Automatisierte Innovationen. Maschinenkünste des 20. und 21. Jahrhunderts im Spannungsdreieck von Subjekt, Medium und Prozess und ihre Beiträge zu Kreativitätsdiskursen

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DOI der Originalpublikation
Projekttyp
angewandte Forschung
Projektbeginn
01.10.2018
Projektende
30.09.2022
Projektstatus
abgeschlossen
Projektkontakt
Projektmanager:in
Beteiligte
Beschreibung
Zusammenfassung
Nach heutiger Auffassung geschieht Kreativität im Zusammenspiel von Menschen, Dingen und Handlungen. Insbesondere findet sie im Verbund mit Maschinen wie dem Computer und der Automatisierung statt. Solcherlei arbeitsteilige Situationen zur Hervorbringung von Neuem werfen Fragen auf: Welche Rolle spielen Medien, Maschinen und Automatisierung dabei? Wer ist der Erfinder bzw. Autor? Und: Ist die Automatisierung von Kreativität möglich? Das Gesagte gilt gleichsam für Kunst, Design und Architektur und ihre kulturellen Innovationen. Weil die direkte Erforschung von Kreativität problembehaftet ist, kommt der Rekonstruktion und Analyse von vergangenen Kreativprozessen große Bedeutung zu. Hier setzt das kunsthistorische Forschungsprojekt an: Durch die Analyse von Maschinenkunstprojekten des 20. und 21. Jahrhunderts wird Kreativität indirekt über die Künste untersuchbar, gelten Künstler doch als Kreative par excellence. Es soll herausgearbeitet werden, dass und wie drei Aspekte des Kunstschaffens kritisch reflektiert werden, die ebenso im Kreativitätsdiskurs als maßgebliche Bestimmungsgrößen gelten: das Subjekt, die beteiligten Medien sowie die Prozesse. Die Fallbeispiele sollen (im Sinne der ANT) als Mensch-Maschine-Medien-Netzwerke aufgefasst werden, um den Eigensinn und die Beziehungen aller involvierten Aktanten und subjekttheoretische Implikationen mitzudenken. Zusammengedacht werden sollen diesbezüglich erstmals Kunstrichtungen mit (elektro-)mechanischen, digitalen und papiernen Maschinen. Eingesetzt werden Methoden der Kunst-, Bild- und Medienwissenschaft, insbesondere der Schriftbildlichkeit und Diagrammatik. Verfolgt wird eine praxeologische Perspektive. Ziel ist es, die Maschinenkünste historisch-systematisch zu erschließen und an den Kreativitätsdiskurs anzuschließen. Die zu gewinnenden Einsichten besitzen für die Theorien der Schaffensprozesse, der Zeichnung sowie der Medien und nicht zuletzt für die aktuelle Mensch-Maschine-Debatte Relevanz.
Link
Während FHNW Zugehörigkeit erstellt
Hochschule
Hochschule für Gestaltung und Kunst
Institut
Institut Experimentelle Design- und Medienkulturen
Finanziert durch
Schweizerischer Nationalfonds (SNF), Ambizione
Projektpartner
Finanziert durch
Museum Tinguely Basel
H3K Basel
Freie Universität Berlin
The University of Texas/Austin
SAP Referenz
Schlagwörter
Prozess
Automatisierung
Diagramm
Medium
Mathematik
Maschinenkunst
21. Jahrhundert
Kunstgeschichte
Kreativität
20. Jahrhundert
Subjekt
Zeichnung
Fachgebiet (DDC)
Publikationen
Publikation
Paul Klees »Honigschrift«: Überlegungen zum Verhältnis von Automatismus, Automatisierung, Maschinen und Mathematik
(2020) Rottmann, Michael [in: Zwitscher-Maschine - Zeitschrift für internationale Klee Studien]
In dieser Studie wird Paul Klees Schaffen und sein künstlerisches Denken erstmals gemeinsam über die Mathematik, Maschine, Automatisierung und den Automatismus in den Blick genommen, da diese Konzepte, wie zu zeigen sein wird, bei ihm in einem Beziehungsviereck aufzufassen sind. Es ist bekannt, dass sich Klees künstlerische Arbeit im Spannungsverhältnis von Konstruktion und Intuition bewegte: Dem Mathematischen, wie darzulegen sein wird, kam dabei eine erhebliche Rolle zu. Dementgegen praktizierte er einen Modus der Zeichnung, den er »Honigschrift« nannte, der mit dem surrealistischen Automatismus in Verbindung gebracht wird – diesen gilt es vorzustellen und abzugrenzen. Des Weiteren soll Klees Interesse für Maschinen und sein Maschinendenken herausgearbeitet werden. Unter diesen Vorzeichen soll nun argumentiert werden, auf eine Verschränkung von Sujet und Methode abzielend, dass Klee nicht bloß das in den 1920er Jahren prekäre Verhältnis von Mensch und Maschine thematisierte, sondern auch in seiner künstlerischen Arbeit grafische Maschinen auf mathematischer Basis betrieb, mit denen er eine gewisse Automatisierung des Schaffensprozesses erzielte. Das damit auftretende Verhältnis von Automatismus und Automatisierung kann, so die Behauptung, als ein dialektisches bestimmt werden, in welchem wiederum das Mathematische vermittelt. In den Blick genommen werden Klees Zeichnungen sowie seine schriftlichen und grafischen Äußerungen und dabei Theorien des Entwurfs, der Notation, Diagrammatik und Schriftbildlichkeit herangezogen. Die Studie soll der Theorie der Schaffensprozesse, der Medien sowie den Geschichten von Kreativität und Maschinenkünsten zuspielen.
