Praktiken pädagogischer Ortsgestaltung. Eine ethnographische Studie im sozialpädagogischen Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (kurz: Porta OKJA)

dc.contributorReutlinger, Christian
dc.contributorBrüschweiler, Bettina
dc.contributorHüllemann, Ulrike
dc.contributorNussio, Michela
dc.contributorPerera, Caroline
dc.contributorZimmermann, Dominic
dc.date.accessioned2025-11-12T08:59:30Z
dc.description.abstractAusgangslage: Die von Michel Foucault Ende der 1960er Jahren diagnostizierte „Epoche des Raumes“ hat in den vergangenen zwei Dekaden in den Sozial-, Geistes- und Kulturwissenschaften an Kontur gewonnen: Während Raum lange als territoriale Szenerie, vor der sich menschliches Handeln abspielt, aufgefasst und damit meist vernachlässigt wurde, wird heute im Zuge des mit dem „spatial turn“ verbundenen Paradigmenwechsels die konstitutive Bedeutung von Raum in sozialen Zusammenhängen als grundlegende Dimension menschlichen Handelns systematisch mitgedacht und theoretisch begründet. Es zeigt sich, dass sich bestimmte raumtheoretische Grundlagen wie etwa eine relationale Raumauffassung durchsetzen, nach der v.a. Raumherstellungs- bzw. Raum(an)ordnungsprozesse in den Blick kommen. Die in (sozial)pädagogischen Fachdiskussionen aktuell verbreitete Verwendung von Raumbegriffen legt jedoch – blickt man mit einer raumtheoretisch fundierten „Brille“ auf den Diskurs – die Vermutung nahe, dass der disziplinäre Raumthematisierungsboom nicht wie in vielen anderen Disziplinen mit einer Systematisierung der verwendeten Raumbegriffe einherging, sondern weiterhin – teils pragmatisch – territoriale Raumvorstellungen verbreitet sind, verbunden mit nur teilweise reflektierten Herausforderungen für pädagogisches Handeln. Diese Tatsache verwundert einerseits mit Blick auf theoretische Entwicklungslinien in der Sozialpädagogik, nach denen bereits lange vor dem Einsetzen des aktuellen Raumthematisierungsbooms systematisierende Überlegungen zu pädagogischen Raumvorstellungen wie auch zur Bedeutung von Raum für pädagogisches Handeln angestellt wur-den. Raum im soziologischen Sinne wird pädagogisch vorwiegend im Rahmen der Gestaltung „pädagogischer Orte“ zur Unterstützung von Aneignungsprozessen thematisiert. Ähnliche Überlegungen zeigen sich auch in konkreten Handlungstraditionen in der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (OKJA): Pädagogisches Handeln wird konzeptionell als Ortsgestaltungshandeln aufgeschlossen. Doch auch wenn mit der Anknüpfung der Überlegungen zur pädagogischen Ortsgestaltung an Aneignungsprozesse eine territoriale bzw. absolute Vorstellung vom Raum abgelehnt werden muss, bleiben pädagogische Reflexionen zum Raum an vielen Stellen abstrakt und wenig anschlussfähig für die Ebene pädagogischen Handelns. Zudem existieren auch für das Arbeitsfeld der OKJA, in dem pädagogische Ortsgestaltung nahezu einstimmig auf einer konzeptionellen Ebene eine wichtige Rolle zugesprochen wird, kaum empirische Erkenntnis-se darüber, was JugendarbeiterInnen konkret tun, wenn sie pädagogisch „mit dem Ort“ arbeiten. Forschungsfrage und angestrebte (Erkenntnis-)Ziele: Im beantragten Projekt sollen deshalb – unter Bezugnahme auf die relatio-nale Raumvorstellung nach Martina Löw im Sinne einer Heuristik - über eine explorative empirische Erhebung des Ortsgestaltungshan-delns von JugendarbeiterInnen Formen pädagogischen Arbeitens mit dem Ort in der offenen Kinder- und Jugendarbeit detailliert be-schrieben und anschliessend „theoretisiert“ werden, um damit zu einer Systematisierung der pädagogischen