch spezi- fische Entscheidungen abgeschlossen. Herzog et al. (2006) zeigten in einer Längsschnittunter- suchung, dass diese Phasen von den Jugendlichen in der vorgeschlagenen Reihenfolge durch- schritten werden, aber mit individuell unterschiedlicher Geschwindigkeit. Die Geschwindigkeit des Berufswahlprozesses, das Timing, hängt insbesondere von instituti- onellen Rahmenbedingungen und persönlichen Merkmalen ab: Zu den institutionellen Rah- menbedingen gehören zum Beispiel Lehrstellenknappheit, Lehrstellenchancen im interessie- renden beruflichen Bereich bzw. in der Branche, Konjunktur, Ausbildungsangebote in der Region des Wohnortes usw. Hier sind aber auch die eingeführten Sozialisationsprozesse zu subsumieren. Zu den persönlichen Merkmalen gehören zum Beispiel Persönlichkeit, Interes- sen, Geschlecht, Staatsangehörigkeit, Schichtzugehörigkeit, Familientradition. Nicht zuletzt dürfte der Stand der Identitätsentwicklung die individuelle Geschwindigkeit des Berufswahl- prozesses bestimmen. Unabhängig von den persönlichen und institutionellen Merkmalen wird das Tempo des Be- rufsfindungsprozesses durch berufswahlrelevante Strategien und Ressourcen moderiert. Mit Strategie ist das Verfahren gemeint, wie Jugendliche bei der Berufswahl vorgehen und welche Mittel sie dafür einsetzen. Ressourcen unterstützen Menschen bei der Lösung von Aufgaben und puffern sie gegenüber Belastungen (vgl. Kapitel 2.2.3). 2.2.3 Belastungen und Ressourcen Das Erkunden (Exploration) und das Erlernen eines neuen beruflichen Referenzsystems er- fordern einen hohen zeitlichen und persönlichen Aufwand und verunsichern die bisherigen Überzeugungen und Werte der Heranwachsenden. Entsprechend erleben Jugendliche den Be- rufswahlprozess als belastend und zwar vor allem dann, wenn sich abzeichnet, dass nicht der Wunschberuf gewählt werden kann oder wenn Bewerbungsabsagen oder missglückte Auf- nahmeprüfungen zu bewältigen sind. Die Berufswahl wurde daher immer wieder als Entwick- lungsaufgabe bezeichnet (Havighurst, 1972), welche die Jugendlichen bewältigen müssen und dabei auf soziale Unterstützung angewiesen sind. Sie löst bei erfolgreicher Bearbeitung einen Entwicklungsschub aus. Vier grundsätzlich verschiedene Herausforderungen sind mit dem Berufswahlprozess am Ende der Volksschule verbunden. - Eine erste Herausforderung besteht in der Abstimmung zwischen dem individuell unter- schiedlichen Tempo des Berufswahlprozesses und der institutionell normierten Festlegung des Übergangszeitpunkts am Ende des 9. Schuljahres (Timing): Während manche Jugendliche am Ende des 9. Schuljahres ihre beruflichen Präferenzen noch nicht geklärt haben, entwickeln andere Jugendliche bereits zu Beginn des 9. Schuljahres konkrete Präferenzen und müssen die Zeit bis zum Ausbildungsbeginn mit „Warten“ überbrücken. Dies kann mit geringer Leis- tungsmotivation und hoher Störbereitschaft in der Schule verbunden sein. - Eine zweite Herausforderung der Berufswahl liegt darin, eine weit reichende Entscheidung aufgrund einer unvollständigen Informationslage zu fällen. Jugendliche können nicht alle be- ruflichen Optionen und Ausbildungsmöglichkeiten gründlich abklären, es gibt zu viele Mög- lichkeiten. Überdies verfügen nicht alle 15jährigen über elaborierte Konzepte der eigenen Fähigkeiten und Interessen. Der Beruf muss daher aufgrund eines systematischen Informati- onsdefizits gewählt werden. 7 - Eine dritte Herausforderung der Berufswahl liegt in den institutionellen Restriktionen, wel- che die individuellen Wahloptionen stark beschränken. Die Lehrstellenknappheit der 1990er und 2000er Jahre führte dazu, dass viele Jugendliche keine Lehrstellen im Wunschberuf fin- den konnten. Insbesondere in „neuen“ Berufen wie Informatik oder in Gesundheitsberufen gibt es nicht genügend Lehrstellen, um die Nachfrage befriedigen zu können. Zudem be- schränkt das Niveau der Herkunftsschule die beruflichen Optionen erheblich: Jugendliche in einem Schultyp mit Grundansprüchen haben kaum Chancen, direkt (d.h. ohne Zwischenjahr) in eine Mittelschule oder eine anspruchsvolle Lehre aufgenommen zu werden. Die Signalwir- kung des Schulniveaus führt zu einer Selektion, ungeachtet der effektiv erbrachten Leistungen und Kompetenzen. Dieser Effekt ist umso wirksamer, wenn die Nachfrage das Angebot an Lehrstellen übertrifft. - Ein bevorstehender Schulübertritt kann Jugendliche wegen den damit verbundenen neuen Anforderungen