01 - Zeitschriftenartikel, Journalartikel oder Magazin
Publikation
Gestaltete Mathematik. Geometrien, Zahlen und Diagramme in der Kunst in New York um 1960. Mel Bochner - Donald Judd - Sol LeWitt - Ruth Vollmer
(Edition Metzel, 2020) Rottmann, Michael
Minimal, Serial und historische Conceptual Art werden seit jeher mit der Rhetorik des Mathematischen als »geometrisch«, »logisch« oder »systematisch« beschrieben – zu Recht. In diesem Buch wird das Verhältnis der Kunst in New York um 1960 zur Mathematik erstmals fundiert untersucht. Mel Bochner, Donald Judd, Sol LeWitt und Ruth Vollmer stehen dabei im Zentrum. Verfolgt wird die Frage: Welche Rollen spielten Geometrien, Zahlen und Diagramme in künstlerischen Arbeiten, Schaffensprozessen und im Diskurs? Antworten werden vor der Folie des rekonstruierten historischen Kontexts durch die präzise Analyse einer Fülle von Fallbeispielen und durch zahlreiche Vergleiche mit der zeitgenössischen Kunst (Carl Andre, Hanne Darboven, Henry Flynt, Jasper Johns, Ellsworth Kelly, Roy Lichtenstein, Robert Morris, Barnett Newman, Larry Poons, Robert Rauschenberg, Ad Reinhardt, Frank Stella, Andy Warhol) sowie der europäischen Moderne (Josef Albers, Max Bill, Marcel Duchamp, Naum Gabo, Piet Mondrian, Georges Vantongerloo) gegeben: das Mathematische war mehr als nur eine Inspirationsquelle für die Gestaltung neuer Formen. Michael Rottmann führt vor, dass es formalästhetische und innovative Funktionen besitzt und im Speziellen als Ingredienz eines Bild- und Visualitätsdiskurses zu identifizieren ist. Das Buch Gestaltete Mathematik zeigt auf: Das Mathematische dient der Befragung der Produktion und Rezeption von Kunst sowie ihrer materiellen, medialen und epistemischen Bedingungen, es ist Teil einer diagrammatischen Kunst.
02 - Monographie
Publikation
Hupkonzerte. Wie sich mit dem Corona-Virus die Funktionalität des Automobils und die Ästhetik des Konzerts wandelte
(2020) Rottmann, Michael [in: Zeitschrift für Medienwissenschaft]
Wer das Sido-Konzert am 25. April 2020 in Düsseldorf verfolgt hat, dem fiel auf, dass eine oftmals totgesagte Technologie immer noch sehr lebendig ist: das Automobil. Etwa fünfhundert davon standen mit Konzertbesucher_innen darin vor der Bühne, blinkten und hupten. Es ist von Autokonzerten die Rede. Diesem aktuellen Phänomen, seinen Voraussetzungen und Bedingungen sollen in diesem Beitrag nachgegangen werden. Gefragt werden nach einer angenommen veränderten Bedeutung des Automobils sowie Ästhetik und Medialität der Konzertkultur.
01 - Zeitschriftenartikel, Journalartikel oder Magazin
Publikation
Paul Kleeʼs »Honey-Writing«: Some Reflections on the Relation of Automatism, Automation, Machines and Mathematics
(Springer, 2020) Rottmann, Michael; Emmer, Michele [in: Imagine Math 7: Between Culture and Mathematics]
Paul Klee is often treated as a painter of dreamlike sujets. At the same time he worked method based, using a kind of automatism (close to surrealist’s écriture automatique) as well as mathematical procedures. This chapter wants to show which roles mathematics plays in his practice and theory of creation, which both will be reconstructed with a special view to Klee’s graphical work, and how this is connected with his machine thinking. One hypothesis is that Klee not only worked with painted and built machines, but also with graphical ones (on paper), based on mathematical procedures, to realise a kind of automation. As the graphical machines enable an oblivion of sense and a liberation from rationality it becomes interesting to examine the relationship of automatism and automation. That is why the approach here is to think automatism, automation, machines and mathematics together, referring to theories of design, draft, notation, diagrammatics and notational iconicity. This chapter contributes to theories of artistic production, media and creativity as well as the current human–machine debate.
04 - Beitrag Sammelband oder Konferenzschrift
Publikation
Entwerfen mit System. Eine Einführung
(Adocs, 2020) Rottmann, Michael; Mareis, Claudia; Gemballa, Oliver [in: Entwerfen mit System]
In den Designdiskursen und -praktiken um 1960 spielten systematische Methoden des Entwerfens eine bedeutende Rolle. In Bewegungen wie dem Design Methods Movement oder dem Creativity Movement wurden wissenschaftlich-rationale Arbeitsweisen auf Prozesse des Entwerfens übertragen. Produkte, Ideen und Erfindungen sollten gleichermaßen systematisch hervorgebracht werden. Zeitgleich lässt sich auch in der Kunst eine Hinwendung zu Systemen und systematischen Entwurfsmethoden ausmachen. Claudia Mareis und Michael Rottmann behandeln in ihrem Beitrag dieses historische Phänomen. Sie gehen der Frage nach, inwiefern der von den USA ausgehende Kreativitäts- und Methodendiskurs der Nachkriegszeit einerseits eine Gleichsetzung von Kreativität mit (vermeintlicher) Produktivität beförderte und wie andererseits die medialen Bedingtheiten und Grenzen systematischer Entwurfsmethoden in den Bereichen Design und Kunst reflektiert und kritisiert wurden.
04 - Beitrag Sammelband oder Konferenzschrift