Nideröst, SibylleParpan-Blaser, Anne2019-11-142019-11-14https://irf.fhnw.ch/handle/11654/28358Die Untersuchung ging der Fragestellung nach, ob es einen Zusammenhang zwischen den somatischen Kulturen heterosexueller Männer und deren Schutzverhalten gegenüber HIV/Aids gibt. Hierzu wurden mit 23 Männern im Alter zwischen 25 und 65 Jahren Problemzentrierte Interviews geführt. Die Auswahl der Befragten folgte den Grundsätzen des Theoretischen Samplings. Die Auswertung der verbalen Daten erfolgte mittels Offenem Kodieren (grounded theory) und kombinierte diese mit Elementen der Dokumentarischen Interpretation. Die Untersuchung identifizierte vier Typen von somatischer Kultur: (1) die Orientierung an einer Vision, die von der Erreichung eines idealen Körper-Geist-Verhältnisses getragen wird, (2) die Orientierung am Körper als Gegner, deren Spezifik im ständigen Kampf mit dem Körper zwischen Kontrolle und Laisser-aller liegt, (3) die Orientierung an der Funktionalität des Körpers, bei der der Erhalt der Leistungsfähigkeit des Körpers für die Arbeit im Vordergrund steht und damit dessen Schonung und die Vermeidung von Risiken, und (4) die Orientierung an der Nachlässigkeit, die in der Nichtbeachtung des Körpers ihren Ausdruck findet. Weiter zeigte sich, dass Männer mit vergleichbaren gesellschaftlichen Positionen in ihrem Umgang mit dem Körper gleichgelagerten kollektiven Orientierungsmustern folgen. Die zentrale Erkenntnis lautet, dass die Wahl bzw. die Ausgestaltung der unterschiedlichen Schutzstrategien gegenüber HIV derselben Orientierung folgt, wie das kollektive Muster im Umgang mit dem Körper. Hieraus folgt die These, dass die somatischen Kulturen die HIV-bezogenen Schutzstrategien dieser Männer tatsächlich prägen. Die untersuchten Männer teilen sich in zwei Gruppen: in Männer, die explizit eine Schutzstrategie wählen, wie die Visionären und die den Körper als Gegner Wahrnehmenden, und in Männer die keine explizite Schutzstrategie wählen, wie die Funktionalen und die Nachlässigen. Dieses Ergebnis ist als Hinweis darauf zu verstehen, dass bestehende Erklärungsmodelle von Schutzverhalten gegenüber HIV/Aids zusätzlich zu den bewährten sozialkognitiven Variablen auch die Zugehörigkeit der Untersuchten zu einem bestimmten Typus somatischer Kultur berücksichtigen sollten.HIV/AidsHIV/Aids-PräventionKondomgebrauchSchutzstrategienSchutzverhaltenSomatic culture300 - SozialwissenschaftenKondomgebrauch bei heterosexuellen Männern. Zum Zusammenhang von Schutzverhalten und somatischer Kultur00 - Projekt