ängstigen: Angst vor einem neuen Tagesrhythmus, vor höheren Leistungsan- forderungen, vor dem Verlust von Freunden bzw. der Notwendigkeit, neue Personen kennen zu lernen und neue Freundschaften zu schliessen. Diese Herausforderungen stellen für die Jugendlichen eine erhebliche Belastung dar, welche nur unter Beizug von effektiven Bewältigungsstrategien und sozialen Ressourcen (i.S. von Puffern) erfolgreich angegangen werden kann. Jugendliche brauchen daher im Berufswahl- prozess Unterstützung von Bezugspersonen. Unter den verschiedenen Bezugspersonen, auf welche Jugendliche typischerweise zurückgreifen (Eltern, Geschwister, Freunde, Lehrperso- nen, professionelle Berufsberater und andere), erhalten die Eltern in der Sicht der Jugendli- chen eine besondere Bedeutung. Am häufigsten führen Jugendliche nach ihren eigenen Anga- ben Berufswahlgespräche mit ihren Eltern, gefolgt von Schulkollegen/-innen, Geschwistern, Verwandten, älteren Kolleginnen/en, Freund/-in, jetziger Lehrer, Berufsberater, Lehrmeister, Lehrperson einer weiterführenden Schule, wobei die Gespräche mit den Eltern und mit älteren Kolleginnen/Kollegen als besonders hilfreich bewertet werden (Herzog, Neuenschwander, Wannack, Pfäffli, 2003). Auch Beinke (2000) argumentiert für die hohe Bedeutung der Eltern im Berufswahlprozess, ohne dies allerdings empirisch zu belegen (vgl. Schnabel, Alfeld, Ecc- les, Köller & Baumert, 2002). Leider gibt es nur wenige empirisch gestützte Konzepte, wel- che zeigen, dass der Elterneinfluss tatsächlich so gross ist, wie Jugendliche angeben. Eben- falls haben wir wenig gesichertes Wissen, wie die Eltern den Berufswahlprozess ihrer Kinder genau beeinflussen. 3 Elternförderung in der Berufswahl: Ein Arbeitsmodell Jugendliche werden zwar in ihrer Berufswahl weniger eingeschränkt als in früheren Zeiten. Ein Junge bzw. ein Mädchen muss keineswegs den Beruf seines Vaters bzw. ihrer Mutter erlernen. Nach wie vor dürfte die Beratung durch die Eltern aber eine Rolle spielen, folgt man den Erfahrungsberichten der Jugendlichen. In Forschung und Praxis stellt sich damit die Frage, wie Eltern den Berufswahlprozess ihrer Kinder unterstützen. Es stehen dabei nicht die strukturellen Rahmenbedingungen der Familie und des Berufs im Zentrum, sondern Prozesse in der Familiendynamik. Es wird im Folgenden ein Modell der Elternförderung im Berufswahlprozess entwickelt und empirisch überprüft, welches zeigt, wie Eltern den Berufswahlprozess ihrer Kinder unterstützen. 3.1 Erfolgskriterien der Berufswahl Der Berufswahlprozess wurde als Konstruktion eines beruflichen Referenzsystems und als Anfang der beruflichen Sozialisation eingeführt. Wann kann der Berufswahlprozess als er- folgreich bezeichnet werden? Erfolgskriterien können zu Zielen werden, auf welche Jugendli- che die Planung ihres Berufswahlprozesses ausrichten, und die die Eltern als Orientierungshil- 8 fe bei der Unterstützung ihrer Kinder beiziehen können. Allerdings basieren Erfolgskriterien auf Wertungen und Normen, die kritisierbar sind. Wir betrachten wiederum den Berufswahl- prozess am Ende der Volksschule. Zu unterscheiden sind kurz-/mittel-/langfristige sowie ob- jektive / subjektive Erfolgskriterien. Als objektives Erfolgskriterium gilt etwa das Verfügen über eine Anschlusslösung auf dem Niveau der Sekundarstufe II (Berufslehre, Mittelschule o.ä.), welche mittelfristig erfolgreich abgeschlossen wird und langfristig in eine erfolgreiche berufliche Karriere führt. Als zu Grunde liegende Norm wird das Erreichen eines Mittelschul- oder Lehrabschlusses ange- nommen, weil dieser eine wichtige Voraussetzung für eine berufliche Karriere darstellt (vgl. EDK, 2001) und das Arbeitslosigkeitsrisiko deutlich senkt (Lehmann & Keck, 2005; Seibert & Solga, 2005). Wenn die Lehre abgebrochen wird, weil die betrieblichen oder schulischen Leistungen nicht erbracht werden konnten, oder weil die Leistungsmotivation und die Freude an der beruflichen Tätigkeit fehlt, war die Berufswahl zwar kurzfristig erfolgreich (An- schlusslösung liegt vor), mittelfristig muss sie aber als Misserfolg bewertet werden (Ausbil- dung wurde abgebrochen). Von den Jugendlichen selber werden subjektive Kriterien beigezogen. Wenn Jugendliche eine Passung zwischen dem gewählten Beruf und den eigenen Interessen und Fähigkeiten wahr- nehmen, wenn das berufliche Referenzsystem mit dem Selbstkonzept abgestimmt werden kann, gilt die Berufswahl