Geschlechtsspezifische MINT-Interessen im Vorschul- und Primarschulalter - Gibt es anregungssensible Phasen?
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DOI der Originalpublikation
Projekttyp
angewandte Forschung
Projektbeginn
01.06.2015
Projektende
31.12.2017
Projektstatus
abgeschlossen
Projektkontakt
Projektmanager:in
Beschreibung
Zusammenfassung
Die Ausbildung beruflicher Interessen ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. Berufliche Interessen stellen in Kombination mit fachspezifischen Selbstwirksamkeitserwartungen ausserordentlich wichtige Faktoren für die spätere Studien- und Berufswahl dar. Diverse Studien zeigen beachtliche Unterschiede bezüglich den Interessen und der Selbstwirksamkeitserwartung von Frauen und Männern in mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Diese Tatsache gilt als wesentlicher Faktor zur Erklärung der anhaltenden Ungleichverteilung von Frauen und Männern in MINT-Ausbildungen und MINT-Berufen. Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich geschlechtsspezifische Unterschiede in beruflichen Interessen und in spezifischen MINT-Fachinteressen im Detail über die Lebensspanne entwickeln und festigen. Substanzielle und sich über die Zeit verstärkende Geschlechtsunterschiede in beruflichen Interessen lassen sich bereits am Ende der Primarstufe nachweisen. Diese Befunde weisen darauf hin, dass Programme im Sekundarbereich, die Mädchen für bestimmte technische oder naturwissenschaftliche Studiengänge und Berufe begeistern sollen, möglicherweise zu spät ansetzen bzw. durch Angebote im Primarschulalter ergänzt werden sollten. Offen bleibt, ab welchem Alter sich die dargestellten Unterschiede in den Interessen von Mädchen und Jungen nachweisen lassen und ob sich im Vorschul- und Primarschulalter anregungssensible Phasen identifizieren lassen. Diesen Fragestellungen soll im Rahmen unseres Projekts in einer Längsschnittstudie mit Vorschul- und Primarschulkindern nachgegangen werden.
Die Ausbildung beruflicher Interessen ist eine wichtige Entwicklungsaufgabe des Jugendalters. Berufliche Interessen stellen in Kombination mit fachspezifischen Selbstwirksamkeitserwartungen ausserordentlich wichtige Faktoren für die spätere Studien- und Berufswahl dar. Diverse Studien zeigen beachtliche Unterschiede bezüglich der Interessenausprägung und der Selbstwirksamkeitserwartung von Frauen und Männern in mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereichen. Diese Tatsache gilt als wesentlicher Faktor zur Erklärung der anhaltenden Ungleichverteilung von Frauen und Männern in MINT-Ausbildungen und MINT-Berufen. Der seit längerem bestehende MINT-Fachkräftemangel in der Schweiz unterstreicht zusätzlich die Notwendigkeit dieses Projekts.
In einschlägigen Überblicksarbeiten zeigen sich erhebliche Geschlechtsdifferenzen: Während Männer die Arbeit mit unbelebten Objekten (z.B. Maschinen, Werkzeugen) bevorzugen, präferieren Frauen den Umgang mit anderen Menschen. Untersuchungen belegen, dass diese Geschlechtsunterschiede in den letzten Jahrzehnten relativ stabil geblieben sind.
