Desk research "Elternwissen zu Themen rund um Bindung und Sensitivität"

Desk research "Elternwissen zu Themen rund um Bindung und Sensitivität"

DOI der Originalpublikation

URI

https://irf.fhnw.ch/handle/11654/31325

Projekttyp

Dienstleistungsprojekt

Projektbeginn

01.01.2020

Projektende

30.04.2020

Projektstatus

abgeschlossen

Projektkontakt

Flammer, Patricia

Projektmanager:in

Flammer, Patricia

Beteiligte

Beschreibung

Zusammenfassung

Kinderschutz Schweiz beauftragte Ende 2019 die Hochschule für Soziale Arbeit FHNW mit einer Desktop Recherche zum Thema Elternwissen und Erziehungseinstellungen. Ziel war, einen groben Überblick über den aktuellen Stand sozialwissenschaftlicher Forschung zu erzieherischen Ideen und Einstellungen bei werdenden Eltern und jungen Eltern mit Kindern bis 8jährig zu erhalten. Primär interessierte dabei die Situation in der Schweiz. Im Zentrum der Recherche stand Elternwissen zu psychologischen Themen im Gebiet der Bindungssicherheit und elterlichen Sensitivität. Darüber hinaus interessierte, inwieweit zu dieser Zielgruppe zu diesen spezifischen Themen in der Schweiz (nachgeordnet auch im deutschsprachigen Raum) wissenschaftliche Studien vorliegen, um allfälligen Forschungsbedarf abzuleiten. Zusammenfassung der Ergebnisse: In den angetroffenen Studien in deutschsprachigen Ländern wurde dem Erziehungsverhalten deutlich mehr Aufmerksamkeit geschenkt als den Erziehungseinstellungen; wenn letzteres thematisiert wurde, dann gekoppelt an ersteres. Zu Erziehungseinstellungen gab es einige (auch Schweizer) Forschungsarbeiten, welche Einflussfaktoren auf Erziehungseinstellungen, Auswirkungen von Erziehungseinstellungen auf die kindliche Entwicklung oder die Wirkung von elterlichen Interventions-/Präventionsprogrammen auf Erziehungsverhalten und -einstellung untersuchten. Zu den interessierenden «Inhalten» von elterlichen Erziehungseinstellungen gibt es wenige Studien. Diese Arbeiten beforschten elterliche Erziehungseinstellungen meist im Kontext von Erziehungswerten und -zielen. In diesem Zusammenhang erwiesen sich die Erziehungsstile als Konstrukt als am hilfreichsten, um einen gewissen Zugang zu elterlichen Ideen in Bezug auf die interessierenden Themen Bindung und Sensitivität zu erhalten. Elternbefragungen zu inhaltlichen Erziehungseinstellungen bzw. zu elterlichen Erziehungswerten liegen als aussagekräftige, da (annähernd) repräsentative Studien vereinzelt aus Deutschland und Österreich vor, nicht jedoch aus der Schweiz. Eine Ausnahme stellt in der Schweiz die Thematik von Gewaltanwendung in der elterlichen Erziehung dar, zu welcher es einzelne qualitativ hochwertige, fast repräsentative Studien gibt. Entsprechend der dürftigen Forschungslage zum inhaltlichen Kern der Fragestellung konnten relativ wenig Erkenntnisse über erzieherische Ideen und Einstellungen von Eltern spezifisch im Bereich Bindung und Sensitivität gewonnen werden. Sicher eine nützliche Erkenntnis ist, dass zwar rund 80% der Eltern den autoritativ-partizipativen Erziehungsstil als Ideal und damit verbundene Werte befürworten, aber nur ca. 20% tatsächlich diesen Anspruch umsetzen können. Dieser von Sensitivität geprägte Erziehungsstil ist gemäss empirischer Evidenz der angemessenste für Kinder (auch kleine Kinder). Mit ihm sind verschiedene elterliche Haltungen und Tätigkeiten verbunden, welche die sichere Bindungsentwicklung befördern. Ebenfalls spannend war die Erkenntnis, dass Eltern mit einem autoritären/kontrollierenden Erziehungsstil offensichtlich über weniger (auch bindungsrelevantes) Erziehungswissen verfügen. Leider differenzierten die Studien in der Regel nicht nach Altersgruppen der Kinder, wenn es um elterliche Erziehungseinstellungen ging. Über Erziehungswissen und -einstellungen von werden-den Eltern wurde in der Literaturrecherche nichts angetroffen. Im Bereich der Einstellungen zu Körperstrafen eine wichtige Erkenntnis ist, dass die Einführung eines Gewaltverbots in der Erziehung in Deutschland nachweislich die elterlichen Einstellungen in Bezug auf Gewalt in der Erziehung zum Positiven verändern konnte. In der Schweiz konnte hingegen eher konstatiert werden, dass zwar körperliche Strafen nicht zunahmen zwischen 1997 und 2004, jedoch Bestrafungsweisen wie Liebesentzug und Isolation.