als erfolgreich (vgl. Kapitel 2.2). Wenn die Passung hoch ist, dann sind die Jugendlichen mit ihrem Beruf zufrieden, dann sind sie sicher, die Ausbildung auch wirklich abzuschliessen (sog. Kontrollüberzeugung) und sind sie motiviert und bereit, in die Ausbildung Zeit und Engagement zu investieren. Im Zuge der Selbstkonzeptentwicklung bzw. während der beruflichen Ausbildung kann diese wahrgenommene Passung mittel-/langfristig verstärkt oder aber aufgebrochen werden. Ju- gendliche sind beispielsweise mit wachsenden Leistungsanforderungen konfrontiert, oder sie bemerken neue unangenehme Seiten ihrer beruflichen Tätigkeit, so dass ihre wahrgenommene Passung sinkt. Eine einmal erreichte Passung zwischen Selbstkonzept und beruflichem Refe- renzsystem ist also keineswegs stabil, sondern als dynamisch und sich verändernd zu verste- hen. Das vorliegende Modell ist auf die kurzfristigen subjektiven Erfolgskriterien ausgerichtet. Es wird davon ausgegangen, dass der Erfolg des Berufswahlprozesses nach drei Kriterien bewer- tet wird: (a) wahrgenommene Passung bezüglich Kompetenzen und Interessen, (b) Erfolgssi- cherheit (Kontrollüberzeugung) und (c) Investitionsbereitschaft. Die Bedeutung der Elternför- derung für den Berufswahlprozess wird anhand dieser drei Kriterien gemessen. 3.2 Exploration Der Berufswahlprozess wurde eingeführt als (1) Erarbeiten verschiedener beruflicher Refe- renzsysteme, auf deren Grundlage (2) in Abstimmung mit konkret vorhandenen Optionen eine geeignete Wahl getroffen wird. Der erste Teilprozess, das Erarbeiten eines beruflichen Refe- renzrahmens, umfasst primär das Sammeln von berufs- und ausbildungsbezogenen Informati- onen und das Erkunden verschiedener Berufe und Berufsfelder, auf dessen Grundlage Jugend- liche ein „Bild eines Berufs“ konstruieren. Dieser Lern- und Explorationsprozess bildet ein Kernelement des Berufswahlprozesses. Entsprechend gilt die Intensität der Exploration als entscheidende Bedingung für eine seriöse Berufswahlentscheidung (Super, 1992). Kracke (2002) unterschied zwischen innerer und äusserer Exploration: (a) Die innere Exploration bezeichnet die Auseinandersetzung mit der beruflichen Identität, die Reflexion über die eigenen Interessen, Stärken und Schwächen und Werte. Entsprechend erachtete Fend (1991) im Anschluss an Marcia (1966) die Exploration als eine zentrale Di- mension der Identitätsfindung. Super (1957) bezeichnete gar ein ganzes Stadium in der le- 9 benslangen Entwicklung des beruflichen Selbstkonzepts als Exploration, nämlich den Alters- bereich der 15- bis 24jährigen. (b) Äussere Exploration meint in Abgrenzung zur inneren Exploration Erkundungen und In- formationsbeschaffung über Berufsfelder, Berufe, Lehrstellen und Ausbildungen. Mögliche Strategien dafür sind Schnupperlehren, Besuch von Ausbildungsmessen, Broschüren, mündli- che Beratungen bei zukünftigen Lehrmeistern, Lehrpersonen, Berufsberatern, Hospitationen usw. Gemäss dem Phasenschema in Kapitel 2.2.2 schliesst die äussere Exploration zu Beginn des Berufswahlprozesses ganze Berufsfelder mit unterschiedlichsten beruflichen Optionen ein. Danach werden mehr und mehr Optionen ausgeschlossen und die Exploration beschränkt sich auf einzelne Berufe bzw. Ausbildungen, welche gründlicher erkundet werden. Das Erkunden von Optionen und das Verwerfen von ungeeigneten Optionen, auf deren Grundlage neue Op- tionen geprüft oder bestehende Optionen gründlicher betrachtet werden, bilden also einen eng aufeinander abgestimmten Prozess. Dieses Verständnis von Berufswahl setzt ein Individuum voraus, welches sich eigenaktiv und engagiert mit seiner beruflichen Zukunft auseinandersetzt. Es wird davon ausgegangen, dass Jugendliche an ihrer Zukunft interessiert sind und dass sie diese selber aktiv mitgestalten wol- len. Diese Voraussetzung ist nicht bei allen Jugendlichen gleichermassen erfüllt. Überdies werden die Entscheidungsmöglichkeiten von Jugendlichen durch institutionelle Angebote und deren Anforderungsprofil stark beschränkt. Immerhin können die Jugendlichen in der Regel die Art der beruflichen Tätigkeit bzw. das Berufsfeld (zum Beispiel Landwirtschaft, Industrie, Baugewerbe) interessegeleitet selber festlegen. 