Vorwerg, Constanze

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Vorwerg, Constanze

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  • Publikation
    Testverfahren und Sprachgebrauch bei Aphasie in der deutschsprachigen Schweiz
    (11/2015) Widmer Beierlein, Sandra; Vorwerg, Constanze
    Einleitung Die Ziele einer Aphasiediagnostik bestehen darin entscheiden zu können, ob eine Aphasie vorliegt, die individuellen Probleme des Patienten zu erfassen und seine Ressourcen zu erkennen (Steiner, 2008:43). In der Sprachtherapie der deutschsprachigen Schweiz stehen Therapeuten nur standardisierte Verfahren aus Deutschland zur Verfügung. Es ist bisher ungeklärt, ob die deutschen Tests, die sich am dortigen Standard orientieren, die Sprachrealität Schweizer PatientInnen ausreichend abbilden. Die deutschschweizer Sprachsituation unterscheidet sich von derjenigen Deutschlands auf verschiedenen Ebenen: 1. In der deutschsprachigen Schweiz werden Dialekt und Hochdeutsch in unterschiedlichen Kontexten mit unterschiedlichen Funktionen verwendet (Rash, 2002). 2. Zwischen Hochdeutsch und den Schweizer Dialekten bestehen je nach linguistischer Ebene grosse sprachstrukturelle Unterschiede. 3. Der Dialekt geniesst in der Schweiz hohes Prestige und wird unabhängig vom sozialen Status des Sprechers verwendet. Dies zeigt sich auch in der eidgenössischen Volkszählung 2000: Dort geben 99% der Deutsch sprechenden Bevölkerung der Deutschschweiz an, mit ihren Angehörigen Dialekt zu sprechen (Werlen, 2004). Bisher existieren keine Daten darüber, welche Testverfahren von Schweizer LogopädInnen zur Diagnostik von Aphasien eingesetzt und welche Rolle der Dialekt im Umgang mit PatientInnen spielt. Für die vorliegende Studie ergeben sich draus folgende Fragestellungen: a) Wie häufig werden Dialekt und Hochdeutsch im Alltag mit den PatientInnen verwendet? b) Welche Tests werden in der Deutschschweiz für die Diagnostik bei Aphasie am häufigsten eingesetzt? c) Sehen Therapeuten die Notwendigkeit für Testanpassungen an die Schweizer Sprachsituation? Methodik Es wurde ein Onlinefragebogen mit 22 Fragen zu vier Themenkomplexen entwickelt. Die Fragen bezogen sich auf die allgemeine Berufssituation, den Sprachgebrauch im Alltag, die Testsituation bei Aphasie und demographische Daten. Der Link zur Umfrage wurde an LogopädInnen in der deutschsprachigen Schweiz verschickt, die in Spitälern, Rehakliniken und privaten Praxen arbeiten. An der Befragung nahmen 82 LogopädInnen aus 17 Kantonen teil. Ergebnisse Die Ergebnisse zeigen, dass der Dialekt die am häufigsten verwendete Sprache im Alltag mit PatientInnen darstellt. So verwenden fast alle Teilnehmenden (80/82) mit PatientInnen regelmässig Dialekt. Hochdeutsch hingegen wird nur von 64 der Befragten verwendet. Der mit Abstand am häufigsten verwendete Test in der deutschsprachigen Schweiz ist der AAT (Aachener Aphasie Test). Er wird von 65 Personen am häufigsten für die Diagnostik eingesetzt, gefolgt vom Bias (Bielefelder Aphasiescreening) (16), der ACL (Aphasie-Checkliste) (15), dem BMTDA (Basel Minnesota Test) (12) und einem eigenen Screening (6). Eine große Mehrheit der Befragten (63) hält ausserdem dialektale Anpassungen bei der Diagnostik von Aphasien in der Schweiz für notwendig. Diese betreffen vor allem den Wortschatz und die Grammatik. Diskussion und Ausblick Die Befragung zeigt, dass in der deutschschweizer Sprachtherapie eine Diskrepanz besteht zwischen Sprachgebrauch und Testrealität. Der Dialekt dominiert in der Kommunikation mit den PatientInnen, während der AAT Hochdeutsch als Testsprache vorschreibt. Es stellt sich deshalb die Frage, ob die Anforderungen an eine Aphasiediagnostik unter diesen Umständen erfüllt werden können und ob dem sprachstrukturellen Abstand zwischen Hochdeutsch (Test) und Schweizerdeutsch (Alltag) genügend Rechnung getragen wird. Eine weiterführende Studie soll mit Videodaten klären, wie Therapeutinnen und PatientInnen in der Testsituation mit diesem Dilemma umgehen. Daraus sollen Empfehlungen für den Umgang mit deutschen Tests in der Schweiz abgeleitet werden.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Language Use in Aphasia Testing in German-Speaking Switzerland
    (05/2015) Widmer Beierlein, Sandra; Vorwerg, Constanze; Lissoni, Laura
