Nadai, Eva

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Nadai
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Eva
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Nadai, Eva

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  • Publikation
    Ohne Ausbildung - ohne Aussichten? "Unqualifizierte"Arbeitskräfte und Prekarität
    (21.10.2020) Nadai, Eva
    Der Strukturwandel des Arbeitsmarkt als Folge von technologischen Umwälzungen und Globalisierung hat dazu geführt, dass in der Schweiz ein Grossteil der sogenannt ‘einfachen’ Jobs, für die es keine Ausbildung braucht, über die letzten Jahrzehnte abgebaut wurde. Gleichzeitig ist der Anteil an Erwachsenen ohne post-obligatorische Bildung geschrumpft auf aktuell noch rund 12% der Bevölkerung. Im Schweizer Arbeitsmarkt ist ein Berufsabschluss oder eine höhere Bildung die Norm. Die zunehmend marginale Gruppe der Ausbildungslosen gilt als sozialpolitisches Problem und wird als «nicht beschäftigungsfähig» stigmatisiert. «Unqualifizierte» sind tatsächlich überdurchschnittlich oft von Arbeitslosigkeit, prekärer Beschäftigung und Armut betroffen. In meinem Beitrag diskutiere ich den Zusammenhang von Qualifikation und Prekarität anhand einer laufenden Studie zur Beschäftigungsfähigkeit von Unqualifizierten. Qualifikation ist einerseits ein formaler Nachweis über den Erwerb von Wissen und Fähigkeiten. Sie ist anderseits auch ein soziales Verhältnis: ein Ausdruck von gesellschaftlichen und betrieblichen Wertzuschreibungen. Umgangssprachlich werden Personen ohne formalen Abschluss oft als «ungelernt» bezeichnet. Aber natürlich können und wissen sie nicht einfach nichts. Vielmehr verfügen sie über Arbeitsvermögen, das von Betrieben in spezifischen Funktionen produktiv und profitabel genutzt wird – z.B. in Tätigkeiten, die sich nicht oder nur mit hohen Kosten automatisieren lassen. Dieses Wissen und Können wird jedoch systematisch entwertet, was die Arbeitskraft billiger und austauschbar macht. Arbeitsvermögen, dass nicht mit einem Diplom nachgewiesen werden kann, lässt sich im Arbeitsmarkt schlecht transferieren. Dieses Manko kann durch Stellensuche über persönliche Netzwerke kompensiert werden, aber zunehmend rekrutieren Betriebe über Temporärbüros oder Online-Kanäle. Das erhöht die Hürden zum Arbeitsmarkt und verstärkt die Unsicherheit der Beschäftigung. Die Studie bestätigt die Risiken der Ausbildungslosigkeit: die Mehrheit der Befragten ist ein- oder mehrmals arbeitslos, viele arbeiten zu Tieflöhnen oder sind phasenweise unterbeschäftigt. Aber nur bei einem Drittel des Samples ist der gesamte Erwerbsverlauf durchgängig oder mehrheitlich durch Prekarität gekennzeichnet. Die grösste Gruppe hat einen stabilen Erwerbsverlauf: sie sind kontinuierlich beschäftigt, aber in Jobs mit tiefem Lohn und ohne Entwicklungschancen. Einem Teil der Befragten gelingt ein meist betriebsinterner beruflicher Aufstieg in eine anspruchsvollere Position mit Führungsverantwortung und höherem Lohn. Das zeigt, dass die Grenzen zwischen unqualifizierter und qualifizierter Arbeit je nach betrieblichem Bedarf anders gezogen werden. Die Prekarität der Erwerbssituation hängt stärker von den Personaleinsatzstrategien der Betriebe ab als von Orientierungen und vom Bildungsverhalten der unqualifizierten Arbeitskräfte. Entsprechend kann die sozial-politische Strategie der Förderung individueller Beschäftigungsfähigkeit nur eine begrenzte Wirkung haben.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Die Beschäftigung von Behinderten zwischen „sozialer Verantwortung“ und „ökonomischer Realität“. Betriebliche Kalküle und Formate zur Wertbestimmung von Arbeitskräften
    (10.06.2016) Nadai, Eva
    Im Zuge der rekommodifizierenden Transformation des Wohlfahrtsstaats der letzten Jahrzehnte wurden die Grenzen der Arbeitsfähigkeit ausgedehnt. Insbesondere sind gesundheitliche Beeinträchtigungen nicht mehr die „besten Passierscheine (...) um in den Genuss von Fürsorge zu kommen“, wie Robert Castel einst postulierte. International setzt die Behindertenpolitik verstärkt auf die Reintegration von Behinderten in den Arbeitsmarkt. Der Erfolg dieser Politik ist indes abhängig von der Bereitschaft von Unternehmen, tatsächlich Arbeitskräfte (weiter) zu beschäftigen, deren Leistungsfähigkeit infrage steht. Aus wirtschaftssoziologischer Perspektive stellt sich das soziale Problem der Beschäftigung von Behinderten als Frage der Wertbestimmung von Arbeitskraft dar; sozialpolitisch als Frage der adäquaten Steuerungsinstrumente. Die Behindertenpolitik laviert gegenwärtig zwischen (finanziellen) Anreizen und rechtlichen Auflagen für Arbeitgeber. Weil letztere in der Schweiz weitgehend fehlen, setzen Politik und Invalidenversicherung (IV) auf Überzeugungsarbeit. In Öffentlichkeitskampagnen und im direkten Kontakt zwischen IV-Stellen und Unternehmen lässt sich eine Gemengelage von ökonomische Argumenten und Appellen an soziale Verantwortung beobachten. Die Beschäftigung von „leistungseingeschränkten“ Arbeitskräften wird als ökonomisch und sozial profitable „win-win“-Situation dargestellt. Gleichzeitig wird argumentiert, dass die soziale Gesinnung von Arbeitgebern nicht durch Appelle und Anreize erzeugt werden könne, sondern schon gegeben sein müsse, damit Unternehmen sich auf die Anstellung von Behinderten einlassen. Von Unternehmen wird primär auf „soziale Verantwortung“ rekurriert, die jedoch durch „ökonomische Realitäten“ begrenzt wird. Der Beitrag diskutiert die Legitimationen und betrieblichen Konstruktionen von sozialer Verantwortung und ökonomischer Realität. Die empirische Basis bildet eine ethnografische Studie zu den Praktiken von IV-Stellen und Unternehmen.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Fremdkörper im Feld. Ethnographische Positionen in der Organisationsgesellschaft