3.3 Elternförderung Das Ausmass der Exploration im Berufswahlprozess wird durch verschiedene Bezugsperso- nen unterstützt. Im Folgenden beschränke ich mich auf die Eltern. Frühere Untersuchungen zeigten, dass unterstützende Elternverhaltensweisen die Informationssuche von Kindern för- dern (Kracke & Schmitt-Rodermund, 2001). Konkret werden drei Faktoren postuliert, wie Eltern die Exploration im Berufswahlprozess fördern. Damit sind Verhaltensweisen von Müt- tern bzw. Vätern gemeint, wie sie indirekt zu einer intensiven Exploration ermutigen oder direkte Unterstützung im Berufswahlprozess geben. - Vorbild der aktiven Mutter bzw. Väter: Mütter und Väter, welche ihre Freizeit aktiv gestal- ten, Kurse und kulturelle Veranstaltungen besuchen oder Sport treiben, motivieren ihre Kin- der, ebenfalls ihre Zukunft aktiv gestaltend anzugehen. Das Niveau an Aktivität und Engage- ment von Müttern und Vätern dürfte von den Kindern nachgeahmt werden. - Elternmotivierung durch Ermutigung: Wenn Eltern ihre Kinder ermutigen, in der Schule ihr Bestes zu geben und wenn sie ihren Kindern den Wert von schulischen Leistungen erklären, beschäftigen sich die Kinder aktiver mit ihrer beruflichen Zukunft. Sie tragen bei, die Motiva- tion für eine intensive Auseinandersetzung mit der Berufswahl zu schaffen. - Elternunterstützung bei der Berufswahl: Neben der Motivierung können Eltern ihre Kinder beraten, indem sie konkrete Lehrstellen vermitteln (Sachhilfe), konkrete Ratschläge zum Vor- gehen im Berufswahlprozess und bei der Lehrstellensuche geben (zum Beispiel beim Formu- lieren von Bewerbungen) sowie die nötige finanzielle Hilfe gewähren (Bewerbungen und Ausbildung bezahlen). Die Unterstützung der Eltern besteht also darin, (a) den Kindern ein Vorbild zu sein, das eige- ne Leben aktiv in die Hand zu nehmen und zu gestalten, (b) die Wichtigkeit von Ausbildung und schulischer Karriere plausibel zu erklären, so dass sich die Jugendlichen aktiv darum be- mühen und (c) den Berufswahlprozess direkt und sachbezogen zu unterstützen. Der Elternein- 10 fluss dürfte sich also keineswegs auf eine unverbindliche Beratung beschränken, vielmehr bestimmen Eltern wesentlich die Einstellung von Jugendlichen, dass schulische Leistungen und eine gute Ausbildung wichtig und wertvoll sind und eine engagierte Auseinandersetzung mit der Berufswahl sich lohnt. 3.4 Pädagogische Orientierungen von Familien Eltern unterstützen den Berufswahlprozess nicht erst beim Schulaustritt, sondern sie bereiten ihn bereits in der Primarschule (1. bis 6. Schuljahr) vor. Je nach den Sozialisationserfahrun- gen in der Familie entwickeln Kinder frühzeitig unterschiedliche Einstellungen zu Ausbil- dung, Beruf und Berufswahl. Gestützt auf zahlreiche Studien gehen wir davon aus, dass die Kinder in der Familie bereits in der Primarschule Einstellungen und Verhaltensmuster entwi- ckeln, welche nicht nur zu unterschiedlichen schulischen Leistungen führen, sondern auch den Verlauf des Berufswahlprozesses bestimmen. Kinder erleben je nach Familie frühzeitig unter- schiedliche pädagogische Orientierungen, welche die Elternförderung im Berufswahlprozess und damit die Intensität der Exploration im Berufswahlprozess beeinflussen. Es wurden vier verschiedene pädagogische Orientierungen in Familien unterschieden und clusteranalytisch bestätigt (vgl. auch Neuenschwander & Goltz, eingereicht). Diese Orientie- rungen sind mit den vier klassischen Erziehungsstilen autoritär, autoritativ, vernachlässigend und permissiv (vgl. Baumrind, 1971) verwandt. Im Unterschied zu diesen Erziehungsstilen ist damit nicht ein stabiler Stil gemeint, wie Eltern ihre Kinder erziehen, sondern ein Muster von Verhaltensweisen und pädagogischen Einstellungen (Lernmilieus), welche Familien charakte- risieren. Autonomieorientiert-anregende Familien: In diesen Familien erleben Kinder eine hohe Zu- wendung und Autonomie. Gleichzeitig richten Eltern hohe Leistungserwartungen an ihre Kinder und bieten ein kognitiv stimulierendes Umfeld, indem sie zum Besuch kultureller Ver- anstaltungen, Lektüre von Büchern usw. anregen. Zuwendung und Gewähren lassen werden mit hohen Erwartungen gekoppelt. Die Kinder in diesen Familien zeigen gute schulische Leis- tungen. Kontrollierend-anregende Familien: In diesen Familien erleben die Kinder eine autoritäre Führung kombiniert mit hoher emotionaler Zuwendung. Konflikte sind eher häufig. Die Kin- der in diesen Familien zeigen schwache schulische Leistungen. Atomistische Familie: Sie sind durch geringe Zuwendung, Stimulation und Autonomie der Kinder charakterisiert. In Schulfragen (z.B. Hausaufgaben) sind Konflikte