Ralf Wölfle/Petra Schubert (Hrsg.) 
 
 
Business Collaboration  
Standortübergreifende Prozesse  
mit Business Software 
 
 
Praxislösungen im Detail 
 
Fallstudien  
Konzepte  
Modellierung 
 
 
 
 
 
Das Kompetenzwerk der  
Schweizer Fachhochschulen  
für E-Business und E-Government 
 
 
Die in diesem Buch enthaltenen Fallstudien wurden für den eXperience Event 
2007 in Basel erstellt. Sie wurden wissenschaftlich aufbereitet durch E-Business-
Experten der Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, der Universität 
St. Gallen, der Berner Fachhochschule, der Universität Fribourg, der Fachhoch-
schule St. Gallen, der Universität Koblenz-Landau, der Universität Münster, der 
Universität Erlangen-Nürnberg, der Universität der Bundeswehr München sowie 
von Experten aus der Praxis. Die Ecademy (www.ecademy.ch), das Schweizer 
Kompetenznetzwerk für E-Business und E-Government, hat durch ihre ideelle und 
finanzielle Unterstützung zur erfolgreichen Erstellung dieser Publikation beigetra-
gen.  
 
 
www.hanser.de 
 
 
Bibliografische Information Der Deutschen Bibliothek  
Die Deutsche Bibliothek verzeichnet diese Publikation in der Deutschen  
Nationalbibliografie; detaillierte bibliografische Daten sind im  
Internet über http://dnb.ddb.de abrufbar. 
 
Dieses Werk ist urheberrechtlich geschützt.  
Alle Rechte, auch die der Übersetzung, des Nachdruckes und der Vervielfältigung 
des Buches, oder Teilen daraus, vorbehalten. Kein Teil des Werkes darf ohne 
schriftliche Genehmigung des Verlages in irgendeiner Form (Fotokopie, Mikrofilm 
oder ein anderes Verfahren) – auch nicht für Zwecke der Unterrichtsgestaltung – 
reproduziert oder unter Verwendung elektronischer Systeme verarbeitet, verviel-
fältigt oder verbreitet werden. 
 
© 2007 Carl Hanser Verlag München  
Redaktionsleitung: Lisa Hoffmann-Bäuml  
Herstellung: Ursula Barche  
Umschlaggestaltung: Büro plan.it, München  
Datenbelichtung, Druck und Bindung: Kösel, Krugzell  
Printed in Germany 
 
 
ISBN: 978-3-446-41222-4 
 Vorwort 
Das Thema des Buchs „Business Collaboration“ behandelt die Möglichkeiten der 
elektronischen Unterstützung von kollaborativen Prozessen durch Softwaresyste-
me. Kollaborative Prozesse trifft man in der Praxis an, wenn zwei oder mehrere 
Parteien innerhalb eines Unternehmens oder über die Unternehmensgrenzen hin-
weg einen gemeinsamen Geschäftsprozess abwickeln.  
Das Potenzial zu standortübergreifenden Geschäftsprozessen ist in den vergange-
nen 15 Jahren massgeblich erweitert worden, weil Innovationen im Bereich der 
Informations- und Kommunikationstechnologien den ortsunabhängigen Zugang zu 
Informationen erleichtern und neue Formen der Koordination dezentral handelnder 
Partner ermöglicht haben. In der Folge können umfassende Geschäftsprozesse 
entsprechend der Arbeitsteilung in wieder verwendbare Module zerlegt und mit 
Hilfe von Informationstechnologie flexibel kombiniert werden. Business Process 
Management zielt auf die Gestaltung, operative Abwicklung, Überwachung und 
Veränderung der kollaborativen Leistungserbringung. Business Software ist die 
informationstechnische Basis des Business Process Managements, allen voran das 
ERP-System als die am weitesten verbreitete Form.  
Die in diesem Buch dokumentierten Fallbeispiele zeigen, welche konzeptionellen 
und informationstechnischen Ansätze die beschriebenen Unternehmen für die 
Unterstützung von Business Collaboration gewählt haben und welchen Stellenwert 
dabei Business Software einnimmt. Darüber hinaus wird in allen Fallstudien be-
schrieben, wie die Unternehmen zu den Lösungskonzepten gekommen sind und 
wie diese realisiert wurden. Die exemplarischen Fälle können dabei allerdings 
nicht das gesamte Spektrum an Potenzialfeldern abdecken. Mit den vier Hauptka-
piteln „Standortübergreifende Prozessintegration im Industrieunternehmen“, 
„Standortübergreifende Warenwirtschaft im Konsumgüterhandel“, „Elektronischer 
Dokumentenaustausch zwischen Unternehmen“ und „Koordination mehrerer Ge-
schäftspartner über IT-Plattformen“ wurden Bereiche ausgewählt, in denen Busi-
ness Software einen grossen Stellenwert für die Prozessgestaltung einnimmt.  
In ihren einleitenden Artikeln stellen die Herausgeber die übergeordnete Thematik 
und die Methodik des Buchs vor. Fachartikel von ausgewiesenen Experten behan-
deln die vier Fokusthemen. 14 Fallstudien zeigen auf, wie Unternehmen in ver-
schiedenen Branchen mit unterschiedlichen Ansätzen Business-Software-Projekte 
realisiert haben. Die in den Fallstudien dokumentierten Erfahrungen sollen Ent-
scheidungsträgern Anregungen geben, wie Business Collaboration mit Anwen-
dungssystemen unterstützt werden kann. Die Haupterkenntnisse aus den Beiträgen 
werden in einem Schlusskapitel zusammengefasst. 
Die porträtierten Organisationen stammen aus der Schweiz und aus Deutschland. 
Zu Beginn des Selektionsprozesses erfolgte ein Aufruf zur Teilnahme über eine 
offene Online-Ausschreibung (Call for Cases), gefolgt von einer sorgfältigen Eva-
luation durch das Competence Center E-Business der Fachhochschule Nordwest-
schweiz FHNW unter der Leitung der beiden Herausgeber Prof. Ralf Wölfle und 
Prof. Petra Schubert. 
Die Autoren der Fallstudien sind Experten für Business Software aus schweizeri-
schen und deutschen Hochschulen. Einige Autoren sind Dozierende in Mitglieder-
schulen der Ecademy, dem Schweizer Kompetenznetzwerk für E-Business und 
E-Government. Acht der dokumentierten 14 Fallstudien wurden im September 
2007 am eXperience Event in Basel einem interessierten Publikum vorgestellt. 
Vier der Fallstudien wurden zwei Monate später am Koblenzer Forum für Business 
Software an der Universität Koblenz präsentiert. 
An dieser Stelle möchten die Herausgeber allen Personen danken, die in irgendei-
ner Weise einen Beitrag zum Entstehen des Buchs geleistet haben: Den Autoren 
danken wir für ihr Engagement bei der Recherche und dem Verfassen der einzel-
nen Beiträge. Den Unternehmen und ihren Vertretern gilt ein besonderer Dank für 
ihre Bereitschaft, Wissen und Erfahrungen der Öffentlichkeit zur Verfügung zu 
stellen. Der Hasler Stiftung sei für ihre Förderung des Wissenstransfers zwischen 
Lehre, Forschung und Wirtschaft gedankt. Im Weiteren danken wir den verschie-
denen Sponsoren für die Unterstützung des Events und speziell der Ecademy, die 
dieses Buch massgeblich mitfinanziert hat. 
Zu guter Letzt danken wir der Fachhochschule Nordwestschweiz für die wohlwol-
lende Unterstützung dieses Projekts. Ein besonderer Dank geht an Michael Quade 
und Ruth Imhof, die hinter den Kulissen die Organisation dieses Projekts vorange-
trieben haben, sowie an Christine Lorgé, die mit kritischem Auge alle Beiträge 
Korrektur gelesen hat. 
 
