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Publikation Übergangsausbildungen: Die Ausbildung der Ausbildungslosen(16.10.2017) Preite, LucaSeit über zwanzig Jahren übernehmen Übergangsausbildungen eine vielfach besprochene, ebenso oft kritisierte, nichtsdestotrotz aber kaum wegzudenkende Rolle und Funktion im Schweizerischen Bildungssystem: aktuell ist jeder vierte EFZ- und jeder zweite EBA-Ausbildung eine ein- bis zweijährige Übergangsausbildung vorgelagert. Gemeint sind damit sogenannte Brückenangebote, Motivationssemester und Vorlehren sowie je nach Definition auch weitere Zwischenlösungen, wie zum Beispiel Praktika, Sprach- und Au-Pair-Aufenthalte. Solange die Forschungsliteratur vor allem nach Erklärungen für diese sogenannten „aufgeschobenen Übergänge“ sucht, bleibt eher gering bis kaum erforscht, welche vielfältige (Übergangs-)Arbeiten seitens der beteiligten Akteuren/innen (Lernende und Lehrende) in dieser Ausbildung der Ausbildunglosen erbracht werden. Basierend auf der grounded theory methods analysiert die Dissertation über vierzig themenzentrierte Einzel- und Gruppeninterviews, die seit 2014 im Raum Nordwestschweiz mit Akteuren/innen der Übergangsausbildungen geführt wurden. Konkret werden dabei folgende Fragestellungen bearbeitet: 1. Wie berichten die Akteure/innen über ihre Übergangsarbeiten? 2. Wie deuten und erklären sie (ihre) Übergänge und Übergangsarbeiten?06 - PräsentationPublikation Die Ausbildung der Ausbildungslosen: Übergangsausbildungen und private berufliche Grundbildungen in der Schweiz(28.06.2018) Preite, LucaIn den 1990er Jahren ausgebaut, um dem damaligen Abbau von Lehrstellen entgegenzuwirken, entwickelten sich Übergangsausbildungen über die letzten 25 Jahren betrachtet mehr oder weniger unabhängig von demographischen und wirtschaftlichen Prognosen sowie bildungspolitischen Intentionen zu einem festen Bestandteil des Schweizer Bildungssystems (Sacchi und Meyer, 2016). Der Begriff Übergangsausbildungen beschreibt sogenannte Brückenangebote, Motivationssemester und Vorlehren sowie weitere Zwischenlösungen, wie zum Beispiel Praktika, Sprach- und Au-Pair-Aufenthalte. Aktuell ist jeder vierten beruflichen Grundbildung eine solche ein- bis zweijährige Übergangsausbildung vorgelagert; bei den niederschwelligen Attestausbildungen sogar jeder zweiten (vgl. Babel, Laganà und Gaillard, 2016). Wenn es in der Forschungsliteratur zu Übergangsausbildungen bis anhin vor allem darum ging, das Ausmass dieser sogenannten «verzögerten Übergänge» mittels quantitativer Ansätzen zu erklären (vgl. Pool Maag, 2016), wurde bisher kaum untersucht, was es für die Direktbetroffenen selbst (Jugendliche und Ausbildungsverantwortliche) bedeutet, Teil dieser «Ausbildung der Ausbildungslosen» (Preite, eingereicht) zu sein. Der Beitrag setzt an dieser Stelle an und untersucht mittels themenzentrierten Interviews einerseits sowie ethnographischen Daten (Feldbesuche, Beobachtungen, informelle Gespräche) andererseits Schilderungen und Erfahrungen von Jugendlichen in Übergangsausbildungen im Raum Nordwestschweiz. Die Resultate zeigen dabei, wie vielfältig Jugendliche mit ihrer Situation umgehen. Neben bereits erforschten «Abkühlungsprozessen» (Solga, 2009, S. 411) und Dynamiken des sogenannten «Cooling Out» (Clark, 1960; Goffman, 1952; Walther, Pohl und Walter, 2007), lassen sich auch berufliche Handlungsfähigkeiten – Agency (Emirbayer und Mische, 1998) – wider institutioneller