Bisher ist jedoch wenig darüber bekannt, wie sich geschlechtsspezifische Unterschiede in beruflichen Interessen und in spezifischen MINT-Fachinteressen im Detail über die Lebensspanne entwickeln und festigen. Substanzielle und sich über die Zeit verstärkende Geschlechtsunterschiede in beruflichen Interessen lassen sich bereits am Ende der Primarstufe nachweisen. Auch geschlechtsspezifische Unterschiede im Interesse an Mathematik und Naturwissenschaften treten bereits früh auf und verstärken sich während der Schulzeit. Zudem zeigt sich sowohl im Hinblick auf das Fachinteresse als auch auf die berufliche Interessenorientierung, dass das allgemeine Interessenniveau von Mädchen und Jungen mit dem Alter abnimmt. Als ursächlich für diese Interessenabnahme werden die entwicklungsbedingte Differenzierung von Interessen sowie kontextuelle Aspekte (z.B. fehlende Passung zwischen schulischem Curriculum und individuellen Interessen von Schülerinnen und Schülern) betrachtet. Zusammenfassend weisen alle diese Befunde darauf hin, dass Programme im Sekundarbereich, die Mädchen für bestimmte technische oder naturwissenschaftliche Studiengänge und Berufe begeistern sollen, möglicherweise zu spät ansetzen bzw. durch Angebote im Primarschulalter ergänzt werden sollten. Offen bleibt, ab welchem Alter sich die dargestellten Unterschiede in den Interessen von Mädchen und Jungen nachweisen lassen und ob sich im Vorschul- und Primarschulalter anregungssensible Phasen identifizieren lassen.
Innerhalb des Projekts sollen folgende Forschungsfragen untersucht werden:
1.Durch den Aufbau einer Längsschnittstudie soll die Entwicklung von Interessen und Kompetenzwahrnehmung im mathematischen, technischen und naturwissenschaftlichen Bereich über einen Zeitraum von drei Jahren untersucht werden. Dabei soll vor allem der Übergang von der Vorschule in die Primarschule sowie der Übergang zwischen Primarschule und weiterführender Schule betrachtet werden. Einerseits soll der Frage nachgegangen werden, inwieweit sich das allgemeine Niveau der Interessiertheit mit dem Eintritt in die Schule bzw. dem Übertritt in eine weiterführende Schule verändert und eine Differenzierung des individuellen Interessenprofils stattfindet. Anderseits soll geprüft werden, inwieweit sich Kompetenzwahrnehmung und das Interesse für mathematische, technische und naturwissenschaftliche Aktivitäten gegenseitig bedingen und entwickeln.
2.In einem zweiten Schritt möchte das Projekt prüfen, inwieweit sich bereits im Vorschulalter geschlechtsspezifische Unterschiede in den Interessen und Präferenzen von Kindern nachweisen lassen. Falls sich bereits im Vorschulalter Geschlechtsunterschiede in den Interessenprofilen von Mädchen und Jungen zeigen, soll zusätzlich geprüft werden, wie sich diese Unterschiede über die Zeit entwickeln und wie der Übertritt in die Primarschule diese Geschlechtsunterschiede beeinflusst. Zusätzlich soll in diesem Zusammenhang auch untersucht werden, inwieweit sich Geschlechtsunterschiede sowohl in den Selbsteinschätzungen von Vorschulkindern als auch in den Fremdeinschätzungen durch Erwachsene (Eltern, Betreuerinnen und Betreuer) nachweisen lassen.
3.Des Weiteren möchte das Projekt die Arbeiten zur Interessenentwicklung um eine familiäre Perspektive erweitern. Dazu sollen, wenn möglich, neben den individuellen Interessen der Vorschul- und Primarschulkinder auch die Interessenprofile ihrer Eltern erfasst werden. Ausserdem soll der Frage nachgegangen werden, welchen Einfluss familiäre naturwissenschaftliche und technische Aktivitäten auf die Entwicklung des praktisch-technischen sowie intellektuell-forschenden Interesses haben.
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Während FHNW Zugehörigkeit erstellt
Zukunftsfelder FHNW
Hochschule
Hochschule für Angewandte Psychologie
Institut
Institut Mensch in komplexen Systemen
Finanziert durch
Fachhochschule Nordwestschweiz FHNW, Strategische Initiative "EduNaT"
Projektpartner
Pädagogische Hochschule FHNW, Prof. Gabriele Lieber
Auftraggeberschaft
SAP Referenz
Schlagwörter
Fachgebiet (DDC)
150 - Psychologie