Basel, im September 2007 Ralf Wölfle und Petra Schubert 
 Inhalt 
Ralf Wölfle 
Business Collaboration – Standortübergreifende Geschäftsprozesse ...................... 1 
Petra Schubert und Ralf Wölfle 
eXperience-Methodik zur Dokumentation von Fallstudien................................... 17 
Standortübergreifende Prozessintegration  
im Industrieunternehmen 
Fachbeitrag 
Renato Stalder 
Standortübergreifende Prozessintegration im Industrieunternehmen .................... 29 
Fallstudien 
Henrik Stormer und Marco Savini 
Candulor AG: Effiziente Warenwirtschaft im Konzern 
(Sage Schweiz AG)................................................................................................ 37 
Marcel Siegenthaler 
Pavatex SA: Integriertes ERP mit Produktionsplanung 
(APOS Informatik AG / Microsoft Dynamics)...................................................... 49 
Raoul Schneider 
Chocolat Frey AG: Vendor Managed Inventory mit SAP 
(SAP Schweiz AG) ................................................................................................ 63 
Standortübergreifende Warenwirtschaft  
im Konsumgüterhandel 
Fachbeitrag 
Thomas Bögli 
Standortübergreifende Warenwirtschaft im Konsumgüterhandel.......................... 77 
II Inhalt 
 
Fallstudien 
Rolf Gasenzer 
Musik Hug: Standortübergreifende Musikalienvertriebsunterstützung 
(Opacc Software AG) ............................................................................................ 85 
Kai M. Hüner und Kristin Wende 
INTERSPORT Schweiz AG: SAP-Einführung mit ExpertRETAIL 
(EFP Consulting AG) ............................................................................................ 99 
Martina Dalla Vecchia 
Vinothek Brancaia: Neue ERP-Lösung im Schweizer Weinhandel 
(atlantis it-solutions GmbH) ................................................................................ 113 
Elektronischer Dokumentenaustausch zwischen Unternehmen 
Fachbeitrag 
Hans-Dieter Zimmermann 
Elektronischer Dokumentenaustausch zwischen Unternehmen........................... 127 
Fallstudien 
Adrian Alioski 
Laumann & Co AG: EDI mit Standardsoftware 
(Advice Informatik AG / ABACUS Research AG)............................................. 135 
Holger Wache 
IMMO: Einheitliche Auftragsabwicklung im Immobilienmanagement 
(RR Donnelley Document Solutions (Switzerland) GmbH / pragmaBAU Treuhand 
AG) ...................................................................................................................... 149 
Christoph Adolphs 
tts Global Logistics: Interner und externer Austausch von Dokumenten 
(Crossgate AG / SYSback AG) ........................................................................... 163 
Achim Dannecker und Ulrike Lechner 
EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
(1stbp) .................................................................................................................. 177 
Inhalt III 
 
Alexander Kipp 
Sonax: Business Collaboration mit Schnittstellen im ERP-System 
(KTW Software & Consulting)............................................................................ 191 
Jens-Henrik Söldner 
RUTRONIK GmbH: EDI-Koppelung über E-Mail 
(Bison Solutions GmbH) ..................................................................................... 207 
Koordination mehrerer Geschäftspartner über IT-Plattformen 
Fachbeitrag 
Christian Weber und Ralf Wölfle 
Koordination mehrerer Geschäftspartner über IT-Plattformen............................ 221 
Fallstudien 
Michael Quade 
Verein IFIS: Koordinationsplattform IFIS UNO 
(Ramco Systems) ................................................................................................. 229 
Gabriele Schwarz 
POLYCOM Portal: Servicesupport für das Sicherheitsfunknetz Schweiz 
(RUAG Electronics AG / itelligence AG) ........................................................... 243 
 
Zusammenfassung 
Petra Schubert 
Business Collaboration: Fazit aus den Fallstudien .............................................. 257 
 
Literaturverzeichnis ............................................................................................ 273 
Kurzprofile der Herausgeber und Autoren ......................................................... 275 
 
