Auf dem Weg zur «evidenzbasierten Praxis»? Evaluationen in Organisationen der Sozialen Arbeit

Abstract

Die zunehmende Bedeutung von Evaluationen in der Sozialen Arbeit ist mit mehreren Entwicklungen verbunden. Dabei spielen veränderte Vorgaben, die in sozialstaatlichen Finanzierungs- und Steuerungsformen eingebettet sind, wie auch ein gewachsenes Interesse an Erkenntnissen über Erfolge und Wirkungen professioneller Leistungen in der Sozialen Arbeit eine Rolle. Das Projekt untersucht, welche Formen und Typen der Evaluierung in Organisationen verschiedener Arbeitsfelder der Sozialen Arbeit in der Deutschschweiz bestehen, und prüft deren Zusammenhang mit begünstigenden oder hinderlichen organisationsexternen und -internen Faktoren. Hierfür wurden insgesamt über 700 Organisationen im Rahmen eines Online-Surveys befragt sowie in ausgewählten Organisationen mit Leitenden und weiteren Mitarbeitenden Interviews geführt. Es zeigt sich, dass ein Grossteil der Organisationen mehrere Aspekte ihrer Leistungserbringung, einschliesslich deren Ergebnisse, erfassen. Mit Einbezug der Auswertung erhobener Daten sowie von Formen der Nutzung des Evaluationsinstrumentariums zeigt sich jedoch eine erhebliche Variation. Das Projekt ermittelte eine Typologie mit fünf Klassen unterschiedlicher Ausdifferenzierung der Evaluationspraxis in Organisationen. Es sind organisationsinterne Faktoren – wie etwa verfügbare Ressourcen oder die Rolle der Leitung – wie auch organisationsexterne Faktoren – wie gesetzliche Vorgaben – und die Grösse der Organisation, die in Zusammenhang mit unterschiedlichen Evaluationsaktivitäten stehen. Diese Erkenntnisse bieten eine Grundlage für mögliche Massnahmen zur Verbesserung der Voraussetzungen für Evaluationsaktivitäten («evaluation capacity») und damit zur Förderung von Evaluationen, die in der Praxis der Sozialen Arbeit angesiedelt sind.