«Unqualifiziert»: zur Konstitution und Verwertung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitskräften ohne berufliche Ausbilundung

Vorschaubild nicht verfügbar
Publikationsdatum
Autor:innen
Zeitschriftentitel
ISSN der Zeitschrift
Bandtitel
Verlag
Zusammenfassung
Fehlende oder geringe formale Qualifikation ist mit einem hohen Risiko der Arbeitslosigkeit, Armut und Prekarität verbunden. Das Label «unqualifiziert» impliziert eine gesellschaftliche Abwertung und wird als Stigma zu einem Arbeitsmarkthemmnis eigener Art. In der Logik der aktivierenden Arbeitsmarkt- und Sozialpolitik erscheint Ausbildungslosigkeit als Problem von individueller Beschäftigungsfähigkeit angesichts steigender Anforderungen im Arbeitsmarkt. Beschäftigungsfähigkeit ist jedoch ein unscharfer Begriff. Neben persönlichen Kompetenzen spielen soziale, institutionelle und betriebliche Voraussetzungen eine Rolle, vor allem aber auch die gesellschaftliche Bewertung von Fähigkeiten. Man ist nicht einfach (un)qualifiziert, sondern wird entsprechend eingestuft. Vor diesem Hintergrund fragt das geplante Forschungsprojekt, wie sich Beschäftigungsfähigkeit bei Personen ohne berufliche Ausbildung konstituiert, insbesondere wenn fehlende Berufsausbildung mit weiteren Abweichungen von der Norm einer abstrakten «Standardarbeitskraft» einhergeht (bezüglich Alter, gesundheitlichen Beeinträchtigungen, begrenzter Verfügbarkeit). Diese Frage wird konventionentheoretisch unter dem Blickwinkel eines doppelten Qualifizierungsprozesses untersucht: einerseits wird Qualifizierung als Kompetenzerwerb betrachtet, anderseits als Prozess der Wertzuschreibung. Unter welchen Bedingungen erwerben oder verlieren unqualifizierte Arbeitskräfte arbeitsmarktrelevante Fähigkeiten? Unter welchen Bedingungen werden sie als beschäftigungsfähig bewertet und wie werden ihre (nicht formell zertifizierten) Fähigkeiten im Arbeits-markt verwertet? Die qualitative Studie analysiert die Entwicklung und Verwertung von Beschäftigungsfähigkeit bei Personen ohne formale Berufsbildung aus drei Perspektiven. Aus der Angebotsperspektive wird der Kompetenzerwerb von unqualifizierten Arbeitskräften im Zeitverlauf untersucht. Es werden rund 40 Personen dreimal im Abstand von je einem Jahr befragt. Auf der Nachfrageseite interessiert, nach welchen Kriterien und auf welchen Wegen Arbeitgebende Arbeitsplätze für Unqualifizierte besetzen und inwiefern sie in Erhalt und Weiterentwicklung der Beschäftigungsfähigkeit dieser Gruppe investieren. Hier werden rund 30 Betriebe unterschiedlicher Grösse und Branchen untersucht. Drittens wird nach der Rolle der Vermittlerinnen und Vermittler zwischen Angebot und Nachfrage gefragt: welchen Einfluss haben private Stellenvermittler/innen, RAV oder Integrationsprogramme für Erwerbslose auf die Zuschreibung von Beschäftigungsfähigkeit und die Selektion von Arbeitskräften? Es werden sechs Organisationen in die Studie einbezogen. Der rasante Strukturwandel des Arbeitsmarkts führt zu steigenden Anforderungen an die Arbeitskräfte; unqualifizierte Personen riskieren mehr denn je, den Anschluss zu verlieren. Wie neuere Forschungen zeigen, verschwindet unqualifizierte Arbeit nicht völlig, aber auch in „einfacher“ Arbeit nimmt die Komplexität zu. Die vom Schweizerischen Nationalfonds geförderte Studie liefert mit einem multiperspektivischen Forschungsansatz einen Beitrag zum Verständnis der Bedingungen für die Entwicklung und Anerkennung von Beschäftigungsfähigkeit.
Beschreibung
Schlagwörter
Zitierform
DOI der Originalpublikation
Zitation
«Unqualifiziert»: zur Konstitution und Verwertung der Beschäftigungsfähigkeit von Arbeitskräften ohne berufliche Ausbilundung, [kein Datum]. Verfügbar unter: https://irf.fhnw.ch/handle/11654/29637.1

Versionsgeschichte

Gerade angezeigt 1 - 2 von 2
VersionDatumZusammenfassung
2021-11-09 13:31:18
Abschluss des Projektes
1*
2019-11-14 09:25:08
* Ausgewählte Version