 15 EDEKA Minden-Hannover: 
Elektronische Rechnungsübermittlung 
Achim Dannecker und Ulrike Lechner 
Die EDEKA Minden-Hannover Holding GmbH (im Weiteren EDEKA) ist Markt-
führerin in ihrem Absatzgebiet und die bedeutendste EDEKA-Regionalgesell-
schaft. Innerhalb der EDEKA-Gruppe ist sie der Treiber bei Innovationen. Das 
Unternehmen wird durch eine Vielzahl an lokalen Lieferanten mit Produkten für 
den Einzelhandel beliefert. Die Rechnungslegung der Lieferanten erfolgte bis 2006 
auf Basis von Papier über den Postweg. Der interne Prozess bei EDEKA war 
kompliziert, mehrstufig und für die Lieferanten nicht einsehbar. Mit Einführung 
einer neuen Lösung erfolgt die Rechnungsübermittlung vollautomatisch auf elekt-
ronischem Weg und stellt sich für die Lieferanten der EDEKA transparent dar. Der 
Prozess ist für Lieferanten und für die EDEKA kostengünstiger und die Prozess-
durchlaufzeiten konnten verkürzt werden. 
Folgende Personen waren an der Bearbeitung dieser Fallstudie beteiligt: 
Tab. 15.1: Mitarbeitende der Fallstudie 
Ansprechpartner Funktion Unternehmen Rolle 
Maik Behnke Leiter Konzernquali-
tätsmanagement 
EDEKA Lösungsbetreiber 
Achim Kauffmann Geschäftsführer 1stbp Dienstleistungs-
partner 
Achim Dannecker Wissenschaftlicher 
Mitarbeiter 
UniBW 
München 
Autor 
Ulrike Lechner Professorin UniBW  
München 
Autorin 
178 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
15.1 Das Unternehmen 
15.1.1 Hintergrund, Branche, Produkt und Zielgruppe 
Mit einem Konzernumsatz in Höhe von fünf Milliarden Euro, 24'300 Mitarbeiten-
den, etwa 1'500 Einzelhandelsstandorten und einer Gesamtverkaufsfläche von 1.3 
Mio. Quadratmetern ist EDEKA Minden-Hannover die grösste der bundesweit 
sieben EDEKA-Regionalgesellschaften. Kerngeschäft ist der Lebensmittelhandel.  
Die auf Qualität und Service ausgerichteten EDEKA-Märkte profilieren sich als 
Vollsortimenter insbesondere über ihre Kompetenz für Lebensmittel. 
„Wir lieben Lebensmittel“ wird durch die aktuelle EDEKA-Werbung per Zeitun-
gen, Zeitschriften, TV und Hörfunk kommuniziert. 
Mit unterschiedlichen Vertriebsformaten ist EDEKA in der Lage, sein Einzelhan-
delsangebot nach ortsspezifischen Anforderungen auszurichten. Zwei Drittel der 
EDEKA-Märkte innerhalb der EDEKA Minden-Hannover werden von selbststän-
digen Kaufleuten geführt. Sie sind in der EDEKA Minden eG – der Konzernober-
gesellschaft – genossenschaftlich organisiert. 
Die Übertragung von EDEKA-Märkten an selbstständige Einzelhändler und Exis-
tenzgründer spielt auch in der Planung eine bedeutende Rolle. Damit erfüllt 
EDEKA den in der Genossenschaftssatzung verankerten Unternehmensauftrag: 
„…wirtschaftlich gesunde, voll existenzfähige Betriebe selbstständiger Unterneh-
mer des mittelständischen Lebensmittel-Einzelhandels und verwandter Berufs-
gruppen zu schaffen, sie zu fördern und zu erhalten.“ 
Mit dem unternehmergeführten Einzelhandel verschafft sich EDEKA Wettbe-
werbsvorteile: Unternehmerisches Engagement schafft eine starke Präsenz vor Ort, 
die von Kunden und Mitarbeitenden honoriert wird. Regionaltypische Produkte 
finden Berücksichtigung. 
Warenwirtschaft und Logistik sind entscheidende Erfolgsfaktoren im wettbewerbs-
intensiven Lebensmittelhandel. Mit acht Lagern, vier Umschlagplätzen und zwei 
Getränkelagern verfügt EDEKA Minden-Hannover über eine dezentral ausgerich-
tete Logistik, die optimal auf die Anforderungen des Einzelhandels ausgerichtet 
ist. Der MIOS C+C-Fachgrosshandel ist mit 25 Grossmärkten auf den Bedarf von 
Grossverbrauchern wie Hotellerie, Gastronomie und Gewerbetreibende ausgerich-
tet.  
In den wichtigen Produktsegmenten „tagesfrische Backwaren“ sowie Fleisch- und 
Wurstwaren verfügt EDEKA Minden-Hannover über konzerneigene Herstellungs-
betriebe. Das Absatzgebiet erstreckt sich von der polnischen bis zur holländischen 
Grenze mit Schwerpunkten in Sachsen-Anhalt, Bremen, Berlin, Brandenburg und 
in Niedersachsen. 
Das Unternehmen 179 
 