häufig. Zwischen den Familienmitgliedern gibt es nur wenig oder aber konfliktreichen Austausch. Die Kinder in diesen Familien zeigen schwache schulische Leistungen. Gleichgültige Familien: In diesen Familien erleben die Kinder wenig Führung und geringe kognitive Anregung in der Familie. Kinder geniessen eine hohe Autonomie und können in hohem Mass über sich selber bestimmen. Die einzelnen Familienmitglieder leben weitgehend unabhängig voneinander und interessieren sich primär für die eigenen Anliegen, was sich - im Unterschied zu den atomistischen Familien - konfliktarm vollzieht. Die Kinder in diesen Fa- milien erbringen mittelmässige schulische Leistungen. Es wird also davon ausgegangen, dass der Berufswahlprozess in der Familie sehr früh vorbe- reitet wird. Kinder aus autonomieorientiert-anregenden Familien erreichen im 6. Schuljahr nicht nur besonders gute schulische Leistungen, sondern werden auch frühzeitig auf einen intensiven Berufswahlprozess vorbereitet und eingestimmt. 11 3.5 Zusammenfassung: Ein Arbeitsmodell Zusammenfassend ist in der Abbildung 2 dargestellt, wie in der Familie der Berufswahlpro- zess von Jugendlichen vorbereitet und beeinflusst wird. Es werden vier Schritte unterschie- den: (1) Bereits in der Primarschulzeit lassen sich verschiedene pädagogische Orientierungen in Familien differenzieren, welche Jugendliche unterschiedlich auf den Berufswahlprozess vor- bereiten. Je nach der pädagogischen Orientierung in Familien unterstützen Eltern ihre Kinder im Berufswahlprozess verschiedenartig. Abbildung 2: Familiäre Unterstützung des Berufswahlprozesses am Ende der Volksschule (2) Elternförderung: Elternunterstützung, Elternmotivierung durch Ermutigung und Vorbild der aktiven Mutter / des aktiven Vaters sind zentrale Dimensionen der Elternförderung im Berufswahlprozess. (3) Die Intensität der inneren und äusseren Exploration von berufswahlrelevanten Informatio- nen wird wesentlich durch die Art der Elternförderung beeinflusst. (4) Eine intensive Exploration von berufswahlrelevanten Informationen beeinflusst entschei- dend die drei ausgewählten Erfolgskriterien des Berufswahlprozesses. Der subjektive Erfolg der Berufswahl wird also nicht direkt durch die pädagogische Orientierung von Familien oder die Elternförderung beeinflusst, sondern über die Intensität der Informationssuche vermittelt. 4 Ein Forschungsprojekt zu Familie und Schulerfolg: Modellprü- fung Das Arbeitsmodell in Abbildung 2 wurde im Rahmen des Forschungsprojekts FAmilie- SchulE-Beruf (FASE B) längsschnittlich überprüft. Im Folgenden werden der Rahmen des Forschungsprojekts und die Modellprüfung vorgestellt. 4.1 Ansatz und Methode des Forschungsprojekts Im Forschungsprojekt FASE B wird der Übergang von der Schule in das Erwerbsleben unter- sucht, und wie sich Jugendliche auf diesen Übergang vorbereiten. Uns interessiert, wie Ju- gendliche in der Schule, in der Ausbildung und in der Familie die Fähigkeiten erwerben, die es braucht, um einen Beruf erfolgreich ausüben zu können. Päd. Orient. Familien Eltern- unterstützung Elternmotiv. Ermutigung Vorbild Mutter/ Vater: aktiv Exploration Passung Kontroll- überzeugung Investitions- bereitschaft 6. Schuljahr 9. Schuljahr 12 Das Projekt startete im Jahr 2002 mit rund 1000 Schülerinnen und Schülern aus Bern, welche im 6. oder im 8. Schuljahr waren. Zusätzlich wurden die Eltern der Jugendlichen befragt. Die Jugendlichen werden bis zum Eintritt in das Erwerbsleben begleitet. Sie werden daher in re- gelmässigen Abständen kontaktiert. Das zweite Mal befragten wir die Jugendlichen und ihre Eltern im Frühsommer 2006. Um die Repräsentativität der Aussagen zu erhöhen, wurde die Stichprobe mit Jugendlichen aus den Kantonen Zürich und Aargau erweitert. Es lagen nun Daten von 589 Jugendlichen im 9. Schuljahr und 1080 Jugendlichen des 11. Schuljahres vor. Die Längsschnittstichprobe umfasste 616 auswertbare Datensätze. In dieser Studie wurden die Konzepte des vorgeschlagenen Arbeitsmodells (vgl. Abbildung 2) in standardisierten Fragebogen erfasst. Verschiedene Items wurden faktorenanalytisch zu reli- ablen Faktoren gruppiert, mit denen die interessierenden Konstrukte gemessen werden konn- ten. Einzig das Vorbild des Vaters wurde nicht erfasst, so dass die entsprechenden Hypothe- sen nicht gestestet werden konnten. 