    (23.02.2016) Nadai, Eva
    Ethnographie ist die widersprüchliche Kunst sich auf planlos-systematische Weise das Fremde vertraut zu machen und davon auf glaubwürdige Weise Zeugnis abzulegen. Zu diesem Zweck muss sich die Ethnographin mit ihrer ganzen Person dem ausgewählten Feld aussetzen und mehr oder weniger langfristige Beziehung zu den Mitgliedern dieses Felds eingehen, ohne indes ein gewisses Mass an professioneller Distanz aufzugeben. In den ausgedehnten methodischen Erörterungen zum Verhältnis des Forschers zum Feld gilt im Allgemeinen das Erlangen eines Insiderstatus. Ethnographie in pädagogischen und sozialen Feldern findet zu einem grossen Teil im Kontext formaler Organisationen und bezieht sich auf professionalisierte Praxen. Aus strukturellen Gründen - selbst gesetzten Parametern und vom Feld auferlegten Beschränkungen - bleibt die Ethnographin hier jedoch tendenziell ein Fremdkörper. Vor dem Hintergrund der ökonomisierten „audit society“ (Michael Power) wird Forschung zum einen oft als Evaluation respektive Prüfung codiert, zum anderen mit Nutzenerwartungen konfrontiert. Dies hat Folgen für die Positionierung der Ethnographin in Bezug auf den Feldaufenthalt und in Bezug auf die Beschreibung des Feldes. Entsprechende Kontroll- und Distanzierungsstrategien des Feldes erschweren die Bewegungsfreiheit der Forschenden und den Beziehungsaufbau erheblich, geben aber zugleich Auskunft über Organisationsroutinen, Wissensbestände und Relevanzen. Insofern die Forschung als Prüfung gerahmt wird, werden ambivalente Erwartungen an die Darstellung der Forschungsergebnisse gerichtet, die vor allem dann zu Konflikten führen, wenn die Ethnographen die „Leichen im Keller ausgraben“, d.h. implizites Wissen und (widersprüchliche) Praktiken sichtbar machen.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Bridging the Gulf between Welfare and Economy. Collaboration between Disability Insurance and Employers
    (27.09.2015) Nadai, Eva
    Over the past 15 years inter-institutional cooperation has become a prominent topic in social policy in Switzerland, especially with respect to the labour market integration of the unemployed. In all cantons concrete collaboration projects have been established. However, while these projects may improve inter-organizational collaboration within the welfare system they fall short of addressing the missing link of occupational integration, namely including employers into respective networks. After all, the success of welfare state efforts to reintegrate the unemployed hinges on the decisions of business enterprises to actually employ these people. Especially in the disability insurance (IV) the collaboration with employers has become a pressing issue. Following a marked increase in pensions and costs during the 1990s and influenced by OECD recommendations the IV has undergone several major reforms aimed at strengthening the focus on occupational integration. Employers are here seen as key players. The paper argues that bridging the gulf between welfare and economy poses the twofold problem of establishing organizational networks and of reframing the cultural conventions of social and economic action. On the organizational level the cantonal IV-offices are “translating” cooperation models developed earlier for collaboration within the welfare system to cooperation with employers and other insurers, while at the same time establishing one-to-one contacts with individual business enterprises. Regarding cultural reframing, they have to invoke a complex array of social and economic rationales to persuade businesses to employ workers with “limited productivity”.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Moral Economy. The Employment of People with Disability and the Shifting Responsibilities for the Social
    (03.09.2015) Nadai, Eva
    Social scientists describe the radical transformation of welfare states in the past decades as a neoliberal economization of the political and the social. The economic logic of the market has become the dominant regulatory principle of all societal spheres with respect to both means and ends. Most often these processes are portrayed as unidirectional: it is the economic logic that colonises the social, political and personal spheres. In this paper the perspective is reversed. Drawing on Ronen Shamir’s thesis of “market-embedded morality” and on the theoretical framework of the sociology of conventions the occupational integration of people with disabilities is analysed as an example of the shifting responsibilities for the social. The focus is on the interactions of the Swiss invalidity insurance (IV) and businesses with respect to the employment of the disabled. The recent revisions of the invalidity insurance in Switzerland have introduced more financial incentives and support for employers, without establishing corresponding legal obligations. In this context the cantonal IV offices resort to moral and normative means instead, while at the same time still ‘arguing the business case’ for the social commitment of employers.
    06 - Präsentation