 
15.1.2 Unternehmensvision 
„Wofür stehen wir in der EDEKA Minden-Hannover, welche Werte wollen wir 
leben, womit wollen wir uns im Wettbewerb profilieren, welchen Anspruch haben 
wir an uns selbst? Die Antwort darauf ist unsere VISION und unsere MISSION, 
die zusammen das Unternehmensleitbild ausmachen.  
Wir verkaufen also nicht nur Lebensmittel, wir lieben Lebensmittel! Das ist unsere 
VISION. Das prägt unser Denken und Tun! Das ist unsere Botschaft an unsere 
Kunden und Geschäftspartner. Und weil wir Lebensmittel lieben… ist keiner kom-
petenter in Sachen Lebensmittel als EDEKA. 
Beweisen müssen wir diese Aussage Tag für Tag in unseren Märkten, mit unseren 
Sortimenten, der Ladeneinrichtung, der Warenpräsentation, mit Qualität und Fri-
sche aber insbesondere natürlich mit der Beratungskompetenz und Servicequalität 
unserer Mitarbeiter.“ [aus dem Bericht des Vorstandes der EDEKA Minden-
Hannover vom 02.Mai 2006] 
15.1.3 Stellenwert von Informatik und E-Business 
EDEKA operiert in einem Markt ständiger Veränderungen von Kundenbedürfnis-
sen wie auch gesetzlichen Rahmenbedingungen in einem offenen Europa. Um dem 
in der Vision ausgedrückten Anspruch stets mit der gleichen Intensität und Quali-
tät gerecht zu werden, bedarf es einer flexiblen und leistungsfähigen IT, die in der 
Lage ist, die Anforderungen einer prozessorientierten Organisation schnell und 
optimal zu erfüllen. 
Beim Austausch logistischer Nachrichten per EDI (Electronic Data Interchange) 
unter Verwendung des EANCOM (Europäische Artikelnummer – Communication) 
Standards nimmt die EDEKA Minden-Hannover eine Vorreiterrolle ein. So wurde 
der von EDEKA Minden-Hannover entwickelte digitale Annahmebeleg in Zu-
sammenarbeit mit einer Arbeitsgruppe der GS1 zu einem definierten Standard in 
der Lebensmittelbranche. 
Durch die Nutzung von elektronischen Workflows und die Zusammenarbeit mit 
einem Dienstleister im Bereich der elektronischen Rechnungsübermittlung, kann 
die EDEKA Minden-Hannover ihren Geschäftspartnern, die zum grossen Teil 
KMUs sind, die Nutzung und somit die Vorteile des elektronischen Datenaus-
tauschs ermöglichen. 
180 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
15.2 Der Auslöser des Projekts 
15.2.1 Ausgangslage und Anstoss für das Projekt 
Der Grossteil der Lieferanten muss mehrfach im Monat eine Rechnung an EDEKA 
für erbrachte Lieferungen stellen. Ebenso müssen Dienstleister oder Unternehmen, 
die EDEKA Sachleistungen verkauft haben, Rechnungen an EDEKA stellen. Die 
Anzahl der an EDEKA gestellten Rechnungen pro Jahr beläuft sich auf über 
440'000, was auch auf die hohe Anzahl regionaler Lieferanten zurückzuführen ist. 
Jede Rechnung durchläuft einen mehrstufigen internen Prozess der Prüfung und 
Freigabe. Hierbei sind verschiedene Organisationseinheiten beteiligt, die teilweise 
an unterschiedlichen Standorten liegen. Der Informationsaustausch basiert zu gros-
sen Teilen auf Papier. Papierbelege werden manuell durch die beteiligten Organi-
sationseinheiten gereicht.  
Auslöser des hier vorgestellten Projektes war das Ziel, den papierbasierten, manu-
ellen Prozess der Rechnungsabwicklung durch eine teilautomatisierte, elektroni-
sche Lösung zu ersetzten. Im Fokus der Lösung standen auch die Verbesserung der 
Prozesse innerhalb der EDEKA, sowie die Vereinfachung des Prozesses der Rech-
nungslegung durch die Lieferanten und das damit verbundene Schaffen von Trans-
parenz. 
15.2.2 Vorstellung der Geschäftspartner 
IT-Partner der EDEKA bei dem vorgestellten Projekt war die FIRST BUSINESS-
POST GmbH (1stbp). Die 1stbp ist ein junges Unternehmen, das 1999 gegründet 
wurde und Gewinner des „Bayern Online Award für Ebusiness“ 2004 war. 1stbp 
bietet eine Lösung für die papierlose Rechnungslegung. Zwei Punkte zeichnen die 
Lösung aus: Zum Einen wird der Sender einer Rechnung durch einfache Software 
EDI-fähig und zum Anderen wird das Papierproblem auf Empfängerseite nachhal-
tig, kostengünstig und qualitativ hochwertig gelöst. Die 1stbp ist als EDI-
Dienstleister in mittelnder Position zwischen Sender und Empfänger tätig. 
15.3 Elektronische Rechnungsübermittlung 
Nachfolgend wird die Lösung aus der Geschäftssicht, der Prozesssicht, der An-
wendungssicht und aus der technischen Sicht betrachtet. Im Fokus liegen dabei der 
eigentliche Kernprozess der Rechnungslegung sowie der Abarbeitung der Rech-
nung bei EDEKA und die Anbindung der Lieferanten sowie des Dienstleisters 
1stbp in diesen Prozess. 
Elektronische Rechnungsübermittlung 181 
 
 
15.3.1 Geschäftssicht und Ziele 
Prinzipiell gehen bei EDIEKA zwei unterschiedliche Rechnungsarten ein. Zum 
einen gibt es Rechnungen von Lieferanten, die Waren für den Gross- und Einzel-
handel der EDEKA liefern (Warenrechnungen). Nach erfolgter Lieferung stellt der 
Lieferant eine Rechnung. Die zweite Art der Rechnungen kommt von Unterneh-
men, die Dienst- und Sachleistungen oder Waren (Investitionen) für den Eigenbe-
darf der EDEKA erbringen und hierfür eine Rechnung mit Anlage an die EDEKA 
stellen müssen (Kostenrechnungen). Diese Rechnungen werden EDEKA-intern als 
Kosten- oder Eigenbedarfsrechnungen bezeichnet und stehen in keinem direkten 
Bezug zur Wertschöpfung. In der Rechnungsanlage werden die Dienst- oder Sach-
leistungen beschrieben, wie bspw. die Anzahl der erbrachten Stunden und das 
Material, das für die Erbringung einer Leistung notwendig war.  
Im Folgenden wird eine einfache Rechnungslegung aus Sicht eines Lieferanten 
behandelt. Die Rechnungslegung mit Anlage verhält sich identisch bis auf eine 
zusätzliche Prüfung der Anlagen durch die dafür zuständige Organisationseinheit 
bei EDEKA.  
Abb. 15.1 zeigt den Prozess der Rechnungslegung durch einen Lieferanten. Die 
Rechnungslegung eines Lieferanten kann auf drei unterschiedliche Wege erfolgen. 
Bei der Offline-Rechnungslegung ist es möglich, die Rechnungen auf postalischem 
Weg an EDEKA zu übersenden. Diese Rechnung wird eingescannt und über ein 
OCR-Programm in ein elektronisches Dokument umgewandelt. Es werden aus-
schliesslich die Rechnungskopfdaten ausgelesen. Dieses Dokument muss dann 
noch einmal manuell überarbeitet werden. Danach erfolgt ein mehrstufiger Prü-
fungsprozess und eine Freigabe der Rechnung, was die Zahlung der Rechnung zur 
Folge hat.  
Als zweite Möglichkeit steht den Lieferanten die Zentralregulierung über die 
EDEKA Zentrale zur Verfügung. Hierbei muss ein gebührenpflichtiger Vertrag 
zwischen dem Lieferanten und der Edeka Zentrale geschlossen werden. Die Über-
mittlung der Daten kann hier schon elektronisch per EDIFACT erfolgen, allerdings 
ohne qualifizierte Signatur und ohne Anlagen. Dementsprechend muss zusätzlich 
eine papierbasierte Sammelrechnung verschickt werden. An die EDEKA Minden 
wird parallel ein Inhouse-Datensatz übermittelt und an das Rechnungsprüfungs-
programm übergeben. 
Die dritte Art ist die Nutzung der neuen, komplett elektronischen Lösung auf Basis 
von 1stbp. Hierzu wird auf Seiten der Lieferanten ein spezieller Druckertreiber 
installiert, mit dem die Rechnung gedruckt wird. Der Druckdatenstrom wird in 
eine Datei umgeleitet (anstelle der physischen Ausgabe auf Papier). Diese Datei 
wird dann (über MAPI) an das E-Mail-Programm übergeben. Die so erzeugte E-
Mail wird an das Verarbeitungszentrum von 1stbp geschickt. Hier werden aus 
Druckdatenströmen mit einem eigens entwickelten Regelwerk in einem java-
182 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
basierten Internet-Gateway die relevanten Informationen extrahiert, plausibilisiert 
und in das Zielformat konvertiert. Dem Lieferant stehen neben der Einlieferung 
von Druckdatenströmen per E-Mail noch weitere Transportprotokolle und Formate 
zur Verfügung. Die hier beschriebene Möglichkeit stellt lediglich eine der mögli-
chen Varianten dar.  
Im Internet-Gateway werden die Daten erfasst, auf Vollständigkeit überprüft, für 
den Empfänger aufbereitet und zum Download bereitgestellt. Auf Seiten von 
EDEKA läuft ein automatischer Prozess des Downloads der elektronischen Rech-
nungen. Diese werden anschliessend sofort zur Prüfung vorgelegt und es erfolgt 
i.d.R. eine Freigabe der Rechnung zur Zahlung. Der Lieferant hat in jedem Schritt 
Einblick über den Status der Rechnung. Er kann online überprüfen, wie der Status 
der Rechnung bei 1stbp ist, ob die Rechnung schon bearbeitet wurde, ob diese 
schon an EDEKA weitergesendet wurde usw. 
1stbp
Lieferant
Rechnungsabwicklung
Rechnungslegung 
über Dienstleister
Rechnungsannahme
Offline
Rechnungslegung
EDEKA 
Minden-Hannover
Holding GmbH EDEKA Zentrale 
Hamburg
Dienstleister
Rechnungsannahme
Elektronische
Rechnungslegung 
Papierbasierter
Rechnungseingang
Annahme
Freigabe
Prüfung
Papierloser 
Rechnungseingang
Freigabe
Prüfung
Zertifizierung
Zustellung 
per Post
Übermittlung
der Daten
Übermittlung
der Daten
INKASSO-Liste
Automatischer
Download
Zustellung
papier-
gebundene
Sammel-
rechnung
Rechnungs-
bearbeitung
 
