Tappert, Simone
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Urbane Nachbarschaft – Raum des Alltäglichen, Ressource und Interventionsebene
2022, Tappert, Simone, Drilling, Matthias, Tappert, Simone, Schnur, Olaf, Käser, Nadine, Oehler, Patrick
Die Frage nach den Potenzialen von Nachbarschaften gewinnt derzeit wieder an Bedeutung. Gründe dafür liegen unter anderem in der zunehmenden Unübersichtlichkeit infolge von Pluralisierungs- und damit verbundenen Ausdifferenzierungsprozessen. Die Planung und Steuerung von Städten folgt heute keinem kategorischen Imperativ mehr, verortet sich in Hyperdynamiken und erfordert von Expert*innen aus den unterschiedlichen Handlungsfeldern die Fähigkeit, mit Mehrdeutigkeiten und Unsicherheiten umzugehen. Im Suchprozess nach geeigneten Interventionsebenen werden Nachbarschaften als stabile „Keimzellen“ der Lebenswelt konstruiert, und die Reduktion auf überschaubare sozialräumliche und territoriale Ausschnitte suggeriert Berechenbarkeit und Planbarkeit. Der Beitrag durchbricht dieses Verständnis und konzeptualisiert Nachbarschaften als etwas Situatives, Kontextabhängiges und Prozessuales, das auf der Basis eines gemeinsam geteilten Raumes durch menschliches Handeln im Alltag entsteht. Nähe und Distanz, Annäherung und Abgrenzung, sowie Ideale des Mit- und Nebeneinanders in städtischen Räumen werden dabei am geteilten Wohnort kontinuierlich verhandelt. Nachbarschaft aus einer alltagstheoretischen Perspektive zu konzeptualisieren, soll dabei eine Unter- und Überschätzung des lokalen Potenzials von „Nachbarschaft“ in der Stadtentwicklung sichtbar machen.