(K)ein Fall von Schutzbedürftigkeit? Prozesse, Praktiken und Spannungsfelder der Fallkonstitution an der Schnittstelle von Altersarbeit und Erwachsenenschutz
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DOI der Originalpublikation
Projekttyp
angewandte Forschung
Projektbeginn
01.04.2023
Projektende
30.09.2026
Projektstatus
laufend
Projektkontakt
Projektmanager:in
Beschreibung
Zusammenfassung
Im Zuge der Problemarbeit im Erwachsenenschutz, in dem aus problemsoziologischer Perspektive soziale Probleme konstruiert und bearbeitet werden, kommt es zur Konstitution von als (nicht) gefährdet erachteten Fällen. In Bezug auf ältere Menschen – die im Fokus unserer Studie stehen und die wir als Menschen über 65 Jahren fassen – sind es u.a. Phänomene wie bspw. eine als unzureichend erachtete Selbstsorge, soziale Isolation oder eine eingeschränkte Urteilsfähigkeit, die in sog. Gefährdungsmeldungen zu Handen der Erwachsenenschutzbehörden (KESB) problematisiert werden. Die gemeldeten (potenziellen) Gefährdungen müssen von den KESB abgeklärt und zugleich in eine Passung mit den behördlichen Massnahmen gebracht werden, d.h. es muss eruiert werden, inwiefern bei der betroffenen Person ein sog. Schwächezustand und ein daraus resultierender Schutzbedarf ausgemacht werden können und welche behördlichen Massnahmen Abhilfe schaffen könnten. Sowohl in der der KESB vorgelagerten Altersarbeit als auch bei der (externen) Abklärung sowie im Prozess der Entscheidfindung durch die KESB findet laufend Arbeit an der Problembestimmung statt. Dies ist keine einfache (diagnostische) Aufgabe, denn oft handelt es sich um mehrdeutige, komplexe und dynamische bio-psycho-soziale Problemlagen und es fehlen allgemein anerkannte Kriterien für die Beurteilung einer Situation als gefährdend/nicht-gefährdend. Empirisch zeigt sich eine enge Verzahnung des diagnostischen Vorgehens mit dem Aufbau der Arbeitsbeziehung und dem Erlangen des Vertrauens der Betroffenen. Doch nicht selten divergieren im Prozess der Fallkonstitution die Problemdeutungen und Ziele der Beteiligten, u.a. aufgrund verschiedener persönlicher, fachlicher und organisationaler Logiken sowie dem Erwachsenenschutz inhärenter Spannungsfelder (bspw. Schutz vs. Selbstbestimmung), die unterschiedlich austariert werden. Auch dürften gesellschaftlich-kulturelle Altersbilder und altersbezogene, chrononormative Erwartungen (z.B. hinsichtlich Gebrechlichkeit, Abbau von Fähigkeiten) die Fallkonstitution mitbedingen. Ferner gibt es empirische Hinweise darauf, dass Schnittstellen zwischen der Altersarbeit und dem zivilrechtlichen Erwachsenschutz nicht optimal funktionieren. Dennoch stellt die Konstitution eines (allfälligen) Falles von Schutzbedarf an dieser Schnittstelle eine Forschungslücke dar. Die Studie untersucht deshalb die Prozesse, Praktiken und Spannungsfelder der (altersbezogenen) Fallkonstitution an dieser Schnittstelle. In Ergänzung zu problemsoziologischen Überlegungen und wissenschaftlichen Befunden zum Alter(n) wird für den konkreten Vollzug der Fallkonstitution eine professionstheoretische und praxisanalytische Perspektive eingenommen. Das methodische Vorgehen ist explorativ-rekonstruktiv angelegt: In je zwei KESB-Regionen in zwei verschiedenen Kantonen werden insgesamt rund 20 Erwachsenenschutzfälle vom Falleingang bei der KESB (mittels Gefährdungsmeldung) bis hin zum formellen Entscheid der KESB ethnografisch ‘begleitet’. Dazu werden sowohl in Organisationen der Altersarbeit als auch in den KESB nicht-standardisierte Daten erhoben (Tonaufzeichnungen und Beobachtungen der Interventionspraxis, Dokumente, Interviews mit Fachkräften und mit betroffenen Personen). Alle Daten werden im Forschungsstil der Grounded Theory analysiert. Die Ergebnisse liefern einen Beitrag zum wenig erforschten Erwachsenschutz im Allgemeinen und zur Schnittelle von Altersarbeit und Erwachsenenschutz im Besonderen. Ziel ist ferner, die Praktiken und Spannungsfelder als Ausdruck einer professionellen Praxis im (Zwangs-)Kontext des Erwachsenschutzes im Moment der Fallkonstitution zu fassen und auf dieser empirischen Basis die Belastbarkeit professionstheoretischer Überlegungen zu diskutieren sowie einen Beitrag zum (spärlichen) Diagnostikdiskurs in der Altersarbeit und dem altersbezogenen Erwachsenschutz zu leisten.
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Während FHNW Zugehörigkeit erstellt
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Zukunftsfelder FHNW
Hochschule
Hochschule für Soziale Arbeit FHNW
Institut
Institut Professionsforschung und -entwicklung
Finanziert durch
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
Projektpartner
Auftraggeberschaft
Schweizerischer Nationalfonds (SNF)
SAP Referenz
Schlagwörter
Fachgebiet (DDC)
300 - Sozialwissenschaften, Soziologie, Anthropologie