Abb. 15.1: Business-Szenario: Rechnungsverarbeitung bei EDEKA 
15.3.2 Prozesssicht 
Abb. 15.2 zeigt den elektronischen Prozess der Rechnungsübermittlung. Der Liefe-
rant druckt seine Rechnung, die er an EDEKA übermitteln möchte, über einen 
„virtuellen Drucker“ aus seiner Buchhaltungsanwendung im Einzel- oder Massen-
druck aus. Der installierte Drucker erzeugt einen Druckdatenstrom (Postscript) der 
zu druckenden Rechnung in Dateiform, verschlüsselt und signiert diesen. An-
schliessend werden die Daten entweder als E-Mail-Nachricht im E-Mail-Standard-
Elektronische Rechnungsübermittlung 183 
 
 
programm an 1stbp verschickt oder als Datei in einem konfigurierbaren Verzeich-
nis abgelegt, dessen Inhalt dann an 1stpb geschickt wird. Die Daten werden auf 
Seiten der 1stbp durch ein Verarbeitungssystem empfangen. Das Verarbeitungs-
system extrahiert mittels eines speziell entwickelten Regelwerks die Inhalte des 
Druckdatenstromes und legt die Ergebnisse der Erfassung zunächst in einem inter-
nen Datenformat ab. 
Nach der Übertragung, werden die Daten in einem zweiten Schritt auf syntaktische 
Korrektheit überprüft. Hierzu zählt die Prüfung, ob die Rechnung rechnerisch 
konsistent ist, ob die Leistungsdaten korrekt sind, ob keine doppelten Rechnungs-
nummern vergeben wurden, ob alle von EDEKA vorgeschriebenen Mussfelder 
ausgefüllt sind (z.B. die Kostenstelle) usw. Treten bei der Prüfung Fehler auf, wird 
eine Fehlermeldung erzeugt und dem Lieferanten in Form einer E-Mail mitgeteilt, 
womit der Lieferant die von ihm überarbeitete und korrigierte Rechnung erneut 
versenden muss. Sind die Daten korrekt, werden sie in das von EDEKA vorgege-
bene Format (EDI) konvertiert. Des Weiteren wird eine Bilddatei, die die Original-
rechnung repräsentiert, erzeugt. Im Anschluss werden die Dateien verschlüsselt 
und gem. § 14 UStG mit einer elektronischen Signatur der Deutschen Tele-
kom/Telsec versehen, einem in Deutschland genehmigten Zertifizierungsanbieter 
(nachfolgend TrustCenter). Erst mit dieser Signatur entsteht der eigentliche (elekt-
ronische) Beleg, der den Empfänger zur Vorsteuer berechtigt.  
In konfigurierbaren Zeitabständen werden auf Seiten der EDEKA die verschlüssel-
ten Rechnungen von 1stbp über HTTP heruntergeladen. Die Daten werden vom 
1stbp Downloadmanager entschlüsselt und die Integrität der Rechnung wird ge-
prüft. Zusätzlich wird eine Authentizitätsprüfung des zur Signatur verwendeten 
Zertifikates durchgeführt. Hierzu wird über sogenannte OCSP-Requests (Online 
Certificate Status Protocol) geprüft, ob das Zertifikat beim ausstellenden TrustCen-
ter vorhanden und nicht gesperrt ist. Die Zertifikate des TrustCenters werden dann 
rekursiv gegen das Wurzelzertifikat der Bundesnetzagentur geprüft. Das Ergebnis 
wird in einem Prüfprotokoll festgehalten. Im Anschluss werden alle aufbewah-
rungspflichtigen Informationen an das Archivierungssystem übergeben. Hierzu 
gehören die Originalrechnung (als Bild), die Zertifikate und das Prüfprotokoll. 
Die im EDI-Format erfassten Rechnungsdaten werden an das Rechnungsprüfungs- 
bzw. Workflow-System übergeben. Über das Workflow-System wird die für die 
Rechnungsprüfung verantwortliche Organisationseinheit benachrichtig. Es erfolgt 
eine inhaltliche Prüfung der Rechnung durch die verantwortliche Organisations-
einheit. Treten hierbei Fehler auf, wird eine Fehlermeldung erzeugt und dem Liefe-
ranten in Form einer E-Mail mitgeteilt, womit der Lieferant die von ihm überarbei-
tete und korrigierte Rechnung, mit neuer Rechnungsnummer, erneut versenden 
muss. Rechnungen, die inhaltlich korrekt sind, werden verbucht und bezahlt. 
184 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
1stbp Lieferant
Daten versenden
Rechnung drucken
Rechnungsdaten
verschlüsselt
bereitgestellt
Rechnung strukturell
inkorrekt
XOR
Rechnung inhaltlich
inkorrekt
Daten erfassen
Daten inkorrekt
Daten prüfen
XOR
Daten korrekt
Daten konvertieren
Bilddaten für Archiv-
und Workflow-System
erzeugen
Erstellung Rechnung 
nach § 14 UStG
Rechung bereitstellen
EDEKA Minden-Hannover
Rechnung = inkorrekt
Fehlermeldung
Fehlermeldung
erzeugen
erzeugt
u. sendet
Download Rechnung
Entschlüsseln
der Daten
Prüfung der Signatur
Alle Daten
gespeichert
Daten speichern
AND
Daten speichern im
Archivierungssystem
Weiterleiten der
Daten an Rechnungs-
prüfungssystem
Daten archiviert
Workflow-System
aktivieren
Verantwortlichen
benachrichtigen
AND
Rechnung inkorrekt
Rechung prüfen
XOR
Rechnung korrekt
Rechnung = inkorrekt
Fehlermeldung
Fehlermeldung
erzeugen
erzeugt
u. sendet
Rechnung verbuchen
und bezahlen Rechnung bezahlt
Syntaktisch und 
rechnerisch
Leistungsdaten 
korrekt
Doppelte 
Rechnungsnummer
Alle Mußfelder
vorhanden
(z.B. Kostenstelle)
Rechnungsdaten im 
EDEKA Datenformat
(EDI Datei)
erzeugt
erzeugt
Bilddaten
Verschlüsselte Daten 
und Signaturen
erzeugt
HTTP Request
Zuständiger
Sachbearbeiter
Originaldatei/Signatur
Bilddatei
EDI-Datei
Prüfprotokoll
erzeugt
 