4.2 Ergebnisse der Modellprüfung Das Arbeitsmodell zur Elternförderung im Berufswahlprozess (Abbildung 2) wurde mit den Daten aus dem FASE B-Projekt längsschnittlich überprüft. Statistische Analysen wurden zur Modellprüfung eingesetzt. Um die Lesbarkeit zu vereinfachen wird auf methodische Angaben verzichtet und die empirischen Analysen werden nur grob zusammengefasst. 1. In Varianzanalysen konnte die Hypothese bestätigt werden, dass Jugendliche, die im 6. Schuljahr in autonomieorientiert-anregenden Familien lebten, im 9. Schuljahr mehr Elternun- terstützung bei der Lehrstellenwahl und mehr Elternmotivierung durch Ermutigung erhielten als Jugendliche aus den anderen Familientypen. Dieser Effekt trat nach Kontrolle der Schicht- zugehörigkeit der Familie und des Geschlechts des Jugendlichen immer noch auf. Schichtzu- gehörigkeit der Familie und Schülergeschlecht waren für die Ausprägung der Elternunterstüt- zung und der Elternmotivierung nicht bedeutsam. Die vier Familientypen erklärten aber nicht, wie aktiv die Mutter ihre Freizeit gestaltete. Ebenso wenig kann die pädagogische Orientie- rung von Familien - in Übereinstimmung mit dem Arbeitsmodell - die Intensität der Explora- tion erklären. 2. Im zweiten Schritt überprüften wir mit Regressionsanalysen die Hypothese, dass die El- ternunterstützung, die Elternmotivierung durch Ermutigung sowie das Vorbild der Mutter, aktiv ihre Freizeit zu gestalten, die Intensität der Exploration im Berufswahlprozess vorhersa- gen kann. Die Ergebnisse stützten diese Hypothesen (Varianzaufklärung 21.6%). Alle drei Aspekte der Elternförderung erklärten signifikant die Exploration, wobei der Faktor Eltern- motivierung durch Ermutigung besonders erklärungsstark war. 3. Im dritten Schritt wurde überprüft, ob die drei Aspekte der Elternförderung die Erfolgskri- terien des Berufswahlprozesses (Passung, Kontrollüberzeugung, Investitionsbereitschaft) vor- hersagen können. Je abhängiger Variable wurde eine Regressionsanalyse gerechnet. Die drei Analysen wurden je stufenweise durchgeführt, zuerst ohne den Prädiktor Exploration und danach unter Einschluss dieses Prädiktors. a) Die subjektive Passung konnte durch die drei Aspekte der Elternförderung signifikant vor- hergesagt werden. Nach dem Einbezug der Exploration erlaubte diese eine signifikante Vor- hersage, die drei Elternförderungsaspekte waren aber nicht mehr signifikant. Die Elternunter- stützung beeinflusst die Passungswahrnehmung nicht direkt, sondern indirekt über die Explo- ration (Mediatoreffekt). (b) Die Kontrollüberzeugung konnte nur durch den Faktor Elternmotivierung durch Ermuti- gung signifikant vorhergesagt werden; Elternunterstützung und Freizeitaktivitäten der Mutter waren nicht signifikant. Nach Einbezug der Exploration in die Regressionsanalyse blieb die Elternmotivierung signifikant, die Vorhersagekraft nahm aber ab. Ausserdem war die Explo- 13 ration ein signifikanter Prädiktor. Die Exploration vermittelt nur partiell zwischen Elternmoti- vierung und Kontrollüberzeugung. c) Die Investitionsbereitschaft wurde durch Elternunterstützung und Elternmotivierung durch Ermutigung signifikant vorhergesagt. Der dritte Faktor Freizeitaktivitäten der Mutter war nicht signifikant. Nach Einbezug der Exploration in die Regressionsanalyse war nur noch die Exploration signifikant. Der Faktor Exploration vermittelt vollständig zwischen den Aspekten der Elterunterstützung/Elternmotivierung und Investitionsbereitschaft (Mediation). Der dritte Analyseschritt kann so zusammengefasst werden, dass in Übereinstimmung mit Abbildung 2 die drei Aspekte der Elternförderung nicht direkt den subjektiven Erfolg des Be- rufsprozesses erklären, sondern dass ihre Wirkung durch die Exploration vermittelt wird. El- ternförderung garantiert also nicht direkt einen erfolgreichen Berufswahlprozess, vermag aber diesen indirekt über die Exploration zu beeinflussen. 