BYOD-Maturitäts- und Abschlussprüfungen 2025. Basel-Stadt. Wissenschaftliche Begleitung. Evaluationsbericht

Abstract

Basel-Stadt hat 2025 als erster Kanton der Schweiz die schriftlichen Maturitäts- und Abschlussprüfungen flächendeckend unter Beizug digitaler Hilfsmittel – basierend auf einem BYOD-Ansatz (Bring Your Own Device) – durchgeführt. Damit übernimmt der Kanton eine Pionierrolle, deren Erfahrungen schweizweit relevant sind. Die Ergebnisse liefern wichtige Impulse für Schulen, Bildungsverwaltung und Politik, um BYOD-kompatible Prüfungen sowohl technisch als auch pädagogisch und fachlich nachhaltig zu verankern.

Die Umsetzung wurde durch eine wissenschaftliche Studie begleitet und evaluiert. Im Mittelpunkt standen die Erfahrungen und Einschätzungen aller Beteiligten: Projekt- und Schulleitungen, Lehrpersonen und Schüler:innen. Mithilfe von Interviews, Befragungen und statistischen Analysen wurde sichtbar, was funktioniert, wo offene Fragen und Herausforderungen bestehen und welche Entwicklungsmöglichkeiten sich eröffnen.

Das Gesamtergebnis fällt positiv aus: Die schriftlichen Prüfungen in digitaler Form – basierend auf dem BYOD-Ansatz – konnten erfolgreich umgesetzt werden, die beteiligten Akteur:innen unterstützen den eingeschlagenen Weg grundsätzlich. Wesentliche Erfolgsfaktoren waren die Erfahrungen aus dem Pilotdurchgang 2024, das grosse Engagement aller Beteiligten sowie der Einsatz erprobter Prüfungs-Tools. Lehrpersonen betonen insbesondere die effizientere Korrektur und die verbesserte Lesbarkeit der Arbeiten. Aus Sicht der Schüler:innen war die digitale Durchführung im Vergleich zu analogen Prüfungen gleich anspruchsvoll oder einfacher.

Gleichzeitig zeigen sich Herausforderungen: Der organisatorische und technische Aufwand ist hoch, und die digitalen Kompetenzen variieren zwischen Schulen, Lehrpersonen und Schüler:innen. Fachspezifische Fragen – etwa handschriftliche Eingaben in Mathematik oder spezielle Audio-/Video-Formate in Fremdsprachen – stellen besondere Hürden dar. Uneinigkeit besteht mit Blick auf Effizienz und didaktischen Mehrwert schriftlicher Prüfungen in digitalem Format, insbesondere in naturwissenschaftlichen und musisch-gestalterischen Fächern.

Das neue Format eröffnet aber auch Chancen: Einige Fachschaften nutzten die Umstellung, um innovative Aufgabenformen zu erproben, etwa videobasiertes Hörverstehen. Häufig wurden bewährte Aufgaben ins Digitale übertragen und durch neue technische Möglichkeiten erweitert. Deutlich wird: Für eine nachhaltige Weiterentwicklung braucht es Zeit, Austausch und gezielte Kompetenzförderung. Für die Weiterentwicklung werden folgende Handlungsfelder hervorgehoben:

• Steuerung – zwischen kantonalen Vorgaben und schulischer Autonomie klare Ziele definieren • Rollen – Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten nachvollziehbar festlegen • Innovation – BYOD-kompatible Prüfungen gezielt für neue Lernformate nutzen • Künstliche Intelligenz – «K.I.» situativ gewinnbringend in der Planung mitdenken • Lehrpersonen – fachübergreifende Plattformen und Foren etablieren, Best Practices teilen • Kompetenzen – technische und didaktische Fortbildungen ausbauen • Lernende – Schreibfertigkeiten der Jugendlichen am Computer gezielt fördern • Prüfungs-Tools – Einsatz und Funktionen fachspezifisch prüfen und weiterentwickeln