Abb. 15.2: Prozesssicht: Elektr. Rechnungsverarbeitung bei EDEKA Minden-Hannover 
Elektronische Rechnungsübermittlung 185 
 
 
15.3.3 Anwendungssicht 
Nachdem die Prozesssicht die einzelnen Schritte veranschaulicht, die für eine e-
lektronische Rechnungslegung notwendig sind, wird im Folgenden der Datenaus-
tausch einer erfolgreichen elektronischen Rechnungsabwicklung zwischen den 
einzelnen Softwaresystemen der Lieferanten, 1stbp und EDEKA vorgestellt (vgl. 
Abb. 15.3). Der Lieferant druckt seine Rechnung über den „virtuellen Drucker“, 
der von 1stbp kostenfrei zur Verfügung gestellt wird, worauf ein verschlüsselter 
Druckdatenstrom mit den Rechnungsdaten erstellt wird.  
 
ERP-
Datenbank
Client
Rechnungslegung
Lieferant
Rechnungsprüfung
1stbp
Verarbei-
tungs-
system
Datenextraktion
Datenprüfung
Daten-
konvertierung
Datenbank
Status-
informationen
Rechnungsbearbeitung
EDEKA Minden-Hannover
Bestandsdaten
Rechnungsdaten
ERP-
Client
Workflow-
System
Download-
Manager
Entschlüsselung
Zertifikatpüfung
Rechungs
-prüfungs-
system
Archivie-
rungs-
system
Datenbank
Original 
Rechnung
Rechnungs-
bearbeitung
Rechungs-
freigabe
Aufgaben-
verteilung
Rechnungs-
archivierung
1stbp-
Drucker
Zertifikate
Zertifikat-
archivierung
Prüfprotokoll-
archivierung
Prüfprotokoll   
Abb. 15.3: Anwendungssicht und Integrationsschema EDEKA Minden-Hannover 
Dieser wird an das Verarbeitungssystem auf Seiten der 1stbp gesendet. Das Verar-
beitungssystem der 1stbp extrahiert, prüft und konvertiert die Daten in das für 
EDEKA relevante Datenformat.  
Im Anschluss wird die konvertierte Rechnung verschlüsselt und qualifiziert sig-
niert zum Download für EDEKA zur Verfügung gestellt. Ebenso werden Statusin-
formationen auf Seiten der 1stbp abgespeichert, auf die der Lieferant zugreifen 
kann. Diese beinhalten, ob und wann die Rechnungsdaten bei EDEKA eingetrof-
fen sind. Der Download-Manager auf Seiten der EDEKA greift zyklisch auf das 
Verarbeitungssystem der 1stbp zu, um die Rechnungsdaten und Zertifikate abzu-
holen. Diese werden entschlüsselt und die Zertifikate werden geprüft. Die Rech-
nungsdaten werden an das Rechungsprüfungssystem weitergeleitet und die Origi-
186 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
nalrechnung, das Zertifikat und das Prüfprotokoll werden an das Archivierungs-
system gesendet. Durch die Aktivierung des Workflow-Systems wird der verant-
wortlichen Organisationseinheit die Prüfung der Rechnung zugewiesen. 
15.3.4 Technische Sicht  
Die Lieferanten, die sich an unterschiedlichen Standorten befinden, schicken die 
Rechnungsdaten als Druckdatenstrom oder strukturierten Datensatz unter Einsatz 
verschiedener Protokolle an 1stbp, die diese in ihrem Verarbeitungszentrum erfas-
sen bzw. konvertieren und EDEKA zum Download bereitstellen.  
Lieferant
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EDEKA Minden-Hannover
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Abb. 15.4: Technische Sicht EDEKA Minden-Hannover 
Die Kommunikation zwischen den einzelnen Systemen (vgl. Abb. 15.4) auf Seiten 
der Lieferanten, 1stbp und EDEKA erfolgt grösstenteils über das Internet, entwe-
der über E-Mail (SMTP), HTTP, AS2 (Ausnahme: x.400) zwischen den Lieferan-
ten und 1stbp oder per HTTP zwischen EDEKA und 1stbp. Die Daten, die über 
das Internet ausgetauscht werden, sind jeweils verschlüsselt und signiert. 
Für die Integration der Lösung von 1stbp zur elektronischen Rechnungsübermitt-
lung wird keine spezielle Hardware benötigt. 1stbp stellt für unterschiedlichste 
Betriebssystemkonfigurationen Clients zur Verfügung, die auf einfache Weise bei 
den Lieferanten in das bestehende System integriert werden können. Auf Seiten 
der EDEKA wurde neue Hardware angeschafft, auf der der von 1stbp zur Verfü-
gung gestellte Downloadmanager läuft. 
Projektablauf und Betrieb 187 
 