4.3 Fazit Die durchgeführten Datenanalysen bestätigen das Arbeitsmodell in Abbildung 2 in hohem Ausmass. Die Varianzaufklärungen waren zum Teil beträchtlich, was bedeutet, dass das Mo- dell zentrale Variablen dieses Prozesses enthält. Besonders konnte die vermittelnde Stellung der Exploration zwischen den drei Aspekten der Elternförderung und den drei Erfolgskriterien des Berufswahlprozesses bestätigt werden. Ebenfalls Bestätigung fand die Hypothese, dass durch die pädagogische Orientierung in Familien der Berufswahlprozess frühzeitig, bereits in der Primarschulzeit vorbereitet wird. Daraus darf aber kein deterministisches Sozialisationskonzept abgeleitet werden, wonach Ausbildungsverläufe frühzeitig in der Familie verbindlich festgelegt werden. Obwohl die frü- hen Sozialisationsprozesse in der Familie die schulischen Karrieren und den Übergang in das Erwerbsleben vorbereiten, bestimmen die Jugendlichen selber, aber auch schulische Merkma- le und Lehrstellen- bzw. Arbeitsmarktprozesse die Berufswahl wesentlich mit. 5 Einige Schlussfolgerungen für die Praxis Auf konstruktivistischen und systemtheoretischen Grundlagen wurde ein Konzept der Be- rufswahl und ein Arbeitsmodell vorgeschlagen, wie die Eltern den Berufswahlprozess unter- stützen. Ausbildungen und Berufe wurden als Referenzsysteme eingeführt, welche Jugendli- che explorieren und kennen lernen. Die Exploration der eigenen Interessen und Fähigkeiten sowie der beruflichen Optionen bildet ein zentrales Element, um berufliche Referenzsysteme zu konstruieren und mit dem eigenen Selbstkonzept zu vergleichen. Die Ergebnisse zeigen, dass Jugendliche nach einer gründlichen Informationssuche und Exploration eher eine Pas- sung zwischen dem beruflichen und dem persönlichen Referenzsystem herstellen können. Auch wenn das Arbeitsmodell empirisch bestätigt werden konnte, beansprucht es nicht, alle Determinanten des Berufswahlprozesses einzubeziehen. Zum Beispiel bestimmen schulische Leistungen - vor allem als formale Qualifikationen (Schultyp, Noten) und als subjektive Rep- räsentation im Fähigkeitsselbstkonzept, aber weniger als inhaltliche Qualifikationen in der Form von Leistungstestergebnissen - das Anspruchsniveau der Ausbildung bzw. des gewähl- ten Berufs mit. Dieser Leistungsaspekt ist im Arbeitsmodell nicht aufgenommen worden. E- benso fehlen im Modell individuelle Interessen und Ziele sowie Faktoren der Lehrstellen- und Arbeitsmarktdynamik. In der Tat berichteten die Jugendlichen aus dem Forschungsprojekt FASE B, dass die eigenen Interessen ihr wichtigstes Berufswahlkriterium sind, gefolgt von den Erfahrungen in Schnupperlehren. Die Arbeitsmarktchancen folgen erst an vierter Stelle. Die Geschlechtstypik des gewählten Berufs beurteilen die Jugendlichen - im Gegensatz zu den Hypothesen in Gottfredsons Modell - als eher unwichtiges Berufswahlkriterium. Das Ar- beitsmodell richtete sich vielmehr auf der Grundlage einer konstruktivistischen und system- 14 theoretischen Konzeption auf die Prozesse, wie Eltern die Berufswahl ihrer Kinder unterstüt- zen. Eine zweite Einschränkung besteht darin, dass das Modell keine Aussagen darüber erlaubt, ob die Jugendlichen tatsächlich eine Anschlusslösung finden (objektives Erfolgskriterium). Un- sere Datenanalysen weisen in die Richtung, dass die Elternförderung die Exploration und das Erfüllen von subjektiven Erfolgskriterien stärker beeinflusst als das Finden einer Anschlusslö- sung. Möglicherweise können Eltern nicht primär die Jugendlichen beim Finden ihres Wunschberufs unterstützen, sondern helfen ihren Kindern, sich mit den realisierbaren Optio- nen abzufinden. 5.1 Elternberatung Das vorgeschlagene Arbeitsmodell der Elternförderung im Berufswahlprozess betont die hohe Bedeutung der Elternmotivierung durch Ermutigung und der direkten sachbezogenen Unter- stützung für die Intensität der Exploration im Berufswahlprozess. Etwas weniger bedeutsam ist die aktive Freizeitgestaltung der Mutter. Damit soll nicht von der Eigenverantwortung der Jugendlichen abgelenkt werden. Die Jugendlichen haben ihre Berufswahl selber zu treffen, selbst wenn die Eltern die offiziellen Vertragspartner in Lehr- oder Schulverträgen sind. Die drei Komponenten der Elternförderung sollen unter praktischen Gesichtspunkten noch- mals kurz betrachtet werden: Elternmotivierung durch Ermutigung: Eltern obliegt die wichtige Aufgabe, frühzeitig, d.h. ab dem 7. Schuljahr, Jugendliche zu ermutigen, sich mit ihrer Berufswahl auseinanderzusetzen. Gerade Eltern mit Migrantenbiografie sind sich dieser Aufgabe immer wieder wenig bewusst. Eltern können beispielsweise mit ihren Kindern diskutieren, inwiefern schulisch vermitteltes Wissen für die berufliche Zukunft wichtig ist oder sie können die hohe Bedeutung eines Bil- dungsabschlusses für einen erfolgreichen Berufseintritt erklären. Unsere Analysen zeigen, dass die Elternmotivierung nicht durch den Vergleich mit Gleichaltrigen erfolgen sollte (nach dem Motto: „Dein Freund macht es besser als Du“). Vielmehr dürfte die Form günstiger sein, den