    This paper presents data on the use of Swiss German dialects and standard High German in situations of aphasia testing. In the German-speaking part of Switzerland, the use of dialect vs. standard language depends on context (Rash, 2002) and does not correlate with the social status of the speaker (Werlen, 2004). Dialect is used in oral communication among Swiss-German speakers, except in contexts such as class, parliament or partly church. The dialect is native language, whereas many speakers feel not comfortable when speaking High German. The fact that standardised tools are only available in High German to assess aphasia raises a number of questions: (1) What does the language use of speechlanguage pathologists (SLPs) look like? (2) Does code-switching between Swiss and High German occur in SLPs and patients in aphasia-testing situations? (3) Do SLPs see the need for a diagnostic tool that accounts for the Swiss language situation? Two different methods have been employed to address these questions. To answer the first and the third question, an online questionnaire was sent to SLPs working in Germanspeaking Switzerland in different settings like hospitals, rehabilitation centres and SLPs’ practices. In addition to demographic, working-situation and test-use details, the questionnaire collected data about the varieties used in daily life and in clinical settings, as well as suggestions for relevant aspects for test development for Switzerland. 82 SLPs from 17 cantons completed the questionnaire. The second question was addressed with a case study involving two SLPs testing one client each with the Aachen Aphasia Test (AAT; Huber et al., 1983), a standardised test specifically developed for the German language containing several subtests targeting different linguistic modalities. SLP-patient interactions were video-recorded, transcribed, and analysed with respect to code-switching. Results show that not only native speakers of Swiss German (81% of participants), but all SLPs indicate to use dialect in clinical contexts (80/82) and in their daily life (77), even though some individual cases might involve a non-Swiss dialect or a light adaptation of High German towards Swiss German. Most SLPs use both Swiss and High German for communication with their patients, and many use also other languages, such as Italian or French. The case studies on variety use in testing situations reveal that both SLPs and patients code-switch between varieties, with patients showing more code-switching, in some instances possibly to bypass word-finding problems in High German. SLPs’ code-switching shows some systematicity; in addition the pronunciation of Swiss High German varies. The survey data show that a large majority of SLPs (63/82) regard a taking-into-account of the Swiss language situation as important for aphasia test developments. Most think that all linguistic levels should be included in this.
    06 - Präsentation
  • Publikation
    Aphasiediagnostik in der deutschsprachigen Schweiz
    (Schulz-Kirchner, 2015) Widmer Beierlein, Sandra; Vorwerg, Constanze [in: Forschung Sprache]
    Zusammenfassung Hintergrund: Bisher haben Nicht-Standard-Sprachvarietäten in der Aphasiediagnostik wenig Beachtung gefunden. Die deutschsprachige Schweiz weist mit der Verwendung von Dialekt und (Schweizer-)Hochdeutsch in unterschiedlichen Kontexten Merkmale einer Diglossie auf. Im Gegensatz zu anderen Dialektgebieten, genießt der Dialekt in der Schweiz hohes Prestige. Für die Aphasiediagnostik stehen LogopädInnen ausschließlich normierte und standardisierte Verfahren aus Deutschland zur Verfügung, die die Diglossie nicht berücksichtigen. Es stellt sich deshalb die Frage, welche Sprachen im Umgang mit PatientInnen hauptsächlich verwendet werden und welche Testverfahren oder Screenings zum Einsatz kommen. In der Schweiz existieren hierzu bisher keine Daten. Ziele: Die vorliegende Untersuchung erhebt erstmals den Sprachgebrauch von LogopädInnen und ihre Testauswahl für die Aphasiediagnostik in der Schweiz. Methoden: Ein Onlinefragebogen wurde an 370 LogopädInnen geschickt. 82 komplett ausgefüllte Fragebögen wurden ausgewertet. Ergebnisse: Die Auswertung zum Sprachgebrauch zeigt, dass alle LogopädInnen unabhängig von ihrer Muttersprache angeben, mit den PatientInnen Dialekt zu sprechen. Von den Testverfahren wird der Aachener Aphasie Test (AAT) am häufigsten verwendet (79 %), aber 30 % greifen regelmäßig auf ein selbstentwickeltes Screening zurück. Dialektale Anpassungen von Testverfahren an die Schweizer Sprachsituation halten 77 % der Teilnehmenden für notwendig. Diskussion: Es besteht das Bedürfnis, die Schweizer Sprachsituation für die Diagnostik bei Aphasie zu berücksichtigen. Selbstentwickelte Screenings könnten dazu dienen, auf die sprachliche Vielfalt im Patientenalltag flexibel zu reagieren. Es stellt sich deshalb die Frage, wie mit den vorhandenen Tests aus Deutschland in der konkreten Diagnostiksituation umgegangen wird. Eine weiterführende Studie soll diese Frage anhand von Videoaufnahmen klären.
    01A - Beitrag in wissenschaftlicher Zeitschrift