 
15.4 Projektablauf und Betrieb 
15.4.1 Investitionsentscheidung 
Die internen Kosten, die bei EDEKA für die konventionelle Bearbeitung einer 
papierbasierten Rechnung angesetzt werden, belaufen sich auf 2.- Euro je Rech-
nung. Dies stellt eine sehr niedrige Bemessungsgrenze dar, da dies die Kosten für 
das Scannen, die Nachbearbeitung, mehrstufige Prüfung und Freigabe der Rech-
nung sowie telefonische Unterstützung bei Rückfragen durch die Lieferanten und 
eventuelle postalische Kosten enthält. Die Anschaffungs- und Entwicklungskosten 
für Hardware und die Programmierung der Schnittstellen wurden mit ca. 40'000.- 
Euro angesetzt. Dem entgegen stand ein Einsparungspotenzial von 200'000.- Euro 
bis 400'000.- Euro pro Jahr, unter Annahme einer Kostenreduktion von einem 
Euro pro Rechnung. Die Investitionsentscheidung wurde im Rahmen einer GF-
Sitzung getroffen und die Umstellung auf eine elektronische Rechnungsabwick-
lung wurde als ein Unternehmensziel definiert.  
15.4.2 Projektmanagement und Changemanagement 
Das Projekt wurde aus dem Bereich des Konzernqualitätsmanagements initiiert. In 
die Projektorganisation wurden Teilnehmer aus allen Bereichen der EDEKA hin-
zugezogen, die von der elektronischen Rechnungsverarbeitung betroffen waren. 
Hierzu gehörten Teilnehmer aus den Bereichen Rechnungsprüfung, Logistik, IT, 
Buchhaltung und Revision. Somit war es möglich, schon zu einem frühen Zeit-
punkt Anforderungen der Fachabteilungen aufzunehmen und in die neue Lösung 
mit einzubringen. 
Ein wichtiger Punkt der Einführung der neuen elektronischen Rechnungsabwick-
lung ist in der Reorganisation der internen Rechnungsprüfung und Freigabe zu 
sehen. Vor der Einführung der elektronischen Rechnungslegung mussten die 
Rechnungen eingescannt und überprüft werden, was nun über 1stbp automatisch 
erledigt wird. Es kam hierbei zu einem komplexen (teilweise waren mehr als acht 
Organisationseinheiten betroffen) und zyklischen Prüf- und Freigabeprozess, der 
ggf. mehrere Standorte betraf. Dies konnte sich teilweise lange hinziehen wenn 
bspw. eine inkorrekte Rechnungslegung durch den Lieferanten erfolgte. Die Prü-
fung und die Freigabe der Rechnungen wurden komplett neu organisiert. Es erfolgt 
nun nur noch eine Prüfung auf inhaltliche Korrektheit durch die für die Rechnung 
zuständige Organisationseinheit. Nach Prüfung und Freigabe erfolgt eine automa-
tische Verbuchung und Anweisung der Rechnung. Die einzelnen Fachabteilungen 
wurden aktiv über das neue System informiert. Die Mitarbeitenden wurden im 
Umgang mit den neuen Prozessen und der neuen Software geschult. 
188 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
15.4.3 Entstehung und Roll-out der Softwarelösung 
Für die elektronische Rechnungsabwicklung mussten auf Seiten der EDEKA eini-
ge Schnittstellen implementiert werden, die die bereitgestellten Daten des Downlo-
admanagers den EDEKA-internen Systemen zur Verfügung stellen. Hierzu gehö-
ren das Archivierungssystem, das Workflow-System und das Rechnungsprüfungs-
system. Die fertige Lösung wurde in einer Pilotphase mit ausgewählten Lieferan-
ten für zwei Monate getestet und zwei Monate vor der kompletten Umstellung, für 
eine weitere Validierungsphase, produktiv gesetzt.  
15.4.4 Laufender Unterhalt 
Ein grosser Vorteil der Lösung besteht darin, dass die EDEKA ausser dem Down-
load-Manager keine weitere externe Software installieren musste. Die Wartung der 
von EDEKA programmierten Schnittstellen ist unabhängig von Änderungen am 
Download-Manager, da dieser die Daten dateibasiert zur Verfügung stellt. Da 
Mitarbeitende aus den unterschiedlichsten Organisationseinheiten der EDEKA 
bereits bei der Konzeption und bei der Projekteinführung beteiligt waren, entstan-
den im laufenden Betrieb keine wesentlich neuen Anforderungen. Insbesondere die 
zusätzlich zum Datensatz erfolgte Übermittlung einer bildhaften Darstellung im 
Workflow (die optisch 1:1 der bisher verwendeten Papierrechnung entspricht) 
sorgt für eine sehr hohe Akzeptanz auf der Nutzerseite.  
15.5 Erfahrungen 
15.5.1 Nutzerakzeptanz 
Die Erfahrungen, die in den ersten sechs Monaten gemacht wurden, sind uneinge-
schränkt positiv. Die transparente Darstellung des Prozesses der Rechnungsbear-
beitung aus der Sicht der Lieferanten und die wesentlich schnellere Freigabe und 
damit auch Bezahlung der Rechnung, wird durch alle Beteiligten als positiv bewer-
tet.  
Auf Seiten der EDEKA werden die Veränderungen der Verantwortlichkeiten für 
die Prüfung und Freigabe der Rechnung ebenfalls als sehr positiv angesehen. Die 
Rechnungen werden nun sofort von den zuständigen Organisationseinheiten ge-
prüft und freigegeben. Hierbei entfällt vor allen Dingen die manuelle Pflege von 
Positionsdaten pro Kostenstelle. Diese Daten werden nun übermittelt und direkt 
gebucht bzw. für das Controlling zur Verfügung gestellt. Den Mitarbeitenden, die 
vor der neu eingeführten Lösung in den Rechnungsprüfungsprozess eingebunden 
waren, wurden neue Aufgabenbereiche zugeordnet.  
Erfahrungen 189 
 
