Gymnasialer Musikunterricht als Spiegel einer praxisbasierten Didaktik. Wissensordnungen in einem Schulfach ohne wissenschaftliche Disziplin und diskursiv konturierte Fachdidaktik

Abstract

Musik gehört – als Teil der künstlerischen Bildung – zum Fächerkanon des Gymnasiums. In der Deutschschweiz fehlen jedoch eine wissenschaftliche Musikpädagogik und eine diskursiv präsente Fachdidaktik, die neben dem offen formulierten Rahmenlehrplan als normsetzende Instanz fungieren könnten. Bisherige Forschungen des Projektteams, eine Ethnografie auf der Sekundarstufe 1 und eine Diskursanalyse von musikpädagogischen Texten der letzten fünfzig Jahre, lassen jedoch vermuten, dass sich im schulmusikalischen Feld bestimme Wissensordnungen, wie Klassenunterricht in Musik funktioniert, etabliert haben. Ziel des Projekts ist es, dieses Wissen, das sich gemäss unserer praxeologisch-kulturwissenschaftlichen Forschungsperspektive in kommunikativer (reflexiv verfügbarer) wie in konjunktiver (im gemeinsamen Handeln erzeugter) Form zeigt, möglichst dicht zu beschreiben und theoretisch zu fassen. Dazu werden die beiden zusammengehörigen Felder Musikunterricht und fachdidaktische Ausbildung mit einer Parallelstrategie der Datenerhebung (Ethnografie und Gruppendiskussionen) beforscht. Das Projekt ist schliesst an die aktuelle Methodologiediskussion in der deutschsprachigen musikpädagogischen Forschung an. Es trägt der zunehmenden Bedeutung der Fachdidaktiken für die Unterrichtsentwicklung Rechnung, indem es eine reflexive Ausgangslage zur Weiterentwicklung des Faches schafft und somit zur Etablierung und institutionellen Verankerung einer wissenschaftlichen Musikdidaktik in der Deutschschweiz beiträgt.