Fähigkeiten und Initiativen des Kindes zu vertrauen und im Gespräch gemeinsam das Thema der Berufswahl schrittweise und ohne Druck aufzugreifen. Jugendliche sollten zwar ihre Fähigkeiten und Möglichkeiten realistisch einschätzen, doch sollten sie die Überzeugung entwickeln, bei einem hohen Engagement eine gute Anschlusslösung zu erhalten (hohe Selbstwirksamkeitsüberzeugung dank internal stabiler Erfolgsattribution). Dazu gehört, dass Eltern immer dann sanft eingreifen, wenn die Informationssuche (intern und extern) ins Sto- cken gerät. Direkte sachbezogene Elternunterstützung: Ergänzend zur Motivierung brauchen Jugendliche Hilfe bei konkreten Fragen. Wo erhalte ich berufsrelevante Informationen? Wie melde ich mich beim Berufsberater an? Wie finde ich eine Schnupperlehre/Praktikum? Worauf muss ich bei der Schnupperlehre achten? Wie schreibe ich eine Bewerbung? Wie bereite ich mich auf ein Bewerbungsgespräch vor? usw. Gelegentlich kann dies für Eltern bedeuten, sich selber über die günstigsten Strategien der Berufs- und Lehrstellensuche informieren zu müssen. Die- se Aufgabe dürfte für bildungsferne Eltern und für Eltern, die das schweizerische Bildungs- system nicht gut kennen (zum Beispiel Migrantenfamilien), eine besondere Herausforderung darstellen. Günstig ist, während des 8. Schuljahres eine Schnupperlehre anzuregen, wenn eine berufliche Ausbildung favorisiert wird. Wenn eine Mittelschule nach der Volksschule angestrebt wird, braucht es ein hohes schulisches Engagement, um die erforderlichen Leistungen zu erbringen. Bereits während des 8. Schuljahres müssen also unterschiedliche Strategien verfolgt werden, ob eine schulische oder berufliche Anschlusslösung angestrebt wird. 15 Vorbild der Mütter, Freizeit aktiv zu gestalten: Eine aktive Freizeitgestaltung der Mutter un- terstützt die aktive Exploration im Berufswahlprozess. Aktive Mütter dürften nicht nur ihren Kindern ein Vorbild sein, ihr Leben aktiv zu gestalten und in die eigenen Hände zu nehmen, sondern sind möglicherweise über die Entwicklungen im Lehrstellenmarkt gut informiert und können ihren Kindern gezielte Hinweise geben. Sie verfügen möglicherweise über ein persön- liches Netzwerk (potenzielle Lehrmeister oder deren Bekannte), welches zu Gunsten ihrer Kinder bei der Lehrstellensuche aktiviert werden kann. Sie zeigen ihren Kindern vor, wie sie aktiv ihr Leben und die Berufswahl gestalten können. Unsere Daten belegen, dass Eltern nur bedingt die Lehrstellenchancen beeinflussen können. Eltern können aber effektiv die Intensität der Exploration im Berufswahlprozess von Jugend- lichen und deren Überzeugung, eine gute Wahl getroffen zu haben (subjektives Erfolgskrite- rium), unterstützen. 5.2 Elternbildung Diese Ergebnisse legen nahe, dass die Eltern durch die Schule oder die Berufsberatung früh- zeitig über ihre Aufgabe bei der Initiierung und Begleitung des Berufswahlprozesses infor- miert werden. Insbesondere Eltern mit Migrationshintergrund oder grosser Bildungsferne dürften von Schule oder Berufsberatung Impulse benötigen, den Berufswahlprozess ihrer Kinder zu initiieren und zu begleiten. Mit einer geeigneten Form von Elternbildung könnten möglicherweise die Bildungschancen von sozial benachteiligten Jugendlichen erhöht werden; generell dürften die Bildungschancen von sozial benachteiligten Jugendlichen durch gezielte Massnahmen im Berufswahlwahlprozess erhöht werden. Wenn die Elternbildung nicht Erfolg versprechend ist, muss im Einzelfall überlegt werden, ob die Aufgabe der Eltern im Berufs- wahlprozess ganz oder teilweise durch Professionelle (Lehrpersonen, Berufsberater, Freiwil- lige) ersetzt oder ergänzt werden kann. 6 Literatur Baumrind, D. (1971). Current patterns of parental authority. Developmental Psychology, 4, 1- 101. Beinke, L. (2000). Elterneinfluss auf die Berufswahl. Bad Honnef: K.H. Bock. Bronfenbrenner, U. (1981). Die Ökologie der menschlichen Entwicklung. Natürliche und ge- plante Experimente. Stuttgart: Klett-Cotte. Brown, D., & Brooks, L. (Eds.). (1994). Karriere-Entwicklung. Stuttgart: Klett-Cotta. Eccles, J., Adler, T. F., Futterman, R., Goff, S. B., Kaczala, C. M., Meece, J. L., et al. (1983). Expectancies, Values, and academic Behaviours. In J. T. Spence (Ed.), Achievement and achievement motives (pp. 75-146). San Francisco: Freeman. EDK (2001). Schweizer Beitrag für die Datenbank Eurybase. 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