 
15.5.2 Zielerreichung und bewirkte Veränderungen 
Grob geschätzt rechnet sich die Lösung für einen Lieferanten ab zehn Rechnun-
gen, die er pro Jahr stellt. Unter dieser Grenze können eventuell Mehrkosten durch 
z.B. die Anschaffung eines Scanners auftreten, die im Abschreibungszeitraum des 
Anschaffungsobjektes nicht amortisiert werden können. Das Ziel ist es, alle Rech-
nungen auf elektronischem Wege abzuarbeiten. Hierzu sollen alle Lieferanten in 
Zukunft ihre Rechnungen über 1stbp auf elektronischem Wege einreichen. Bei 
EDEKA selbst ergaben sich die grössten Änderungen auf organisatorischer Ebene. 
15.5.3 Investitionen, Rentabilität und Kennzahlen 
Für den Lieferanten entstehen Kosten durch den Ausdruck und die Kuvertierung 
sowie für den Papiertransport und das Porto (ca. 1.80 Euro). Auf der Seite von 
EDEKA entstehen Kosten durch das Erfassen (OCR-Scannen) und das manuelle 
Bearbeiten der Rechnungen. Diese müssen steuerpflichtig geprüft, im Konzern 
verteilt und in der Buchhaltung erfasst werden. 
Tab. 15.2: Mindestkosten für eine nicht-elektronische Rechnung 
Ausdruck & Kuvertierung 1,25 € 
Lieferant 
Papiertransport / Porto 0,55 € 
Scannen & OCR 1,00 € 
EDEKA 
Manuelles Bearbeiten/Verteilung 1,00 € 
Auf Seiten der Lieferanten wird ein Einsparungspotenzial von mehr als 0.55 Euro 
angesetzt, da wenigstens das Porto eingespart werden kann. EDEKA rechnet mit 
einem Einsparungspotenzial von mindestens einem Euro pro Papierrechnung. Bei 
einem Potenzial von 400'000 Rechnungen der ca. 440'000 jährlich anfallenden 
Eigenbedarfsrechnungen kann das in Tab. 15.3 aufgeführte Nutzenpotenzial ermit-
telt werden. 
Tab. 15.3: Nutzenpotenzial der 440'000 Eigenbedarfsrechnungen 
Optimal 100 % Umsetzung 400'000 € pro Jahr 
Defensiv 50 % Umsetzung 200'000 € pro Jahr 
Dem gegenüber sind nun die Kosten für den Lieferanten von max. 0.28 Euro je 
Rechnung und eventuell neu entstandene Internetkosten anzusetzen. Ebenso müs-
sen die Lieferanten eventuell einen Scanner kaufen, um mögliche Anlagen, die für 
die Rechnungslegung relevant sind, einzuscannen und diese auf elektronischem 
Weg zu versenden. Auf Seiten von EDEKA muss man den Einsparungen die Kos-
ten für den laufenden Unterhalt gegenüber stellen, die sich auf ca. 20'000.- Euro 
pro Jahr belaufen. Somit werden mindestens 180'000.- Euro bei einer defensiven 
190 EDEKA Minden-Hannover: Elektronische Rechnungsübermittlung 
 
 
Umsetzung bzw. 380'000.- Euro bei einer optimalen Umsetzung pro Jahr einge-
spart. Nicht direkt eingerechnet ist, dass die Rechnungen nun wesentlich zeitnaher 
beglichen werden (Skontoausnutzung) und dass der neu geschaffene Prozess 
transparenter ist. 
15.6 Erfolgsfaktoren 
15.6.1 Spezialitäten der Lösung 
Bei der Innovation im Bereich der Rechnungsabwicklung bei EDEKA handelt es 
sich um eine Lösung, bei der alle Beteiligten einen Mehrwert erzielen. Die Liefe-
ranten können bei 1stbp jederzeit sehen, wie der Status ihrer Rechnung ist, ob die 
Rechnung korrekt war, ob sie bereits abgearbeitet und bereitgestellt oder bereits 
durch EDEKA heruntergeladen wurde. Von den Kunden der 1stbp können Felder 
definiert werden, auf die eine Rechnung von 1stbp untersucht wird.  
15.6.2 Reflexion der „Business Collaboration“ 
Die Lieferanten, wie auch verschiedene Organisationseinheiten der EDEKA, be-
finden sich verteilt an unterschiedlichen Standorten. Der neue Prozess erlaubt, 
unabhängig vom Standort für alle Lieferanten gleich und kostengünstig Rechnun-
gen über das Internet zu versenden. Der Zugriff von EDEKA auf die Rechungen 
erfolgt über 1stbp in mittelnder Position ebenfalls über das Internet, was zu einem 
transparenten Prozess für den Lieferanten führt. Die Zeitdauer, bis eine Rechnung 
bezahlt wird, hat sich signifikant verkürzt. Dies birgt gleichermassen Vorteile 
sowohl für die Lieferanten, da die Rechnung zeitnah beglichen wird, als auch für 
EDEKA, durch die Skontoausnutzung. 
15.6.3 Lessons Learned 
Bei einem nächsten Projekt würde man verstärkt darauf achten, dass die betroffe-
nen Fachabteilungen, die nicht in die Planung des Projektes einbezogen waren, 
früher über die Planung und Entwicklung einer neuen Lösung informiert werden. 
Die Einführung einer Software, die Prozesse und in diesem Fall den Prozess der 
Rechnungsabwicklung signifikant vereinfacht, musste auch organisatorisch Ände-
rungen nach sich ziehen. Bei EDEKA wurde hierbei ein komplexer, mehrstufiger 
und intransparenter Prozess, der mehrere Organisationseinheiten betraf, zu einem 
einfachen und transparenten Prozess umgewandelt, von dem nur noch wenige 
Organisationseinheiten betroffen sind.