Entwicklung und Einführung von Orten für virtuell-informelle Kommunikation (OVIK)

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DOI der Originalpublikation
Projekttyp
angewandte Forschung
Projektbeginn
01.09.2014
Projektende
31.08.2016
Projektstatus
abgeschlossen
Projektkontakt
Projektmanager:in
Beschreibung
Zusammenfassung
Kurzzusammenfassung des Projekte: Wie in vielen Unternehmen arbeiten heute Mitarbeitende über verschiedene Standorte zusammen. Die informelle Kommunikation, die sich als ein Faktor für eine erfolgreiche Zusammenarbeit in Organisationen herausgestellt hat, findet aufgrund der eingeschränkten räumlichen Nähe und Sichtbarkeit bei einer Zusammenarbeit über verschiedene Standorte kaum statt. Das Projekt will daher untersuchen, wie informelle Kommunikation zwischen verschiedenen Standorten virtuell ermöglicht werden kann. Dazu werden Produkte (Möbel und Videokommunikationstechnologie) und Guidelines entwickelt, welche in verschiedenen Raumkonstellationen "Orte virtueller-informeller Kommunikation" erfolgreich ermöglichen sollen. Projekthintergrund: Standortübergreifende Zusammenarbeit ist für Schweizer Unternehmen und damit für die gesamte Volkswirtschaft von zentraler Bedeutung. Knapp die Hälfte (47%) der 4.8 Millionen Beschäftigten der Schweiz arbeiteten 2008 in standortverteilten Unternehmenssettings (Credit Suisse, 2010, S. 26). Die Internationalisierung der Schweizer Wirtschaft hat sich in den letzten drei Jahrzehnten weltweit beschleunigt. 2010 hatten nach einer Studie des KOF (Arvanitis et al., 2010, S. 13) ca. 70% aller Hightech-Grossunternehmen eine Auslandspräsenz (z.B. Tochterunter-nehmen oder strategische Kooperation), bei den mittleren Unternehmen waren es 36% und bei den kleinen immerhin noch 16%. Die standortübergreifende Zusammenarbeit stellt besondere Herausforderungen an die Beteiligten und an die entsprechende Organisation. Missverständnisse, Reibungsverluste und Doppelspurigkeiten nehmen mit räumlicher und sprachlich-kultureller Distanz zu. Die Wahrscheinlichkeit zur spontanen und informellen Kommunikation schon im Bereich von wenigen Metern (z.B. zwischen Stockwerken oder zwischen Gebäuden auf dem Firmengelände)nimmt deutlich ab (vgl. Allen, 1972, Boutellier et al., 2014). Informelle Kommunikationsprozesse werden spätestens seit dem Human Relations Ansatz in den 1930-er Jahren als wesentliche Ressource für Organisationen und Arbeitsgruppen anerkannt. Bis zu 80% der zufällig, spontan und adhoc zustande kommenden Kommunikationsepisoden haben arbeitsbezogene Themen zum Inhalt (v. Bismarck, Held, Schütze & Alex, 1999). Positive Effekte informeller Interaktionen zwischen Beschäftigten sind u.a. für den Wissensaustausch, für die schnelle Abstimmung quasi Nebenbei, für die Bildung eines gemeinsamen Verständnisses, für die Entwicklung gegenseitigen Vertrauens oder generell für die Bindung mit der Organisation und für die Ausbildung eines Zusammengehörigkeitsgefühls nachgewiesen (Hrastinski, 2010; v. Bismarck et al., 1999). Insbesondere hat sich informelle Kommunikation als unabdingbare Voraussetzung für Kreativitäts- und Innovationsprozesse in Unternehmen und Organisationen herausgestellt (siehe Vollmer, 2014). In verteilten Arbeitskontexten sind die Mitarbeitenden mit gravierenden Einschränkungen gerade der informellen Kommunikation konfrontiert (Al-Zubaidi & Stevens, 2004). Dies geht mit deutlichen negativen Konsequenzen einher. Mit der Abnahme zufälliger und spontaner Face-to-Face-Treffen sinken die Gelegenheiten für informelle Kommunikation und es kommt zu dem für die Bildung von Vertrauen und für Kooperationsprozesse negativen Aus den Augen aus dem Sinn (Hinds & Bailey, 2003)., L. &. Ziele des Projektes: Das zentrale Projektziel ist die Entwicklung und Erprobung von Produkten zur Förderung informeller Kommunikation zwischen räumlich verteilten Standorten. Die Produkte zeichnen sich durch aufeinander abgestimmte Möbelelemente und Videokommunikationstechnologie aus. Erweitertes Ziel ist die erfolgreiche Implementierung von "Orten virtuell-informeller Kommunikation" (OVIKs), die auf den entwickelten Produkten basieren. Eine Guideline enthält Empfehlungen für die Gestaltung und Einführung von OVIKs. Zielgruppen: Alle Unternehmen mit standortübergreifender Kooperation. Durchführung des Projekts: 1. Anforderungsanalyse & Konzeption 2. Rapid Prototyping & Test 3. Pilotversuche & Evaluation
Link
Während FHNW Zugehörigkeit erstellt
Zukunftsfelder FHNW
Hochschule
Hochschule für Angewandte Psychologie
Institut
Institut für Kooperationsforschung und -entwicklung
Finanziert durch
Projektpartner
Auftraggeberschaft
SAP Referenz
a216-0086
Schlagwörter
Fachgebiet (DDC)
150 - Psychologie
Publikationen
Publikation
"Du siehst mich, wenn ich dich auch sehe" - Reziproke Awareness als Gestaltungskriterium für Orte virtuell-informeller Kommunikation wie z.B. ein virtuelles Café
(GfA Press, 03/2016) Flepp, Corsin; Meier, Gregory; Burkhard, Roger; Schulze, Hartmut; Imhof, Michael; Simon, Andreas [in: 62. Frühjahrskongress der Gesellschaft für Arbeitswissenschaft (GfA): Arbeit in komplexen Systemen. Digital, vernetzt, human?!]
