Re-Figuration des sozialen Wohnbaus – eine explorative Studie zum Wiener Gemeindebau

Abstract

Insbesondere für armutsbetroffene und -gefährdete Menschen zeichnet sich eine neue Prekarisierung des Wohnens ab (neue Wohnungsfrage). Dem Thema wird jedoch im Schweizer Sozialwesen noch zu wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Seit Beginn des 20. Jahrhunderts wird auf dieselbe Weise reagiert: subventionierte Wohnungen in sozialen Wohnungsbauten werden zur Verfügung gestellt. Bisher kaum thematisiert sind die Vorstellungen vom Sozialen, die den konkreten Siedlungen des Gemeindebaus zugrunde liegen. Wie wurden diese Vorstellungen vom Sozialen in den konkreten Bauten umgesetzt und wie finden sie in Wohnungsgrundrissen, Anordnungen der Wohnungen und Gebäuden, in den Zugängen und Übergängen ihren Ausdruck? Und schliesslich, wie beeinflussen diese Wohnräume die Art und Weise, wie die dort lebenden Menschen zusammenleben können? Wie beeinflussen sie die Möglichkeiten der Veränderung? Aus einer raumrelationalen Perspektive geht die explorative Studie „Re-Figuration des sozialen Wohnraums“ diesen Fragen nach, indem sie sowohl die materielle Gestalt von konkreten Bauten untersucht als auch die Raumgestaltungs- und Raumaneignungsprozesse der Bewohner:innen und schliesslich die Art und Weise, wie die Vorstellungen vom Sozialen, die zu verschiedenen Zeiten unterschiedlich gesellschaftlich geprägt sind, ihren entsprechenden materiellen Ausdruck finden.Im Rahmen des zweiteiligen Forschungsaufenthaltes werden an der TU Berlin zunächst der Forschungsstand und die methodischen Zugänge zur Re-Figuration von Raum aufgearbeitet, sodass im Ergebnis eine Heuristik entsteht, die sich zur explorativen Erforschung des sozialen Wohnungsbaus eignet. Anschliessend wird die explorative Studie an der TU Wien durchgeführt, indem konkrete Siedlungen des Wiener Gemeindebaus untersucht werden, die den sozialen Wohnungsbau einer bestimmten zeitlichen Phase repräsentieren. Mithilfe von Interviews mit den Planer:innen, Wohnpartner:innen und Bewohner:innen wird im Ergebnis ein Portrait zur Re-Figuration des sozialen Wohnraums pro untersuchter Siedlung erstellt. Auf diese Weise können Anhaltspunkte herausgearbeitet werden, wie das Soziale gedacht, materialisiert und gelebt wird und wie sich dieses Soziale im Laufe der Zeit gewandelt hat.