Vorstellungen vom Ort und darauf bezogenen pädagogischen Handelns beizutragen. Die Erkenntnisse aus dem Projekt liefern für das Arbeitsfeld der OKJA über die Versprachlichung expliziten wie auch in Praktiken eingelagerten impliziten Wissens wichtige Grundlagen zur reflexiven Weiterentwick-lung ihrer Praxis. Konkret sollen folgende Fragen empirisch beantwortet werden: Wie arbeiten JugendarbeiterInnen mit dem „pädagogischen Ort Jugendhaus“? Welche Formen pädagogischer Ortsgestaltung zeigen sich in ihrem pädagogischen Handeln?Aus den beiden übergeordneten Fragen ergeben sich folgende Teilfragestellungen: •Welche Ortsaspekte beziehen JugendarbeiterInnen am „pädagogischen Ort Jugendhaus“ in ihr Handeln ein? •Wie werden diese Ortsaspekte von den JugendarbeiterInnen miteinander verknüpft? •Welches implizite wie explizite Wissen leitet JugendarbeiterInnen in ihrem Ortsgestaltungshandeln? •Wie binden JugendarbeiterInnen den pädagogischen Ort im Rahmen der Ortsgestaltung in den konkreten historisch-lokalen Kontext ein?Methodisches Vorgehen: Zur Annäherung an einen bisher kaum untersuchten Forschungsgegenstand und zur Beantwortung der formulierten Fragestellungen, die auf die Beschreibung und das „zur Sprache bringen“ expliziten wie auch in Praktiken implizit eingela-gerten Wissens zielen, bietet sich ein ethnographisches Vorgehen an. Ethnographien liegt ein Erkenntnisstil des Entdeckens über die „Befremdung der eigenen Kultur“ zugrunde. Sie ermöglichen es ausserdem, ins Arbeitsfeld implizit eingelagerte Wissensbestände über Beobachtungen auf eine sprachliche Ebene zu bringen bzw. deren Versprachlichung im Rahmen ethnographischer Interviews anzure-gen sowie bereits vorhandene Daten im Sinne relevanten Kontextwissens einzubeziehen. Im beantragten Projekt werden sechs Fälle im Arbeitsfeld der OKJA in der Schweiz intensiv ethnografisch erforscht. Gemäss dem Ziel der Theoriebildung wird über ein schrittweises, sich an der entwickelnden Theorie ausrichtendem theoretischen Sampling in der Erhebung und Auswertung der ersten vier Fälle ein möglichst breites Spektrum an Praktiken der pädagogischen Gestaltung von Orten angestrebt. Mit der Erhebung von zwei weiteren Fällen sollen zusätzliche gezielte Fokussierungen bzw. Detaillierungen ermöglicht werden. Über den Einbezug von ExpertInnen aus dem Arbeitsfeld der OKJA Schweiz aus drei Sprachregionen in drei Workshops kann fundiertes Expertenwissen während der gesamten Projektlaufzeit ins Projekt einfliessen und im Projekt gewonnenes Wissen direkt diskutiert werden.
dc.description.urihttps://data.snf.ch/grants/grant/153167
dc.identifier.urihttps://irf.fhnw.ch/handle/11654/53893
dc.subjectOpen youth work
dc.subjectPedagogical spaces
dc.subjectPedagogical environment
dc.subjectSocial pedagogy
dc.subjectEthnography
dc.subject.ddc360 - Soziale Probleme, Sozialdienste, Versicherungen
dc.titlePraktiken pädagogischer Ortsgestaltung. Eine ethnographische Studie im sozialpädagogischen Feld der Offenen Kinder- und Jugendarbeit (kurz: Porta OKJA)
dc.type00 - Projektde_CH
dspace.entity.typeProject
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fhnw.Project.ContactReutlinger, Christian
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fhnw.Project.ManagerReutlinger, Christian
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fhnw.Project.Typeangewandte Forschung
fhnw.affiliation.hochschuleHochschule für Soziale Arbeit FHNWde_CH
fhnw.affiliation.institutInstitut Sozialplanung, Organisationaler Wandel und Stadtentwicklung
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