Infolge standortverteilter Zusammenarbeit in Betrieben sind die nötige räumliche Nähe und Sichtbarkeit für die informelle Kommunikation erschwert, die für eine erfolgreiche Zusammenarbeit als zentral gilt. Lösungsansätze bieten Telepräsenzfunktionalitäten zur Verbindung räumlich getrennter Orte. Untersucht wurde, was förderliche und hinderliche Bedingungen für Orte virtuell-informeller Kommunikation am Bsp. eines virtuellen Cafés sind. Dafür wurde ein qualitatives Vorgehen entwickelt, welches das Participatory Design und das qualitative Experiment kombiniert. Als Ergebnis kristallisierten sich drei sich gegenseitig beeinflussende Subdimensionen des Phänomens "Situationsempfinden" heraus. Bei der Gestaltung (Raum & Technik) erfordern diese eine Ausbalancierung, wobei die reziproke Awareness als Lösungsansatz gelten kann.
04B - Beitrag Konferenzschrift
Publikation
Designing Rooms for Virtual, Informal Communication: Reciprocal Awareness as a Central Criterion
(Springer, 01/2017) Flepp, Corsin; Schlick, Christopher Marc; Duckwitz, Sönke; Flemisch, Frank; Frenz, Martin; Kuz, Sinem; Mertens, Alexander; Mütze-Niewöhner, Susanne [in: Advances in Ergonomic Design of Systems, Products and Processes : Proceedings of the Annual Meeting of GfA 2016]
The trend towards decentralized collaboration in companies leads to challenges for informal communication because spatial proximity is missing. This is a problem since informal communication is considered to be key for successful collaboration. Telepresence systems, which connect distant places, are potential solutions. However, little is known about which conditions are beneficial and which ones detrimental to informal communication. In this qualitative study, conditions which further informal communication, were examined in different virtual café settings. A method was developed which combined participatory design with a qualitative experiment. In the Usability Lab of the University of Arts and Sciences Northwestern Switzerland (FHNW), 19 people (N 19) tried out various virtual café settings, analyzed requirements for optimization and subsequently tested them. At the same time, 20 group interviews were conducted and analyzed according to the principles of heuristic-detecting social research. Three subcategories which influence each other were identified as key results (awareness, privacy and control). These three subcategories need to be balanced when a virtual café (room and technology) is designed. Furthermore, encouraging (reciprocal) awareness could also be a possible solution.
04B - Beitrag Konferenzschrift
Publikation
Qualitative Forschung in der Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie
(Springer, 10/2019) Schulze, Hartmut; Dick, Michael; Wehner, Theo; Mey, Günter; Mruck, Katja [in: Handbuch Qualitative Forschung in der Psychologie]
Die Arbeits-, Organisations- und Wirtschaftspsychologie (AOW-Psychologie) wird als Teildisziplin der Psychologie definiert und eingegrenzt. In ihrer Entstehung und Entwicklung hat die qualitative Forschung einen starken Einfluss, was an verschiedenen Forschungsfeldern und historischen Studien aufgezeigt wird. Anschließend werden aktuelle Entwicklungen der qualitativen Forschung in der AOW-Psychologie vorgestellt. Die Fallstudie wird dabei als gegenstandsadäquate Erkenntnisstrategie der Psychologie begründet und ihre methodische Arbeitsweise dargestellt. An zwei Beispielen wird das Vorgehen verdeutlicht, bevor die Gütekriterien für Fallstudien erörtert werden. Der Artikel schließt mit einer Bilanzierung und Bewertung der Entwicklung qualitativer Forschung in der AOW-Psychologie.
04A - Beitrag Sammelband