Erwartungen erkennen (Willis, 1981). So zum Beispiel nützt einer der Interviewpartner die Übergangsausbildung im Sinne eines Puffers für seine internationale Hochschulaspiration. Ebenso finden sich Jugendliche, die in der Übergangsausbildung entgegen der Vorstellung der Lehrperson und Schule ihre Wunschlehrstellen (zu) verwirklichen (versuchen). Unabhängig dessen bleibt den untersuchten Jugendlichen in übergeordneter Perspektive betrachtet aber vor allem gemeinsam, dass sie in ihren Übergangsgeschichten mit dem bildungssystemischen Paradox einer de facto obligaten, de iure aber nachobligatorischen Ausbildung konfrontiert sind. Exemplarisch lässt sich diese Verpflichtung ohne Berechtigung und der Umgang damit im Aufkommen und der Nutzung sogenannter privater berufliche Grundbildungen analysieren. Gemeint sind damit kostenpflichtige Bildungsgänge (etwa 35'000.- CHF) von beruflichen Grundbildungen (z.B. Kauffrau/Kaufmann; Informatik), die von Privatschulen angeboten werden und auf Jugendliche ohne Lehrstelle abzielen. In den letzten fünf Jahren fand dabei vor allem in städtischen Gebieten wie Basel und Zürich sowie von der Öffentlichkeit und Wissenschaft eher unbemerkt eine Verdoppelung bis Verdreifachung der Anzahl kostenpflichtiger, privater beruflicher Grundbildungen statt (vgl. Bundesamt für Statistik, 2017). In dieser Hinsicht öffnen sich an den Rändern der Berufsbildung und des Übergangssystems mittels der Maxime «der Staat alleine kommt hier nicht weiter» (vgl. Koerfgen, 2014) vermehrt Konkurrenzräume für private Akteure/innen. Paradoxerweise verkommt diese private und kostenpflichtige berufliche Grundbildung dabei mehr denn je zu einer „modernen Heilserwartung“ (Illich, 2003, S. 70), die – wie im diesem Beitrag anhand des Fallbeispiels Mailin untersucht – exakt denen Heil verspricht, welche den Ausschlusscharakter von Bildungssystemen deutlich am eigenen Leib erfahren haben, nämlich den sogenannten Ausbildungslosen. Zusammengefasst bespricht der Beitrag also den akteurspezifischen Umgang in und mit Teilbereichen gegenwärtiger Bildungsungleichheiten im Kontext ungleicher Bildungsexpansionen.06 - PräsentationPublikation Legitime und illegitime Sprachen in der Migrationsgesellschaft(De Gruyter, 2018) Krompàk, Edina; Preite, Luca; Ballis, Anja; Hodaie, NazliDer Beitrag rückt Fragen nach der Aushandlung von Legitimität resp. Illegitimität von Sprachen in Migrationsgesellschaften in den Vordergrund der Analyse. Im Zentrum stehen dabei zwei empirische Befunde zur Mehrsprachigkeit von Kindern und Jugendlichen: Erstens lässt sich festhalten, dass mehrsprachige Kinder ihren Sprachgebrauch dem sozialen Kontext anpassen und in der Schule die Familiensprache als illegitime Sprache einerseits und die Schulsprache als legitime Sprache andererseits klar voneinander trennen. Diese Trennung von Sprachwelten kann als eine der hidden rules im Klassenzimmer verstanden werden. Zweitens lassen sich vermehrt Entwicklungen von postmigrantischen Jugendsprachen als kreative, humoristische und künstlerische Stellungnahme insbesondere in außerschulischen und außerfamiliären Freizeitbereichen erkennen. Der Beitrag untersucht diese Ergebnisse in einem interdisziplinären Ansatzaus bildungswissenschaftlicher, soziolinguistischer und soziologischer Perspektive und diskutiert die gesellschaftliche Konstruktion der Mehrsprachigkeit als Aushandlung in Schule, Familie und (Online-)Jugendkultur.04A - Beitrag Sammelband